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Judentum - 2.Version - Referat



DER TOD IM JUDENTUM


Die jüdische Kunst des Sterbens

Die Juden glauben, dass der Tod nur ein Übergang in eine andere Welt ist.
Im Talmud steht, dass ein Jude jeden Augenblick auf den Tod gefasst sein muss und mit
guten Gewissen sterben soll:
• Wenn der Sterbende seine Stunde kommen fühlt, soll er sein Leben ein letztes Mal überblicken und versuchen Gutes zu tun und Ungutes wieder gutzumachen
• Wenn der Tod unvorhergesehen oder schmerzvoll kommt, soll der Gedanke an Gott stärker sein als alle Schrecken vor dem Tod
• Das Sündenbekenntnis befreit zum letzten mal die Seele:
„Ich danke dir, dass du mich ins Leben gerufen hast. Du hast mir eine Seele gegeben und für mein täglich Brot gesorgt. Nun kommt der Augenblick, da ich die Seele, die du mir gegeben hast, dir wiedergeben soll. Nimm du sie selbst von mir, wie mit Küssen deines Mundes, dass nicht der Todesengel mich quäle. Birg mich im Schatten deiner Flügel. Mag mein rückkehrender Sinn, mein Bußfertiger Wille, mein Leiden und Todeskampf mir Entschuldigung bringen von allem Schlechten.“
• Der Sterbende segnet seine Kinder:
„Gott lasse dich wie Ephraim und Manasse werden! (Und zu Mädchen und Frauen: Wie Sara, Rebekka, Rahel und Lea) Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lasse dir sein Antlitz leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Antlitz dir zu und gebe dir Frieden.“
• Jetzt redet er zu Gott über sich selbst und hält Fürbitte:
„O möchte doch der Geist Gottes auf ihm ruhen, der Geist der Weisheit und Vernunft, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Gottesfurcht.“
• Dann betet er ein letztes Mal:
„Der Engel, der von allem Übel mich erlöst, segne diese Knaben, mein Name und der Name unserer Urväter Abraham, Isaak und Jakob dauern in ihnen und sie mögen sich mehren und ausbreiten im Lande.“


Verhaltensmaßregeln gegenüber Sterbenden

Die harmonische Auffassung des Todes hindert natürlich nicht daran einen Sterbenden zu retten, es ist sogar Pflicht. Sterbehilfe kommt für Juden also auch nicht in Frage.
Es ist üblich für einen mit dem Tode ringenden zu beten.

Verhaltensregeln:
• Man darf den Sterbenden nicht von der Stelle rücken oder umbetten, wenn dadurch der Eintritt des Sterbens beschleunigt werden kann
• Man darf in Gegenwart eines Sterbenden nicht jammern oder schreien
• Man darf nicht über die Beerdigung und Wegschaffung des Sterbenden reden, solange dieser noch am Leben ist
• Man darf den Sterbenden nicht alleine lassen

Ehe der Tod eintritt, rufen die dabeistehenden Leute laut und deutlich:
„Gott herrscht, Gott herrschte, Gott wird herrschen in alle Ewigkeiten.“
Danach rufen sie drei mal:
„Gepriesen sei sein Name, der Ruhm seines Königtums in alle Ewigkeit.“


Nach Eintritt des Todes
Mitglieder der „Chewra Kadischa“ (heilige Bruderschaft), die es in jeder Gemeinde gibt, führen folgende Vorgänge durch:
• Dem Toten wird eine Feder auf die Oberlippe gelegt, um den Tod festzustellen, dann wird gerufen:
„Gepriesen sei, der richtet in Wahrheit!“
• Es werden besondere Gebete aufgesagt
• Dem Toten werden die Augen zugebunden, man bindet ein Tuch an Kinn und Schläfen, über dem Kopf zu, damit der Mund geschlossen bleibt
• Die Umherstehenden zerreisen etwas an ihrer Kleidung zum Zeichen der Trauer
• Man bettet den Leichnam auf Stroh, legt Kissen unter den Kopf, reckt Arme und Füße gerade, deckt ihn mit einem schwarzen Tuch zu und stellt ein Licht vor seinen Kopf, (der Leichnam liegt mit den Füßen zur Tür, aus der er getragen werden soll)
• Tradition ist es, dass alles Wasser, was im Haus ist vergossen wird und alle Spiegel verhängt werden
• Eine Wache steht bei dem Toten
• Einige Stunden nach dem Tod findet die „Tahara“, Reinigung des Leichnams statt, zuerst wird der Kopf, zuletzt die Füße mit lauwarmem Wasser gewaschen, nur der Teil des Körpers, den man im Augenblick wäscht darf aufgedeckt sein.
• Der Tote wird gekleidet:
Mann:
- Sterbekittel (getragen als Bräutigam, beim Neujahrs-und Versöhnungsfest und dem Sederabend)
- darüber trägt er seinen Tallit (Gebetsmantel)
Frau:
- ein einfaches weißleinenes Sterbekleid

Särge und Kleidung sind schmucklos (ohne Unterschied), alle Toten sollen gleichbehandelt werden. Da alle Menschen vor Gott gleich sind.
Die Hinterbliebenen, „Onen“ haben bis zur Beerdigung wenig zu tun. Sie sollen kein Gebet verrichten, keinen Segen sprechen, jeden Verkehr vermeiden, niemanden grüßen, kein Fleisch essen, kein Wein trinken, Männer dürfen kein Gebetskästchen, „Teffilin“ anlegen. Man zählt in dieser Zeit nicht zum Minjan, feiert keine Mizwa, nur der Sabbat unterbricht diese Trauer.


Beerdigung

• Die Toten im Judentum müssen eine Erdbestattung erhalten, Verbrennung ist strengstens verboten, da in Genesis 3,19 steht „Denn Erde bist du, und zur Erde kehrst du wieder!“
• Die Beerdigung sollte innerhalb von 24 Stunden nach Eintritt des Todes stattfinden, im Höchstfall
3 Tage danach
• Am Sabbat und am Versöhnungstag darf keine Beerdigung stattfinden
• Es ist Pflicht eines Jeden, auf den Totenzug aller Verstorbenen der Gemeinde zu gehen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen
• Auf dem Friedhof, der auch als „guter Ort“ bezeichnet wird, hält einer, der den Toten besonders gut kannte, die Abschiedsrede
• Der Sarg wird in die Erde herabgelassen, jeder schüttet drei Schaufeln Erde darauf, denn „Staub bist du und zu Staub kehrst du Heim“
• Wenn der Sarg ganz mit Erde bedeckt ist, sprechen die männlichen Hinterbliebenen das Kaddisch Gebet, worin kein Wort vom Tod Spricht, sondern die Gottesliebe triumphiert
• Danach werden zwei Reihen gebildet, die Leidtragenden gehen hindurch, man spricht ihnen zu:
„Der Allgegenwärtige tröste dich (euch) inmitten der Übrigen, die um Zion und Jerusalem trauern“
• Jeder reißt Gras aus und wirft es hinter sich, man wäscht sich die Hände, wobei man spricht:
„Er vernichtet den Tod in Ewigkei,t und der Ewige, Gott, wischt die Träne von jedem Angesichte, und die Schmach seines Volkes entfernt er von der ganzen Erde, denn der Ewige hat gesprochen!“
• Als letztes sagt man den Psalm 91 auf
Nach Abschluss der Beerdigung wendet man sich mit Trostworten an die Hinterbliebenen und bereitet ihnen nach Rückkehr in das Trauerhaus ein einfaches Mahl.


Trauerzeiten

Schiwa- die 7 Tage:
• Erste und traurigste Phase des Trauerns
• „Schiwa sitzen“ müssen:
- die Eltern, nach dem Tode eines Kindes
- die Kinder, nach dem Tode eines Elternteils
- Geschwister nach dem Tode einer von ihnen
- Ehegatten nach dem Tode einer von ihnen
• Getrauert wird zu Hause, man sitzt auf hartem Untergrund und verrichtet keine Arbeit, besitzt man ein Geschäft, wird dieses geschlossen, man liest und lernt aus der heiligen Schrift, jedoch nur aus dem Buch Hiob oder den düsteren Kapiteln Jeremia, man reißt sein Kleid ein, trägt keine ledernen Schuhe, geht nicht aus, badet nicht in warmem Wasser und schneidet sich nicht die Haare bzw. den Bart
• Wenn ein Mitglied der Gemeinde kommt, deren Pflicht es ist, die Trauernden zu trösten, geht man nicht in seiner Wohnung auf und ab, sondern bleibt sitzen und grüßt nicht.
• Jeden Abend wird im Trauerhaus ein regulärer Gottesdienst mit Minjan abgehalten, um den Trauernden Gelegenheit zum Kaddisch sagen zu geben, (Übersetzung):
„Das gehört
und das geweiht
Sein Name sei
im All, erschaffen, wies Ihm fromm,
und sein Reich, walt er’s, komm,
solang euch Leben
und Tag gegeben,
und beim Leben von ganz Haus Israel,
dass das bald so
uns in naher Zeit,
Darauf sprecht: AMEN
Sei Sein Nam erhoben
Welt auf Welt auf Ewigkeit.
Preis und Dank

Das bedankt
und das genannt
und das umglänzt
und das erhöht
und das gefeit
und das umkränzt
und das geweiht
und das gelobt
des Heiligen Name, IHR RUHM,
Ob allem hoch.
was Preises Zungen
je Sang gesungen
je Klang geklungen
je Trost erschwungen
in dieser Welt Worten,
darauf sprecht: AMEN

Sein großer Friede komm von oben
uns Leben herab uns
und ganz Israel,
Darauf sprecht: AMEN

• Es wird wie gewohnt Sabbat gefeiert. Der Rabbiner begleitet dabei die Trauernden am Sederabend im Gottesdienst zu ihrem Sitz, als Zeichen der Teilnahme, aller, am Kummer und sagt zu ihnen:
„Bo Bschlaf“ was soviel bedeutet wie „Komm in Frieden“
• Jeder Festtag unterbricht die Schiwa

Scheloschim- die 30 Tage
• Zweite Phase der Trauer
• Beginnt am Todestag (also nur noch 23 Tage)
• Haare und Bart werden immer noch nicht geschnitten
• Man nimmt an keinem Fest teil
• Man vermeidet es Musik zu hören

Awelut- das Trauerjahr
• Dritte Phase der Trauer
• Endet nach 12 jüdischen Monaten, vom Todestag an gerechnet
• Man geht nicht auf Konzerte, Theateraufführungen, Festmähle mit Musik
• Die ersten 11 Monate sagen die Söhne täglich im Gottesdienst Kaddisch

Nach Awelut darf man öffentlich nicht mehr trauern, es wird ein Grabstein zum Respekt für den Toten gesetzt, beim Besuch des Grabes legen manche Trauernde Steine auf den Stein, zum Zeichen, dass man ihn nicht vergessen hat.


Jahrzeit (Wiederkehr des Todestages)

Jedes Jahr am Todestag, sind die Söhne verpflichtet Kaddisch zu halten. Es ist Sitte, am Abend ein Licht anzuzünden und es 24 Stunden brennen zu lassen. Grundlage dafür ist: „Ein Licht Gottes ist des Menschen Seele“

Beerdigung der Ritualgegenstände

• Früher wurden Thorarollen, Gebetsbücher und sonstige Ritualgegenstände in einem Hinterzimmer der Synagoge aufbewahrt
• Heute begräbt man sie auf dem Friedhof, mit der gleichen Würde und Sorgfalt wie einen Menschen




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