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Beziehung zwischen Gregor und Schwester - Referat
Wenn man „Die Verwandlung“ von Franz Kafka liest, so fällt einem auf, dass die Beziehung zwischen dem Protagonisten Gregor und seiner Schwester eine der wichtigsten der in der Erzählung dargestellten Beziehungen ist. Dieses Verhältnis soll nun beschrieben werden.
Man kann ohne Zweifel sagen, dass vor der Verwandlung Gregors die Beziehung fürsorglich ist. Gregor liebt seine Schwester und will viel Geld verdienen, um ihr ein angenehmes Leben zu finanzieren und sie dann ins Konservatorium zu schicken. Ihr gegenüber ist er besorgt und verständnisvoll und er behandelt sie wie ein Kind, das er verwöhnen soll. Er möchte von seiner Schwester anerkannt bzw. angesehen werden und darum sieht es fast so aus, als ob er ihr als Mann imponieren wollte.
Auch nach der Verwandlung bleibt die Beziehung zwischen den Geschwistern fürsorglich, denn Grete ist die einzige, die sich um Gregor sorgt. Nicht nur versorgt sie ihn mit Lebensmitteln, sondern sie versucht auch herauszufinden, welche er bevorzugt und glaubt ihm dadurch einen Gefallen zu tun, als sie die Möbel so umstellt, dass er sich wohler fühlt (S. 33 „Sie brachte ihm, um seinen Geschmack zu prüfen...“, S. 40 „...den Sessel wieder genau zum Fenster hinschob...“). Sie ist die enzige, die sich in sein Zimmer traut und somit einen engen Kontakt mit ihm hat. Obwohl sie sich nicht an die Käfergestalt ihres Bruders gewöhnen kann, überwindet sie diese Abscheu (S. 33 Sie hebt den Milchnapf „mit einem Fetzen“, S. 32 „erschrak sie so sehr“), denn sie liebt ihren Bruder. So ist sie diejenige, die Gregor Essen bringt und sein Zimmer reinigt. Aber auch Gregor versucht seiner Schwester beihilflich zu sein, indem er sich unter einem Leintuch versteckt, um ihr seinen Anblick zu ersparen, denn er will sie nicht erschrecken (S. 41 „Um ihr auch diesen Anblick zu ersparen, trug er eines Tages auf seinem Rücken -er brauchte zu dieser Arbeit vier Stunden- das Leintuch ... dass er nun gänzlich verdeckt war ...“). In diesem Zusammenhang gewinnt die Schwester an Selbstbewusstsein, denn sie wird selbstständiger und verantwortlicher als zuvor (S. 41 „weil sie ihnen als ein etwas nutzloses Mädchen erschienen war“, S. 45 „Es war natürlich nicht nur kindlicher Trotz und das in der letzten Zeit so unerwartet und schwer erworbene Selbstvertrauen...“). Dieses nun verstärkte Selbstwertgefühl der Schwester ist aber auch der Grund, warum sie sich mit der Zeit von ihrem Bruder distanziert. Ihre Naivität führt zur rapiden Animalisierung Gregors. Grete nimmt nämlich alle Möbel aus Gregors Zimmer heraus, damit er frei herumkriechen kann. Es wird darauf hingewiesen, dass sie sich nicht aus reiner Geschwisterliebe, sondern aus Vergnügungssucht??? dafür entschieden hat (S. 45 „Vielleicht aber spielte auch der schwärmerische Sinn der Mädchen ihres Alters mit, der bei jeder Gelegenheit seine Befriedigung sucht...“). So schafft Grete es, die Mutter davon zu überzeugen, dass es sinnvoll sei, das Zimmer Gregors zu entleeren, ohne an Gregor zu denken (S. 46 „nahmen ihm alles, was ihm lieb war“), was ihn wütend macht (S. 47 „Lieber würde er Grete ins Gesicht springen“). Grete fängt an dem Zeitpunkt an, sich nicht nur selbstsicher, sondern auch willkürlich zu verhalten, indem sie auch brutal wird (S. 47 „Also, was nehmen wir jetzt?“, „“Du Gregor!“ rief die Schwester mit erhobener Faust und eindringlichen Blicken“). Die Tatsache, dass sie nicht auch noch das Kanapee ausräumt, deutet auf ihren Eigennutz hin, da sie weiß, dass sich Gregor darunter verstecken kann, und sie ihn somit nicht zu sehen braucht (gute Beobachtung!!!) (S. 45 „...auf der Entfernung sämtlicher Möbel, mit Ausnahme des unentbehrlichen Kanapees...“). Es wird also immer klarer, dass Gregor die Fähigkeiten und den egoistischen Charakter seiner Schwester verkennt, und dass sie nicht das unschuldige und gutherzige Kind ist, für das er sie hält.
Die Schwester fängt gegen Ende an, Gregor zu vernachlässigen, indem sie kaum noch in sein Zimmer geht und es also auch nicht mehr reinigt (S. 55-56 „Ohne jetzt mehr nachzudenken, womit man Gregor einen besonderen Gefallen machen könnte, schob die Schwester eiligst, ehe sie morgens und mittags ins Geschäft lief, mit dem Fuß irgendeine beliebige Speise in Gregors Zummer hinein, um sie am Abend, gleichgültig, ob die Speise vielleicht nur verkostet oder –der häufigste Fall- gänzlich unberührt war, mit einem Schwenken des Besens hinauszukehren“). Nicht nur macht sie das Zimmer ihres Bruders nicht mehr sauber, sondern sie interessiert sich auch nicht mehr dafür, welche Speisen er bevorzugt. Sie hat ihren Bruder aufgegeben und sieht ihn nun als eine Last. Als die Mutter endlich das Zimmer ihres Sohnes putzt, ist die Schwester „aufs höchste beleidigt“ und „die Strafe bleibt für die Mutter nicht aus“ (S. 56), was noch ein Indiz für den egoistischen Charakter Gretes ist, die sich so verhält, als würde sie Gregor besitzen. Später, als die Schwester den Eltern den Wunsch äußert, den Käfer loszuwerden, beschreibt sie ihn als „es“ und als „Untier“ und meint, sie könne ihren Bruder nicht mehr erkennen. Sie sagt, dass sie und die Eltern alles gemacht haben, was sie machen konnten (S. 64-65 „so geht es nicht weiter ... Ich will von diesem Untier nicht den Namen meines Bruders aussprechen ... es loszuwerden ... es zu pflegen und zu dulden, ich glaube, es kann uns niemand den geringsten Vorwurf machen“). Sie sieht aber nicht ein, dass es dabei nicht um eine Pflicht, sondern um Liebe zwischen den Familienmitgliedern gehen sollte, die es eben nicht gibt. Man könnte sagen, dass Grete umso stärker und selbstbewusster wird, je schwächer Gregor wird. Gregors Gefühle seiner Schwester gegenüber ändern sich jedoch im Laufe der Erzählung nicht. Er scheint seine Schwester so sehr zu lieben, dass man sagen könnte, dass es sich um eine inzestuöse Liebe von der Seite Gregors handelt. Dass sein Tod aber Grete überhaupt nicht interessiert bzw. gleichgültig ist, zeigt, dass sie ihn vielleicht niemals geliebt hat.
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