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Bartimäus - Referat
Bartimäus
Das damalige medizinische Wissen war einfach und meist auf das Sichtbare (z.B. Geschwür, Schwellungen, Blutung) und/oder das für den Beobachter (Fieber) oder den Patienten (Ruhr, Lähmung) Fühlbare beschränkt.
Es gibt Krankheitsbilder, die sich ständig ändern. Andere blieben vielleicht jahrhundertlang unverändert. So ist z.B. die Erblindung bei Trachom im Nahen Osten noch häufig und war in biblischen Zeiten wohl noch häufiger. Außerdem haben sich die Begriffe zur Beschreibung von Krankheiten selbst in den letzten Jahrhunderten erheblich verändert. Trotzdem beruhen die biblischen Krankheitsberichte auf beobachteten Tatsachen. Ernsthafte und ehrliche Männer, zumeist ohne medizinische Kenntnisse, schrieben das, was sie beobachteten, so gut wie möglich auf. Außerdem war das Niveau der medizinischen Behandlung an sich sowie der öffentlichen Hygiene höher als bei den damaligen benachbarten Kulturen.
Alle Krankheiten wurden als Strafe Gottes für Sünde aufgefasst. Viele Juden zur Zeit Jesu führten jede einzelne Krankheit eines Menschen auf eine ganz bestimmte Verfehlung zurück! Litt ein Mensch zu dieser Zeit zum Beispiel an einer Hautkrankheit, so sagte man über ihn: Dieser Mensch hat schwer gesündigt - Gott bestraft ihn für seine Schandtaten!
Da Krankheiten also vor allem religiös gedeutet wurden, sucht man in erster Linie auch Heilung durch religiöse Handlungen, z.B. durch Gebete, durch Opfer, durch Gottesdienste, durch Bußhandlungen...
Blindheit:
Blindheit war in biblischer Zeit im ganzen Nahen Osten üblich. Vermutlich waren verschiedene Krankheiten dafür verantwortlich. Trachom könnte, wie heute noch in manchen teilen, häufig aufgetreten sein und Blindheit im Säuglingsalter verursacht haben. Gonorrhöe der Mutter kann die Augen des Kindes während der Geburt infizieren und zur Blindheit führen. Manchmal hielt man Blindheit für eine Strafe Gottes, wie in 5Mo 28,28-29.
Die Behandlung der Krankheit:
Die Behandlung war manchmal mir Aberglauben verbunden. Das Wort Arzt wird kaum gebraucht, beinhaltet aber weitgehend das uns bekannte Berufsbild. Die jüdische Religion unterschied sich von den meisten heidnischen dadurch, dass das Amt des Priesters und das des Arztes praktisch streng getrennt waren. Die Feststellung der Diagnose, ob es sich um Aussatz handelte oder nicht, war eine Ausnahme, da es sich dabei um eine kultische Unreinheit handelte. Propheten wurden nach Prognosen befragt.
Hygiene:
Die jüdische Medizin übertraf die, der zeitgenössischen Völker aufgrund der bemerkenswerten mosaischen Hygienegesetze (vgl 3Mo 15). Man darf dabei nicht vergessen, dass das, was wir heute als Hygiene bezeichnen, für Israel in den Zusammenhang der kultisch gedachten Reinheitsvorschriften fiel. Nicht die Gesundheit, sondern die Reinheit, also die Fähigkeit zur Teilnahme am Gottesdienst, war das Ziel.
Gesellschaft:
Die Kranken sind nicht nur im vitalen Bereich beschädigt, sondern auch im sozialen und religiösen Bereich, weil Krankheit immer als "Strafe Gottes" angesehen wird, die zur Deklassierung führt. Die "Pyramiden" zeigen Beispiele gesellschaftlicher und religiöser Schichten in neutestamentlicher Zeit. An ihnen lässt sich erkennen, dass in der Regel gesellschaftliche Diskriminierung mit religiöser Erniedrigung und Ausgrenzung verbunden war.
Die in Gesellschaft und Religion gezogenen Trennungslinien galten als gottgewollt und damit als unaufhebbar. Ganz selbstverständlich erwartete man, dass Gott auf der Seite der gesellschaftlich und religiös Angesehenen war - eine Erwartung, die sich auch auf Gottes Heilskönig, den Messias richtete. Wenn Menschen Jesu als Messias ansahen, verbanden sie also festgelegte Rollen- und Verhaltensschemata mit ihm. Aber Jesus erwies sich als der, der sich in keinem Denkschema erfassen lässt. Indem er sich gerade den "Armen" zuwendete, ignorierte er souverän diese Granzen und sprengte die Barrieren. Er hob nicht nur die durch Krankheit, durch psychische und religiöse Beschädigungen gegebenen Grenzen auf, sondern vor allem auch die von der Gesellschaft seiner Zeit gesetzten Schranken: Indem er sich den "Armen" zuwendete und ihnen die Gottesherrschaft zusagte, stellte er alle Ausgrenzungen und Diskriminierungen radikal in Frage. Dies beispiellose Verhalten ist wohl gerade von den "Armen" als ein Erweis seiner Kraft und göttlichen Vollmacht wahrgenommen worden; für die Menschen seiner Zeit war die Praxis Jesu grundsätzlich wunderbar grenzüberschreitendes Handeln.
Textliche Analyse:
"Jesus heilt einen Blinden" ist im Evangelium des Markus 10, 46-52; im Evangelium des Matthäus 20, 29-34 und im Evangelium des Lukas 18, 35-43 zu finden.
Vers 46: Die Geschichte führt uns nach Jericho. Es liegt 30 km nordöstlich von Jerusalem, im Jordantal. Es ist eine der ältesten Städte der Welt, oft zerstört und immer wieder aufgebaut. Zur Zeit Jesu war Jericho ein Weltbad, eine Palmenstadt mit großen Kuranlagen. An einer der Straßen dieser vornehmen Stadt sitzt der blinde Bartimäus. Damals gab es noch keine Möglichkeiten, Blinde und andere Behinderte in besonderen Werkstätten zu beschäftigen. Nur als Bettler an der Straße konnten sie zu dem Unterhalt der Familie ein wenig beitragen. Eine "große Menge" begleitet Jesus und seine Jünger auf dem Wege zur Stadt hinaus.
Verse 47-48: Trotz seiner Blindheit hat Bartimäus anscheinend schon viel vom Reden und Heilen Jesu gehört. Als er merkt, dass Jesus in seiner Nähe ist, schreit er um Hilfe, nicht um ein Geldstück, sondern um das Wunder der Heilung. Wichtig ist, dass er dabei Jesus als den "Sohn Davids" anredet, als den seit langem erwarteten Messias, als den König Gottes, mit dem die Zeit des Heils anbrechen wird. Obwohl viele den Blinden mit seinem Schreien als lästig empfinden, ihn bedrohen und zum Schweigen bringen wollen, hört er nicht auf, nach Jesus zu rufen.
Verse 49-50: Jesus bleibt stehen: "Ruft ihn her!" Bereitwillig folgen die Leute nun dem königlichen Befehl Jesu und holen den Blinden mit nunmehr freundlichen und tröstenden Worten.
Verse 51-52: Die Frage an den Blinden: "Was soll ich für dich tun?" erscheint zunächst überflüssig. Es ist aber die Frage nach dem Glauben, nach dem Vertrauen des Kranken. Wenn dieser den Heiland nun nicht nur mit dem bloßen Rabbititel, sondern mit "Rabbuni" (= mein Herr und Meister) anredet, so wird dadurch deutlich, dass Bartimäus diesen Glauben mitbringt, was dann auch von Jesus bestätigt wird: "Dein Glaube hat dir bereits geholfen!" Der Blinde, der bereits im Glauben sieht, empfängt nun auch das Licht seiner leiblichen Augen. Und als Jesu Jünger folgt er ihm nach. Ein neuer Lebensabschnitt hat für ihn begonnen. Er ist zum Leben befreit, innerlich und äußerlich.
Bartimäus
Mein Name ist Bartimäus. Ich bin seit meiner Geburt blind. Ich lebe in der Stadt Jericho, die ich noch nie gesehen habe. Aber mein Vater erzählte mir, sie sei die schönste Stadt, die er je gesehen habe. So viele bunte Häuser, schön angezogene Menschen, das rege Treiben am Marktplatz.
Als ich noch ein Baby war, haben meine Eltern erst gar nicht gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmt. Doch als ich größer wurde, und zu krabbeln begann, bin ich überall angestoßen. Da haben sie dann bemerkt, dass ich nicht sehen kann. Dass hat meine Eltern sehr traurig gemacht, denn das heißt, ich werde nie in die Schule gehen können und einen Beruf werde ich auch nie lernen. Aber sie haben mich trotzdem wahnsinnig lieb gehabt. Mein Vater hat mich öfters aufs Feld mitgenommen. Er hat mich an ein schattiges Plätzchen gesetzt und ich habe ihm beim Arbeiten zugehört. Ich habe gehört, wie er sich geplagt hat, wenn er die Hacke in den harten Erdboden geschlagen hat. "zisch, zisch"
Eines Tages, als das Geld ziemlich knapp war, haben meine Eltern beschlossen, mich an das Stadttor zu bringen, damit ich um etwas Geld betteln kann. Meine Mutter hat mir eine Decke mitgegeben, damit ich nicht im Straßenstaub sitzen muss. Außerdem hat sie mir eine Schale fürs Geld mitgegeben. Mein Vater hat mich hingebracht. "Wenn es dunkel wird, hole ich dich wieder ab", hat er gesagt.
Ich habe meine Decke ausgebreitet und mich daraufgesetzt. Die Schale habe ich vor mich hingestellt.
Vor dem Stadttor ist immer eine Menge los. Viele Leute wollen hinein, um ihre Sachen am Marktplatz zu verkaufen. Wenn ich höre, dass sich Leute nähern, sage ich immer: "Bitte eine kleine Spende für einen armen blinden Bettler!" Manchmal höre ich "kling" in meiner Schale. Manchmal höre ich aber auch gar nichts. Aber was ich jeden Tag höre sind Geschichten. So viele Leute haben so viel zu erzählen. An diesen Tagen habe ich die Leute immer wieder über Jesus erzählen gehört. Er soll kranke Menschen wieder gesund gemacht haben. Und auch die Kinder hat er lieb und hört ihnen zu.
Am Abend, wenn ich wieder zu Hause bin, kann ich dann viele Geschichten erzählen, die ich untertags aufgeschnappt habe. Ich habe meinen Eltern schon oft Geschichten über Jesus erzählt, zum Beispiel dass er Kranke geheilt hat.
Heute morgen habe ich gehört, dass Jesus nach Jericho kommen soll. "Da musst du mich morgen besonders früh zum Stadttor bringen", habe ich zu meinem Vater gesagt. "Vielleicht kommt Jesus vorbei und macht dich gesund", hat meine Mutter gemeint. Ja, du hast recht", antwortete ich ganze vergnügt. Vor lauter Aufregung habe ich die ganze Nacht nicht schlafen können. Ich habe dauernd daran denken müssen, dass ich vielleicht morgen schon sehen kann.
Am morgen war dann was los. So viele Menschen waren noch nie so früh unterwegs. Meine Hoffnung, gesund zu werden, ist immer kleiner geworden. So viele Füße sind an mir vorbeigegangen. Wie soll ich nur merken, welche Jesus gehören. Plötzlich ist es um mich furchtbar laut geworden. Die Leute waren aufgeregt und sagten dauernd Jesus. Ich habe mir gedacht, dass Jesus in der Nähe sein muss. Aber wie kann ich ihn auf mich aufmerksam machen. Ich war so verzweifelt. Das ist meine einzige Chance. Wer weiß, ob Jesus je wieder nach Jericho kommen wird. In meiner Verzweiflung habe ich dann laut zu schreien begonnen. "Jesus, hilf mir!" Aus Leibeskräften habe ich noch mal "Jesus, hilf mir!" geschrieen. Plötzlich habe ich gespürt wie mich ein paar Leute hart anpacken und zu mir sagen: "Sei still, du Bettler!" Natürlich habe ich mir das nicht gefallen lassen. Ich habe noch lauter geschrieen. "Jesus, hilf mir!" Und Jesus hat mich gehört. Plötzlich ist es um mich ruhiger geworden und ich habe "seine" Stimme gehört. "Bringt diesen Mann zu mir", hat Jesus befohlen. Zwei Männer haben mich am Arm genommen und mich zu Jesus gebracht. "Warum hast du nach mir gerufen?" hat Jesus mich gefragt. "Herr, ich möchte sehen können!" Jesus hat zu mir gesagt: "Weil du so fest daran geglaubt hast, dass ich dir helfen kann, wirst du sehen können!" Augenblicklich habe ich sehen können. Die grelle Sonne hat mich geblendet. Zuerst habe ich nur verschwommen sehen können. Mit der Zeit habe ich dann auch schon die Umrisse stärker gesehen. Farben habe ich gesehen, die ich nur vom Hören sagen kannte. Ich habe mich ein bisschen umgeschaut. Und da habe ich Jesus gesehen, der mir geholfen hat. Voller Dankbarkeit habe ich ihn umarmt und gesagt: "Jesus, wenn du erlaubst will ich mit dir gehen und mehr von Geschichten von Gott hören!"
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Petchen
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