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"Small World" Martin Suter - Referat
Martin Suter: Small World
1) Bei Alzheimer sind drei Stadien zu unterscheiden: das Frühstadium, das mittlere Stadium und das Spätstadium. Im Frühstadium leidet vor allem das Kurzzeitgedächtnis. In diesem Stadium vergessen die Erkrankten Namen, die ihnen gerade genannt wurden, versäumen Verabredungen oder haben Probleme, Gesprächen zu folgen. Fremdwörter und selten gebräuchliche Begriffe bereiten Schwierigkeiten, und die Ausdrucksweise und die Sprache wird einfacher. Oft fällt es den Erkrankten schwerer, sich in noch nicht bekannter Umgebung zurechtzufinden. Im mittleren Stadium schaffen es die Erkrankten nicht mehr, ohne Hilfe, den Alltag zu bewältigen. Alle Störungen der ersten Phase schreiten fort. Auch das Langzeit-gedächtnis beginnt zu leiden. Die Namen von vertrauten Menschen werden vergessen oder verwechselt. Der Wortschatz bildet sich noch weiter zurück. Es kann vorkommen, dass die Betroffenen Wörter, Sätze, Silben oder auch Handlungen wiederholen. Jetzt kann es sogar passieren, das die Erkrankten selbst in eigentlich bekannter Umgebung die Orientierung ver-lieren. Stimmungswechsel sind häufig und abrupt, außerdem kommt es manchmal zu Wahnvorstellungen, Angstzuständen und Depressionen. Es wird Tag und Nacht vertauscht. Die Menschen sind auf umfangreiche Hilfe angewiesen, obwohl sie manchmal auch normal wirken, was aber immer seltener vorkommt. Im letzten Stadium sind die Erkrankten voll-ständig von ausgebildeter Pflege abhängig und nicht mehr in der Lage neue Informationen zu speichern. Auch die engsten Angehörigen, zum Beispiel die eigenen Kinder, werden oft nicht erkannt. Der Sprachverlust schreitet fort und bald werden nur mehr wenige Wörter verwendet. Die Betroffenen verlieren die Kontrolle über ihren eigenen Körper. Die Patienten sind teilnahmslos und nehmen ihre Umgebung kaum noch wahr.
(Quelle: Buch, http://www.alzheimer.de/alzheimer/alzheimer/verlauf.html)
Bei Konrad Lang kommen eigentlich die typischen Zeichen von Alzheimer vor. Das Buch beginnt gleich mit einem Vorfall: Konrad zündet den Holzhaufen neben dem Kamin an, anstatt dem im Kamin. Daraufhin verbrennt das ganze Haus. Dann ist eine Pause der Vergesslichkeiten. Nach einiger Zeit aber vergisst er öfters Namen, findet sich im bekannten Supermarkt nicht zurecht und vergisst ab und zu auch mal den Namen seiner Freundin Rosemarie Haug. Er löst diese Probleme einfach, indem er sich kleine Zettelchen mit Namen schreibt, die er öfters braucht und hat immer einen Stadtplan bei sich. Zu Anfang hält er diese kleinen Vergesslichkeiten für nur vorübergehend, und glaubt, dass sie bald wieder verschwinden. Als Rosemarie im Kühlschrank seine Geldbörse findet, in dem die Zettelchen versteckt sind, beschließen sie gemeinsam zu einem Arzt zu gehen. Rosemarie versucht anfangs noch, sich selbst um Konrad zu kümmern, aber die Krankheit schreitet fort, und das wird bald unmöglich. Er wird in eine Klinik eingewiesen. Dort beginnen die Wahn-vorstellungen, die typisch für das mittlere Stadion sind. Simone, die Verlobte von Urs Koch, der Stiefenkel von Elvira Senn, erfährt über Konrad und besucht ihn im Pflegeheim. Da beschließt sie, im Gästehaus ihres Hauses eine eigene Privatklinik für Konrad aufzubauen. Dort geht es Konrad sehr gut und es scheint als würde es ihm besser gehen. Aber die Krankheit schreitet sich weiter fort. Er verliert aber gar nichts an Sprache, was sehr untypisch ist und spricht sogar manchmal andere Sprachen, mit der Zeit vermischt er die aber. Konrad hat immer Häufiger Wahnvorstellungen und will nichts mehr essen. Er scheint sich aber schon seit Anfang an, immer besser an ganz alte Ereignisse zu erinnern. Das wird immer häufiger. Als aber auch das nachlässt befragt Simone die für Konrad zuständigen Ärzte. Sie soll ihm alte Fotos zeigen. Es scheint am Anfang zu helfen aber dann geht es wieder bergab. Die Ärzte beschließen schließlich ein noch nie zuvor verwendetes Medikament zu verab-reichen. Konrad wird dadurch geheilt.
2) Konrad Lang ist an sich ein charmanter älterer Herr, welcher gut erzogen ist und Manieren hat. Er ist Alkoholiker und gibt das ganze Geld, welches er von den Kochs monatlich bekommt, für Alkohol aus. Bis er Rosemarie Haug kennenlernt. Er überwindet seine Alkoholsucht und ab da lernt man seine liebevolle und gutmütige Seite kennen. Außerdem ist Konrad gebildet, da er immer sehr ehrgeizig war, er kennt zum Beispiel alle Klavierstücke von den bekannten Komponisten, könnte sie sogar spielen, wenn er mit beiden Händen gleichzeitig am Klavier spielen könnte, kann er aber nicht, denn er kann seine Hände nicht unabhängig voneinander bewegen, zumindest am Klavier nicht.
Konrad ist finanziell von den Kochs abhängig. Elvira Senn, die Witwe von Wilhelm Koch, hatte eine beste Freundin, die eigentlich die Halbschwester von ihr ist, wie man später erfährt, Anna Lang, die bei ihnen arbeitete als Wilhelm Koch noch lebte. Konrad ist Annas Sohn und sie hinterließ ihn bei einem Bauern, weil sie einen SS-Soldaten, der nicht wissen sollte, dass sie ein Kind hat, heiraten will. Nachdem der Bauer kein Geld mehr von ihr überwiesen bekommt, bringt er Koni zu Elvira, welche ihn aufnimmt, da ihr Stiefsohn, der gleichaltrige Thomas Koch, es unbedingt will. Deswegen kam Konrad überhaupt in die Koch Familie. Konrad ist den Kochs für alles was sie taten und auch noch tun sehr dankbar. Umgekehrt allerdings ist es anders: Die Kochs – vor allem Elvira – sind nicht begeistert davon Koni seit eh und je am Hals zu haben. Elvira erhöht sogar einmal sein Taschengeld damit er sich „zu Tode säuft“.
Ich finde Konrad ist eigentlich sehr sympathisch, vor allem vor seiner Erkrankung, als er nicht mehr alkoholabhängig ist, aber auch im Anfangsstadium ist er noch humorvoll, obwohl ihm sein Schicksal sehr wohl bewusst ist. Je weiter sich die Krankheit jedoch fortschreitet, desto kindlicher wirkt er. Ich hatte eher Mitleid mit ihm, fand ihn aber auch herzig, weil er mich an einen kleinen süßen Bub erinnerte.
3) Am Ende des Buches stellt sich heraus, dass Konrad gar nicht der Sohn von Anna Lang ist, sondern von Wilhelm Koch und Thomas Koch nicht der Sohn von Wilhelm, sondern von Elvira Senn ist. Das alles kam durch mehrere Faktoren ans Licht. Einer davon ist ein Foto an dem Wilhelm Koch mit einem kleinen Buben zu sehen ist, den Simone als eindeutig Konrad identifiziert. Das könnte theoretisch gar nichtmöglich sein, weil Konrad da noch gar nicht bei den Kochs war. Sie vermutet, dass die beiden Buben vertauscht wurden. Diese Vermutung wird verstärkt, weil Elvira alles daran setzt, diese Fotos zurückzubekommen und immer sehr beunruhigt wirkt als sie hört das Konrad sich immer besser an die Vergangenheit erinnert. Denn Konrad erwähnt am Schluss immer wieder, dass Elvira ihn nicht stechen soll. Er erinnert sich dabei daran, dass Elvira und Anna Wilhelm ermordeten, indem sie ihm Insulin spritzten.
4) Simone ist verzweifelt an der Ehe mit Urs, da er sie ständig betrügt, sogar als sie schwanger ist. Am Anfang traut sich aber nichts zu sagen. Sie wirkt fast abhängig von Urs. Doch im Laufe des Buches wächst ihr Selbstbewusstsein und ihr wird klar, dass sie sehr unglücklich mit Urs ist und nicht ihr Leben mit ihm verbringen will. So beschließt sie, Urs zu verlassen. Ich finde es gut, dass sie es schafft, Urs zu verlassen und ihrem Herz zu folgen, indem sie den Arzt von Konrad heiratet.
Simone ist sehr hilfsbereit und fühlt sich verantwortlich für Konrad. Sie beschließt alles Denkbare zu tun um Konrad zu heilen, oder um die Fortschreitung der Krankheit wenigstens zu verlangsamen. Sie ist sehr tatkräftig und nächstenliebend. Sie versucht alles um Konrad zu helfen und schafft schließlich auch ihn zu heilen, indem sie alle möglichen Ärzte ersucht alle Möglichkeiten zu probieren die ihm helfen könnten. Ich finde Simones Verhalten durchaus als nicht selbstverständlich, weil sie eigentlich nichts mit Konrad zu tun hat. Trotzdem hilft sie ihm und ist auch noch nach der Heilung mit ihm in Kontakt.
5) Ich finde die Grundidee, mit dem Vertauschen der Buben und dem Mord an Wilhelm Koch, an sich sehr spannend und gut durchdacht, aber die Verpackung gefällt mit nicht ganz. Das Buch hat keinen Hauptteil und die Auflösung des Geheimnisses geht meiner Meinung nach viel zu schnell. Auch schade finde ich, dass Thomas nicht erfährt, dass er eigentlich der Sohn von Elvira ist und nicht von Anna, denn nur der Leser erfährt die ganze Wahrheit, dass Elvira vergewaltigt wurde und ihren Sohn als den von Anna ausgab. Elvira sagt Thomas jedoch er sei der Sohn von Anna, was ich nicht ganz verstehe. Auch finde ich es etwas unwahrscheinlich, dass ein fünf Jähriger nicht merken würde, das man seine Identität mit seinem „Stiefbruder“ vertauscht. Trotzdem war das Buch ab der Mitte sehr spannend und man erfährt viel über Alzheimer. Man merkt das Martin Suter sich etwas bei der Geschichte gedacht hat, weil am Ende alles zusammenpasst. Es ist eine sehr vernetzte Geschichte und sicher kein „0815“ Buch.
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