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Sophismus - Referat



Die Sophisten

Seit der zweiten Hälfte des 5. Jh. ist der sog. "Homo mensura" - Satz des Protagoras typischer Ausdruck der Haltung, die das geistige Leben Griechenlands, was zu diesem Zeitpunkt beinahe ausschließlich Athen bedeutetete, zu beherrschen beginnt.
"Aller Dinge Maß ist der Mensch" ist die Elternaussage dieses Satzes, der das Denken der damaligen Zeit in seiner anthropozentrischen Haltung zeigt. Für diesen Vorgang des Wandels im Denken der Athener gibt es zwei Gründe: Zum einen war die ohne Experimente existierende Naturwissenschaft ins Stocken geraten, zum anderen verlangten die Veränderungen im politischen Leben der Bürger (Perserkriege, Peleponnesicher Krieg, geistige Vormachtstellung in Restgriechenland, usw.) neue Kenntnisse und Fähigkeiten. Eine dem neuen Denken (den Menschen als Mittelpunkt des Geschehens zu betrachten) entsprechende Erziehung zu vermitteln, boten sich die Sophisten an, die als erste gegen Bezahlung lehrend durchs Land zogen. Man muß jedoch die Sophisten in zwei Gruppen unterteilen: Die frühen Sophisten. zu denen Protagoras, Gorgias, Hippias und Prodikos zählen, und die späteren Sophisten, u. a. Polos, Kallikles, Thrasymachos und Dionysodoros. Protagoras aus Abdera (um ca. 440 v. Chr.), der Begründer der Sophistik, reiste als Rhetoriklehrer durch Griechenland - Perikles und Euripides zählten zu seinen bekanntesten Hörern in Athen - bevor er der Gottlosigkeit angeklagt wurde und während seiner Flucht aus Athen als Greis ertrank.
Die Lehre der Sophisten:
Die Grundvoraussetzung der Sophistik war die Erziehbarkeit und die Bildbarkeit eines jeden Menschen, sie unterscheidet ihn etwa durch das Treffen von Entscheidungen und durch sein Erkennungsvermögen von allen anderen Lebewesen. So begründet z. B. Gorgias die Lehre des Relativismus, nur eine von vielen Lehren bzw. Grundprinzipien der Sophistik, mit der individuellen Vorstellung jedes Menschen von Dingen, von denen keine "richtiger" oder "falscher" ist, als die andere; Protagoras jedoch sah Qualitätsunterschiede der Meinungen. Trotz dieser, scheinbaren Differenz in der Sichtweise beider Lehrer in derselben Lehre der Sophistik, hatten die Sophisten ein gemeinsames Ziel: Sie wollten beim Zuhörer bewirken, daß ihm Gutes als Schlechtes erscheint, und ihn so zu einem besseren und bescheideneren Menschen machen. Um diese "Besserung" im Denken zu erreichen, müsse man sich, nach Meinung der Sophisten, nicht mit der Natur beschäftigen, sondern "die logischen und sprachlichen Anlagen systematisch ausbilden", um sich z. B. in der Polis zu behaupten und Einfluß zu erlangen. Durch diese sophistische These kam es zur Begründung der Sprachwissenschaft, Grammatik, Synonymik, Poesie, die auf den "Stundenplänen" eines jeden Bildungsgierigen standen. Die von Zenon begründete dialektische Methode und die Eristik gelangten zu großer Beliebtheit, der Gipfel der erstrebten paideia und areth , zu denen all diese Kenntnisse und Fähigkeiten hinführen sollten, war jedoch die theoretische und praktische Rhetorik, die man bei Gorgias in unübertroffener Vollendung erleben konnte. So brüstete er sich z.B., zu jedem beliebigen Thema eine Prunkrede ( epidexiV) halten und jeden überzeugen zu können; auch wenn er die schwächeren Argumente hätte. Diese "Überredungskunst", bei der die Beweise für die Wahrheit
zerredet, übergangen oder schlicht nur anders ausgelegt wurden, war es schließlich, die Sokrates und Platon veranlaßte, die Lehren der Sophisten zu verunglimpfen, da sie die "schlechte Sache zur Guten" mache, und jeden, der kein Unterricht bei den Sophisten hatte bei Gericht oder Volksversammlungen Nachteile verschaffte oder gar die Wahrheit ganz unterdrücke.
Auch blieb eine Umwälzung der religiösen und sittlichen Vorstellung nicht aus, hervorgerufen durch die Betrachtung des Menschen als "Mittelpunkt aller Dinge", die wiederum eine Umwälzung der ethischen Ansichten nach sich zog, etwa die Auflösung des nomoV ; (Gewohnheit, Sitte, Recht), welcher gegen die Grundtendenz der Sophistik sprach, weil er laut Hippias "oftmals zu naturwidrigem Tun zwingt" und er es nicht zuläßt, das Gerechte aus der Natur herzuleiten. Die Diskrepanz die in den sophistischen Lehren lag, nämlich einerseits Gerechtes aus der Natur herzuleiten und andererseits den Mensch als Mittelpunkt und seine Gesetze hervorzuheben, zeigt sich im Fall des Alkidamas, eines Schülers Gorgias', der die Sklaverei als naturwidrig ansah, da sie weder in der Tierwelt vorhanden war oder sich aus der Natur ableiten ließ. Kurzerhand wurde die Natur des Menschen als Vorbildfunktion über Bord geworfen und man berief sich unpassenderweise auf die außermenschliche Natur, die das Recht des stärkeren lehrt.
Eine andere Lehre, die auf das erschreckende und unsoziale Grundprinzip der späteren Sophistik hinweist, ist die sog. "Herrenmoral", welche besagt, daß rücksichtsloser Egoismus den Inhalt des wahren Rechts" bestimmt, und das Gesetz als listige Erfindung der Masse sieht um dem Starken Zügel anzulegen. Diese Tendenz wurde jedoch erst zum Ende der Zeit der Sophistik vertreten, und es macht verständlich, daß Platon und Sokrates gegen diese menschenverachtende Haltung angingen, die sich fast mit dem Gedankengut der uns leider sehr vertrauten NS-Zeit decken.




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