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"Die Liebenden" von Berthold Brecht - Referat
Interpretation „Die Liebenden“
Das Gedicht „Die Liebenden“ von Berthold Brecht (1898- 1956) ist im 20. Jahrhundert entstanden. Brecht war sehr gesellschaftskritisch und jemand, der gegen Traditionen, gewisse Anständigkeiten und Gewohnheiten der Menschen Protest übte. So handelt dieses Gedicht von der Liebe oder einer Beziehung, die jedoch von anderen wiederholend hinterfragt wird. Mein erster Eindruck beim Lesen war, dass einfach versucht wird, die Liebe mit der Natur in Verbindung zu stellen.
Das Gedicht „Die Liebenden“ hat keine Strophen und besteht aus 23 Versen. Insgesamt kann man es jedoch in vier Sinnabschnitte einteilen. Im ersten leitet der Dichter kurz ein, während er im zweitem direkt Forderungen an Liebende stellt. Danach wird das Glück zu lieben beschrieben, bevor dann am Schluss die negative Seite des Ganzen und die Kritik Brechts zum Ausdruck gebracht werden.
In den ersten sechs Zeilen, die man als eine Art Einleitung sehen könnte, spricht der Dichter den Leser direkt an (in der ersten Zeile z.B. mit Imperativ) und benutzt sehr viele Metaphern.
Mit den Kranichen könnten die Männer gemeint sein, der „große Bogen“ soll die Vielzahl derer bekräftigen, die Wolken sind die Frauen und die Wörter „Höhe“ und „Eile“ betonen die Fähigkeiten der Menschen.
Besonders hervorgehoben durch Anaphern werden die Wörter „gleich“, wodurch die Gleichheit beider Geschlechter betont werden soll, und das Wort „Leben“. Als Reimstruktur liegen zwei Kreuzreime vor, jedoch nicht in normaler Form, sondern aba bcb.
Inhaltlich gesehen wird darauf hingewiesen, dass jedem Mann von Gott eine Frau gegeben wurde.
Brecht will hierdurch verdeutlichen, dass die Liebe nichts Schlechtes ist, sondern ein Geschenk Gottes. Der Bezug auf das Übernatürliche wird durch das Passiv „welche ihnen beigegeben“ deutlich.
In den folgenden sechs Versen fordert der Dichter. Da Mann und Frau sich nun gefunden haben („im Fluge beieinander liegen“), sollen sie nur noch für die Liebe leben, wo doch die Zeit auf Erden so knapp ist („den schönen Himmel, den sie kurz befliegen“).
Es werden neue Metaphern eingeführt. Hier steht der „Himmel“ für die Erde, „befliegen“ für bewohnen und die Alliteration „Wiegen im Wind“ drückt das Verliebt sein aus.
Auffällig ist das „d“ (Alliteration) an fünf von sechs Versanfängen in diesem Sinnabschnitt. Dadurch wirken die Forderungen dringender.
Genau wie oben setzen sich die sechs Verse aus zwei unvollständigen Kreuzreimen zusammen: cdc ded
Der nächste Sinnabschnitt umfasst sieben Verse (deshalb ist hier auch das einzige Mal ein ganzer Kreuzreim zu finden: efe fgfg) und beinhaltet Beschreibungen vom Genuss der Liebe. Der Dichter sagt zum Beispiel, dass, wenn man sich liebt, einen nichts unglücklich machen kann oder stören kann.
Wieder ist hier der „Wind“ die Metapher für die Liebe. Die Allegorien „Regen“ und „Schüsse“ sollen Bedrohungen darstellen (die Alliteration von „Schüsse schallen“ wirkt hier besonders), die den Liebenden jedoch nichts anhaben können. Erneut tritt eine Anapher auf; „So lange“ wird wiederholt um die wahrscheinlich kure Dauer des Ganzen zu verdeutlichen.
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt in diesem Abschnitt ist die Nennung von „Sonn und Mond“. Das hier genannte „wenig verschieden“ meint das Selbe wie das im ersten Sinnabschnitt vorkommende „gleich“. Und auch genau wie oben wird ein Bezug zum Übernatürlichen hergestellt, da Sonne und Mond als Pärchen wie Mann und Frau existieren.
Vollkommen im Gegensatz zu allen anderen Teilabschnitten stehen die nächsten vier Verse (ghii). Es geht ruckartig in Ellipsen und kurzen Fragewörtern über, die auch durch die schnellen Wörter, wie „allen“, „beisammen“, „wann“ und „trennen“ und die kleinen Wörter, wie „ihr“, „hin“ und der Assonanz „von“, noch mehr verstärkt werden.
Dies steht im Zusammenhang mit dem Inhalt. Hier werden zum ersten Mal die anderen Menschen, die Dinge um die Liebenden herum, deutlich. Dass diese Frage stellen, sich einmischen, gefällt dem Pärchen nicht. Sie wissen, dass sie keine Ziele haben, dass ihre Beziehung noch nicht lange währt und vielleicht auch nicht lange halten wird, doch es ist ihnen egal. Sie geben kurze Antworten, weil sie ungestört sein wollen.
Formal betrachtet sind die drei ersten Verse des letzten Abschnitts die Steigerung auf den Höhepunkt in der vierten Zeile. In diesem letzten Satz kommt Brechts ganze Kritik zum Ausdruck; „So scheint die Liebe Liebenden ein Halt“. Das heißt, die Liebe ist schön, könnte aber noch tausendmal schöner sein, wären da nicht die ganzen Leute, die sie in Frage stellen würden, wären da nicht die ganzen Normen in unserer Gesellschaft, die man in einer Beziehung beachten muss. Aus diesen Gründen kann die Liebe sich nicht komplett entfalten, sondern muss stattdessen Halt geben.
Brecht wirft der Gesellschaft also vor, die Liebe einzuschränken. Den Untergrund und die Argumente dagegen liefert er bereits zu Anfang des Gedichts, indem er sagt, dass die Liebe von Gott kommt und deshalb nicht gezügelt werden muss.
Im gesamten Verlauf des Gedichts benutzt er Metaphern aus dem Themengebiet „Himmel“ (zum Beispiel: „Kranich“, „Wolke“, „Wind“, „Regen“, „Höhe“) um das himmlische und göttliche an der Liebe zu verdeutlichen. Ebenso die Verben richten sich hiernach, wie beispielsweise: „entflogen“, „befliegen“, „im Fluge liegen“ und „fliegen“.
Das Metrum des Gedichts ist das eines vierhebigen Daktylus, der die Metaphern unterstreicht, weil er sich „flügelschlagend“ anhört.
Mit diesem Gedicht offenbart Berthold Brecht einen sehr wichtigen Kritikpunkt an unseren Normen und an das „oberflächliche“ Verhalten der Menschen. Er zeigt uns wie schön Liebe ist und wie noch viel herrlicher sie sein könnte, würden wir nicht versuchen, sie zu ersticken. Als Argument nennt er die Göttlichkeit der Liebe. Mein erster Eindruck hat sich nicht wirklich als tragend erwiesen, ist jedoch zu verstehen, da „Die Liebenden“ so viele Metaphern enthält, dass es schwierig scheint, den komplexen Sinn sofort zu begreifen.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: tennisspielerineva
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