Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Das Mass der Dinge - Referat



Das Mass der Dinge

Im ersten Moment hat man das Gefühl, man sei in ein Woody Allen-Stück geraten. Der ewige Student Adam, der unter anderem als Aufseher in einem Museum arbeitet, begegnet der radikalen Kunststudentin Eveline, die mit einer Farbspraydose gerade einen Anschlag auf ein Kunstwerk plant. Adam, eine Art abgestürzter Stadtneurotiker, kann den Anschlag, oder wie sie es nennt Statement, nicht verhindern und wird gleichzeitig selbst zum Opfer, er verliebt sich unsterblich in Eveline. Was er nicht weiss: Eveline, die sich als Bildhauerin sieht, plant jetzt auch ein Attentat auf ihn, in dem sie ihn für ihre Diplomarbeit an der Kunsthochschule missbrauchen will. Adam soll ihr Kunstwerk aus Fleisch und Blut werden, und er wird es. Eveline fängt an zu bildhauern, und bringt es zustande, das Adam sich total verändert. Neues Outfit, neues Selbstbewusstsein, Adam lässt sich sogar die Nase operieren ohne seinen besten Freunden davon zu erzählen. Ein wichtiger Punkt: Sie hat ihn nie direkt gezwungen etwas zu tun, nur durch Vorschläge und Anregungen von ihr wandelte er sich von einer unterwürfigen Mitleidsgestalt zum selbstsicheren Lover, der auch im Bett seine Leistung erbrachte. Ihre Abschlussarbeit also ein voller Erfolg. Mit der Manipulation als Spachtel hat sie einen neuen Menschen modelliert, einen besseren Menschen ihrer Meinung nach. Ihr Ausgangsmaterial: die Figur und der Wille Adams.
Im Grunde genommen ein philosophisches Stück, über die Frage der Kunst, über Oberfläche und Tiefe, über Menschenwürde, schliesslich: über den freien Willen. Ein Stück, das aber nicht debattiert sondern zeigt. Ein Stück mit brillanten Dialogen, lauter Sätze mit einsilbigen Wörtern. Alles ist toll, irr, süss, total oder lieb. Coolness und Oberflächigkeit als Signatur von menschlichen Beziehungen. In der Inszenierung von Peter Bader, der gewöhnlich als Schauspieler auf der Bühne vom Theater Solothurn-Biel steht, geht der Kult von der Oberfläche allerdings unter die Haut. Und zwar zünftig. Wie die Schauspielerinnen und Schauspieler aufbrechende Emotionen, fortwährend durch die Sprache kontrolliert und abgewürgt auf die Bühne bringen, dass ist ganz grosse Klasse. Prädikat für Stück und Inszenierung: unbedingt anschauen.
Der Schluss vom Stück, „das Mass der Dinge“, lässt übrigens hoffen. Wenigstens ein bisschen. Etwas in der Beziehung zwischen Adam und Eveline scheint echt zu sein. Ein geflüstertes Wort ins Ohr, eines dass man als Zuschauer nicht hört. Eines das man selber erfinden muss. ah.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: anias



Kommentare zum Referat Das Mass der Dinge: