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Liebe - Fluch oder Segen? - Referat
Nahezu jeder Mensch entdeckt im Laufe seines Lebens mindestens eine andere Person, die er liebt. Für glückliche Paare mag sich die Frage nach Fluch oder Segen der Liebe so nicht stellen, doch die Wenigsten finden ihre Liebe im Sandkasten und werden damit ein Leben lang glücklich. Zum Beginn einer Liebe werden die Meisten die Liebe als etwas Schönes, Nützliches und Hilfreiches im Leben eines Menschen empfinden. Doch sehen das alle so? Oder gibt es nicht auch negative, beklemmende und traurige Aspekte der Liebe?
Dem Wortursprung nach bedeutet Liebe so viel wie begehren oder gern haben. Heute wird Liebe als stärkstes Gefühl der Anziehung und Zuneigung mit wohlwollendem Blick auf den Anderen verstanden. Auf diese zwischenmenschliche Bedeutung der Liebe werde ich in diesem „Versuch“ den Fokus legen. Um alternative Bedeutungen wie die Liebe zu einer Sache (z.B. Religion, Überzeugung, Gebäude) oder Liebe im physischen Sinne von Sex und rein körperlicher Begierden, geht es hier nicht.
Ob die Liebe positiv oder negativ betrachtet wird hängt sehr stark von den beteiligten Partien ab. Dabei gibt es im Wesentlichen folgende Kategorien in denen von Liebe gesprochen wird.
Die grundlegendste Zuneigung ist die zwischen Eltern und ihren Kindern. Von der Geburt an entsteht eine Bindung zwischen Eltern und Kind, die häufig ein Leben lang anhält. Diese Liebe ist so elementar wichtig für den Fortbestand der Menschheit, dass es ohne sie vermutlich keine Menschen geben würde. Wenige würden das Säuglingsalter überleben, wenn nicht die Eltern mit treuster Hingabe die Erziehung und Ernährung übernehmen und Ur-Vertrauen schaffen würden. Selbst wenn sich Eltern und Kinder im Laufe des Lebens nicht mehr lieben und Familienfehden beginnen, so hat die gegenseitige Zuneigung zu Beginn dazu geführt, dass das Kind eine gute Basis zum Leben entwickelt hat. Dieser wichtige Aspekt der Liebe ist unzweifelhaft ein Segen für jeden Einzelnen.
Ähnlich positiv ist die Liebe zwischen Geschwistern und nahen Familienangehörigen zu bewerten. Verwandte können helfen im Leben zurecht zu kommen, indem sie uns schützen. Insofern also diese Liebe besteht, hat sie Vorteile für beide Seiten wie Zugehörigkeit und Verbundenheit, die in kritischen Lebenssituationen trägt.
Auf einem Feld erschlägt Kain seinen Bruder Abel und wird damit zum ersten Mörder. Eskalationen zwischen Verwandten gibt es zwar immer wieder, jedoch sind diese Streitigkeiten nicht in Folge der Liebe zwischen den Verwandten, sondern durch das Fehlen von Bindung entstanden.
Die heikelste Seite der Liebe ist die Liebe zu einem Partner/einer Partnerin auf Basis einer leidenschaftlichen und innigen Anziehung. Objektiv betrachtet bleibt diese Form der Liebe am häufigsten unbeantwortet, wird zurückgewiesen oder missbraucht. Deshalb bedarf sie einer besonders kritischen Betrachtung.
Viele ältere Personen behaupten Liebe in Partnerschaften kann erst nach Jahren und nur bei einer gewissen emotionalen Reife entstehen. Ungeachtet des Wahrheitsgehaltes dieser Aussage, ist jedes Suchen nach einem Beziehungspartner eine Suche nach Liebe und daraus folgt, dass jede Handlung und jedes Gefühl das während dieser Suche auftritt eine Folge der Existenz der Liebe ist. Jeder Mensch, der nicht den erstbesten Lebenspartner glücklich bis zu seinem Lebensende begleitet, erfährt auf seiner Suche nach Liebe Zurückweisung und Frust, meist gepaart mit Liebeskummer und Selbstzweifel. Daher ist die Frage nach dem Nutzen exakt dieser Liebe durchaus zweifelhaft. Im Gegensatz zur Liebe zwischen Verwandten und der Familie, die einem in die Wiege gelegt wird, entsteht diese Form der Liebe nur durch eigenes Zutun und Geschenk des Anderen.
Viele negative Aspekte werden auf der Suche nach der Liebe deutlich. Jeder hat diesen einen Freund, der einfach nicht die richtige findet. Er bemüht sich noch so sehr, doch alles was er erntet sind Ablehnungen und Körbe. Ohne Bestätigung schwindet das Selbstwertgefühl eines Menschen und wenn das Umfeld des Betroffenen diese fehlende Bestätigung nicht kompensieren kann, stürzt der Betroffene meist in ein emotionales Tief, das in Depressionen und Suizid enden kann.
Auch wenn man denkt die Liebe gefunden zu haben, treten negative Auswirkungen auf. Zum einen ist eine Beziehung ein großer Zeitaufwand, den die meisten Verliebten zwar gerne bereit sind aufzubringen, doch sehr häufig bleiben dabei andere Lebensbereiche auf der Strecke. Darunter können Freundschaften und Hobbies leiden.
Außerdem kann in einer Beziehung die Liebe sehr einseitig verteilt sein, wenn der eine Partner sehr wohlhabend, mächtig oder attraktiv ist und nur aufgrund dieser Eigenschaften begehrt wird, ist das der Fall. Wenn in einer Liebe Partner ungleich lieben führt das zwangsweise zu nicht belastbaren Beziehungen, da bei plötzlichem Wegfall der attraktiven Eigenschaften kein Grund mehr besteht den ehemals begehrten Partner noch zu behalten, obwohl dieser möglicherweise aufrichtige Liebe empfunden hat.
Zum Scheitern verurteilt sind auch Beziehungen, in denen ein Partner sich selbst vergisst und zum selbstaufopfernden, grenzenlos liebenden Anhängsel wird. Wenn ein Ungleichgewicht in der Beziehung zwischen geben und nehmen herrscht, wird keiner der beiden Partner glücklich. Der Selbstaufopfernde wird ständig enttäuscht, dass der Partner ihn nicht ebenso liebt und der Andere fühlt sich möglicherweise unter Druck gesetzt und sucht das Glück bei Menschen außerhalb der Beziehung.
Gerade Partnerschaften, in denen gegenseitige Abhängigkeiten bestehen, können zum Fluch werden, wenn ein Partner feststellt, dass die Liebe verloren gegangen, aber eine Trennung aus finanziellen, moralischen oder gesellschaftlichen Gründen nicht möglich ist. Dann wird aus Liebe ein Gefängnis, denn die Einschränkung der Freiheit und Unabhängigkeit wird nicht mehr durch die Liebe des Anderen kompensiert.
Doch egal aus welchen Gründen Beziehungen zu Bruch gehen, sei es durch Fremdgehen, Schicksalsschläge oder Auseinanderleben, am Ende einer Beziehung fallen die meisten Menschen in ein Loch, dessen Folgen der einer unbeantworteten Liebe gleichen. Gleichzeitig enden die meisten Beziehungen in Streit, manche mit aufwändigen Scheidungen (jede 3. Ehe) und selten mit Mord. Dies belegen aktuelle statistische Zahlen, nach denen rund ein Drittel aller Morde aus Eifersucht, Ehekrisen und anderen Liebesfolgen begangen werden, wenn aus Liebe Hass wird.
Dem steht das vielleicht beste und schönste Gefühl der Welt gegenüber, das immer dann auftaucht, wenn man sich der Zuneigung und Liebe eines geliebten Menschen bewusst wird. Auch der Zustand des Verliebt Seins, eine Folge von erfolgreicher Suche nach der Liebe, steht diesem Gefühl in nichts nach. Diese Hochphase der Liebe lässt Menschen sich stark und schwach zugleich fühlen. Objektiv sind verliebte Personen glücklicher, ausgeglichener und zufriedener als Personen ohne Beziehung, denn eine Partnerschaft ist zu Beginn immer eine Quelle von Bestätigung, Freude und Stolz, da man von seinem Partner diese Gefühle vermittelt bekommt.
Während einer glücklichen Beziehung entstehen eine Vielzahl an persönlichen Erfahrungen, wie dem ersten Kuss, der ersten Liebesnacht, einen gemeinsamen Urlaub und mehr. Diese einmaligen Erlebnisse verbinden die Partner und sind auch lange später noch schöne Erinnerungen, die das Leben bereichern.
Alle Gefühle, welche die Liebe auslöst, haben Künstler und Schriftsteller zu Spitzenleistungen inspiriert. Ohne die Liebe würde ein Großteil unseres Kunstschatzes nicht existieren, allein Goethe verfasste 42 Gedichte und 129 Aphorismen über die Liebe.
Gerade wenn Bindungen lange halten, lässt das Gefühl der Verliebtheit nach, jedoch tritt an dessen Stelle das Gefühl der Vertrautheit und der Liebe, sodass auch in lange dauernden Beziehungen beide Partner noch voneinander profitieren können, denn es tut gut nicht allein auf der Welt zu sein und jemanden zu haben, dem man vertrauen kann. So kann der Zugang zueinander wachsen und man wird einander zum besten Freund, Geliebten und Vertrauten zugleich.
Zusammenfassend kann man festhalten, dass Liebe immer dann zum Fluch wird, wenn sie unbeantwortet oder ausgenutzt wird und damit ungleich verteilt ist.
Zum Segen wird Liebe für jeden, der sie bedingungslos erwidert bekommt. Daher werden die Meisten beide Seiten der Liebe kennen und sich je nach momentaner Situation zwischen Fluch und Segen entscheiden, denn einem Anderen Macht über sich selbst zu geben, hat immer positive und negative Aspekte. Wenn ich an die vielen glücklichen Situationen und auf die vielen schlaflosen Nächte zwischen Vorfreude und Liebeskummer zurückblicke, kann ich für mich festhalten, dass die Liebe das Leben erst so richtig interessant und abwechslungsreich macht. Daher ist für mich die Liebe das Salz in der Suppe des Lebens.
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