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Bernadette Soubirous - Referat
"Die heilige Jungfrau hat sich meiner bedient..."
Am 22. September 1909 öffnete man das Grab der Bernadette Soubirous – 30 Jahre nach ihrem Tod. Man fand den Leichnam ohne eine Spur der Verwesung. So, wie man die Tote damals vorfand, ruht sie heute in einem Glassarg in der Klosterkirche von Nevers, bekleidet mit dem schwarzen Ordenshabit, das Haupt geneigt, die Hände gefaltet. Die heilige Bernadette wurde am 8. Dezember 1933 von Papst Pius XI. heilig gesprochen. In großer Armut und Einfachheit aufgewachsen, durfte sie in der Grotte Massabielle bei Lourdes in 18 Versionen Maria, die Gottesmutter, schauen.
Gegner und Skeptiker brachten viele Einwände: ererbte Anlage zur Hysterie, eine krankhafte ausgeprägte Phantasie, ein zu stark entwickelter Geltungstrieb – aber all das, was den gesunden Menschenverstand zur Vorsicht mahnt, passt überhaupt nicht zu Bernadettes Persönlichkeit. Selbst unter den einfachen, schlicht-gläubigen und schwer arbeitenden Menschen ihrer Heimat gab es wenige Kinder, die so natürlich und unkompliziert, ja einfältig waren wie die 14jährige Tochter des verarmten und heruntergekommenen Müllers Francois Soubirous.
In jenem wichtigen Jahr 1858, dem Jahr der Erscheinungen, wohnte Bernadette mit den Eltern und Geschwistern in einem düsteren und feuchten Raum des kleinen Stadtgefängnisses von Lourdes, den man „Le Cachot“ – „das Loch“ nannte. Ein Verwandter hatte der Familie Soubirous diese armselige Behausung in der Rue des Petits- Fossés vermittelt, viel zu eng für die damals 6köpfige Familie. Zuvor hatte Vater Soubirous zuerst die Bolysmühle am Lapaca -Flüsschen betrieben, und schließlich – nach zwei weiteren gescheiterten Versuchen – die Mühle Lacadé. Francois Soubirous aber konnte nicht einteilen, planen und wirtschaften; die Konkurrenz war zu groß und der Müller war alles andere als ein guter Geschäftsmann.
Bernadette war schon damals ein krankes Kind, sie hatte starkes Asthma. Die Eltern sahen es deshalb sehr gerne, dass die frühere Amme Bernadettes, die Bäuerin Marie Laguès, das Mädchen zu sich nach Bartrès holte, 3 km nördlich Lourdes. Hier hütete Bernadette die Schafe und genoss Licht und Sonne, die sie im Cachot meist entbehren musste. Leider war die Erholungszeit auf dem Land nur kurz. Bernadette sollte sich auf den Empfang der ersten heiligen Kommunion vorbereiten und so musste sie in Lourdes regelmäßig zur Schule gehen.
Es war der 11. Februar des Jahres 1858. Die Bevölkerung Lourdes feierte Fasching und überall herrschte eine ausgelassene Stimmung. Im Cachot aber hatte man keinen Grund, fröhlich zu sein. Es war sehr kalt und Vater Soubirous lag krank im Bett. Man wollte den Ofen anheizen, aber es war kein Holz mehr da. Marie, die Schwester Bernadettes, und deren Freundin Jeanne Abadie machten sich sofort auf den Weg, um Holz zu sammeln. Auch Bernadette durfte mitgehen, obwohl sie nicht gesund war; doch musste sie außer dem üblichen Kopftuch auch das Capulet mitnehmen. Dieses Kleidungsstück war eine Besonderheit der pyrenäischen Mädchen und Frauen. Es umrahmt das Gesicht, fällt auf die Schulter herab und schützt gegen Regen und Wind. Die drei Kinder verließen die Stadt, wanderten an den Mühlen vorbei und waren bald am Ufer des Gave, dort, wo der kleine Mühlkanal in den Fluss mündet. Nur ein paar Schritte vom Kanal entfernt erhob sich der Felsen Massabielle, der „alte Felsen“ – mit der großen Grotte. Hier fand man oft angeschwemmte Holzstücke und manchmal Knochen, die man der Lumpensammlerin verkaufen konnte. Bernadettes Begleiterinnen wateten durchs kalte Wasser des Kanals, sie selbst allerdings hatte Angst und zauderte zunächst. Als sie dann doch ihre Strümpfe ausziehen wollte, da spürte sie zuerst ein paar heftige Windstöße und dann erblickte sie in der Felsnische oberhalb der Grotte jene „schöne Dame“ , die ihren Namen erst einige Wochen später kundtat, Bernadette durfte in zahlreichen Visionen die Jungfrau Maria schauen, die „Unbefleckte Empfängnis“.
Bernadette behielt auch nach den Gnadentagen der Visionen immer ihr freundliches, natürliches und bescheidenes Wesen. Fromme und auch weniger fromme Leute umdrängten sie und suchen in ihrer Gegenwart nach neuen Sensationen. Sie sollte Autogramme verteilen, Heiligenbildchen segnen oder Rosenkränze berühren – sie lehnte das alles ab: „ Berührt sie doch selber, dann sind sie gerade so gut.“ Als sie jemanden bemerkte, der ihren Rocksaum küssen wollte, tadelte sie: „Wie blöde, - die Leute sind wohl verrückt.“
Im Juli 1860 wir Bernadette in das Hospiz von Lourdes aufgenommen, um dort zu lernen und den Schwestern in Küche und Garten zu helfen. Dem Zustrom der Neugierigen war sie dadurch wohl entrückt, nicht aber den unzähligen Fragen der bischöflichen Untersuchungskommission, die 4 Jahre lang beobachtete und prüfte, bevor sie feierlich erklärte: „ In Gottes heiligem Namen! Wir glauben, dass die Unbefleckte Gottesmutter Maria tatsächlich dem Mädchen Bernadette Soubirious erschienen ist. Die Erscheinung trägt alle Zeichen der Wahrheit und die Gläubigen sind berechtigt, sicher daran zu glauben.“
Am 3. Juli 1866 ging Bernadette in Begleitung einiger Schwestern vom Hospiz zum letzten Mal zur Grotte. Weinend küsste sie den Felsen und flüsterte: „Oh Mutter, Mutter, nie werde ich Dich vergessen können.“ Sie wandte sich rasch um und ging weg, ohne sich noch einmal umzusehen. Am nächsten Tag schon verließ sie ihre Geburtsstadt und den geliebten Felsen Massabielle für immer – sie hatte um Aufnahme in das Kloster Saint Gildard zu Nevers gebeten.
War es nicht selbstverständlich, dass ein Mädchen, das die Jungfrau Maria schauen durfte, ins Kloster ging? War es nicht ganz natürlich, dass sie bei jenen Schwestern um Aufnahme bat, die sie von klein auf gut kannte? So einfach aber dürfen wir uns den Weg Bernadettes nicht vorstellen!
Wir wissen, dass ein Leben in Armut, Jungfräulichkeit du gehorsam auch für die Seherin in Lourdes jahrelang erbetet, erkämpft und gewissenhaft vorbereitet sein wollte. Es gab durchaus ernst zu nehmende Bedenken gegen den Eintritt ins Noviziat von Saint Gildard. Sollte dieses anfällige, fast gebrechliche Mädchen wirklich zum entsagungsreichen Ordensleben berufen sein? Würde eine derart ungebildete und sicher auch nicht sehr bildungsfähige Schwester überhaupt in den Konvent passen? Muss man nicht gerade bei ihr besonders gewissenhaft prüfen, ob sie nicht aus purem Ehrgeiz den Weg ins Kloster wählt? Und wie werden die Mitschwestern auf die „Neue“ reagieren – vielleicht wird sie „etwas Besseres“ sein wollen und sich deshalb nicht in die Gemeinschaft einordnen können. Fragen über Fragen!
So lebte Bernadette in Sorge und Erwartung: Was soll sie tun? Wird Gott ihr ein Zeichen geben? Wird sie den rechten Weg finden und ihre Berufung erkennen?
Im Jahre 1863 kam Licht in dieses Dunkel. Bernadette half damals der Krankenschwester im Hospiz und musste sich um einige sehr schwierige Pflegefälle kümmern. Hier erlebte sie zum ersten Mal ihre eigene Begabung und erkannte ihre pflegerischen Fähigkeiten. Sie machte die beglückende Erfahrung, gebraucht zu werden und wirklich nützlich zu sein. Auch was sie als Schneiderin und Stickerin leistete, war beste Arbeit. Nebenbei betätigte sie sich noch als Kindermädchen – mit ausgezeichnetem Erfolg. In all dem sah Bernadette mit Recht Zeichen ihrer Berufung. Ein ernstes Gespräch mit Bischof Forcade von Nevers bestätigte die Lauterkeit ihres Wunsches und bestärkte ihren Entschluss. Nach weiteren 3 Jahre, am 29. Juli 1866, wurde Bernadette zusammen mit 42 andere Postulatinnen eingekleidet – jetzt war ihr Name: Schwester Marie – Bernard.
Schon ewige Wochen danach musste Schwester Marie – Bernard die Krankenstation des Klosters beziehen und ihr Zustand verschlechterte sich von Tag zu Tag. Unter großen Schmerzen wurde sie zusehends schwächer. Aus diesen Tagen ist uns folgendes kurzes Gespräch überliefert, das die vorbildliche Geduld der Schwerkranken bezeugt. Die Oberin besuchte Marie – Bernard und sagte zu ihr: „Na, was machen sie denn da, kleine Faulenzerin?“ – „Meine liebe Mutter, ich fröne meiner Beschäftigung“ – „Und was für eine Beschäftigung ist das?“ – „Kranksein“, antwortete Bernadette freundlich. Bischof Forcade kam selbst ans Krankenbett und gab die Erlaubnis, dass die Kranke vorzeitig die Ordensgelübte ableben dürfe. Marie – Bernard antwortet nur: „Amen“.
Im Frühjahr 1867 konnte Bernadette das Noviziat erneut aufnehmen, aber sie wurde nie wieder ganz gesund. Sie bleib zeitlebens eine Leidende – ihre Leiden aber waren nicht nur körperlicher Art. Die Mitschwestern in Saint Gildard hatten leider nicht das rechte Verständnis für die einfache und doch sehr sensible Bernadette. Es gab Ungerechtigkeiten, manch verdiente Härten und wohl auch Demütigungen. Weil die Noviziatleiterin und Bernadette sehr unterschiedliche Temperamente hatten, ganz verschieden erzogen worden waren und auch ihre geistigen Interessen weit auseinandergingen, ergaben sich für beide immer wieder Konflikte. Einmal wurde Bernadette gefragt, ob sie über das Verhalten der Novizenmeisterin nicht empört sei. „Oh nein“, rief Bernadette, „Mutter Novizenmeisterin hat ja recht, weil ich immer noch zu stolz bin. Aber ich werde an mir arbeiten und mich bessern!“ Bernadettes Prüfungen während der Klosterjahre gehörten sicher auch zum gottesgewollten Lebensweg dieser Heiligen. Ihr Weg sollte in der Nachfolge Jesu ein Kreuzweg sein.
Eines Tages betrachteten Schwester Marie – Bernard und eine andere Mitschwester eine Photographie der Grotte von Lourdes. Sie unterhielten sich über die Gnaden der Marienerscheinungen und Marie – Bernard fragte: „Was tut man mit einem Besen?“ – „Welch eine komische Frage! Man braucht ihn zum Kehren!“ – „Und nachher?“ – „Dann stellt man ihn wieder an seinen Platz.“ – „Wo ist sein Platz?“ – „In einer Ecke hinter der Türe.“ – „Sehen Sie, das ist meine Geschichte. Die heilige Jungfrau hat sich meiner bedient; dann wurde ich in eine Ecke gestellt. Das ist mein Platz, da bin ich glücklich und da bleibe ich.“
Anfang des Jahres 1879 wurde Schwester Marie – Bernard immer leidender. Eine schleichende Knochentuberkulose fesselte sie ans Bett. Ein qualvolles Ringen mit dem Tod blieb ihr nicht erspart. Auch die Todesangst musste sie erleben – „Ich habe Angst“. Schwester Marie – Bernard starb ach einem langen schweren Todeskampf am 16. April 1879 mit dem letzten demütigen Gebet: „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für mich arme Sünderin – arme Sünderin…“
(aus dem Buch „Lourdes“ von Werner Radspieler)
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Super-stef
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