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Appeasement-Politik Großbritanniens - Referat



Die Appeasement-Politik Großbritanniens





Definition:

Beruhigung, Beschwichtigung; bzw. Politik der Zugeständnisse, der Zurückhaltung und des Entgegenkommens gegenüber Aggressoren zur Vermeidung von Konflikten. Heute steht der Ausdruck meist in direkter Verbindung zu der von dem britischen Premierminister Neville Chamberlain praktizierten und heute negativ bewerteten, Politik Englands zwischen 1933 und 1939 gegenüber Hitler und dem nationalsozialistischen Deutschen Reich.
Die Appeasement-Politik fand ihren Höhepunkt 1938 im Abschluss des Münchener Abkommens und somit in der Toleranz Englands der Annexion des Sudetenlandes und später der Tschechoslowakei durch das Deutsche Reich um einen Krieg abzuwenden. Seither wird der Begriff des Appeasements auch oft zur Beschreibung einer Politik des ständigen Nachgebens gegenüber expansiver Machtpolitik gebraucht oder aber des kraftlosen Zurückweichens.




Die Entspannungspolitik Großbritanniens

In ganz Großbritannien herrschten nach dem 1. Weltkrieg erhebliche wirtschaftliche Strukturprobleme und ein immenser Verlust der Leistungsfähigkeit im internationalen Vergleich. Die Gesellschaft befand sich in einer Umbruchphase. Man wollte zurück zu der Vorkriegsnormalität, zurück zu der Bündnispolitik von vor dem ersten Weltkrieg. Doch die allgemeine wirtschaftliche Lage sah nicht sonderlich viel versprechend aus: 1919 herrschte in Großbritannien hohe Arbeitslosigkeit. Erschwerend hinzu kamen diverse wirtschaftliche Krisen.

Großbritannien hatte nach dem Ende des 1.Weltkrieges einen Großteil seines Machtpotenzials einbüssen müssen. Man musste versuchen, zumindest den noch bestehenden Teil der Macht zu sichern und sich politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Stabilität zu verschaffen. England wollte hierzu den erneuten Ausbruch eines Krieges mit allen Mitteln verhindern. Die Versöhnung der einstmaligen Feinde des 1.Weltkriegs hatte oberste Priorität. Ohne den Frieden, würde auch das britische Empire untergehen. So konnte diese englische Weltmacht nur durch die Bewahrung des Friedens weiter bestehen. Man musste dementsprechend eine Politik ausüben, die möglichst den Weltfrieden sicherte und Großbritannien erlaubte, sich um innenpolitische Aspekte bzw. Probleme zu kümmern.
Appeasement schien zu diesem Zweck der richtige Weg zu sein.

Den Leitvorstellungen der Appeasement-Politik folgten alle englischen Regierungen zwischen dem 1. und dem 2.Weltkrieg. Deutlich wurde dies vor allem 1919 während der Friedenskonferenz in Paris, als der damalige Premierminister Großbritanniens auf die direkten Zusammenhänge zwischen innenpolitischer und internationaler Stabilität hinwies. Vor allem war dieser Hinweis an Frankreich gerichtet, um die französische Regierung dazu zu bewegen, dem Deutschen Reich einen umsetzbaren Friedensvertrag vorzulegen, den ein jeder, ohne Zweifel an der Umsetzbarkeit zu haben, unterschreiben könne. Der Premierminister erkannte, dass ein Diktatfrieden nur negative Auswirkungen mit sich bringen würde und keinesfalls das erwünschte Ziel näher brächte.

Hohe Unzufriedenheit innerhalb der Bevölkerung, die daraus resultierenden Streiks und die allgemeine Auflehnung der Bürger vor allem gegen die herrschenden Vorkriegszustände deuteten bei ausbleibender Verbesserung auf die Destabilisierung der Gesellschaft hin. Und gerade dies war ein Umstand, der vermieden werden musste. Insbesondere die Industriezweige, die einstmals die Macht Großbritanniens begründet hatten, waren stark von der Krise betroffen (Baumwolle, Eisen, Schiffbau, Kohle und Stahl). In Teilen Großbritanniens herrschte genau in diesen Sektoren extrem hohe Arbeitslosigkeit.

Diese Krisen und die innere Zerrüttung Großbritanniens machten die Einführung der Appeasement-Politik unumgänglich.


Großbritannien sah aufgrund seiner (einstmaligen) internationalen Machtausdehnung ein Problem in der zunehmenden Kriegsbereitschaft Deutschlands und Italiens. An der Annahme, man habe innerhalb des nächsten Jahrzehnts keinesfalls mit einem Krieg zu rechnen, war nun nicht mehr mit Sicherheit festzuhalten. Der Kriegsbereitschaft dieser Staaten wurde seitens Englands die Inspektion der eigenen Verteidigungssysteme und der Sicherheitspolitik entgegen gesetzt. Nach Abschluss dieser Inspektion musste man das Deutsche Reich als ernstzunehmenden Feind ansehen. Doch obwohl Großbritannien die Gefahr, die von dem nationalsozialistischen Deutschland ausging, erkannte und keineswegs unterschätzte, blieb Deutschland für England Wirtschaftsmacht und Handelspartner, auf den man keinesfalls verzichten wollte. Die enorme Wichtigkeit der Sicherung bzw. Erhaltung des Friedens und der Abbau der wirtschaftlichen Abhängigkeit Großbritanniens genossen noch einige Zeit einen höheren Stellenwert als militärische Maßstäbe. Selbst als sich in den 1930ern diverse Staaten rüsteten und militarisierten, war für England der Weg zurück zur Weltmachtstellung nur über die wirtschaftliche Macht und die Sicherung der Währung zu erreichen. Würde man ebenfalls aufrüsten, so würden die Finanzen zu sehr belastet, was sich wiederum negativ auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit auswirken würde. Man befürchtete den finanziellen Zusammenbruch im Falle forcierter Rüstung. Denn in diesem Falle würden sowohl Kapital als auch Arbeitskräfte aus der Exportwirtschaft abgezogen werden, so, wie man es in Deutschland hatte beobachten können.
Zwar blieb der Krieg weiterhin ein politisches Mittel, allerdings konzentrierte man sich in England darauf, dessen Beginn möglichste lange hinaus zu zögern.




Englisch-deutsche Interessengegensätze

Aus deutscher Sicht spielte das Britische Weltreich in Europa eine besondere Rolle. Es sollte Deutschland im Bezug auf den Osten freie
Hand lassen und durch sein eigenes Desinteresse am europäischen Kontinent die Hegemonie Deutschlands in Europa ermöglichen. Hitler wollte im Gegenzug die vitalen britischen Interessen an Seerouten und in Übersee respektieren. Das Flottenabkommen, das Großbritannien 1935 mit Deutschland beschloss, schien der Prognose Hitlers, dass England die außenpolitischen Ziele Deutschlands akzeptiere werde, zu entsprechen. Zwar kam ein so geartetes Bündnis über die Akzeptanz irgendwelcher Ziele Hitlers nicht zustande, wie als Botschafter Ribbentrop in London feststellen musste, trotz allem schien die Hoffnung, man werde sich von Seiten Großbritanniens neutral gegenüber Hitlers Expansionspolitik im Osten verhalten, nicht verloren.



Tiefe Friedenssehnsucht, wenn nicht sogar eine grassierende Kriegsangst, hatte sich in der Öffentlichkeit nach den Weltkriegsgrauen in Großbritannien eingestellt und man verlangte nach einer Politik, die in der Lage war, die möglichen Ursachen für einen neuen Weltkrieg abzustellen. Auf der anderen Seite wuchs mehr und mehr das Unbehagen gegenüber dem Hegemonialstreben der französischen Nachkriegszeit, das auf der Grundlage Versailles begründet war. Doch im Einklang hierzu wuchs auch das Verständnis der Briten für die deutsche Lage. Man war überzeugt, dass der Versailler Vertrag von 1919 Deutschland ungerecht behandelt habe und revidiert werden müsse. Dennoch war ein Bündnis mit dem Deutschen Reich keinesfalls erwünscht, da Großbritannien nicht gewillt war, mit einem unberechenbaren Verbündeten ein Risiko einzugehen. Primär war der Schutz des Empires vor der aufsteigenden asiatischen Großmacht Japan. Sollte es hier zu einem Konflikt kommen, wollte man sich in Europa den Rücken frei halten. Mit einer dauerhaften Friedensordnung konnte dies durchaus erreicht werden.
Daher war Großbritannien bereit, Forderungen des Deutschen Reiches, bei welchen es sich ausschließlich um die Revision der Versailler Bestimmungen handele, zu unterstützen. Allerdings auf friedlichem Weg.


Die Appeasement-Politik sollte als Kriegsverhütungsmittel dienen und nicht als Beschwichtigung. Sie sah zudem ein Nachgeben innerhalb bestimmter, als „vernünftig“ geltender Regeln vor und tat gleichzeitig Hitlers Attacken als lediglich rhetorisch ab.
Chamberlain war jedoch nicht bereit, jeden Preis für den Frieden zu zahlen. Er verweigerte zudem Deutschland seine Zustimmung zu der deutschen Hegemonie in Europa und seine Toleranz gegenüber der deutschen Expansion. Die Bereitschaft zum Kampf blieb deshalb auch immer bestehen. Man forcierte in Großbritannien parallel zur Entspannungspolitik die Rüstung, die bisher vernachlässigt worden war. Man fand sich damit ab, dass ein Krieg anscheinend nicht völlig verhindert werden konnte, wollte ihn aber wenigstens solange hinauszögern, bis man militärisch stark genug war.

Chamberlain machte seine Position 1937 in Berchtesgaden sehr deutlich. Er bot zwar Grenzkorrekturen in Osteuropa durch peaceful change- friedliche Veränderung- an, aber freie Handhabe im Bezug auf den Osten wurde Hitler nicht in Aussicht gestellt.
Großbritannien wollte die politischen Verhältnisse auf längere Zeit stabilisieren und sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, war man sogar bereit, Kolonien abzutreten. Dieses Angebot jedoch lehnte das Deutsche Reich ab.
Teile der Labour Party kritisierten Chamberlains Appeasement-Politik heftig. Die Kriegsgefahr würde durch diese Art der Politik nur noch erhöht werden, da Hitlers Gieren nach Macht durch Zugeständnisse nicht befriedigt würde, sondern ihn nur in seinen Absichten bestärke.



Nachdem Österreich 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen worden war, war es Chamberlain, der Mussolini um Hilfe bat, als Hitler die sudetendeutschen Gebiete mit Gewalt erzwingen wollte. Durch die dann einberufene Großmächte-Konferenz in München wurde der Krieg zunächst abgewendet, doch spätestens im März 1939 war den Westmächten klar, dass Deutschland Krieg wollte. Somit rückte Großbritannien von seiner Appeasement-Politik ab. Man kündigte an, man werde bei jedem weiteren Angriff des Deutschen Reiches gegen einen anderen Staat Gewalt ausüben. Außerdem wurde das Garantieversprechen mit Polen erneuert.


Nachdem Deutschland in Polen einmarschiert war, schloss Großbritannien vollends mit der Appeasement-Politik ab und erklärte, zusammen mit Frankreich, dem Deutschen Reich den Krieg.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: leopard-2-a5



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