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'Der Hals der Giraffe' von Judith Schalansky - Referat



Titel: Der Hals der Giraffe
Untertitel: Bildungsroman
Autorin: Judith Schalansky
Verlag: Suhrkamp, 2012

--Man muss die Welt nehmen, wie sie ist. Nicht, wie man sich wünscht.--

-Zusammenfassung-

Inge Lohmark ist Klassenlehrerin der neunten Klasse am Charles-Darwin Gymnasium in einer Stadt im hinteren Vorpommern und unterrichtet Biologie und Sport. Sie ist 55 Jahre alt, ist schon dreißig Jahre Lehrerin und vom alten Schlag. Auch hat sie einen Mann, Wolfgang, der Straußen züchtet.
Es gibt nur noch zwölf Schüler in ihrer neunten Klasse und die Schule soll in einigen Jahren geschlossen werden, weil die Menschen abhauen, nicht mehr heiraten, und wenn, dann bekommen sie nicht mehr genügend Kinder. ‟Es war nicht zu übersehen, dass die Flora auf der Lauer lag. In Gräben, Gärten und Gewächshauskasernen warteten sie auf ihren Einsatz. Schon bald würden sie sich alles zurückholen. Die missbrauchten Territorien mit ihren sauerstoffproduzierenden Fangarmen wieder in Besitz nehmen.”
Inge Lohmark beobachtet den Alltag auf eine einzigartige Weise. Für jeden Aspekt ihres Alltags findet sie eine passende biologische Theorie. Sie teilt ihre Schüler, ganz nach dem Evolutionsschema von Darwin, nach Aussehen und Verhalten in Verlierer oder Gewinner ein.
‟Jennifer: Blondiertes Haar. Strichmund. Frühreif. Von Geburt an selbstsüchtig. Keine Aussicht auf Besserung. Skrupellose Oberweite, Wettbewerbsbusen.”
Unter den Schülern ist sie deswegen auch nicht sehr beliebt.
Inge Lohmarks Weltbild ist hauptsächlich pessimistisch. Früher war alles besser, Kinder haben keine Disziplin, usw. ‟Dass die Menschen nicht die Krone der Schöpfung sein können, sieht man ja schon daran, dass sie zur Schule gehen müssen. Die meisten Tiere haben ausgelernt, sobald sie auf die Welt kommen.”
Auf einmal verspürt Lohmark aber irgendwann im November Sympathie für eine Schülerin, Erika. So etwas hat sie in all den Jahren noch nie für Schüler gefühlt und sie ist dadurch wirklich verwirrt.
Infolgedessen verändert sich langsam etwas in ihrem Verhalten und sie nimmt sogar den Bus einmal nicht, weil Erika nicht da ist und sie noch nachsehen will, wo Erika geblieben ist. Hinterher findet sie, dass sie dumm und irrational gehandelt hat, aber sie hat es doch getan.
Dann hat der Bus im März Panne und beschließt sie, Erika in ihrem Auto mit zur Schule zu nehmen. Während der Fahrt fragt Lohmark sich, ob es eigentlich weibliche Pädophilie gibt, und überlegt sich, ob sie Erika entführen wird oder vielleicht ermorden, um nie wieder etwas aus ihrem Mund zu hören. Als sie aber bei der Schule angekommen sind, steigt Erika einfach aus und passiert nichts. Lohmark ist nur wütend auf sich selbst.
Lohmark hat aber auch andere Probleme, Ellen, ein Mädchen aus ihrer Klasse wird schon lange von anderen Schülern gequält und jetzt hat sie es dem Direktor erzählt. Lohmark hatte es schon lange gesehen, aber fand, dass `jeder für sich selbst verantwortlich ist´ und hat also nichts daran getan. Es wird Konsequenzen geben, sagt der Direktor und Lohmark endet den Tag am Zaun von Wolfgangs Straußen ins Leere starrend.

-Hauptfigur-
Inge Lohmark ist die Hauptfigur dieses Buches, das ganze Buch wird aus ihrer Perspektive erzählt und es gibt zwar andere Personen in ihrem Leben, aber die sind unwichtig und werden auch nicht detailliert umschrieben.
Inge ist 55 Jahre alt, lebt mit einem Mann, Wolfgang, zusammen und hat eine Tochter, Claudia. Claudia ist in die USA umgezogen und sie sprechen sich nur gelegentlich am Telefon.
Zwischen Wolfgang und Inge besteht kaum noch Kontakt, manchmal begegnen sie einander tagelang nicht, obwohl Wolfgang seine erste Frau für Inge verlassen hat und sie zusammen in einem Haus leben.
Inge Lohmark war eine inoffizielle Mitarbeiterin in der Zeit der DDR und hat für die Stasi spioniert. Sie hat immer noch wenig Kontakt zu ihren Kollegen.

-Titel-
Eine Theorie des Biologen Lamarck hat dem Buch wahrscheinlich seinen Titel verliehen. Lamarck leitete die Evolution aus dem Streben zum Besseren ab. Seiner Meinung nach wuchs der Hals einer Giraffe, weil das Urtier nach immer höheren Zweigen langte. Mit der Vererbung erworbener Eigenschaften nahm die Halslänge von Generation zu Generation zu. Diese Theorie stand in geradem Widerspruch zu der Theorie
von Darwin.


-Buchgestaltung-
Judith Schalansky hat die vielen Illustrationen in dem Buch, sowie das kopflose Giraffenskelett auf dem Umschlag, selbst gezeichnet. Die Illustrationen sind sehr detailliert und handeln von den Themen der Biologie, die Inge Lohmark in dem Moment in ihrer neunten Klasse bespricht. Die Illustrationen tragen wirklich dazu bei, dass man versteht, was sie ihren Schülern beizubringen versucht.
Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, jeder Teil umfasst einen Tag (im September, November und März) aus dem Leben von Inge Lohmark und die drei Teile verweisen direkt auf die Themen (Naturhaushalte, Vererbungsvorgänge und Entwicklungslehre), die sie in ihrer neunten Klasse behandelt. Diese Themen stehen links oben auf jeder linken Seite. Das Buch hat weiter keine Kapitel, aber rechts oben auf jeder rechten Seite stehen Stichwörter aus der Biologie. Die Stichwörter zeigen ungefähr an, mit welchen Begriffen der Biologie Inge Lohmark sich auf dieser Seite beschäftigt.
Weiterhin ist es noch der Erwähnung wert, dass der Umschlag des Buches qualitativ schlecht ist. Er sieht zwar gut aus, mit dem grauen Leinen und der schönen Zeichnung des kopflosen Giraffenskeletts, aber der Umschlag ist wirklich schnell kaputt, ich konnte das Buch eigentlich nicht im Rucksack mit zur Schule nehmen.

-Sprache-
In dem Buch werden viele Fachausdrücke, wie zum Beispiel Neozoen, Jarowisation, Genomsequenzierung usw., der Biologie verwendet. Das führt dazu, dass man neugierig ist, was diese Wörter bedeuten, die Bedeutung nachschlägt und wenn man mit der Antwort des Internets nicht zufrieden ist, auch noch zu seinem Biologielehrer geht, um zu fragen, was das Wort bedeutet und wie das denn in der Biologie wirkt.
Inge Lohmark kann plötzlich in sehr kurzen, direkten Sätzen nachdenken, wenn es um ihre Meinung handelt. Wenn sie aber über verschiedene, schon als richtig abgestempelte Theorien der Biologie nachdenkt, kann sie in ihrem Kopf wirklich lange, schwierige Sätze bilden. Deswegen kommt Inge Lohmark einem manchmal sehr schnippisch vor.

-Stilmittel-
Der Plot war für mich nicht ganz und gar deutlich und ich bin mir deswegen auch nicht sicher, ob es überhaupt einen Plot in dem Buch geben soll. Es sind nämlich nur drei Tage des Lebens von Inge Lohmark beschrieben. Ich habe mehr die Idee, dass das Buch sich eigentlich nur um Lohmarks Weltbild handelt und gemeint ist, um den Leser zum Nachdenken aufzufordern.
Das Buch ist aus der Perspektive von Inge Lohmark in der dritten Person geschrieben. Das führt dazu, dass man eigentlich nur liest, was mit Lohmark geschieht und was sie denkt und keine Ahnung hat, wie es den Menschen in ihrer Umgebung geht.

-Thema-
Das Thema des Buches ist das Aussterben einer Gesellschaft samt aller Gebräuche. Es ist nämlich so, dass die Stadt, in der Inge Lohmark lebt, langsam ausstirbt. Die alten Menschen sterben und die Jungen ziehen weg. Die Stadt wird bald nur noch ein Phantom sein und die wenigen Leute, die vorbei kommen, an vergangene Zeiten erinnern. Eine ganze Kultur stirbt aus. Inge Lohmark versucht als einzige noch, alles zu behalten, wie es einmal war, aber auch sie kann die Situation nicht mehr ändern.
Die Kultur war nicht gut genug und überlebt die Evolution nicht.




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