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Christologie - Referat



Jesus Christus

Im Mittelpunkt der Christologie steht Jesus. Jesus Christus ist bis heute die wohl eine der sagenumwobensten und interessantesten Personen der Menschheit. Im Kindergarten, in der Schule und in der Kirche hört man beispielsweise viele Geschichten über diesen Mann. Diese Geschichten stammen meist aus der Bibel. Doch kann man den Geschichten glauben? Ist es möglich, dass Jesus Wasser in Wein verwandelt hat und Tote auferwecken konnte? Im 21.Jahrhundert fällt es uns schwer diese Erzählungen zu glauben. Im Laufe der Zeit befassten sich viele Theologen, Wissenschaftler, Gläubige, etc. mit diesem Thema und versuchten zum Einen die Person Jesus und seine Lebensweise, zum Anderen die Verkündigung dieser Person, zu ergründen und den Wahrheitsgehalt (was kann man glauben, was nicht?) aus den Geschichten herauszufiltern.

Historischer Jesus und kerygmatischer Christus

Innerhalb der Theologie unterscheidet man daher methodologisch zwischen dem historischen Jesus und dem kerygmatischen Christus. In den Erzählungen der Bibel tritt Jesus Christus aber nur in einer Mischform auf. Man blickt also von zwei Seiten auf diese Person.
Der historische Jesus wurde in Nazareth geboren und seine Eltern waren Maria und Josef. Jesus erlernte, wie es damals üblich war, den Beruf seines Vaters. Einige Jahre später wanderte er als Prediger durch Galiläa und Judäa. Sicher ist auch, dass er Wunder getätigt hat – bzw. dass er Dinge getan hat, die auf die Menschen damals wie Wunder wirkten. Durch seine Predigten geriet er in die Missgunst der Römer und wurde schließlich als Landesverräter und Gotteslästerer am Kreuz hingerichtet.
Der verkündete Christus hingegen wurde nach der Weihnachtsgeschichte in Bethlehem geboren und galt als Befreier der Welt (Messias). Er ist der Sohn Gottes, predigte das Reich Gottes und hatte Anhänger (u.A. seine Jünger), die an ihn als Messias glaubten. Nach seinem Tod ist er ins Kerygma auferstanden und wird seitdem verkündet.
Um diese Informationen über Jesus erhalten zu können, muss man sich zunächst die Quellenlage anschauen, um den Kern (das „Wahre“) aus den Geschichten herauszufiltern:

1. Außerchristliche Quellen
Außerchristlichen Quellen wie die römischen Schriften des Tacitus und des Plinius oder die jüdischen Schriften des Josephus und des Talmund bestätigen die Existenz der Person Jesus von Nazareth. Auch seine Hinrichtung wird thematisiert. Viel mehr erfährt man aber aus diesen Quellen nicht.

2. Christliche Quellen – außerkanonisch
Es gibt einige Evangelien im Christentum, die sich mit Jesus Christus beschäftigen. Hierzu zählen beispielsweise das Thomas Evangelium, das Petrus Evangelium oder das Evangelium der Maria, welches aus dem Griechischen stammt. Zudem gibt es das Passionsevangelium, das Kindheitsevangelium und das Spruchevangelium, die zwar von Jesus berichten, aber in erster Linie die Lehre Jesu beinhalten.

3. Christliche Quellen – kanonisch
Zu den kanonischen Quellen zählen in erster Linie die Synoptischen Evangelien (MT, MK, LK). Weiter gehört das Johannes Evangelium dazu und die Paulinischen Briefe, welche aber bei der Frage nach Jesus vernachlässigt werden können.

Synoptische Evangelien (2-Q-T)

Die drei ältesten Evangelien weisen eine sehr hohe Ähnlichkeit untereinander auf. Man bezeichnet das Matthäus, das Markus und das Lukas Evangelium daher auch als Synopse (griech. Zusammenschau) und die Verfasser als die drei Synoptiker. Erklären lässt sich diese Ähnlichkeit durch die Zwei-Quellen-Theorie.
Man geht davon aus, dass Markus für sein Evangelium, welches er ca. 70 nach Christus geschrieben hat, ausschließlich mündliche Quellen zur Verfügung hatte. Die später geschriebenen Evangelien nach Matthäus und Lukas sind etwa 80-90 nach Christus entstanden. Diese beiden hatte nach der Zwei-Quellen-Theorie das Markus Evangelium als Vorlage. Des Weiteren bedienten sie sich einer so genannten Logienquelle Q und verfügten jeweils um ein Sondergut, dass in ihr Evangelium mit einfloss. Durch das unterschiedliche Sondergut und eine individuelle Schreibweise gibt es gewisse Unterschiede zwischen den Evangelien. Ein Beispiel hierfür ist das letzte Wort Jesu vor seinem Tod. Nach Markus und Matthäus sagte er: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Mt27,46; Mk15,34) Bei Lukas findet man den Satz „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ (Lk23,46) Das Johannes Evangelium gehört nicht zu den synoptischen Evangelien, weist aber auch einige Ähnlichkeiten zu diesen auf. An dieser Stelle unterscheidet es sich aber auch von den anderen Evangelien: „Es ist vollbracht!“ (Jh19,30) Diese Unterschiede lassen sich durch die Intention des jeweiligen Autors erklären. Die Evangelien wurden geschrieben um Jesus Christus zu verkündigen und jeder tut dies auf seine Weise. Dies erschwert sicherlich den Versuch, sich ein Bild vom historischen Jesus zu machen.
Die synoptischen Evangelien bilden das Fundament für die Erforschung der Person Jesus. Allerdings werden, wie schon gesagt, andere jüdische, römische und außerkanonische Quellen ebenfalls herangezogen. Sie dienen hauptsächlich der Bestätigung wichtiger Ereignisse, da sie vom Leben Jesu nicht viel wiedergeben.

Die historisch kritische Methode

Die historisch kritische Methode entstand im 18. Jahrhundert, zu Lebzeiten des Gotthold Ephraim Lessing. Dieser Mann war mit Hermann Samuel Reimarus befreundet, welcher bereits im vorherigen Jahrhundert geboren war. Bis heute ist Reimarus einer der größten Bibelkritiker. Der in Hamburg lebende, angesehene Gymnasiallehrer verfasste die „Schutzschrift der vernünftigen Verehrer Gottes“. In dieser Schrift betreibt Reimarus radikale Bibelkritik und behauptet, dass jeder vernünftige Verehrer Gottes den gesamten biblischen Kanon (AT+NT) in Frage stellen muss. Jesus stellt er hierbei als einen Betrüger und Hochstapler dar. Da Samuel Reimarus aber um sein Ansehen in der Bevölkerung fürchtete, veröffentlichte er diese Schrift nicht. Nach seinem Tode fielen diese Schriften Gotthold Ephraim Lessing in die Hände. Ihm war klar, dass er eine solch radikale Schrift nicht einfach veröffentlichen könnte. Aus diesem Grunde gab er vor, sie in der heimischen Wolfenbüttler Bibliothek gefunden zu haben und druckte nach und nach einzelne Fragmente der Schrift in einer Zeitung für die gehobene Klasse. Als Schriftsteller, Autor und Redakteur war er in der Lage dazu. Die später als „Wolfenbüttler Fragmente“ in die Geschichte eingehenden Teile der Schrift Semmlers waren sehr beliebt und entfachten eine rege Diskussion in der Bevölkerung – insbesondere der gehobenen Gesellschaft versteht sich. Neben den interessierten Lesern bildeten sich verschiedene Gruppen, die über das Verfasste empört waren. Diese neuen Gruppierungen und schon bestehende religiöse Gruppen reagierten auf dieses radikale Werk:
1. Die Katholische Kirche
Der katholischen Kirche waren diese Schriften keineswegs recht. Allerdings verzichtete sie weitgehend auf eine Reaktion darauf. Es änderte sich nicht sehr viel.
2. Die Evangelische Kirche
Die evangelische Kirche hingegen wurde aktiv. Gleich mehrere Gruppen nahmen Stellung zu dieser Unterstellung seitens Reimarus:

a. Altprotestantische Orthodoxie
Diese Gruppierung reagierte auf die Schriften mit einer Feststellung. Sie sind der Überzeugung, dass die Bibel von Gott kommt und die Verfasser beim Schreiben vom heiligen Geist verbal inspiriert wurden. Die Bibel gilt als unantastbar.
b. Pietisten (die Frommen)
Sie sind ähnlicher Ansicht wie die Altprotestantische Orthodoxie und fügen hinzu, dass allein das Gefühl und der Glaube zählen. Die Übereinstimung verschiedener Texte sei nicht wichtig für den Glaube und die Bibel daher nicht angreifbar.
c. Gruppe um Johann Salomo Semler
Der Theologieprofessor verfasste nach dem Erscheinen des 7. Fragmentes eine 400seitige biblische Sachkritik, die aber keineswegs mit der radikalen Schrift des Reimarus vergleichbar war. Semler sagte in dieser Schrift aus, dass die Bibel nicht das Wort Gottes sei, sondern das Wort Gottes enthalte. Durch diese Differenzierung konnte er der Bibelkritik von Reimarus entgegentreten und abschwächen. Zudem entwickelte er ein Verfahren, durch welches man den Kern (also das Wort Gottes/die Wahrheit/die Intention) aus der Bibel herausfiltern kann. Johann Salomo Semler ist folglich der Begründer der historisch kritischen Methode.

Das Ziel der historisch kritischen Methode ist es, das Wort Gottes aus den Bibeltexten herauszufiltern. Dies geschieht durch die Anwendung verschiedener methodischer Schritte, bei denen man sich kritisch mit dem Geschriebenen auseinandersetzt. Hier sind die vier wichtigsten Punkte dieses Vorgangs:

1. Textkritik
Bei dieser Methode versucht man, den ursprünglichen Wortlaut des Textes herauszufinden. Der Urtext ist meist griechisch oder hebräisch. Durch eine genaue Untersuchung des Schriftbildes und des Textflusses werden beispielsweise später verfasste Anhänge oder Einschübe anderer Verfasser ausfindig gemacht. Anschließend rekonstruiert man den wahrscheinlichten Urtext.

2. Literarkritik
Bei der Literarkritik werden die Quellen des Verfassers hinterfragt. Hierdurch kann man die Wahrscheinlichkeit der Korrektheit erfassen. Die Zwei-Quellen-Theorie resultiert aus diesem Verfahren. Durch Gemeinsamkeiten im Lukas und Matthäus Evangelium konnte man auf das Markus Evangelium als Quelle schließen.

3. Formkritik
Mit diesem Schritt wird die Gattung des vorliegenden Textes untersucht. Sprachliche Auffälligkeiten wie Metaphern oder Gleichnisse werden interpretiert und die Intention des Autors festgestellt. (siehe auch Bultmann  Sitz des Lebens) Hierzu zählen auch simple Dinge wie der bevorzugte Satzbau.

4. Redaktionskritik
Mit dieser Methode wird der Text auf redaktionelle Besonderheiten untersucht. So kann man einem Autor eine „Handschrift“ zuordnen. Typisch für Markus ist beispielsweise das Messiasgeheimnis. Matthäus lässt auf jede Predigt eine Wundertat folgen und Lukas legt wert auf den Universalaspekt. Falls ein Autor dem Text etwas hinzugefügt hat kann dies schnell herausgefunden werden.

Durch die historisch kritische Methode wurde ein Zugang zu den Wundergeschichten des NT hergestellt. Man kann sie in ein typisches Schema einordnen. Wunder beginnen meist mit einer Situationsschilderung, in welcher die beteiligten Personen auftreten. Dies sind oft der Wundertäter selbst, die Menge und Hilfsbedürftige. Anschließend kommt es zur Vorbereitung des Wunders durch Annäherung der Beteiligten, wie z.B. durch Hilferufe, Kritik, Zuruf oder Ähnlichem. Unmittelbar darauf folgt die Wunderhandlung. Dies kann durch eine Berührung, ein Wort oder durch ein Gebet geschehen und wird anschließend festgestellt/präsentiert. Am Schluss erfolgt oftmals eine Demonstration des Vollbrachten, die
Entlassung ins Leben und das Messiasgeheimnis (nur bei Markus).
Durch die Feststellung dieses Schemas wird es einfacher, Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Texten über das gleiche Wunder zu finden und die Glaubwürdigkeit bzw. die Intention dessen festzustellen.

Rudolf Bultmann

Den Namen Rudolf Bultmann verbindet man unter normalen Umständen mit seinem theologischen Programm. Bultmann setzt an der Formkritik der historisch kritischen Methode an. Er schaut sich die literarische Gattung der Texte genau an und überlegt, wie die Autoren das Geschriebene verstanden haben möchten – fragt also nach der Intention. Rudolf Bultmann nennt dies „Sitz des Lebens“. Bei seiner exegetischen Arbeit stellte er fest, dass die Evangelien kerygmatische Texte sind und die Lehre Jesu predigen. Er folgt der methodologischen Differenzierung zwischen dem historischen Jesus und kerygmatischen Christus und sieht letzteren in der Bibel beschrieben. Weiter sagt er, dass die Predigten für damalige Verhältnisse geschrieben wurden. Heutzutage seien beispielsweise die Wunder etwas Mythisches für die Menschen, was den Glauben daran einschränkt (dies kann man auf viele Zeiten beziehen, die nicht mit der damaligen Sprech- und Denkweise übereinstimmen). Von diesem Mythos müssen die Geschichten nach Bultmann befreit werden. Hier spricht man von einer Entmythologisierung. Bultmann ist der Meinung, dass jede Form der Interpretation eine Gemeinsamkeit zwischen Autor und Leser voraussetzt. Dies ist bei biblischen Texten nicht mehr gegeben. Die Texte müssen demzufolge existential interpretiert werden. Dies geht nur, wenn man die Geschichten entmythologisiert und dem heutigen Menschen zugänglich macht – praktisch „übersetzt“.
Die Erkenntnis zieht er unter Anderem aus dem Wunderverständnis. Damals gab es Dinge, die wissenschaftlich noch nicht erklärbar waren. Sie galten dann direkt als Wunder. Heutzutage ist man aufgeklärter und nicht in der Lage dieses Weltbild nachzuvollziehen. Daher muss das Ziel des Lesers nicht das Verständnis des Geschehens, sondern der Absicht dieses Geschehens sein. Er muss dieses Kerygma der Texte entmythologisieren und existential interpretieren.

Wunder

Wenn man sich die Wundergeschichten des Neuen Testamentes näher ansieht, fällt es einem zunächst schwer, sie zu verstehen bzw. zu glauben. Das liegt an einem unterschiedlichen Wunderverständnis der Leute damals zu denen heute. Zu Zeit des Neuen Testamentes kennen die Menschen keine Naturgesetze im wissenschaftlichen Sinne und berufen sich hauptsächlich auf Götter und Dämonen. Ein Wunder ist zu dieser Zeit etwas nicht alltägliches, ungewöhnliches aber keinesfalls Unmögliches! Früher wurde beispielsweise eine Heilung durch Handauflegung als Handlung von Gott oder durch Gott gesehen – als Wunder. Heutzutage sind die Menschen nicht offen für derartige Erzählungen. Sie sind nicht offen für Wundergeschichten, weil man wissenschaftlich und technologisch viel weiter entwickelt ist. Heilungen von zum Teil schweren Krankheiten gehören mittlerweile zum Alltag – Herzen oder Lungen werden beispielsweise transplantiert. So selbstverständlich war die Genesung damals nicht. Die Wunder mussten daher immer im Bezug auf das damalige Leben gesehen werden. Man spricht hier auch von einem anderen Wirklichkeitsverständnis. Dies richtet sich nach dem jeweiligen Weltbild der Menschen. Die Kopernikanische Wende, bei der sich das Weltbild vom Geozentrischen zum Heliozentrischen geändert hat, wird auch als Öffnung des Weltbildes angesehen. Spätestens seit dieser Wende muss von einem differenzierten Wirklichkeitsverständnis gesprochen werden. Allerdings gab es bereits vorher unterschiedliche Wunderverständnisse. Dies sieht man auch am Wunderverständnis der drei Synoptiker:

1. Markus
Markus teilt das Wunderverständnis des Hellenismus. Entstanden ist dieser in der heute griechisch-orientalischen Welt. Dort werden Wunder und Wundertäter grundsätzlich als etwas Gutes angesehen. Es heißt, Gott handelt im Moment eines Wunders entweder selbst oder im Wundertäter. Bei Markus kann dies durch die Verherrlichung des Wundertäters erkannt werden.

2. Lukas
Bei Lukas findet sich eine abgewandelte Form des hellenistischen Wunderverständnisses. Jesus ist der Herr über Dämonen und wird als göttlicher Mensch angesehen. Wichtig ist auch noch, dass der Heilende (Jesus) den Menschen nachgeht und den Kontakt zu den Menschen sucht (Gleichnis vom verlorenen Sohn). Man bezeichnet diese Form des Wunderverständnisses nicht mehr als hellenistisch, sondern als Christuspredigt.
3. Matthäus
Matthäus benutzt die Wundergeschichten als Belege für die Worte Jesus. Die Heilungen bestätigen die Lehre und bilden somit eine Einheit, welche die Predigt erleichtert.

Im Hellenismus sind alle Wunder etwa positives und kommen von Gott. Es gilt immer, den Teufel mit Gottes Kraft zu verdrängen. Dies bewirkt entweder ein göttlicher Mensch (Epiphanie) oder ein Mensch, der mit göttlichen Kräften ausgestattet ist. Anders ist es im Judentum. Hier können Wunder auch von Dämonen gewirkt werden, es gibt also positive und negative Wunder. Die Juden bewerten ein Wunder durch Schriftexegese. Wunder sind nur diejenigen Taten, die als solche in der Tora beschrieben werden. Hinzu kommt die Meinung von Lehrern und Propheten der jüdischen Gemeinde. Aus diesen Unterschieden kann man erschließen, dass es notwendig ist, zu wissen, wie der Autor seine Wundergeschichte verstanden haben möchte. Dies wird sowohl bei der Entmythologisierung Bultmanns als auch bei der historisch kritischen Methode der Fall.

Auferstehung

Es gibt zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten für Wundergeschichten. Die Auferstehung ist ein sehr gutes Beispiel hierfür, da sich beinahe jeder Theologe, Bibelkritiker oder Geistliche dazu geäußert hat.

Hermann Samuel Reimarus
In seiner „Kritik der Auferstehungsgeschichte“, erschienen 1968 in den Gesammelten Werken von G.E. Lessing (Bd7; S.778ff.), werden die Auferstehungsgeschichten der Evangelisten miteinander verglichen und die Unterschiede herausgestellt.
Samuel Reimarus kritisiert 10 Geschehnisse, welche von den Evangelisten Markus, Lukas, Matthäus und Johannes jeweils anders wiedergegeben werden. So schildert er z.B. in Punkt 1, dass die Personenanzahl derer, die Jesus nach seinem Tod aufsuchten, nie die gleiche ist. (vgl. 1.) Im Kritikpunkt 5 verweist er auf die Rede des Engels, die sich bei Matthäus und Markus von Lukas stark unterscheidet. Der wichtigste Kritikpunkt ist jedoch der 10. Hier gibt Reimarus zu denken, dass Markus und Lukas die Himmelfahrt Jesu beschreiben, obwohl sie ihn nie selbst gesehen haben und Matthäus und Johannes zu diesem wichtigen Punkt nichts beschreiben.Gerade dieser Kritikpunkt liegt Reimarus sehr am Herzen. Er sieht die Himmelfahrt Christi als ein sehr wichtiges Geschehnis an und findet, dass sie „ein Räumchen verdienet“ hätte. Hieraus ergibt sich die Kernaussage des Reimarus: Wenn ein solch wichtiges Ereignis, wie die Auferstehung, in vier Geschichten derart voneinander abweicht, muss man an ihr zweifeln.
Als harter Bibelkritiker ist er der Ansicht, dass jeder Mensch einen religiösen Funken besitzt, also an Gott glaubt. Folglich braucht es keinen Gottessohn und man solle sich auf die eine Person Gottes begrenzen. Reimarus sieht das einzig interessante an Jesus in seinem Handeln und sozialem Engagement, was Vorbildfunktion sein kann.

Marle
Rene Marle akzeptiert die Unstimmigkeiten der verschiedenen Autoren und sagt, dass diese Unterschiede im Detail zusammen mit der Gleichheit in der Sache die Wahrheit der Texte unterstützen. Durch die Durchleuchtung der Auferstehung von mehreren Seiten seien durch verschiedene Eindrücke verschiedene Schriften entstanden, die zum Verständnis des Geschehenen beitragen können. Weiter sagt er, dass die Wundergeschichten nur dann einen Sinn ergeben, wenn man an das Geschehnis glaubt. Als Beispiel nennt er das Erscheinen Jesu. Er sei nie Ungläubigen erschienen.
Marxen
Willi Marxen argumentiert im Gegensatz zu Marle historisch kritisch. Die Aussage von Zeugen, sie hätten Jesus nach seinem Tode gesehen, sei eine Sache der Interpretation. Einige Menschen würden dies falsch interpretieren indem sie es als wahr (100% glaubwürdig) bezeichnen. Historisch sei die Auferstehung jedoch ganz und gar nicht auf diese Weise zu beantworten. Gesichert sei nur, dass Leute behaupten, Jesus gesehen zu haben. An dieser Stelle gibt Marxen Bultmann Recht, der sagte, Jesus sei ins Kerygma auferstanden. Durch die Wunder und somit auch der Auferstehung, wird nach Marxen die „Sache Jesus“ am Leben gehalten. Am Beispiel der Auferstehung sei das „Sehen“ der Grund für die Besonderheit des Vorgangs, da es etwas Besonderes und Prägendes ist.

Lohfink
Gerhard Lohfink stellt in seiner Theorie zur Auferstehung zwei Gegensätzliche Aussagen gegenüber. Die Einen sagen, die Auferstehung Jesu sei eine Vision der Jünger, welche aus der Trauer und dem Schmerz über den Verlust hervorgerufen wurden. Die Anderen behaupten, die Auferstehung ist etwas Übernatürliches und von Gott veranlasst worden. Lohfink setzt dort an und stellt die These auf, dass Visionen eventuell auch als imaginäres und transzendentes angesehen werden können. Wenn dies so wäre, könne man den beiden Behauptungen entgegnen, dass Wunschbilder, also Visionen nicht unbedingt bedeuten müssen, dass es das Vorgestellte nicht gibt. (eventuelle Überleitung zu Feuerbach/Religionskritik…) Nach Lohfink gehören menschliches Handeln und eine Tat Gottes zusammen und treffen sich im menschlichen Denken. Deshalb wäre „eine echte Version beides: Tat des Menschen und Tat Gottes“.

Die Veröffentlichung der so genannten Wolfenbüttler Fragmente hat entscheidend dazu mitgewirkt, dass die Gesellschaft sich mit Bibelkritik beschäftigte. Die Frage nach Jesus kann seitdem in aller Öffentlichkeit gestellt werden, ohne Konsequenzen (durch die Kirche, …) zu befürchten. Die Kritik des Reimarus kann man somit als Dienst für das Christentum sehen.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: eminike



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