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Das Stufenmodell von Piaget - Referat
Nach Piagets Theorie arbeiten zwei grundlegende Prozesse zusammen, um kognitives Wachstum zu erreichen: Assimilation und Akkommodation.
Assimilation ist ein Prozess, bei dem das Wahrgenommene verändert wird, damit es zu den gegenwärtig vorhandenen kognitiven Strukturen passt. Die neuartigen Informationen werden, aufgrund bereits bekannter Daten, interpretiert und eingeordnet.
Akkommodation ist ein Prozess, bei dem gegenwärtig vorhandene kognitive Strukturen so verändert werden, damit sie zum Wahrgenommenen passen. Die neuartigen Informationen werden als neu erkannt und bereits vorhandene Daten modifiziert.
Der Organismus befindet sich in einem ständigen Anpassungsprozess an seine kognitive Umwelt. Aktives Handeln und Erfahrung spielen dabei eine zentrale Rolle. Bei der Verarbeitung der wahrgenommen Informationen aus der Umwelt und eigenen Ideen finden die Prozesse der Akkommodation und Assimilation gleichzeitig statt und sind so unter Umständen schwer auseinander zu halten. In Abhängigkeit von seinen Erfahrungen ändert sich die kognitive Organisation und Struktur eines Kindes. Nach Piaget durchlaufen Kinder während dieses Reifungsprozesses die vier Stufen der Entwicklung. Dabei nimmt er an, dass alle Kinder diese Stadien in derselben Reihenfolge durchlaufen, wobei einzelne Kinder längere oder kürzere Zeit in einem bestimmten Stadium verbleiben können.
Erste Stufe: die sensomotorische Stufe
Die sensomotorische Stufe erstreckt sich in etwa über den Zeitraum der ersten beiden Lebensjahre. In den ersten Monaten beruht ein Großteil des Verhaltens des Kindes auf Reflexaktivität, bis sich seine Wahrnehmungs- und motorischen Fähigkeiten verbessern. Es kombiniert und organisiert seine Tätigkeiten und setzt sie vielfältiger ein.
Die wichtigste Leistung dieser Stufe ist die Entwicklung von Objektpermanenz.
Unter Objektpermanenz versteht man das Wissen eines Kindes, dass Objekte, unabhängig von seinen Handlungen und seinem Bewusstsein, existieren. So wird beispielhaft ein fünf Monate altes Kind nicht nach einem Spielzeug suchen, das unter einer Decke verborgen ist. Mit acht Monaten jedoch hat es bereits das Wissen erworben, dass das Spielzeug weiter existiert, auch wenn es das Kind im Moment nicht wahrnehmen kann.
Zweite Stufe: die präoperationale Stufe
Die präoperationale Stufe erstreckt sich in etwa über den Zeitraum vom dritten bis zum siebten Lebensjahr. In dieser Stufe entwickelt das Kind die Fähigkeit des repräsentativen Denkens. Das Kind kann Objekte oder Phänomene durch Symbole und Zeichen zu ersetzen. Dabei besitzen Symbole eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Objekt für das sie stehen, wogegen Zeichen einem Objekt willkürlich zugeordnet werden können. Beispielweise die Benennung Tisch, obwohl der entsprechende Gegenstand keine greifbare Eigenschaft wie Farbe oder Material hat, aus der das Wort Tisch schlüssig ableitbar ist. Das repräsentative Denken bietet viele Vorteile. Es ist schneller und flexibler und hilft dem Kind neue Vorstellungen zu entwickeln und zu kombinieren.
Piaget beschreibt diese Stufe eher über das, was die Kinder nicht können, als über das, was sie können. Dabei verweist er insbesondere auf die Zentrierung des Denkens und die Unfähigkeit des Kindes, die Perspektive eines anderen einzunehmen.
„(..)Zentrierung ist die Tendenz, die Aufmerksamkeit nur auf ein herausragendes Merkmal eines Objektes oder Phänomens zu richten, oder nur über dieses Merkmal nachzudenken und andere zu ignorieren.“ Wenn beispielsweise zwei identische Behälter dieselbe Menge Wasser enthalten und der Inhalt des einen Behälters in einen höheren, schmaleren Behälter umgefüllt wird, zentrieren die Kinder in dieser Stufe ihre Beobachtung auf die Höhe des Behälters. Dies führt zu der falschen Einschätzung, das hohe Objekt enthalte mehr Wasser als das niedrige, da der Wasserspiegel in ihm höher steht.
Dritte Stufe: die konkret-operative Stufe
Die konkret-operative Stufe erstreckt sich in etwa vom siebten bis zum elften Lebensjahr. In diesem Stadium ist das Kind zu konkreten Operationen in der Lage. Diese erlauben dem Kind, physikalische Handlungen durch geistige zu ersetzen.
Ein wichtiger Fortschritt hierbei zeigt sich bei dem Beispiel mit den Wasserbehältern des präoperationalen Stadiums. Das Kind erkennt nun die Invarianz der Flüssigkeitsmenge beim Umfüllen des Wassers in den hohen, schmalen Behälter. Dieser Erhaltungsbegriff verleiht der äußeren Welt ein Maß an Stabilität.
Konkrete Operationen beziehen sich auf tatsächlich vorhandene, oder in der Vorstellung existierende Objekte, und noch nicht auf rein verbale oder logische Aussagen. Beispiele für konkrete Operationen sind die mathematischen Grundoperationen der Multiplikation, Division und des Ordnens (größer als, kleiner als).
Vierte Stufe: die formal-operative Stufe
Das formal-operative Stadium erstreckt sich in etwa vom zwölften bis zum fünfzehnten Lebensjahr. Die Jugendlichen lernen Objekte zu klassifizieren, zu ordnen und umzukehren. Sie können Hypothesen zu realen oder potenziellen Phänomenen formulieren, mögliche Ergebnisse abstrakt entwickeln und die Hypothesen aufgrund logischer Schlussfolgerungen überprüfen. Aufgaben wie das Führen eines Beweises und das Überprüfen proportionaler Beziehungen werden nun lösbar.
Kritik an Piagets Theorie
Die Theorie Piagets liefert ein Gesamtbild über die kognitive Entwicklung des Kindes und betont dabei die Rolle der aktiven Handlung des Kindes. Bei diesem Entwicklungsprozess durchläuft es verschiedene, aufeinander aufbauende Stufen der Anpassung an seine Umwelt. Dabei setzt Piaget ein genetisches Entwicklungsprinzip voraus, also die Notwendigkeit bestimmter Resultate für einzelne Entwicklungsschritte. Untersuchungen widersprechen jedoch Piagets Strukturierung der Stadien, die eine gleichzeitig übergreifende Veränderung für alle Bereiche des Denkens beinhaltet. Ein allgemeines Konzept kann bei bestimmten Aufgaben früher auftreten als bei anderen. Beispielsweise können die Fertigkeiten in einem speziellen Gebiet wie Mathematik weiter entwickelt sein, als in einem anderen Gebiet.
Als weiterer Kritikpunkt gilt, dass Piaget in seiner Theorie soziokulturelle und historisch bedingte Einflüsse vernachlässigt. Die Rolle der sozialen Schichtzugehörigkeit, der Kultur und des direkten sozialen Umfeldes des Kindes spielen in seiner Theorie, im Gegensatz zu Wygotskis Kontexttheorie, kaum eine Rolle.
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