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Identität nach Lothar Krappmann - Referat
Nach der Theorie des soziologischen Interaktionismus entwickelt man die Identität das gesamte Leben lang und immer im Kontext der Gesellschaft. Dabei ist die Identitätsentwicklung in totaler Institution jedoch nicht möglich. Der Sozialisationsprozess ist ein dynamischer Prozess, bei dem es zu ständiger Anpassung kommt. Das Modell betrachtet Menschen in ihrer symbolischen Umwelt, die eine soziale Bedeutung hat. Nach Krappmann begegnen sich Menschen in sozialen Rollen und handeln innerhalb dieser Rollen über Sprache, Gestik und Mimik Lösungen aus, da die Rollenanforderungen nicht eindeutig definiert sind. Die eigenen Bedürfnisse eines Individuums müssen mit den sozialen Erwartungen vereint werden, damit sich eine Identitätsbalance bildet. Voraussetzung dafür ist es, kompromissbereit zu sein. Zudem wird die Identität innerhalb von Konflikten immer wieder neu ausgehandelt und verändert sich deshalb stetig.
Krappmann beschreibt das Individuum, um das es geht, als Ego und die Interaktionspartner beziehungsweise die Gesellschaft als Alter. Dabei antizipiert das Ego empathisch, was der Alter von ihm erwartet. So muss das Ego sowohl empathisch auf den Alter eingehen als auch die eigenen Besonderheiten darstellen. Dies soll zu einer Balance zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und eigenen Bedürfnissen führen.
Des Weiteren verfügt jeder Mensch über eine soziale Identität, also die anderen Interaktionsbeteiligungen des Individuums, und eine personale Identität, also die früheren und zurückliegenden Interaktionsbeteiligungen des Individuums.
Um eine Identitätsbalance zu erreichen muss ein Individuum nach Krappmann über vier identitätsfördernde Fähigkeiten verfügen.
Die erste Fähigkeit ist die Rollendistanz. Dabei muss das Individuum die Erwartungen an die eigenen anderen Rollen im Blick haben und sollte nicht in den Erwartungen an eine Rolle verschwinden. Zudem müssen alle Rollen und die jeweiligen Erwartungen, über die ein Individuum verfügt, aus der Außenperspektive betrachtet werden können. Um die Fähigkeit der Rollendistanz zu fördern sollten Eltern frühzeitig auf ihre Eingebundenheit in andere Rollen sowie ihre eigenen Bedürfnisse aufmerksam machen. Dies geschieht auch in sekundären Sozialisationsinstanzen wie der Schule durch vielfältige Anforderungen an das Individuum.
Zudem muss jeder Mensch über die Fähigkeit der Empathie verfügen. Dabei wird die Perspektive des Gegenübers eingenommen und nachvollzogen, um eventuell dessen Reaktion zu antizipieren. Dies kann durch affektive Faktoren wie das Empfinden von Sympathie und durch das Verhältnis der Interaktionspartner zueinander erschwert oder erleichtert werden. Gefördert werden kann Empathiefähigkeit zum Beispiel durch Rollenspiele.
Die Ambiguitätstoleranz beschreibt die Fähigkeit, Widersprüchlichkeiten (Intra- oder Inner-Rollenkonflikte) sowie mit Diskrepanzen mit eigenen Bedürfnissen aushalten oder sogar mit ihnen konstruktiv umgehen zu können. Das Individuum muss einsehen, dass Rollenprobleme unumgehbar sind und Konflikte sollten als Chance verstanden werden, die eigene Ich-Identität auszuhandeln und zu stabilisieren. Dies kann durch einen offenen und konstruktiven Umgang mit Konflikten und durch die Peer-Group gefördert werden. Zudem sollten Kinder und Jugendliche beim Finden von Lösungen und Aushalten von Spannungen unterstützt werden.
Die vierte identitätsfördernde Fähigkeit ist die Identitätsdarstellung. Das Individuum muss anderen gegenüber in Interaktionsprozessen die eigene Persönlichkeit verdeutlichen und klarstellen, dass es noch weitere Erwartungen sowie eigene Bedürfnisse zu erfüllen hat. Auf diese Weise müssen die ausbalancierten Identitätskomponenten sichtbar gemacht werden. Die Grundlage für die Identitätsdarstellung sind ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Unterstützt werden kann diese Fähigkeit durch sensibles Eingehen auf Bedürfnisse des Kindes oder Jugendlichen, durch Berücksichtigung der Anliegen und durch einen demokratischen Erziehungsstil. Zudem sollten Erziehende ihre eigene Ich-Identität sichtbar werden lassen.
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