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Der Gemütszustand im Roman Lenz von Georg Büchner - Referat



Georg Büchners verfasste Erzählung “Lenz” aus dem Vormärz aus 1836 handelt von dem Ausbruch des Wahnsinns eines geisteskranken Dichters.

Die Hauptfigur Lenz geht von Straßburg nach Waldbach und trifft auf den Pfarrer Oberlin, der ihn aufnimmt und sie werden Freunde. Es kommt zu zwischenzeitlichen Ausbrüchen seiner Krankheit, die sich nach und nach verschlimmern. Ein alter bekannter Kaufmann nimmt Oberlin mit in die Schweiz und Lenz bleibt bis zu seiner Rückkehr alleine zurück.

Der Handlungsabschnitt folgt unmittelbar nach dem Lenz Oberlin auffordert, ihn mit den mitgebrachten Gerten zu schlagen, was sein Freund ihm ausredet.
Kurze Zeit später zeigt sich seine Krankheit erneut nach einem plötzlichene2 Stimmungswandel, als er sich Nachts mehrere Male in einen Brunnentrog stürzt.
Trotz seiner Versuche unbeobachtet zu bleiben, hören Mitmenschen ungewöhnliche Geräusche. Das und Wiederholungen zeigen, in was für einer gefühlsgetriebenen, unkontrollierbaren und aussichtslosen Verfassung sich Lenz befindet, welcher nach und nach auch noch gesteigert wird.

Beim Nachtessen ist Lenz noch ruhig und “etwas tiefsinnig” (S.25/Z.24), was man als die sogenannte Ruhe vor dem Sturm sehen könnte, was aber “gewöhnlich” (S.25/Z.24) für ihn ist. Er “sprach (..) von allerlei” (S.25/Z.25), was für weitschweifende Gedanken spricht, die ihm offensichtlich Angst machen, “ängstliche(..) Hast” (S.25/Z.25-26).

Zunächst nimmt Büchner einen bewussten Wechsel der Erzählperspektive von einem auktorialen Erzähler in einen personalen Erzähler vor, der aus der Sicht und den Beobachtungen von Oberlin erzählt. Mit Hilfe zweier Anaphern wird Lenz’ Wahn beschrieben. Er “rief mit hohler, harter Stimme den Namen Friedricke” (S.25/Z.27-28), was wohl durch seine nächtliche Einsamkeit hervorgerufen wird und eine weitere Andeutung auf seine unglückliche und gescheiterte Liebesbeziehung, deren Vergangenheit unbekannt bleibt, ist. Man weiß nur, dass sie noch einen anderen liebt, womit wohl Goethe gemeint sein muss.
Aber nicht nur Lenz’ “Verwirrung und Verzweiflung” (S.25/Z.29) über sein Liebesleben macht sich bemerkbar, sondern auch die über das Leben selbst. Durch seine Weltansicht zweifelt Lenz hin und wieder an der Existenz dieser, so auch in diesem Moment, wo er Realität und Fiktion nicht mehr voneinander trennen kann.

Dass er die Kontrolle über Körper und Bewusstsein verloren hat wird dargestellt an seinem wiederholendem Handeln, “wieder heraus und hinauf in sein Zimmer, wieder hinunter in den Trog, und so einige Mal(e)” (S.25/Z.31-32). Er befindet sich in einer Verfassung, in der zwischendurch versucht sich normal zu verhalten und zurück auf sein Zimmer gehen möchte, bis sein Wahn ihn einholt und daran hindert bzw. zurückdrängt, ohne dass er sich dagegen wehren kann. Durch die hypotaktischen Sätze, wird die Stelle besonders hervorgehoben und bewirkt, dass es den Überblick erschwert, so wie Lenz über seine Krankheit.

Wie so oft stürzt er sich auch diese Nacht mehrmals in einen Brunnentrog bis “er endlich (..) still (wurde)” (S.25/Z.34). Mit still kann die Lautstärke im wörtlichem Sinne in Verbindung gebracht werden, da Lenz diese Nacht versucht hat, unbemerkt zu bleibe, da er immer wieder versucht der Situation zu entkommen.
Der Sprung in den Trog wirkt aber eher wie ein verzweifelter Versuch sich zu entlieben oder seinen Wahn zu
beenden.
Ein weiterer Gedanke ist das Ende seines Zweifeln an Gott und der Beginn seines Atheismus. Möglicherweise auch in der Parallele zu Büchner, der diese Botschaft als seine eigene, verschlüsselt wiedergeben wollte. Fest steht aber, dass diese Stille ein Schlussstrich von etwas ist, ob nur vom Wahn selbst, dem Lieben und seines Glaubens.

Oberlins Bezeichnung “endlich” (S.25/Z.34) deutet schon auf einen langwierigen und langanhaltenden Prozess des Leidensweges von Lenz hin und weist seinerseits auf die Überforderung mit dem Umgang damit.

Die Erzählperspektive wechselt zurück, sobald der nächste Morgen beginnt und der Wahn vorüber ist. Nachbarn können die nächtlichen Geräusche nur mit dem Neologismus einer “Haberpfeife” (S.26/Z.3) vergleichen. Das rhetorische Mittel offenbart, wie außergewöhnlich neu die Situation für alle Beteiligten gewesen sein muss, obwohl es schon Ähnliche in der Vergangenheit gegeben hat. Im Anschluss wiederholt Büchner die ‘hohle Stimme’ (S.26/Z.5),
um darauf hinzudeuten, dass diese Geräusche von Lenz stammten.

Viele Situationen geben schon Andeutungen auf einen bevorstehen Ausbruch oder blicken auf einen zurück. Die Wirkung des Gemütszustands ist parallel zur Erzählart. Er verschlimmert sich im Laufe der Handlung und innerhalb eines Wahns, verändert sich aber nicht. Der Brunnentrog ist mittlerweile eine Art Befreiungsort für Lenz geworden, an der sich begibt, wenn es mal wieder zu schlimm wird und er außer Kontrolle gerät. Spätestens wenn er dort ist, wird dem Leser klar, dass er von seiner Krankheit gesteuert ist, was meistens aber schon vorher angedeutet wird, wenn auch die Erzählpersepektive wechselt. Dazu verwendet Büchner gerne Figuren, die das Geschehen beobachtet und beschreiben, wie in dem Fall Oberlin. So kann nur die gefühlsgetriebene Handlung beurteilt werden, was aber ausreicht um Lenz Verwirrung der Gedanken, Hoffnungslosigkeit und Kontrollverlust der Situation sowie die Aussichtslosigkeit zu erkennen, welche alle aus Verzweiflung hervorgerufen werden. Auch die Sprünge zwischen Normalzustand und Wahnsinn werden dadurch im Wechsel veranschaulicht. Lenz ist psychisch krank und weder er selbst kann sich dabei kontrollieren, noch andere Bewohner wissen damit umzugehen.



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