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Bildlich gesprochen - Referat
Das Gedicht "Bildlich gesprochen" von Ulla Hahn handelt von einer sehr besitzergreifenden Liebeserklärung des lyrischen Ichs an das lyrische Du.
Beim Lesen gewinnt man den Eindruck, dass das lyrische Ich verzweifelt und wahnsinnig vor Liebe ist. Schon der Titel weist auf die zahlreichen bildlichen Vergleiche im Gedicht hin, die die Liebe, aber auch die Rücksichtslosigkeit und Aggressivität des lyrischen Ichs verdeutlichen.
Das Gedicht besteht aus drei Quartetten, deren Verse auf männlichen Kadenzen enden. Es existiert kein direktes Reimschema, sondern lediglich ein Reim des jeweils zweiten und vierten Verses einer Strophe. Des Weiteren wurde der Konjunktiv verwendet und jede Strophe enthält die Anaphern "Wär ich" und "Wärst du" und endet mit einem Punkt, also als Satz.
In der ersten Strophe gesteht das lyrische Ich seine Zuneigung und sein Vertrauen seinem Geliebten. Es würde dem lyrischen Du in die "hohle Hand" (V.2) wachsen, wenn es ein Baum wär und ihm "weiße Burgen aus Sand" (V.4) bauen, wenn der Geliebte das Meer verkörpern würde. Diese Hingabe, trotz des Risikos, dass die Kraft und Ungezähmheit des Meeres die Sandburgen zerstören könnte, zeugt von dem Gefühl der Sicherheit und dem Vertrauen, welches das lyrische Ich bei seinem Geliebten empfindet. Der erste bildliche Vergleich (V.1f.) verdeutlicht außerdem das Gefühl der Geborgenheit und, dass das lyrische Ich mit dem lyrischen Du am liebsten verschmelzen würde.
In der zweiten Strophe schlägt die Stimmung allerdings um. Das lyrische Ich würde seinen Geliebten mit "allen Wurzeln" (V.6) ausgraben, wenn er "eine Blume" (V.5) wär. Dies zeigt einerseits die Behumtsamkeit des lyrischen Ichs, da es die Blume nicht einfach pflückt, sodass sie schnell verwelken würde, aber auch andererseits das rücksichtslose Entreißen aus deren Lebensgrundlage und gewohntem Umfeld. Das lyrische Ich will die Blume, den Geliebten, demnach unbedingt bei sich haben und besitzen. Dass es der Blume so die Standhaftigkeit nehmen würde, interessiert es nicht. Auch, dass das lyrische Ich als Feuer die Absicht hätte, das Haus des lyrischen Dus zu verbrennen, weist auf die immer gewalttätiger werdende Stimmung hin. Die Wut und Aggressivität in dieser Aussage werden durch das Paradox "in sanfte Asche" (V.8) jedoch etwas abgeschwächt. Dass das lyrische Ich seinem Geliebten statt "weiße(n)Burgen" (V.4) nun schwarze "Asche" (V.8) vergönnt, könnte eine Reaktion auf die Zurückweisung des lyrischen Dus sein.
In der dritten Strophe wird die Verwandlung der Liebe zu Hass deutlich spürbar. Das lyrische Ich droht dem Geliebten damit, dass es ihn ertränken würde, wenn das es "eine Nixe" (V.9) wär, womit deutlich wird, dass es sich beim lyrischen Ich um eine Frau handelt. Sie würde das lyrische Du sogar vom Himmel "abknallen", wenn es sich bei ihm um einen "Stern" (V.11) handeln würde, nur um ihn tod oder lebendig endlich bei sich zu haben. Das lyrische Ich kann also offensichtlich nicht ohne das lyrische Du leben und ist der Überzeugung es umbringen zu müssen, da es sie zurückweist. Der Geliebte kann sich demnach zwischen einem Leben mit ihr oder dem Tod entscheiden, da dass lyrische Ich zu enttäuscht und egoistisch ist, um es mit wem anders leben zu lassen. Der "Stern" (V.11) soll nur für sie leuchten und die "Blume" (V.5) nur für sie blühen.
Ulla Hahn hat insbesondere am Schluss des Gedichts eine drastische Wortwahl verwendet, die den psychischen Zustand des lyrischen Ichs verdeutlichen. Durch das Verb "abknallen" wird die Wut und Enttäuschung sowie der Hass des lyrischen Ichs für den Leser klar. Auch die Bildlichkeit vereinfachte die Beziehung zwischen des lyrischen Ichs und des lyrischen Dus zu verfolgen, da sich die anfängliche Harmonie und Liebe in Feindseligkeit ändert. Weiterhin diente die Symbolik, wie die Geborgenheit der Hand und des Hauses, zur Veranschauung der Gefühle des lyrischen Ichs.
Eine mögliche Intention könnte sein, dass Ulla Hahn auf die vielen verschiedenen Auffassungen der Liebe hinweisen möchte. Die Liebe sei keine einfache Angelegenheit und wird nicht immer erwiedert. Manchmal bringt auch das größte Kämpfen und beharren nichts, sondern die Liebe muss aus freien Stücken beantwortet werden. Vielleicht möchte sie auch auf die noch immer verbreitete Zwangsehe aufmerksam machen, durch die Menschen ihren Halt, ihre Sicherheit und ihr Selbst verlieren, jedoch oft keine andere Ausweg haben.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Bambina
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