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Abschied von den Eltern - Referat



Abschied von den Eltern

PETER WEISS


1) AUTOR

Peter Ulrich Weiss wurde am 8. November 1916 in Neubabelsberg bei Berlin geboren und wuchs in Berlin und Bremen auf. Da er einer jüdischen Kaufmannsfamilie entstammte, musste er im Jahre 1934 mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach England fliehen. Er studierte von 1936 bis 1938 an einer Kunstakademie in Prag. 1939 flüchtete er nach Schweden und nahm 7 Jahre danach die schwedische Staatsbürgerschaft an. 1961 veröffentlichte er das Buch „Abschied von den Eltern“. Er war 3 mal verheiratet: 1943 heiratete er die Malerin und Bildhauerin Helga Henschen, 1949 Carlota Dethorey und 1964 Gunilla Palmstierna. Peter Weiss starb am 10. Mai 1982 in einer Stockholmer Klinik. Seine wichtigsten Preise waren:
Der Charles-Veillohn-Preis (1963), der Lessing-Preis, der Heinrich-Mann-Preis (1966) und der Georg-Büchner-Preis (1982).


2) DIE ENTSTEHUNG

Das Buch „Abschied von den Eltern“ erschien 1961 als sein 2. Buch. Dieses Buch entstand unmittelbar nach dem Tod seiner Eltern. Für die schwedische Ausgabe der Erzählung fertigte der Autor eine Mappe mit neun Collagen an, die auch in der deutschen Ausgabe der Bibliothek Suhrkamp enthalten sind.


3) INHALT

Die Erzählung beginnt mit dem fast gleichzeitigen Tod der Eltern des Ich-Erzählers in den späten 1950er Jahren.
Erst diese „Befreiung“ ermöglicht es ihm zurückzublicken. Erinnernd zeichnet er die prägenden Erfahrungen seiner Kindheit in einer deutsch-jüdischen Bürgersfamilie nach, frühe Schulerfahrungen, die Wirren der Pubertät und das entfremdete Zusammenleben in der Familie, die 1933 in die Emigration gezwungen wird. Dabei distanziert er sich nicht nur von seinen gefühlskalten Eltern, sondern auch von seinem eigenen Verhalten in der Kindheit.



Bei seinem Rückblick in die Vergangenheit schilderte er diese Punkte:

- den Umzug und die Bekanntschaft mit Nachbarssohn Friederle
- den Eintritt in die Schule, er wird von Friederle und seinen Freunden gehänselt und geschlagen
- immer wieder Flucht vom realen Leben in die Fantasie, Angst und Kälte dominieren seine Nächte
- den Besuch mit der Familie bei Fritz W, kurzes Gefühl von Freiheit beim Spiel auf der Wiese
- sexuelles Verhältnis zu seiner Schwester Margit
- Margit stirbt an den Folgen eines Autounfalls, Eltern beginnen innerlich abzusterben
- sexuelles Verhältnis mit Elfriede
- scheitert als Lehrling in einem Warenhaus, scheitert als Volontär im Kontor des Vaters
- Bekanntschaft mit Jacques
- Flucht in die Einsamkeit und in die Kunst
- Besuch einer Kunstakademie
- zwei Jahre Arbeit in einer Dunkelkammer als Drucker
- ein Traum bestimmt ihn, Abschied von den Eltern zu nehmen und sein Leben neu zu beginnen


4) DIE DARGESTELLTE WELT

a) Personen:
Die Personen von diesem Buch sind der Ich-Erzähler, der Vater, die Mutter, die Stiefbrüder und deren Frauen (namentlich Erwähnt ist Gottfried), sein Bruder und seine Frau, seine Schwestern Margit und Irene, Irenes Mann, Friederle, Schulkinder, Fritz W. und seine Familie, Elfriede (musste einmal auf die Kinder aufpassen), Auguste, Jacques

b) Milieu:
Der Ich-Erzähler stammt aus einer jüdischen Familie und er musste deshalb aus Deutschland fliehen. Seine Familie war aber in den anderen Städten angesehen, da sein Vater ein Kaufmann war.

c) Zeit und Raum:
Das Geschehen des Buches spielt in Deutschland, London, Böhmen, Prag, Schweiz und Schweden.

d) Hauptprobleme:
Das Problem, welches das Buch behandelt, ist der Konflikt mit den Eltern und der Abschied von den Eltern. Es ist ein zeitloses Problem
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5) STRUKTUR DES WERKES

Das Buch ist in keine Kapitel gegliedert und es wurde in Blocksatz geschrieben.




6) SPRACHE/ERZÄHLWEISE

a) Erzählposition: Das Buch ist aus der Sicht von Peter Weiss geschrieben.

b) Erzählperspektive: Personale Erzählperspektive


7) WIRKUNG

Das Buch wirkte auf mich so, als ob man einen Film abspielt, ihn manchmal anhält und dann das Bild genau beschreibt.
Ich glaube Peter Weiss wollte durch das Weglassen von Kapiteln und Absätzen verdeutlichen, wie monoton sein Leben war.


8) ZITAT von Peter Weiss

"Ich habe oft versucht, mich mit der Gestalt meiner Mutter und der Gestalt meines Vaters auseinander zusetzen, peilend zwischen Aufruhr und Unterwerfung. Nie habe ich das Wesen dieser beiden Portalfiguren meines Lebens fassen und deuten können. Bei ihrem fast gleichzeitigen Tod sah ich, wie tief entfremdet ich ihnen war. Die Trauer, die mich überkam, galt nicht ihnen, denn sie kannte ich kaum, die Trauer galt dem Versäumten, das meine Kindheit und Jugend mit gähnender Leere umgeben hatte. Die Trauer galt der Erkenntnis eines gänzlich missglückten Versuchs von Zusammenleben, in dem die Mitglieder einer Familie ein paar Jahrzehnte lang beieinander ausgeharrt hatten."


9) LESEPROBE (Seite 77)

Auch am folgenden Tag malte ich, von Kälteschauern geschüttelt, und als Gottfried am Abend in mein Zimmer trat, hatte ich den letzten Pinselstrich getan. Schweigend blickt Gottfried mich an, und ich wusste, dass es vorbei war. Wir gingen durch die warmen, dunklen Strassen. Drinnen im Krankenzimmer saßen meine Eltern am Totenbett, Hand in Hand. Im Hintergrund bewegte sich die katholische Pflegerin wie ein großer, schwarzer Vogel. Eine Kerze brannte auf dem Nachttisch. Bebend stand ich vor der Unbeweglichen, Erloschenen. Mir war als schwebte ich in einer Handbreite über den Boden. Die Verbände und die Prothesen waren von dem zerschundenen Gesicht abgenommen. Es war ein gelbes, plattgedrücktes, völlig fremdes Gesicht. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Die toten Hände waren über der Brust gefaltet.


10) STELLUNGSNAHME

Nach einer gewissen Lesezeit gewöhnt man sich zwar an den Erzählstil von Peter Weiss, dennoch läuft das Buch meiner Meinung nach Gefahr aufgrund der andauernden monotonen Erzählweise langweilig zu werden. Ich musste mich in der Mitte des Buches förmlich durch die Seiten quälen, was nicht heißt, dass es nicht auch Passagen gab, die mir gut gefallen haben, zum Beispiel, wenn Peter Weiss sehr detailgenau Situationen schildert. Ich konnte mich leider auch nicht in den Ich-Erzähler und seine Probleme hineinversetzen. Daher empfehle ich das Buch nur an Menschen weiter, die den Abschied von den Eltern bereits hinter sich haben.
Ich halte das Buch daher aus den oben genannten Gründen für nur eingeschränkt empfehlenswert.








Dieses Referat wurde eingesandt vom User: scherrer



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