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Arbeiterbewegeung - Referat
Arbeiterbewegung
Arbeiterbewegung, Zusammenschluss werktätiger, lohnabhängiger Arbeiter in Industrie und Handwerk, die seit dem 19. Jahrhundert gemeinsam eine Veränderung der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Verhältnisse herbeiführen wollten. Ihre Organisationen waren sozialrevolutionär (sozialistisch bzw. kommunistisch), christlich oder liberal ausgerichtet; die Ziele sollten revolutionär oder evolutionär verwirklicht werden. Mit dem Aufkommen der Industrialisierung kam es zur Verelendung breitester Bevölkerungsschichten. Besonders betroffen von diesen sozialen Spannungen war die Arbeiterklasse. In England schlossen sich seit 1836 Industriearbeiter zu Protestaktionen gegen die unhaltbaren Zustände in den Elendsvierteln der anwachsenden Industriestädte und gegen die unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Manufakturen zusammen. In ihrer „People’s Charter” von 1838 forderten sie die Einführung eines allgemeinen und geheimen Stimmrechtes, die Abschaffung von Besitzprivilegien und die Abschaffung der wirtschaftlichen Ausbeutung. Den Höhepunkt des so genannten Chartismus bildete der Aufstand von Birmingham 1839; im folgenden Jahrzehnt verlor er jedoch an politischem Einfluss auf die Arbeiterschaft.
Mit dem „Kommunistischen Manifest” von Karl Marx und Friedrich Engels (1848) hatte die Arbeiterbewegung ihren ideologischen Überbau erhalten: ein grundlegendes politisches Programm, das zum Klassenkampf aufforderte.
In Deutschland waren es zunächst Handwerker, die sich organisierten und mehr Rechte forderten. 1863 gründete Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV), 1864 entstand als erste internationale Dachorganisation in London die Internationale Arbeiterassoziation.
Das Entstehen der ersten deutschen Arbeitervereine führte bald zur politischen Parteienbildung: 1869 gründeten August Bebel und Wilhelm Liebknecht die Sozialdemokratische Arbeiterpartei, die 1874 zusammen mit dem Allgemeinen deutschen Arbeiterverein die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) bildete. Seit 1890 führt sie den Namen Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) und bekannte sich, trotz klassenkämpferischer Parolen, eindeutig zum Parlamentarismus. Zeitgleich und zum Teil identisch mit den Vorläufern der Parteien entwickelten sich Gewerkschaften, Arbeitnehmer-Organisationen, in denen wirtschaftliche und soziale Interessen am Arbeitsplatz durchgesetzt werden sollten. Arbeitgeber und Regierungen setzten den Arbeitervereinen großen Widerstand entgegen; man betrachtete sie als ungesetzliche Verschwörungen.
1869 gründete sich der auf den liberalen Ideen des Sozialpolitikers Hermann Schulze-Delitzsch basierende Hirsch-Duncksche Gewerkverein, der einen Ausgleich zwischen Kapital und Arbeit anstrebte und die Selbsthilfe in den Vordergrund der Gewerkschaftsarbeit stellte. Die Ablehnung des Klassenkampfes teilten auch christliche Organisationen wie der Gesamtverband christlicher Gewerkschaften Deutschlands, der 1899/1900 von A. Stegerwald gegründet worden war und 1918 im christlichen Deutschen Gewerkschaftsbund aufging.
Bereits im Jahr 1889 hatten einige nationale Druckergewerkschaften das erste der internationalen Gewerkschaftssekretariate für Arbeiter ihrer Berufsgruppe gegründet; 1901 organisierten sich mehrere nationale Gewerkschaften im späteren Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB). Der 1. Weltkrieg, insbesondere die Auseinandersetzung über die Billigung der Kriegskredite und -ziele, führte zur Spaltung der nationalen und internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung: Der kommunistische Flügel trat zur sowjetisch dominierten Kommunistischen Internationale (Komintern) über. Die deutschen Sozialdemokraten übernahmen nach dem 1. Weltkrieg Regierungsverantwortung in der Weimarer Republik.
Während der faschistischen Gewaltherrschaft in Deutschland, Italien und Spanien war die Arbeiterbewegung in die Illegalität gedrängt worden; von hier aus beteiligten sich ihre Aktivisten am Widerstand gegen die diktatorischen Regime.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges und der Teilung Deutschlands wurde 1949 die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) gegründet, ein Zwangszusammenschluss aus Sozialdemokraten und Kommunisten in der neu entstandenen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Für Kommunisten war damit ein Ziel der Arbeiterbewegung erreicht: ein Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschem Boden. In der Bundesrepublik Deutschland nahm die SPD ihre parlamentarische Arbeit wieder auf.
Ebenfalls 1949 wurde der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), die Einheitsgewerkschaft und Dachorganisation der Einzelgewerkschaften, gegründet. Der IGB löste sich nach dem 2. Weltkrieg auf, und es wurde der Weltgewerkschaftsbund (WGB) gegründet, in dem sowohl kommunistische als auch nichtkommunistische Gewerkschaften vertreten waren. Nichtkommunistische Gewerkschaften formierten sich aber kurze Zeit später zum Internationalen Bund Freier Gewerkschaften (IBFG). Einige Gewerkschaften in Westeuropa, Lateinamerika und Afrika sind dem christlich orientierten Weltverband der Arbeitnehmer (WVA) angeschlossen.
Mit ihrem Godesberger Programm von 1959 machte die SPD den historischen Schritt von der Arbeiter- zur Volkspartei und öffnete sich damit anderen Bevölkerungsschichten, z. B. dem Mittelstand. Die politischen Ziele waren nun eindeutig reformorientiert und nicht mehr klassenkämpferisch; die traditionsbewusste Arbeiterbewegung war in eine neue Entwicklung eingetreten: Sie verstand sich nun als integrativer Bestandteil der bundesrepublikanischen Gesellschaft.
Neben den sozialdemokratisch orientierten europäischen Parteien bildeten die kommunistischen Parteien in Westeuropa nach dem 2. Weltkrieg für mehrere Jahrzehnte eine wichtige politische Kraft: so z. B. in Italien und Frankreich, später, nach dem Tod Francos, auch in Spanien. Sie konnten jedoch nie die Regierungsverantwortung übernehmen, außer auf kommunaler Ebene. Einen entscheidenden Wandel erlebte die kommunistische Arbeiterbewegung, als sich in den siebziger Jahren die alten stalinistischen Strukturen auflösten und der so genannte Eurokommunismus, in bewusster Abgrenzung von der Bevormundung Moskaus, propagiert wurde. Einer der Hauptvertreter dieser neuen Bewegung war der italienische KP-Chef Enrico Berlinguer.
In den achtziger und neunziger Jahren verloren die westeuropäischen kommunistischen Parteien und Gewerkschaften immer mehr an Bedeutung, da sich ihre Mitglieder anderen politischen Gruppen zuwandten.
In den Staaten Osteuropas formierten sich nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Regime die sozialistischen Parteien, soweit sie sich an der Macht halten bzw. diese wieder erringen konnten, teilweise neu, d. h. sie gaben sich einen anderen Namen und ein eher sozialdemokratisch ausgerichtetes Programm.
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