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Analyse - VERA sitzt auf dem Balkon - Referat
Die Kurzgeschichte „VERA sitzt auf dem Balkon“, die 1997 von Sibylle Berg veröffentlicht wurde, thematisiert Entfremdung und Abneigung gegenüber dem Partner in der Ehe.
In der Kurzgeschichte geht es um das lang verheiratete Ehepaar Vera und Helge, das gemeinsam an einem Abend auf dem Balkon sitzt. Vera hat das Verlangen danach, mit Helge zu reden, jedoch reagiert er nicht darauf. Danach versucht Vera sich Helge anzunähern, indem sie seine Hand berührt, jedoch bleibt er auch dabei reaktionslos. Letztendlich verlässt Vera den Balkon, um den Abwasch zu machen und beschäftigt sich mit anderen Gedanken.
Die Geschichte wird aus der Perspektive eines personalen Erzählers geschrieben, der Veras Gefühle und Gedanken dem Leser näherbringt. Helges Gedanken werden nur in Zeile 2 „Wissen sie eigentlich gar nicht, warum“ beschrieben, damit der Leser versteht, dass beide die Entfremdung gegenüber dem anderen verspüren.
Die Kurzgeschichte weist typische Merkmale einer solchen auf; es handelt sich um eine Alltagssituation, die mit einem plötzlichen Einstieg eingeleitet wurde und offen endet. Außerdem gibt es wenige Charaktere, über die es sehr wenige, bis gar keine direkten Informationen gibt.
Die Handlung der Kurzgeschichte hält sich konstant an die Annäherungsversuche von Vera gegenüber Helge, während dieser nicht darauf eingeht. Daher kann man direkt an dem Titel „VERA sitzt auf dem Balkon“ erkennen, dass es von der Handlung her keinen Unterschied geben würde, wenn Helge, der durchgehend reaktionslos bleibt, nicht auf dem Balkon säße. Würde der Leser nicht die Gedanken von Vera kennen, könnte man denken, dass sie alleine den Abend auf dem Balkon verbringt.
Inhaltlich weist die Kurzgeschichte eine Variation an sprachlichen Mitteln auf.
Die Ellipse „Wissen sie eigentlich gar nicht, warum“ (Z.2) spiegelt die verwirrende Lage der Beziehung wider, in der sich Vera und Helge befinden. „Die Luft ist fleischwarm“ (Z. 4) drückt metaphorisch aus, dass die Situation, in der sich das Paar befindet, nicht auszuhalten und unangenehm ist. Die Personifikation „Die will gar nichts gemacht kriegen“ (Z. 11), bezogen auf die Nacht, zeigt, dass Vera Gründe sucht, um die unangenehme Situation zu erklären. Außerdem möchte sie Verständnis gegenüber Helges distanzierten Verhalten finden, um es sich selbst einfacher zu machen. Die Wiederholung „Helge trinkt Bier“ in Zeile 24 und 25 stellt dar, dass Helge so reaktionslos bleibt, dass man annehmen könnte, er hätte Vera nicht gehört. Er trinkt sowohl vor als auch nach dem Satz von Vera Bier, als ob nichts geschehen wäre. Dieses Verhalten zeigt, dass Helge Vera nicht mehr beachtet, was als respektlos und distanziert ihr gegenüber wahrgenommen werden kann. Außerdem könnte die Personifikation „der Himmel bleibt stumm“ (Z. 19) als Referenz zu Helge gedeutet wäre, um die Stille zu verdeutlichen. Vera legt in Zeile 32-44 ihre Hand auf die von Helge. Hier sieht man den Höhepunkt der Kurzgeschichte, der sich so lange aufgebaut hat, bis Vera sich einen offensichtlichen Annäherungsversuch traut. Die Hände werden oftmals personifiziert (Z. 34, Z 35, Z. 39, Z. 40), jedoch kann man sie als Metapher für Vera und Helge deuten. Vera hat zuvor gesprochen, um Aufmerksamkeit von Helge zu kriegen, dieser ist jedoch reaktionslos geblieben. Also macht sie im Grunde genommen denselben Versuch noch einmal, nur eben mit ihrer Hand. Und Helge bleibt, wie zuvor, reaktionslos. Der Ausdruck „Sie mag das schwitzige Ding nicht anfassen“ spiegelt wider, dass Helges Verhalten einen Einfluss auf seine Erscheinung bei Vera hat. Sein respektloses, distanziertes Verhalten führt dazu, dass Vera in dem Moment auch eine Abneigung gegenüber Helge verspürt.
Allgemein fällt auf, dass Vera oftmals Gründe und Entschuldigungen für Helges Verhalten sucht. Sie gibt mal der Temperatur die Schuld, mal dem Himmle, indem sie ihn als „Verräter“ bezeichnet (Z. 31) und letztendlich gibt sie sich selbst die Schuld dafür, dass sie die Situation ernster sähe als sie eigentlich ist. Das zeigt, dass Vera Helge, trotz seines distanzierten Verhaltens immer noch liebt, was schlussendlich vermutlich auch der Grund dafür ist, warum die beiden überhaupt noch zusammen sind. Dies will sich Vera aber nicht eingestehen, was die Ellipse in Zeile 2 noch einmal begründen würde.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Autorin mit der Kurzgeschichte darstellen wollte, wie eine Ehe zu Ende gehen kann. Es herrscht eine einseitige, liebvolle Bemühung und auf der anderen Seite ist nur Entfremdung und Abneigung zu sehen, was sich jedoch beide nicht eingestehen wollen.
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