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Blindheitsmotiv König Ödipus - Referat
Im 1. Epeisodion sagt Teiresias zu Ödipus: „Du hast zwar Augen und siehst doch nicht, wie tief du steckst im Übel“ (V. 413). Erläutern Sie diese Aussage und erörtern sie ausgehend von dieser Aussage die Bedeutung des Blindheitsmotivs in der Tragödie.
In der antiken Tragödie „König Ödipus“ von Sophokles aus dem Jahre 429 v. Chr. geht es um das Schicksal des Königs von Theben, Ödipus, der den Mord seines Vorgängers, Laios, aufklären will, um das Volk vor der Pest zu retten, ohne zu wissen, dass er selbst der Mörder seines Vaters und der Gatte seiner Mutter ist und somit die Ursache allen Übels.
Im Rahmen seiner Bemühungen lässt er bereits im 1. Epeisodion nach Teiresias schicken, von dem er sich Hilfe erhofft. Ausgehend von einer zentralen Aussage des Teiresias in diesem Epeisodion soll im Folgenden die Bedeutung des Blindheitsmotivs in der Tragödie analysiert werden.
Bereits im 1. Epeisodion wird das Motiv der Blindheit im Gespräch zwischen Ödipus und Teiresias besonders deutlich. Innerhalb des Gespräches zwischen Ödipus und Teiresias wird für den Leser deutlich, dass der thebanische Herrscher sich mit dem Suchen nach der Wahrheit selbst keinen Gefallen tut, da er selbst der gesuchte Mann ist. Dessen ist sich der Seher voll bewusst.
Anfangs will er daher sein Wissen über die vorliegende Situation auch nicht preisgeben. Seine Begründung hierfür ist, dass er „[sich] selbst und [Ödipus] nicht quälen will“ (V. 332). Doch je mehr Ödipus nachfragt, desto gereizter scheint Teiresias zu werden und sagt dem Herrscher auf dem Höhepunkt des Streitgespräches direkt: „Des Mannes Mörder, den du suchst, sag ich, bis du!“ (V. 363). Obwohl er dieses so eindeutig formuliert, ist Ödipus blind für diese Wahrheit, was Teiresias mit den Worten „Du hast zwar Augen und siehst doch nicht, wie tief du steckst im Übel“ (V.4 13) klar erfasst.
Im zweiten Epeisodion wird das Blindheitsmotiv wieder aufgegriffen. Weil Ödipus die Wahrheit nicht sehen kann oder will, unterstellt er Kreon bereits im 1. Epeisodion Neid (vgl. V. 383). Er flüchtet sich in die Vorstellung, dass Kreon sich mit Teiresias verbündet hat, um die Macht an sich zu reißen und Ödipus vom Thron zu stürzen. Im zweiten Epeisodion richtet er dieses Vorwurf direkt an Kreon, für Kreons einsichtigen Argumente, die ihn hin zu der für ihn tragischen Wahrheit führen würden, ist Ödipus wiederum nicht empfänglich, er bleibt sehend blind (V. 583-630). Jedoch im folgenden Gespräch mit Jokaste hat er schlimme Ahnungen, doch Jokaste gibt ihm die Möglichkeit, wiederum die Augen vor der Wahrheit zu verschließen, als sie ihm die von einem Zeugen berichtet, der von Mördern gesprochen hat (vgl. V 843). Ödipus lässt Jokaste nach dem Zeugen schicken, um die Wahrheit zu ergründen (vgl. V. 859f.), die ihm ja bereits vor Augen geführt wurde, doch Ödipus klammert sich auch hier „an einen Strohhalm“, um seinen Status zu schützen!
Auch im nächsten Epeisodion ist das Blindheitsmotiv von zentraler Bedeutung. Obwohl ein Bote aus Korinth, Ödipus’ Heimatstadt, ihm mitgeteilt hat, dass sein Vater tot sei (vgl. V. 942). Dadurch glaubt Ödipus, dass sich der Orakelspruch nicht erfüllt und nichts Wert sei (vgl. V. 965ff). Daraufhin erfährt Ödipus, dass Polybos gar nicht sein leiblicher Vater war (vgl. V. 1016), doch auch diese Erkenntnis lässt Ödipus nicht zur Vernunft kommen, die Fakten zusammenfügen und die Wahrheit erkennen, während Jokaste bereits im Bilde ist (vgl. V 1064). Ödipus tut ihre Warnungen vor der Ergründung des Geheimnisses um seine Herkunft ab und versteigt sich in die irrationale Vorstellung, er sei von niederer Abkunft, die er nun ergründen müsse, und durch seine Intelligenz zu Ruhm und Ehre gelangt (vgl. V. 1076-1085). Somit zögert er das Unvermeidliche weiter heraus, während er erklärt, die Wahrheit ergründen zu wollen (vgl. V. 1065).
Erst im 4. Epeisodion kann Ödipus die Augen nicht mehr vor der Wahrheit verschließen. Er selbst drängt den Zeugen, einen alten Hirten, zu einer Aussage, die keine Zweifel daran zulässt, dass der grausame Orakelspruch, der Jokaste und Laios geweissagt wurde, sich erfüllt hat (vgl. V. 1178ff.). Ödipus sieht voller Entsetzten die Wahrheit „Es trat zutage: Entstammt bin ich, von wem ich nicht gesollt, verkehr, mit wem ich nicht gesollt, und hab erschlagen, wen ich nicht gedurft“ (V. 1180-1185).
Das Erkennen der Wahrheit führt ihn zu einer fürchterlichen Tat, er blendet sich mit einer Spange der Jokaste, nachdem er die Tote nach deren Selbstmord aufgefunden hat.
Zum einen führt er seine Tat auf den Willen Apollons (vgl. 1328-1330) zurück und zum anderen bekundet er sein Entsetzen angesichts der Tatsache, im Hades den Eltern sehendes Auges gegenüber treten zu müssen
(V. 1184ff.), doch letztlich äußert er gegenüber den Töchtern, dass er es nicht mehr ertragen konnten „dass des leiblichen Vaters Augen, die früher strahlten, nun derart sehn – der ich, ihr Kinder, sehend nicht und wissend nicht euch Vater wurde dort, wo ich selber ward gesät.“ (V. 1482-1485).
Wie Teiresias sieht der blinde Ödipus nun die Wahrheit, die er sehenden Auges nicht sehen konnte.
Das Blindheitsmotiv begegnet dem Leser in Sophokles „Antigone“ wieder. Kreon, der nach dem Tod der Söhne des Ödipus den thebanischen Thron besteigt, möchte die geschundene Stadt zu neuem Glück und Ruhm führen, doch seine guten Vorsätze führen zu Handlungen wider den Willen der Götter, doch der Tyrann, zu dem sich Kreon entwickelt hat, erkennt dies nicht, sondern besteht auf die Durchsetzung seines Willens und seiner Gesetze, wovon ihn nicht einmal Haimons Argumente abhalten können! Kreons Starrköpfigkeit führt zu seinem tragischen Scheitern.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Black#Jack
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