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Das Ende des Atomzeitalters - Referat



Das Ende des Atomzeitalters


Atomenergie ohne Zukunft


Kaum jemand gibt noch einen Pfifferling auf die Zukunft der Atomkraft. Die Bevölkerung ist mehrheitlich gegen neue Reaktoren und nicht bereit, die enormen Risiken dieser Technologie zu tragen. Bei vielen wirkt der Schock von Tschernobyl nach. Die deutschen Kraftwerksbetreiber, besonders die neun großen Elektrizitätsversorgungsunternehmen (EVU), sitzen in der Entsorgungsklemme, da noch immer kein Endlager für atomaren Müll existiert.

Angesichts dieser Situation gibt es nur eine sinnvolle Lösung: den Ausstieg aus der Atomenergie. Zwei Greenpeace-Studien zeigen, daß der Ausstieg ökologisch dringend geboten und ökonomisch machbar ist. Untersucht wurden dabei die volkswirtschaftlichen Kosten, die Folgen für den Arbeitsmarkt sowie die Entwicklung des Kohlendioxid-Ausstoßes bis zum Jahr 2010. Die Ergebnisse sind eindeutig: Rund 40 Prozent Kohlendioxid - als Treibhausgas entscheidend an der globalen Klimaerwärmung beteiligt - und rund 85 Milliarden Mark ließen sich bis 2010 durch einen schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie einsparen.

Und nicht nur unter Kostenaspekten lohnt sich der Abschied vom Atomzeitalter: Die von Greenpeace geforderte Energiewende würde zudem mehr als 100.000 zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Fazit: Die Atomenergie ist ein Dinosaurier der Energiepolitik - ein Auslaufmodell.


Reaktorunfälle überall möglich

Atomkraftwerke (AKW) sind nicht sicher. Bei allen heute weltweit betriebenen Reaktortypen sind schwere Unfälle mit katastrophalen radioaktiven Freisetzungen möglich - nicht nur beim Tschernobyl-Typ. Ein solcher Reaktorunfall in Deutschland würde die Landkarte Mitteleuropas verändern und unermeßlichen Schaden verursachen.
Und Jahr für Jahr wächst die Gefahr. Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene und im April 1996 veröffentlichte Studie, verfaßt von einem ehemaligen leitenden AKW-Mitarbeiter, belegt dies. Ab einer Betriebsdauer von etwa 20 Jahren nimmt das Risiko eines Reaktorunfalles deutlich zu. In Deutschland sind unter anderem bei den alten Schrottreaktoren in Obrigheim und Stade gravierende Werkstoffprobleme bekannt geworden.

Aber auch der "Normalbetrieb" von Atomkraftwerken hat es in sich. Es ist erwiesen, daß im Umkreis des Reaktors in Krümmel Leukämieerkrankungen bei Kindern häufier auftreten.


Atommüll auf Reisen

Neben dem Risiko des Super-GAUs ist das wohl größte Problem der Atomenergie die Produktion von hochgiftigem und gefährlichem Atommüll – ein Problem, das für Jahrmillionen in die Zukunft fortbesteht.

Um vom Entsorgungsnotstand abzulenken, verschieben Politik und Atomlobby hochgefährlichen Atommüll quer durch Europa. Jährlich fallen in deutschen Atomkraftwerken ca. 450 bis 500 Tonnen abgebrannter Brennelemente an, die "entsorgt" werden müssen. Zusätzlich werden "Altlasten" an Brennstoff aus dem stillgelegten AKW in Greifswald nach Osteuropa verschoben.

Bereits in den siebziger Jahren schlossen die deutschen Elektrizitätsversorgungsunternehmen deshalb Verträge mit der Firma Cogema, Betreiberin der französischen Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) La Hague, und der Firma British Nuclear Fuels Limited (BNFL), Betreiberin der britischen WAA in Sellafield. Deutscher Atommüll wird seither ins Ausland gebracht, um dort - zu horrenden Kosten - wiederaufgearbeitet zu werden. Der Transport der strahlenden Fracht über Grenzen und tausende Kilometer birgt jedoch riesige Gefahren – vor allem für die Menschen entlang der Transportstrecken. Jährlich laufen über 100 solcher Transporte über Straße und Schiene.

Atommüll wird aber auch in Deutschland selbst hin und her kutschiert - von den hiesigen Atomkraftwerken in Zwischenlager wie im niedersächsischen Gorleben. 1995 wurde der erste Behälter mit abgebrannten Brennelementen aus dem Atomkraftwerk Philippsburg in Gorleben eingelagert. Dort landet auch der Müll, der - ähnlich einem Bumerang - nach der Wiederaufarbeitung aus La Hague und Sellafield zurückkommt: bis zum Jahr 2003 jährlich rund 15 Transporte aus Frankreich plus fünf bis sechs Transporte jährlich aus Sellafield (zwischen 2000 und 2004).

Zwischenlager - Kartoffelscheunen sind keine Dauerlösung

Die Abklingbecken der 19 noch laufenden deutschen Atomkraftwerke (AKW) bieten insgesamt Platz für 4000 Tonnen hochradioaktiver Abfälle. Brennelemente von einem ins andere Atomkraftwerk zu verschieben, ist nicht erlaubt.

Bisher existieren zwei Zwischenlager für Atommüll: in Gorleben (Niedersachsen) und Ahaus (Nordrhein-Westfalen). Ihre Kapazität beläuft sich auf insgesamt 5300 Tonnen Abfälle. Zwischenlagern heißt: Abgebrannte Brennelemente aus den AKW oder verglaste hochaktive Abfälle aus der WAA werden in sogenannte Castor-Behälter verpackt und in scheunenähnlichen Hallen abgestellt – ohne besondere Sicherheitsvorkehrungen.

Laufen die deutschen AKW weiter, wächst auch der Müllberg Jahr für Jahr. Die vorhandenen Lagerkapazitäten werden dann bald nicht mehr ausreichen. Die von Gorleben wurde 1995 erhöht und es läuft ein Antrag, um die Kapazität von Ahaus erweitern zu dürfen. Gleichzeitig plant die Atomindustrie in Lubmin bei Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) ein neues Zwischenlager. Und die Betreiber der Atomkraftwerke Obrigheim und Philippsburg kündigten an, mehr Platz vor Ort an den Anlagen schaffen zu wollen.

Als Warteschleife für ihren Atommüll kommen die Zwischenlager den Atomstrategen gerade recht. Denn was erst einmal für 50 bis 100 Jahre in einer Scheune verschwinden kann, braucht jetzt kein Endlager. So läßt sich das Entsorgungsdesaster noch weitere Jahre verharmlosen - und das Problem des Wohin auf künftige Generationen abwälzen.


Atomtransporte - mehr als nur ein Restrisiko

Seit Ende der 80er Jahre hat Greenpeace immer wieder gegen die riskanten, unfallträchtigen Atomtransporte protestiert. Dazu gehörten Aktionen in Dünkirchen - dem französischen Hafen, von wo deutscher Atommüll nach Sellafield verschifft wird - und vor den AKW Unterweser, Gundremmingen, Philippsburg, Brokdorf oder Greifswald.

Ende April 1996 besetzen Aktivisten die Schienenausfahrt des AKW Würgassen (Nordrhein-Westfalen). Elf Tage lang demonstrieren sie dort gegen einen weiteren Abtransport abgebrannter Brennelemente zur Wiederaufarbeitung nach La Hague in Frankreich. Zum Abschluß der Aktion errichteten sie einen zehn Meter hohen Turm und hängten ein Banner mit der Aufschrift: "Der WAA-hnsinn geht weiter. Würgassen - La Hague - Gorleben. Greenpeace fordert den sofortigen Stopp aller Transporte aus deutschen Atomkraftwerken ins Ausland."

Die Aktion in Würgassen machte auf das unsinnige und gefährliche Atommüll-Karussell aufmerksam - zur gleichen Zeit war erstmals ein Behälter mit hochaktiven atomaren Abfällen aus der Wiederaufarbeitung in La Hague nach Deutschland zurückgekommen.

Dieser Transport ins Zwischenlager Gorleben stieß - vor allem in der Region - auf erbitterten Widerstand der Bevölkerung und beschäftigte 19 000 Polizisten mit einem Kostenaufwand von 90 Millionen Mark - Kosten, die der Steuerzahler trägt, obwohl an der Nutzung der Atomenergie allein die Energieversorger verdienen.


Transportbehälter unsicher

Die enormen Gefahren dieses Transportes offenbarte bereits im April 1996 eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie des Ingenieurbüros "intac". Die Hannoveraner Wissenschaftler monierten entscheidende Schwachstellen des Transportbehälters TS 28 V: Der Behälterdeckel sei nur aufgesetzt, statt in den Rumpf des Behälters eingelassen.

Während des Transportes schließe nur ein einziger Deckel den Behälter, und die Schweißnaht zur Bodenplatte sei bei einem Unfall ein mögliche Gefahrenstelle für Lecks. Feuertests mit dem Behältertyp fehlten, Aufpralltests seien nur an einem verkleinerten Modell simuliert worden. Greenpeace-Atomexperten wiesen zudem darauf hin, daß im Falle eines Defektes in Deutschland derzeit keine Möglichkeit bestehe, derartige Glaskokillen-Behälter zu reparieren.

Daß die Strahlung in der Nähe von Atomtransporten gesundheitsschädlicher ist, als bislang angenommen, belegte im Sommer 1995 eine Studie des Marburger Nuklearmediziners Horst Kuni. Kuni errechnete eine 30mal höhere biologische Wirksamkeit von Neutronenstrahlung, als die deutsche Strahlenschutzverordnung vorschreibt. Bislang haben weder der Bund noch die Umweltministerien der Länder diesen Erkenntnissen Rechnung getragen.


Wiederaufarbeitung - schmutzig und teuer

Über 4000 Tonnen hochradioaktive ausgediente Brennelemente wurden bislang zur Wiederaufarbeitung ins Ausland transportiert. Wiederaufarbeitung ist ein schmutziges Geschäft. Es vervielfacht das Volumen des angelieferten Atommülls auf das 20fache. Alle eingesetzten Materialien - etwa Werkzeuge, Behälter – werden radioaktiv verseucht. Die sogenannten "Recyclingprodukte" sind das aus dem Atommüll abgespaltene und wiederaufgearbeitete Uran und Plutonium. Diese Produkte - sowie der vervielfältigte "Rest"müll - werden an die Vertragsstaaten zurückgeschickt.

Bundesumweltministerium und AKW-Betreiber behaupten, es handele sich bei der Wiederaufarbeitung um "schadlose Verwertung" des Atommülls, wie es das Atomgesetz vorschreibt. Doch Natur, Mensch und Umwelt werden bei diesem Verfahren verseucht. Greenpeace fordert, die Wiederaufarbeitung von deutschem Atommüll in Frankreich und Großbritannien sofort zu stoppen.

Aus der WAA in La Hague wird über eine Pipeline ständig radioaktives Wasser in den Ärmelkanal abgegeben. Nach deutschem Recht müßte der Löwenanteil dieser radioaktiven Substanzen endgelagert werden, um ihre Verbreitung zu verhindern. Die Betreiber der WAA in Sellafield pumpen ebenfalls Abwässer ins Meer: Die Irische See zählt zu den am stärksten radioaktiv verschmutzten Meeren der Welt. 1993 wies Greenpeace nach, daß die Strände um Sellafield stark mit Plutonium verseucht sind – die Konzentration dieses hochgiftigen Stoffes beträgt dort das 34.000fache des Durchschnittswertes in deutschem Ackerboden. Leidtragende sind vor allem Kinder, die dort wohnen. In der Gegend um Sellafield kommt Leukämie bei Kindern bis zu zehnmal häufiger vor als im restlichen Großbritannien.

Obwohl inzwischen vier Rechtsgutachten die Rechtmäßigkeit der Wiederaufarbeitung im Ausland bestreiten, ist dies für die Atomwirtschaft kein Grund zum Umdenken. Allein die extrem hohen Kosten haben dazu geführt, daß mittlerweile auch in diesen Kreisen die Wiederaufarbeitung in Frage gestellt wird.


Umwandlung der Verträge

Neben den bestehenden Verträgen zur Wiederaufarbeitung, gültig bis zur Jahrtausendwende, wurden von den deutschen Energieversorgern mit La Hague und Sellafield neue Verträge bis zum Jahre 2005 geschlossen. Sie decken alle in Deutschland anfallenden Brennelemente ab, die etwa zu zwei Dritteln nach Frankreich, zu einem Drittel nach England gehen.

Bereits 1994 wurde bekannt, daß beispielsweise die PreussenElektra mit der Cogema über die Umwandlung dieser Neuverträge in langfristige Zwischenlagerverträge verhandelt. Die Verhandlungen sind mittlerweile abgeschlossen. Auch Elektrizitätsunternehmen aus Süddeutschland haben ähnliche Pläne. Werden die Verantwortlichen sich handelseinig, fällt zwar die Wiederaufarbeitung weg, das Verschieben von Atommüll nach Frankreich läuft aber weiter. Die Atomkraftwerksbetreiber versuchen zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: die teure Wiederaufarbeitung loszuwerden und das fehlende Endlager zu vertuschen.


Atommüll in AKW zwischenlagern

Weder die Wiederaufarbeitung im Ausland noch die Inbetriebnahme externer Zwischenlager sind akzeptable
Lösungen. Die Folgen der
Wiederaufarbeitung, die Transportrisiken und Unfallgefahren lassen sich nur begrenzen, wenn endlich Schluß ist mit dem unnötigen Atommüll-Tourismus.

Greenpeace fordert: Solange kein Endlager existiert, müssen die abgebrannten Brennelemente in den Abklingbecken der Atomkraftwerke selbst gelagert werden. Spätestens wenn diese Becken voll sind, heißt es: Abschalten.


Kein Endlager: Die Atommüll-Misere

Bis heute gibt es in Deutschland kein Endlager für Atommüll, das von allen gesellschaftlichen Gruppen akzeptiert wird. Die hektische Suche, die derzeit vom Bund betrieben wird, ist ein selbstverschuldetes Dilemma. Jahrelang haben die Verantwortlichen nur an die Nutzung der Atomenergie, nicht aber an deren Kehricht gedacht. Deshalb verfällt der für die "Entsorgung" zuständige Bund nun auf gefährliche und unverantwortliche Lösungen. Das undichte Endlager Morsleben in Sachsen-Anhalt soll als Notnagel herhalten, das Planfeststellungsverfahren für Schacht Konrad in Niedersachsen im Eiltempo zu Ende gebracht und die Untersuchung des Salzstockes Gorleben trotz massiver Kritik von Experten weitergeführt werden.

Ungerührt wischt die für die Entsorgung verantwortliche Bundesregierung alle Bedenken vom Tisch - als handele es sich bei einem Atommüll-Endlager um irgendein Altreifenlager und nicht um Katakomben für den gefährlichsten Müll, den die Industriegesellschaft je produziert hat.


Morsleben: Persilschein bis 2000

Im ehemaligen Salzbergwerk bei Morsleben in Sachsen-Anhalt - bis Ende 1990 von der DDR als Atommüllager benutzt - wird seit Anfang 1994 wieder schwach strahlender Abfall vergraben. Das vom Gesetz vorgeschriebene Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung fand nicht statt. Grundlage für den Betrieb ist eine Genehmigung aus DDR-Zeiten, als Rechtfertigung dienen mangelhafte Sicherheitsanalysen. Zunächst gilt dieser Persilschein bis zum 30. Juni 2000.

Bis Mitte 1996 lagerten bereits über 33 000 Fässer mit strahlendem Müll in Morsleben. Bis 2000 sollen dort insgesamt 40 000 Kubikmeter Müll vergraben werden - trotz unkontrollierter Zuflüsse aus dem Deckgebirge, die ein Absaufen und Einstürzen des Bergwerkes befürchten lassen.

1994 klagte Greenpeace gegen das Land Sachsen-Anhalt, um ein Ende der Einlagerung zu erreichen. Im Herbst 1995 entschied das zuständige Gericht, daß die einmal erteilte Genehmigung nicht mehr anfechtbar sei. Im übrigen sei Sachsen-Anhalt nicht "zuständig", sondern das Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter. Greenpeace hat gegen dieses Urteil beim Oberverwaltungsgericht in Berlin Revision eingelegt.

Offenbar sollen nun auch noch die Einlagerbedingungen für Morsleben geändert werden. Auf der Jahrestagung Kerntechnik 1996 kündigten Vertreter des Bundesamtes für Strahlenschutz an, man wolle auch höherradioaktiven Müll für die Einlagerung zulassen. Stück für Stück erschleicht sich der Bund so ein Endlager für alle Arten von Atomabfällen.


Schacht Konrad: ohne Langzeitsicherheit

Seit 1976 ist die ehemalige Eisenerzgrube Konrad in Niedersachsen als Endlager im Gespräch: Die Bundesregierung plant, dort 95 Prozent aller bundesdeutschen Atom-Abfälle zu vergraben. Mehr als 250 000 Einwendungen erreichten das Niedersächsische Umweltministerium während des Planfeststellungsverfahren - Beleg für ernstzunehmende Bedenken und Ängste der Bevölkerung.

Der Nachweis der Langzeitsicherheit und eine Umweltverträglichkeitsprüfung fehlen bisher. Trotzdem drängt der Bund, das Verfahren möglichst schnell abzuschließen. Im März 1996 wies Bundesumweltministerin Angela Merkel ihre niedersächsische Amtskollegin Monika Griefahn an, das Genehmigungsverfahren zügig fortzuführen. Griefahn hatte zuvor die Nachbegutachtung einer TÜV-Studie gefordert und die Arbeit am Verfahren gestoppt.


"Untersuchungsbergwerk" Gorleben: Reiner Etikettenschwindel

Mitte der 80er Jahre begann faktisch der Bau des Endlagers Gorleben. Obwohl der Bund beteuerte, lediglich ein "Untersuchungsbergwerk" zu errichten, wird inzwischen bereits ein horizontaler Verbindungsstollen zwischen den beiden Schächten des Bergwerkes angelegt. Dabei liegen seit Jahren geologische Befunde unabhängiger Wissenschaftler vor, die belegen, daß der Salzstock im Kontakt mit Grundwasser steht. Wasserführende Sand- und Kiesschichten reichen sogar weit in den Salzstock hinein. Damit stehen Wege für den Transport von radioaktiven Schadstoffen vom Salzstock bis in die obersten Grundwasserhorizonte offen. Im März 1996 stießen die Bohrtrupps tief im Salzstock, im Bereich des geplanten Endlagers, auf Wasservorkommen. Das Bundesamt für Strahlenschutz behauptete, es handele sich lediglich um begrenzte Reservoirs.

Trotzdem wird der Standort Gorleben hartnäckig verteidigt. Dabei ist jede weitere Untersuchung völlig sinnlos: Das Salzstock-Innere kann noch so günstige Eigenschaften aufweisen, die Mängel des Deckgebirges können damit nicht mehr ausgeglichen werden.

So bleibt nur, die Schächte wieder zu verfüllen und den menschlichen Eingriff so gut wie möglich rückgängig zu machen. Auch das Zwischenlager und die Verpackungsanlage für Atommüll müssen aufgegeben werden. Mit dem Aus für das Endlager gäbe es keinen Grund, sie an diesem Ort zu betreiben.

Um diesem drohenden Ende von Gorleben vorzubeugen, beauftragte die Bundesregierung die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), mögliche Alternativen zu Gorleben in den Neuen Bundesländern zu untersuchen. Seit Mitte 1995 liegen die Abschlußberichte vor. Eine der Untersuchungen zu möglichen Endlagerstandorten im Wirtsgesteins Granit scheint lediglich Alibicharakter zu haben - der fachliche Gehalt des Endberichts geht gegen Null.

Der Bericht zu möglichen Endlagern in Salzformationen schlägt vier alternative Standorte vor. Wichtig bei der Auswahl waren vor allem ausreichende Tiefe und großes Lagervolumen sowie eine vollständige Überdeckung mit einer Tonschicht. Die genannten möglichen Standorte liegen in Niedersachsen oder nahe der niedersächsischen Grenze: Waddekath, Zwischenahn, Wahn und Gülze-Sumte. Eine abschließende Bewertung der Standorte erlaubt der Bericht allerdings nicht. Klar ist nur, daß Salz als Endlagermedium weiter favorisiert wird.

Der Standort Gorleben taucht im Bericht nicht auf. Damit sollte augenscheinlich vermieden werden, daß bei einem Vergleich seine Nicht-Eignung offenbar wird: Eines der wichtigsten Kriterien – die vollständige Überdeckung mit Ton - wird von Gorleben nicht erfüllt. Bittere Bilanz: Die Bundesregierung will dennoch am Endlager Gorleben festhalten. Lehren scheint man aus den Untersuchungsergebnissen nicht zu ziehen. Statt ernsthaft über Konzepte zum Ausstieg aus der Atomenergie nachzudenken, laufen die Atommeiler weiter, wächst und wächst die strahlende Hinterlassenschaft.


Energie-Konsens: Alle an einen Tisch

Im Dezember 1992 boten die damaligen Chefs der Energiekonzerne VEBA und RWE, Klaus Piltz und Friedhelm Gieske, eine Debatte über die künftige Richtung der Energiepolitik an. Sie hatten erkannt, daß angesichts der Entsorgungsmisere grundlegende politische Entscheidungen gefordert sind.

Greenpeace und andere Umweltschutzorganisationen wie der BUND oder die Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) begannen Anfang 1993 mit Parteien, Gewerkschaften und den AKW-Betreibern sogenannte "Energiekonsens-Gespräche".

Das Greenpeace-Ziel hieß: Ausstieg aus der Atomwirtschaft, Einstieg in eine Energiepolitik, die auf effiziente Energienutzung und regenerative Energiequellen setzt. Nach wenigen Monaten war klar, daß Bundesregierung und Stromwirtschaft nicht ernsthaft an einer Energiewende interessiert waren. Greenpeace verließ den Verhandlungstisch im Oktober 1993. Die Energiekonsens-Gespräche verliefen ohne Ergebnis im Sande.

1994 legte Greenpeace zwei Studien zum Ausstieg aus der Atomwirtschaft bis zum Jahr 2000 vor und zeigte: Die Energiewende ist machbar. Dazu gehört - neben dem Atomausstieg - eine verbesserte Energie-Effizienz sowie der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energien. Mit einer Solarenergie-Kampagne hat Greenpeace bewiesen: Bei kostensenkender Serienproduktion könnte die Photovoltaik - die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in Strom - auch in Deutschland den Marktdurchbruch schaffen.


Mauschel-Kompromisse helfen nicht

Seit der gescheiterten Energie-Konsensrunde bemühte sich Niedersachsens Ministerpräsident Gerhard Schröder, billige Mauschel-Kompromisse mit Bundesumweltministerin Angela Merkel auszuhandeln. Schröders Interesse ist klar: Sowohl Konrad als auch Gorleben liegen in Niedersachsen. Die Bürde der Atommüll-Entsorgung trüge das nördliche Bundesland quasi alleine. Schröder bot einen Deal an: das Endlager Konrad als eine Art "Bauernopfer" - unter der Bedingung, daß Gorleben endgültig vom Tisch ist.

Ein seriöser Weg, die Probleme der risikoreichen Atomenergie in den Griff zu bekommen, ist dies sicher nicht. Nötig sind verantwortungsvolle, zukunftsfähige Konzepte - und kein Politpoker.

Auch der Präsident des Atomforums Wilfried Steuer will eine Debatte um die Energiezukunft lieber im "stillen Kämmerlein und nicht auf auf dem Marktplatz" führen. Konsensgespräche, die diesen Namen auch verdienen, müssen jedoch alle gesellschaftlichen Gruppen beteiligen. Ziel eines solchen "Gipfeltreffens" darf nicht nur ein Teilkonsens über die Entsorgung sein, der Ausstieg aus der Atomenergie muß zur Diskussion stehen. An Lippenbekenntnissen - auch der Energieversorger - fehlt es nicht. Im Juni 1996 sagte Hans-Dieter Harig, Chef von PreussenElektra, der Illustrierten Stern zur Zukunft der Atomwirtschaft: "Finden wir etwas Besseres, machen wir es."


Die Lösung heißt: Ausstieg aus der Atomenergie

Greenpeace ist grundsätzlich zu Gesprächen über die Energiezukunft mit allen Interessierten bereit. Dabei müssen aber zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Die Gespräche müssen offen geführt werden - Geheimverhandlungen hinter verschlossenen Türen lehnt Greenpeace strikt ab. Weiterhin muß der Ausstieg aus der Atomenergie Gesprächsthema sein. Faule Kompromisse über Einzelpunkte unterstützen nur den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke. Denn sicher ist: Die Atomenergie ist ein Dinosaurier der Energiepolitik – eine veraltete und gefährliche Technologie. Sie gehört abgeschafft und muß einer intelligenteren, effizienteren, umweltfreundlicheren und preiswerteren Energieversorgung Platz machen.


Greenpeace fordert:

Den Atomausstieg: Alle deutschen Atomkraftwerke sind innerhalb von fünf Jahren abzuschalten. Die ältesten Reaktoren - z. B. in Stade und Obrigheim - müssen sofort vom Netz.

Den sofortigen Stopp der Wiederaufarbeitung von Atommüll im Ausland.

Den sofortigen Stopp aller Atomtransporte.

Atommüll muß grundsätzlich dort bleiben, wo er sich gerade befindet.

Aufgabe sämtlicher Endlagerprojekte, die zur Zeit verfolgt werden. Über "Lösungen" des Atommüllproblems wird nur im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus der Atomenergie gesprochen.

Einstieg in eine neue Energiepolitik, die auf Energiesparen, rationellem Energieeinsatz und erneuerbaren Energiequellen aufbaut.


Das können Sie tun:

Unterstützen Sie die Greenpeace-Forderung nach einem raschen Ausstieg aus der risikoreichen Atomenergie.

Gehen Sie sparsam mit Energie um. Verzichten Sie z. B. auf Standby-Schaltungen und achten Sie beim Kauf von Elektrogeräten auf deren Energieverbrauch.

Setzen auch Sie auf erneuerbare Energien, z. B. die Solarenergie. Installieren Sie auf Ihrem Dach eine Photovoltaik-Anlage und/oder Solarkollektoren

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