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Der Schüler Gerber - 3.Version - Referat
1) Infos über den Autor
Der bekannte Schriftsteller wurde als Friedrich Kantor in einer jüdischen Familie in Wien geboren. Bekannt wurde er unter dem Namen Torberg, einer Verbindung des Familiennamens (Kantor) und des Mädchennamens seiner Mutter (Berg). Seine Jugend verbrachte er in Wien, die Familie übersiedelte 1921 nach Prag. Bis zum Jahr 1938 war Torberg als Publizist und Theaterkritiker in Prag und Wien tätig, dann flüchtete er über die Schweiz nach Frankreich und 1940 in die USA, wo er als Drehbuchautor in Hollywood und New York lebte. Erst 1951 kehrte er nach Wien zurück und wählte seinen Wohnsitz im niederösterreichischen Breitenfurt.
Torbergs wurde aufgrund seines ersten Romans "Der Schüler Gerber hat absolviert" bekannt. Dieses Buch beruht auf Torbergs persönliche, teils negative Auseinandersetzung mit der Reifeprüfung, nachdem dieser erst beim zweiten Versuch 1928 für „reif“ erklärt.
Weitere Werke von Torberg:
• Die Mannschaft (1935)
• Die zweite Begegnung (1950)
• Der Schüler Gerber (1954)
• Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes in Anekdoten (1975)
• Der letzte Ritt des Jockeys Matteo (herausgegeben 1985)
Wenige Wochen vor seinem Tod wurde ihm im September 1979 der Große Österreichische Staatspreis verliehen.
2) Aufbau des Buches
Roman
Torberg wurde zu diesem Werk von 10 Schülerselbstmorden, die in einer einzigen Woche im Jänner 1929 von den Zeitungen gemeldet wurden inspiriert. Vermuten lässt sich das im Buch seine eigenen Schulerlebnisse widergespiegelt werden.
Sprache
Das Buch ist aus der Sicht des auktorialen Erzählers geschrieben, wodurch man während dem Lesen in viele verschiedene Charaktere schlüpft. Es gibt sehr viele innere Monologe, die einen besseren Einblick in Kurts Psyche geben.
Statt direkten Reden verwendet der Autor sehr viele Konjunktive.
Die Sprache ist alt und mit vielen Metaphern und Redewendungen auf einem höheren Niveau.
Aufbau
Das Buch berichtet chronologisch von den Erlebnissen des letzten Jahrganges am Realgymnasium XVI. Der Höhepunkt liegt im letzten Kapitel, bei Kurts Angst durchzufallen um dem folgenden Selbstmord des Schülers.
Der Roman endet mit einer Zeitungsnotiz.
Gliederung
Das Buch ist in 12 Kapitel gegliedert. Die Kapitel bilden immer einen abgeschlossenen Teil der Handlung am Anfang eines jeden Kapitel wird ein neues Thema behandelt.
3) Zusammenfassung
Kurt Gerber ist Schüler im letzten Jahrgang eines Realgymnasiums und steht kurz vor der Matura. Die Klasse erfährt, dass sie den gefürchteten Arthur Kupfer, auch Gott Kupfer genannt, als neuen Klassenvorstand haben. Dieser lässt keine Chance aus, seine Schüler zu Schikanieren, wobei er besonders Kurt ins Auge gefasst hat und ihm trotz seiner Bemühungen im Unterricht nicht genügende Noten gibt.
Neben der Schule ist Kurt heimlich in Lisa Berwald verliebt, die seine Liebe aber nicht erwidert und Kurt immer wieder vor den Kopf stoßt.
Er denkt wieder über das Leben nach und kann den Druck der Eltern, bezüglich der bevorstehenden Matura, nicht länger ertragen. Dies und Kurts unglückliche Liebe zu Lisa veranlasst ihn kurz bevor die Prüfungsergebnisse der Matura mitgeteilt wurden, aus den Fenster zu springen und sich das Leben zu nehmen.
4) Charakterisierung Lisa
Lisa sieht keine Notwendigkeit sich im Leben anzustrengen und um etwas in ihrem Leben zu kämpfen. Sie hat keinen Ehrgeiz.
„Es erschien ihr völlig ohne Sinn, Gipfel zu erklimmen, da es in der Natur der Sache liegt, dass jedem Aufstieg ein Abstieg folgen muss“ 136
Sie versucht hartnäckig gescheiter und klüger zu werden, was zur Folge hat, dass sie immer wieder „Anfälle“ hat, in denen sie Wissen in sich hineinstopft. Das Lernen bringt ihr aber nicht viel, da sie nichts davon im Kopf behält und sich hinterher traurig und leer fühlt
„Kein Satz blieb zurück von dem, was sie an „Bildung“ in sich hineingeschüttet hatte, sie war leer, saß stundenlang wortlos da und blickte traurig irgendwohin … diese Traurigkeit mochte daher rühren, dass Lisa, geistig überanstrengt, an etwas sehr Entgegengesetztes dachte.“ 137/138
Lisa wird als leidenschaftlicher Mensch beschrieben, der aber nicht fähig ist „Liebe“ zu empfinden.
„Sie liebt ja keinen anderen. Keinen Menschen. Ich geb ihr alles, was ich hab. Jemand wird kommen und wird ihr mehr geben. Aber sie nimmt es nicht“ 173
Sie versteht Kurt und seine Art Liebe und Zuneigung zu zeigen nicht. Sie selber hat schon sehr viel Erfahrung in dieser Hinsicht und kapiert nicht wie solche „kleinen“ Gesten, wie ein Kuss, so bedeutend sein können.
„Es war ihr unbegreiflich, dass man einen Kuss so folgenschwer nehmen könne, und weil sie, andererseits, Grundverschiedenes erlebte, hielt sie Kurts Liebe für etwas Kindisches.“142
Lisa ist ein sehr eigenständiger und „reifer“ Charakter, der seinen eigenen Weg geht und seine eigenen Entscheidungen trifft. Sie liebt es im Mittelpunkt zu stehen und von anderen Menschen verehrt zu werden. Dabei ist es ihr völlig unbewusst, dass sie mit den Gefühlen anderer spielt.
„Anfang November vergötterte sie ein junger, sehr reicher Gutsbesitzers Sohn, häufte Luxus vor ihr auf, zerwarf sich ihretwegen mit seiner Familie, Sie fand ein paar Wochen daran Gefallen daran und ließ ihn dann plötzlich stehen. 141
Charakterisierung Kurt Gerber
Kurt ist zwar intelligent, aber ziemlich naiv. Obwohl seine Eltern, insbesondere der Vater, und ein Professor ihm raten sich vor Kupfer in Acht zu nehmen und die Schule zu wechseln, vernachlässigt er diesen Ratschlag. Gleich am ersten Schultag rebelliert er gegen Kupfer und zeigt diesem was er von ihm hält.
„Kurt hatte nicht etwa gelacht, sondern laut und deutlich gesprochen, voll unbändiger Lust, den hohlen Selbstbespiegler dort oben, ein wenig herunterzuholen und ihm seinen Platz auf dem Katheder zuzuweisen.“ 18
Kurt ist sehr kritisch. Er hinterfragt die Schule und deren System und fragt sich, wer das recht habe zu sagen, dass man nicht „reif“ ist. Er versteht die Macht der Professoren nicht und zweifelt an deren Befugnis am Leben anderer mitzubestimmen.
Wem darf gesagt werden, mit volltönender Sicherheit und folgenschwer: >> Du genügst nicht! << ? Wer hatte diesem „Lehrköper“ und jedem seiner Mitglieder das Recht verbrieft, Jahrzehnte hindurch Existenzen zu bestimmen …“ 201
Der Schüler Gerber versucht immer fürs Richtige zu kämpfen. Dabei hilf er nicht nur sich selbst, sondern auch anderen, ohne Angst auf Konflikte zu stoßen. Diese Art von Mut und Kollegialität unterscheidet ihn von den meisten seiner Mitschüler, Dies wird ihm jedoch zur Last, da er sich wie ein Verräter fühlt, wenn er eine solide Note erreicht, ein anderer Mitschüler jedoch durchfällt.
„Bleich, mit hochgezogenen Schultern schleicht Kurt in die letzte Bank zurück. Starren sie ihn nicht an, sie alle die heute ein Nichtgenügend bekommen haben, mit traurigen Blicken und schmerzlich verzogenen Mund? Sagen sie nicht leise und langsam und eindringlich: „Verräter“. 183
Im Laufe des Buches jedoch gibt Kurt sich selbst auf. Er interessiert sich nicht mehr dafür was richtig und falsch ist, durch die dauernden Ungerechtigkeiten ist sein Blick dafür beeinträchtigt.
„Ein scharfes Wort, eine ungerechte Zensur: oh da ist Kurt Gerber aufgestanden und hat bis zum Letzten gekämpft, hat bedenkenlos fremde Schuld auf sich genommen, und bedenkenlos fremde Sache zu eigener gemacht. Weil es ihm um die Sache ging. Jetzt aber würde er für sich kämpfen … „213
Kurt Gerber ist blind vor Liebe zu Lisa und merkt gar nicht, dass diese seine Liebe nicht erwidert.
„Wenn Kurt Gerber nicht gar so besinnungslos glücklich gewesen wäre, hätten ihm diese letzten Worte zu denken geben müssen. Aber er war besinnungslos glücklich und schlief so ein, einem Morgen entgegen ab den er zum ersten Mal ganz für Lisa erwachen würde.“ 174
Meine eigene Meinung
Obwohl ich am Anfang von der Sprache und dem Schreibstil Torbergs etwas abgeschreckt war, muss ich sagen, dass der Schüler Gerber ein Buch zum Verlieben ist. Zu Beginn musste ich hier und da einen Satz in all seine Einzelteile zerpflücken um die Metaphern und Redenwendungen zu verstehen, aber nach ein paar Seiten war ich schnell daran gewöhnt.
Während dem Lesen kann es schon passieren, dass man komplett vergisst, dass das Buch schon fast 100 Jahre alt ist, da die Geschichte auch heute noch so aktuell ist. Ich glaube, dass mich deshalb das Buch (besonders am Ende) so gepackt hat.
Immer wenn ich mich ins Buch vertieft habe, begann die Geschichte und die Personen zum Leben zu erwachen. Kurt wird einem zum engen Vertrauten und Kupfer zum größten Feind.
Trotzdem muss ich sagen, dass ich Ende so schade fand. Ich hätte mir für Kurt und CO ein Happy End gewünscht.
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