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Das Mittelalter - Referat
DAS MITTELALTER
(750 – 1450)
1. Begriff und Datierung
Die literarische Epoche des Mittelalters reicht von der Mitte des 8. Jhs. bis zur Mitte des 15. Jhs. Der Begriff Mittelalter bezeichnet die Jahrhunderte, die zwischen Antike und Neuzeit liegen. Der Beginn des Mittelalters wird durch die ersten erhaltenen Schriftstücke in deutscher Sprache gekennzeichnet, das Ende durch das Ende des Rittertums und des Lehenwesens, schwere Krise der römischen katholischen Kirche, naturwissenschaftliches Weltbild, Entdeckungsfahrten und Aufstieg des Bürgertums.
2. Allgemeine Geschichtliche Voraussetzungen
Der Zusammenbruch des Römischen Reichs beendete die politische Einheit des Mittelmeerraus und kennzeichnete die Wende vom Altertum zur nachantiken Zeit (Mittelalter und Neuzeit). Eine wesentliche Ursache für die Auflösung des Römischen Reiches war die sogenannte Völkerwanderung. Unter Völkerwanderung versteht man jene Wanderbewegungen germanischer Stämme, die durch den Einfall der Hunnen ausgelöst wurden.
Das Reich der Franken wurde in dieser Zeit zum stärksten und einflussreichsten Machtbereich auf ehemals römischen Staatsgebiet. Mit dem Übertritt der Franken zum römisch-katholischen Christentum und der Kaiserkrönung Karls des Großen (800 n. Chr.) entstand die Vorstellung einer einheitlichen Christenheit unter der gemeinsamen Führung durch Kaiser und Papst. Diese enge Verklammerung von Staat und Kirche führte immer wieder zu schweren Spannungen und kriegerischen Konflikten.
3. Lehenswesen – Grundherrschaft – Ständeordnung
Die Machtpolitische Grundlage des Mittelalters war das Lehenswesen. Darunter versteht man das Verhältnis zwischen einem Lehensherren und einem Lehensmann (Vasall). Ein Vasall ist ein Mann, der sich in ein Abhängigkeitsverhältnis zu einem mächtigeren Herrn begibt. Für Schutz, der ihm der Herr gewährt, verpflichtet er sich zu lebenslangen Gehorsam und Dienst (v. a. Waffendienst). Die Lehensmänner wurden für Ihre Dienste meist durch Belehnung mit Landgütern belohnt. Lehensherr und Lehensmann gehörten immer dem Adelstand an. Die Spitze des Staatswesens bildete der König als oberster Lehensherr und Spitze der sogenannten Lehenspyramide.
In der mittelalterlichen Gesellschaft gab es eine strenge Rangordnung der Stände. Jede(r) wird in seinen (ihren) Stand freien oder unfreien Stand hineingeboren. Man spricht von Lehrstand (Geistli-che), Wehrstand (adelige Ritter) und Nährstand (Bauern).
Die Klöster waren v.a. im frühen Mittelalter nicht nur religiöse Stätten, sondern auch Zentren des geistigen Lebens. Hier wurde z.B. die antike Wissenschaft und Literatur gepflegt und abgeschrieben, soweit es vom Christentum geduldet wurde.
Die Ritter („Krieger zu Pferd“) waren ursprünglich unfreie Dienstmannen des Königs und des hohen Adels, die dafür mit Lehen belohnt wurden. „Ritterlichkeit“ wurde zum Erziehungsideal es gesamten Adels, sodass sich sogar Könige und Kaiser als Ritter bezeichneten. Mit den Kreuzzügen verpflichtete das Papsttum die europäischen Ritter auf ein gemeinsames Ziel, nämlich auf einen heiligen Krieg, um das Grab Christi aus den Händen der „Ungläubigen“ zu befreien. Der erste Kreuzzug fand 1096-1099 statt. Hinter dem vordergründigen religiösen Anliegen versteckten sich oft genug wirtschaftliche und machtpolitische Interessen.
 
4. Literatur in Althochdeutsch und
Frühmittelhochdeutscher Zeit (750 – 1170)
4.1. Dokumente aus Germanisch-Heidnischer Zeit
Die literarische Überlieferung aus garmanischer Zeit ist spärlich, weil sich der weitaus größte Teil des literarischen Lebens nicht in schriftlicher, sondern in mündlicher Form ereignete. Ein Dokument, welches noch auf die germanisch-heidnische Zeit verweist, ist das Hildebrandslied. Die ersten zwei Zaubersprüche sollten zur Befreiung von Fesseln des Feindes und zur Heilung eines Pferdes führen. Das Hildebrandslied ist ein Heldenlied aus den Tagen der Völkerwanderung. Auch das Nibelungenepos, welches erst im 12. Jh. verschriftlicht wurde, geht auf Lieder der Völkerwanderungszeit zurück. Kaiser Karl der Große ließ eine große schriftliche Sammlung germanisch-heidnischer Heldenlieder anlegen. Sein Nachfolger befahl, diese Sammlungen zu vernichten, weil er sie als Ausdruck einer heidnischen Kultur ablehnte.
4.1.1. Das Hildebrandslied
Ist ein althochdeutsches Fragment eines Heldenliedes, dass seit der Völkerwanderungszeit mündlich überliefert worden ist (Handschrift aus dem 9. Jh.).
Hildebrand, der Waffenmeister des Theoderich (Dietrich von Bern) trifft an der Spitze eines Herrn auf seinen Sohn Hadubrand, der das gegnerische Heer anführt. Obwohl sich Hildebrand zu erkennen gibt, kommt es zu einem tödlichen Zweikampf.
4.1.2. Das Nibelungenlied
Ist ein Heldenepos, weil im Gegensatz zum Heldenlied der germanische Stoff in einem höfisch christlichen Zusammenhang gestellt wird.
Siegfried (Drachentöter und unverwundbar) kommt an den Königshof zu Worms und hilft dem Burgunderkönig Gunther die starke Brünhild zu gewinnen. Als Lohn bekommt Siegfried die Schwester von Gunther, Kriemhild. Kriemhild und Brünhild geraten in Streit und Hagen, der treue Gefolgsmann Gunthers, stellt die Ehre der Königin wieder her, indem er Siegfried bei der Jagd tötet (weißes Kreuz von Krimhild). Krimhild schwört Rache, Hagen versenkt ihren Schatz im Rhein. (Der Schatz wird heute noch gesucht!)
Krimhild heiratete den Hunnenkönig Attila (Etzel) und zieht mit ihm in sein Reich. Jahre später lädt sie die Burgunderkönige zu einem Fest ein, von dem Hagen abrät. Er ahnt, was Krimhild vorhat. Beim Fest werden alle getötet außer Gunther und Hagen. Krimhild versucht Hagen dazu zu bringen, ihr zu verraten, wo er den Schatz versenkt hat. Sie lässt ihren eigenen Bruder Gunther umbringen, jedoch verrät Hagen nicht, wo der Schatz ist und Krimhild bringt ihn eigenhändig um. Daraufhin tötete Hildebrand (Hildebrandslied) Krimhild.
4.2. Christliche Literatur
Die meisten Texte wurden in der lateinischen Sprache verfasst, weil Lateinisch die Sprache der Kirche ist. Bald kam es auch zu ersten deutschen Übersetzungen von Galubenstexten, die nicht nur für den Klerus – Geistlicher, sondern auch für das breite Volk wichtig waren: z. B. Glaubensbekenntnis, Vaterunser, Beichtformeln, Taufgelöbnisse.
 
4.3. Anfänge weltlicher Erzählliteratur
Am Ende der frühmittelhochdeutschen Zeit entstanden die ersten Dichtungen; z.B. Das Rolandslied von Pfaffe Konrad. Roland ist ein Held der im Dienste Karls dem Großen das christliche Frankenreich gegen die über Spanien vordringenden Muslime verteidigt. Roland verunglückt im Kampf. Kaiser Karl nimmt Rache am Gegner. Und so siegt letztlich der christliche Kaiser gegen die heidnischen Angreifer.
5. Literatur in Hochhöfischer Zeit (1170 – 1250)
Die kulturellen Zentren Europas lagen im Hochmittelalter eindeutig im romanischen Sprachraum, vor allem in Oberitalien und in Frankreich. Sämtliche Werke wurden an den französischen Adelshöfen geschrieben.
5.1. Die Höfischen Epen des Hochmittelalters
Im Unterschied zum Heldenlied, hat das Höfische Epos diese Merkmale:
o der Verfasser ist bekannt
o schriftliche Überlieferungen
o es ist durchgängig in Kurzreimen verfasst
5.1.1. Hartmann von der Aue - "Erek", "Iwein"
Beide sind Artusritter und müssen sich durch zahlreiche Kämpfe ihren Platz am Artushof zurückero-bern, da sie gegen das ritterliche Ideal verstoßen haben. Erek widmet sich zu sehr seiner geliebten Frau und vergisst auf seine Ritterpflichten. ("verligt sich"). Iwein ist kampfversessen, vergisst auf seine Frau und ist nicht zum vereinbarten Termin zurückgekehrt. ("versitzt sich")
5.1.2. Wolfram von Eschenbach - "Parzival"
Es geht nicht nur um den idealen Ritter des Artus, sondern auch um den idealen Ritter Gottes. Parzival wird von seiner Mutter Herzeloyde einsam im Wald aufgezogen. Eines Tages begegnet er Ritter und erzählt seiner Mutter, dass er auch ein Ritter werden möchte. Sie gibt ihm daraufhin Ratschläge, die ihn lächerlich machen sollten, um ihn zu ihr zurückzubringen. Er kommt zum Artushof und Gurnemanz erklärt ihm, wie sich ein Ritter zu verhalten hat. (Tugenden: Barmherzigkeit, Stärke, Großzügigkeit, Sparsamkeit, Treue, Furchtlosigkeit, Bescheidenheit, Güte) Parzival heiratet und kommt ohne es zu wissen zur Gralsburg. Der Gralskönig bewirtet ihn, leidet aber offensichtlich an großen Schmerzen. Parzival erkundigt sich aber nicht nach dem Befinden des Königs (Mitleidsfrage). So verfehlt er seine Bestimmung und wird aus der Gralsburg geworfen. Er irrt jahrelang herum, auf der Suche der Gralsburg und kommt zu dem Einsiedler Trevrizem, der sein Onkel ist und ihn als 3-ter Ratgeber in seinem Leben Aufschluss über den Gral gibt. Parzivals Entwicklungsweg ist damit abgeschlossen und die Gralsburg erscheint wieder. Er stellt die Mitleidsfrage und wird neuer Gralskönig.
5.1.3. Gottfried von Straßburg - "Tristan und Isolde"
Tristan ist der Neffe des Königs von Cornwall und soll für diesen um die Hand von Isolde anhalten. Er besiegt den Drachen und bekommt von einem Kindermädchen (Amme) einen Liebestrank. Statt dem König, dringt Tristan aus Versehen den Trank und Isolde und Tristan verlieben sich. Trotzdem heiraten der König und Isolde. Tristan und Isolde treffen sich heimlich und der König kommt dahinter. Er verbannt ihn und Tristan zieht nach Frankreich. - Fragment - Tristan kehrt zurück und wird auf dem Schiff ein Zeichen geben, er vergisst dieses Zeichen zu geben und Isolde bringt sich um, weil sie glaubt, er kommt nicht zu ihr zurück. Tristan daraufhin ebenfalls, als er erfahrt, dass Isolde tot ist.
 
5.1.4. Chrétien de Troyes
Chrétien de Troyes (1135-ca. 1190) war ein Franzose. Am Hof der Marie de Champagne in Troyes lernte Chrétien die Mythen rund um den König Arthus und die Liebesdichtung der Troubadoers kennen. Beide Traditionsstränge prägten Chrétiens fünf Epen (Versromane) maßgeblich. Damit wurde er zum eigentlichen Begründer der Artusepik.
5.2. Hohe und niedere Minne – Höfische und Nachhöfische Liebe
Minnesang ist ein Teil des Minnedienstes. Geschenke an die Frau, ein besonders höfliches Verhalten, für diese Frau im Turnier kämpfen.
Der Lohn des Mannes besteht nicht in der Erfüllung der Liebe sondern in seinen persönlichen Reifen durch Triebverzicht, indem er sich bemüht alles für die Angebetete zu tun, wird er ein vortrefflicher Ritter und besiegt seinen Egoismus und seine körperlichen Bedürfnisse. (vgl. Zölibat)
Verschiedene Entwicklungsstufen des Minnesangs:
o Donauländischer Minnesang
Der von Kürenberg
Merkmale: Natureingänge, Falkenmotiv, Frauenklage und erfüllte Liebe
o Hochhöfischer Minnesang
Reinman v. Hagenau
Merkmale: Höher gestellte Dame unerreichbar, Liebe unerfüllt, Minnedienst soll den Ritter erziehen (Triebverzicht)
o Überwindung des hohen Minneideals
Walter v. der Vogelweide
ebenen Minne - 2 Gleichgestellte
niedere Minne - hoher gestellter Ritter + Bauernmädchen
6. Literatur im späten Mittelalter (1250 – 1450)
6.1. Krise und Ende der ritterlichen Kultur
Mit dem Ende der Stauferzeit – Friedrich II. starb 1250 – war auch die Glanzzeit der ritterlichen Kultur vorbei.
6.1.1. Wernher der Gartenaere (Gärnter) – „Helmbrecht“
In dieser Erzählung möchte der junge Helmbrecht seinen bäuerlichen Stand verlassen und Ritter werden. Sein Vater warnt ihn vor diesem Weg, den er als einen Verstoß gegen die gottgewollte Ordnung versteht. Helmbrecht lässt sich zwar nicht aufhalten, endet aber als gefürchteter und verhasster Raubritter und wird letztlich von erzürnten Bauern gehenkt.
Wernhers Helmbrecht ist zu entnehmen, dass die ständische Ordnung bereits im 13. Jh. bedroht ist. Das Rittertum degeneriert mitunter zum Raubrittertum, die alten Werte gelten nicht mehr viel.
 
6.2. Bürgerliche Literatur
Handwerksmeister, vereinzelt auch Stadtgeistliche, Juristen und Lehrer schlossen sich als Freizeitpoeten in kunstsinnigen Gesellschaften zusammen. In ihren lyrischen Dichtungen orientierten sie sich geradezu penibel an Themen und Formen der höfischen Vorbilder. Für die Abfassung und den Vortrag galten strenge Regeln, die von den „Merkern“ überwacht und beurteilt wurden. Eigenständige kreative Leistungen konnten unter solchen Bedingungen kaum entstehen.
Zu erwähnen ist auch, dass im Bürgertum, dessen Wertvorstellungen weniger auf das Idealische als auf das Nützliche zielten, die Gebrauchsliteratur wichtiger war als die reine Dichtung (z. B. Kochbü-cher, natur- und rechtskundliche Werke, Schulbücher, Lehrwerke der Rhetorik und des kaufmänni-schen Rechnens).
6.3. Geistliche Literatur
Der große Einfluss der Kirche auf die mittelalterliche Gesellschaft zeigte sich auch im Schrifttum. Dieser Einfluss nahm aufgrund der Krise der kaiserlichen Macht im Reich eher zu als ab, da die Kirche nun für Sicherheiten und Orientierungen sorgte, die den Menschen durch die weltliche Macht nicht mehr gegeben wurden. So kam es, dass einige Päpste universelle Machtansprüche erhoben, dabei aber auf den Wiederstand der weltlichen Macht stießen und damit neuerlich schwere Konflikte und krisenhafte Zustände herbeiführten. Die beiden einflussreichsten christlichen Glaubensrichtungen, die Scholastik und die Mystik, wurden weitergeführt.
7. Literatur im Überblick
7.1. Epik
o Heldenlied („Hildebrandslied“)
mündlich überliefert, Langzeilen, Stabreime, keine Strophen
o Heldenepos („Nibelungenlied“)
Langzeilen, Endreime, Strophen
Christliche Vorstellungen, alte Stoffe modernisiert
o Höfischer Epos („Erek“ und “ Iwein“, „Parzival“, „Tristan und Isolde“)
schriftliche Überlieferungen, Stoff aus der Artussage, christliche Wertvorstellungen, idealer Ritter, der Verfasser ist bekannt, durchgängig in Kurzreimen verfasst
7.2. Lyrik
Minnesang
7.3. Dramatik (nicht im Mittelalter)
Gruppenspiele, Passionsspiele, Veranschauung des Glaubens, religiöse Wurzeln
 
8. Sonstiges
Mythos
Das Wort „Mythos“ bedeutete ursprünglich dasselbe wie Logos, also „Wort, Rede“. Ab dem fünften Jahrhundert wurde „Mythos“ allerdings mit negativen Beigeschmack verwendet: „unwahre Geschichte“. Im 18. Jh. hauptsächlich „Göttersage“. Heute hat das Wort folgende Bedeutungen:
o überlieferte Sage, poetische Erzählung aus der Früh- oder Vorzeit einer Kultur. (z.B. Sagen der Germanen etc.)
o falsche Vorstellung, Gerücht
Stabreim
Wörter, die mit dem gleichen Buchstaben beginnen.
Endreim
Gleichklang der letzten betonten Silbe.
Fragment
Schriftstücke, die nur noch zum Teil erhalten sind.
Mären
Kurze Verserzählungen mit teils unterhaltendem, teils belehrendem Charakter.
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