Die Mappe
Etwa 60.000 junge Menschen bewerben sich jährlich für ein Studium im Fachbereich Design, dass dabei nur jeder zehnte Erfolg hat, zeigt wie wichtig es ist, besser zu sein als die anderen.
Der erste Schritt im Bewerbungsprozess ist die Mappe. Neben Schulnoten, ist sie dein vorerst einziges Mittel, einen begehrten Studienplatz zu erhalten. An ihr hängt also deine ganze Zukunft. Nicht umsonst löst das Wort bei so vielen Studienabgänger Angstzustände aus. Aber: alles halb so wild, wenn man es nur richtig angeht !
Welchen Umfang soll die Bewerbungsmappe haben?
An der FH Mainz wollen die werten Professoren wenigsten 10 Arbeiten sehen. An der FH Nürnberg sollten es dagegen 30 sein. Da dir kein Professor sagen wird was genau eine Arbeit ist, bleibt die Frage ob nun ein Foto oder erst eine Fotoserie eine Arbeit ist. Generell liegt man mit 15 bis 30 Arbeiten ganz gut. Drei Kurzfilme, ergänzt durch Storyboards und Setfotos, vier Fotoserien und drei Zeichnungen langen schon.
Meist wollen Hochschulen nur sicherstellen, dass ein gewisses Niveau erreicht wird. Geb also nicht so viel auf die Zahlen, schließlich handelt es sich um einen kreativen Studiengang.
Welche Arbeiten kommen in die Mappe ?
Jede Hochschule hat andere Vorstellungen, wie eine Mappe aussehen soll. Maßgebend für deine Mappe ist natürlich der Studiengang. Eine Bewerbungsmappe für den Studiengang Design in Essen muss schon anders aussehen als eine für Mediendesign in Nürnberg.
Achte darauf Arbeiten auszuwählen, die zum Studiengang passen. Hier ist es natürlich von Vorteil wenn man einen großen Vorrat an Arbeiten hat, die nur noch kombiniert werden müssen.
Generell kann alles in die Mappe, hier gibt es keine Vorgaben. Ob Zeichnung, Fotografien, Logos oder Webseiten der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Je nach Studiengang werden auch Videos und Animationen gern gesehen. Vorsicht mit dreidimensionalen Objekten: Sie nehmen viel Platz in den Mappenlagern in Anspruch, meistens sind sie unerwünscht. Hier am besten nur Fotografien einschicken!
Eine Mappe für drei Hochschulen?
Zu aller erst solltest du wissen, wo du dich überall bewerben willst. Eine Hochschule ist zu wenig. Nur wenn du breit streust ist die Wahrscheinlichkeit einen Platz zu bekommen hoch. Du musst also mehrere Mappen erstellen.
An deine favorisierte Hochschule schickst du die besten Arbeiten, an die „Notlösungs-Hochschulen“ die Schlechteren. Zeichnungen und dergleichen sollten schon im Original vorliegen. Für die „Notlösungen“ reichen Kopien aus. Filme, Fotos und Animationen sind jetzt besonders praktisch: Sie lassen sich beliebig oft reproduzieren. Wenn du eine Mappe zurückerhältst sieht sie meistens ramponiert aus, ich würde sie nicht noch einmal einsetzten, mach lieber eine Neue! Das kostet zwar wieder, kann man aber von der Steuer als Werbungskosten absetzten.
Braucht die Mappe ein Thema?
Ob die Mappe nun einen viel zitierten “roten Faden” hat oder nicht ist nicht entscheidend. Eine abwechslungsreiche Mappe mit dem Thema “Bananen” ist für den Betrachter spannender als eine Mappe mit 40 Aktzeichnungen – die er in den letzten 50 Mappen auch schon gesehen hat.
Es bietet sich an, die Präsentation der Arbeiten als roten Faden zu nehmen. Beispielsweise alle Zeichnungen auf schwarzen Karton aufziehen oder Fotoserien in kleinen Büchern zu binden Zumindest sollte die Mappe ein hochwertiges Gesamtbild machen. Sie darf nicht aussehen wie ein zusammengeschustertes Flickwerk alter Bilder und Fotos. Sie muss dich repräsentieren! Da kann sie nicht gut genug sein.
Vierzig perfekte Zeichnungen und Fotos reichen für eine Mappe. Präsentierst du sie lieblos in einem Schnellhefter, bist du raus. Präsentation ist das A und O.
Gespräche sind hilfreich!
Vitamin-B hilft auch bei der Mappenbewertung
Wenn du dir nicht sicher bist ob deine Mappe den Anforderungen des Studiengangs gerecht wird, dann kannst du bei den meisten Hochschulen eine Mappenberatung machen. Kontaktinformationen findet man auf den Internetseiten.
Beim Mappenbesprechungstermin kannst du dir die Meinung eines Professors anhören. Es ist sinnvoll sich vorher über den Studiengang zu informieren. Vielleicht mal den Stundenplan anschauen, die Fächer oder die Internetseite. Dann hinterlässt man einen besseren Eindruck.
Aber Vorsicht: Mappengespräche sind niederschmetternd. Der Professor wird sich über deine Arbeiten auslassen, so gut er kann. Hör ihm einfach zu, diskutieren bringt nichts. Vielleicht bist du danach etwas schlauer, was die Auswahl deiner Arbeiten betrifft. Das ist sehr hilfreich. Aber übertreibe nicht, wer zehnmal vor Abgabe seine Mappe checken lässt, und neun alte Mappen über Board geworfen hat macht sich lächerlich! Ein paar Verbesserungen reichen da völlig aus.
Versetz dich in die Lage des Professoren
Stell dir vor, du wärst der Professor der deine Mappe sichtet, und die von 600 anderen Bewerbern auch noch. Viel Zeit zum Betrachten kannst du dir nicht für jede Mappe nehmen. Texte können nur überflogen werden, wenn sie überhaupt angesehen werden. Entsprechend schnell und unachtsam werden die Mappen durchgeblättert. Schnell lösen sich Zeichnungen vom Pass-partout, dünnes Papier reißt ein. Fällt etwas heraus – ohne Namen kann es nicht mehr zugeordnet werden. Das alles macht keinen guten Eindruck. Deshalb sollte - so blöd das klingt - die Bewerbungsmappe robust sein.
Aber auch handlich! Stell dir vor, du müsstest 600 Mappen zu je 8 Kilo der Größe 50*70 cm auf einen Tisch wuchten, durchblättern und wieder ins Regal stellen. Das ist anstrengend. Also: leicht und kompakt – schnell zu öffnen - wenig zu lesen.
Eine Mappensichtung kann sehr langweilig sein: witzige Arbeiten können Pluspunkte sichern.
Mappenvorbereitungskurs machen?
Es gibt die Möglichkeit an privaten Schulen Mappen zu erstellen. Meistens dauern diese Kurse ein Jahr. Unter der Anleitung eines Lehrers entstehen jede Menge Arbeiten. Wer an so einem Kurs teilgenommen hat , hat bei der Mappenzusammenstellung nur noch die Qual der Wahl. Mit einer guten HZB (Hochschulzugangsberechtigung – Fachabi oder Abi) ist dir ein Platz relativ sicher. Du solltest aber nicht den Fehler machen, an den Hochschulen von deinem Kurs zu erzählen. Stell dein können als pure Begabung dar. Professoren bezeichnen die Kurse manchmal als Entspannungsjahr nach dem Abitur. Mit einer Portion Selbstdisziplin geht es auch ohne Kurs.
Was tun wenn ich noch keine Mappe habe und bald Abgabe ist?
Jetzt ist wahre Kreativität gefragt! Fang bloß nicht an alte Wasserfarbenbilder aus der Schulzeit in die Mappe zu legen! Das kann dir den Kopf kosten! Lieber keine als eine schlechte Mappe. Weniger ist mehr! Ein paar Zeichnungen, einige Fotografien, vielleicht noch je einen (KURZEN!!) begleitenden Text zu den Arbeiten. Das schafft man an zwei Wochenenden. Das alles packt man in eine hochwertige, am besten selbstgebastelte, Verpackung und siehe da: Fertig ist die Mappe. Man muss es nur wollen und wenn man Eltern und Freunde einspannt klappt es auch.
Oder doch lieber noch ein Jahr warten?
Darauf solltest du dich sowieso einstellen! Es gibt ca. 600 Bewerber auf 25-35 Studienplätze. Die Meisten bewerben sich bei mehreren Hochschulen aber die Wenigsten bekommen überhaupt einen Platz. Wer einen künstlerischen Studiengang anstrebt, muss geduldig oder sehr begabt sein.
Wie wird meine Mappe bewertet?
Das kommt ganz auf den Studiengang an. Aber es wird nach Begabung und Talent bewertet nicht nach Umfang. Machst du eine Mappe für Produktdesign, solltest du Produkte entwerfen. Ein abstraktes Ölgemälde wird dich hier nicht weiterbringen. Generell werden folgende Punkte bewertet.
- Gefühl für Farben solltest du haben, das sollten die Zeichnungen erkennen lassen
- Gefühl für Harmonie und Komposition: Schon einmal etwas vom „Goldenen Schnitt“ gehört? Kontraste sollten gezielt gesetzt und Details bewusst betont werden.
- Zeichnerische Begabung ist je nach Studiengang wichtig. Die Zeichnungen sollten erkennen lassen dass Perspektive, sichere Strichführung, Licht, Schatten ebenso kein Problem sind wie der sichere Umgang mit verschiedenen Zeichengeräten (Bleistift, Kohle, Buntstift, Tusche etc.)
- Fantasie und kreatives Vorstellungsvermögen, willst du Designer werden musst du Logos entwerfen. Du bist kein Landschaftsmaler. Zeig was in dir steckt!
- Gesamterscheinungsbild, siehe auch Punkt „Braucht die Mappe ein Thema?“
- Eigener Stil – ist ein eigener Stil erkennbar? Oder haben gar andere Leute mitgearbeitet? Sind die Arbeiten zu ähnlich?
- Thematisches Arbeiten – Falls ein Thema gestellt wurde: Ist es überhaupt bearbeitet worden? Themenbezogen arbeiten, gehört zum Berufsbild des Designers. Weniger vielleicht zum Alltag des freischaffenden Künstlers.
- „Technisches“ - ist der Umfang eingehalten? Rechtzeitig abgegeben? Ist die Mappe zu groß? Steht der Name überall drauf? Wurden Videos als DVD abgegeben obwohl VHS erwünscht war? Ist die Erklärung dabei, dass alles selbst gemacht wurde?
„Die beste Mappe erhältst du, wenn du jetzt anfängst!“
Hier findest du einen kleinen Bericht zu einem Mappen-Vorbereitungs-Kurs
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