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Der gläserne Bürger - Referat
Definition
Der Begriff "der gläserne Bürger" beschreibt das zunehmend leichtfertige Verfahren mit Daten aller Art sowie die vollständige "Durchleuchtung" des Menschen und seines Verhaltens durch einen überwachenden Staat. Außerdem wird er als Metapher für den Datenschutz benutzt.
Erstmals wurde die Bezeichnung "der gläserne Mensch" 1920 vom Deutschen Hygiene-Museum in Dresden für anatomische Menschenmodelle verwendet. Dies waren Figuren aus durchsichtigem Kunststoff, die das Innere des Menschen veranschaulichten. Natürlich meint man heute nicht mehr die durchsichtigen Figuren, wenn man vom "gläsernen Bürger" spricht, sondern, wie oben genannt, das zunehmende Interesse des Staates an den persönlichen Informationen seines Bürgers und seine neuen technischen Überwachungsmethoden, mit denen er sich diese beschafft.
Ausgelöst wurde die "Wiederbelebung" des Begriffes vor einigen Jahren vor allem durch die Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen. Problematisch aus Sicht der Datenschützer ist, dass viele Bürger diese Entwicklung unterstützen, da sie zu viele ihrer Daten freiwillig preisgeben, obwohl sie dies nicht tun müssten. Sie befürchten einen vollständigen Verlust der Privatsphäre und des Rechtes auf informationelle Selbstbestimmung (das Recht auf informationelle Selbstbestimmung ist das Recht des einzelnen Bürgers, über die Veröffentlichung und Verwendung seiner persönlichen Daten selbst zu bestimmen).
Am gebräuchlichsten ist der Begriff "gläserner Bürger". Aber im Zusammenhang mit der Abschaffung des Bankgeheimnisses spricht man oft auch vom "gläsernen Steuerzahler" oder dem "gläsernen Bankkunden". (Abschaffung des Bankgeheimnisses: Seit dem 01.04.2005 hat jegliche Leistungsbehörde Einsicht auf jede Bankverbindung eines jeden Steuerbürgers; Voraussetzung dafür ist nur, dass die Informationen zur Steuererhebung erforderlich sind.) Aber auch die Bezeichnung des "gläsernen Kunden" ist verbreitet, wenn es um das große Interesse der Unternehmen am Kaufverhalten ihrer Kunden geht.
Die Menschen haben ein Recht darauf, zu erfahren, "wer was wann und bei welcher Gelegenheit über sie weiß", so urteilte 1983 das Bundesverfassungsgericht. Und genau das ist heute leider nicht mehr der Fall, eigentlich hat niemand seine Daten mehr vollständig unter Kontrolle.
Wie wird man "gläsern"?
Viele kleinere und auch größere Komponenten tragen dazu bei, dass man an Privatsphäre verliert. Das sind zum einen die großen, öffentlichen Akteure, gegen die man nichts tun kann. Ein Beispiel dafür ist die schon genannte Videoüberwachung. Stets werden wir aufgezeichnet und auf Band gespeichert, zum Beispiel an öffentlichen Plätzen, in der Bank, usw.
Ein weiterer Punkt ist, dass seit 2008 alle Telefonate gespeichert werden, dazu gehören die Telefonverbindungsdaten, die Uhrzeit und das Datum des Telefonats.
Auch Google Streetview verletzt die Persönlichkeitsrechte, indem zum Beispiel Kennzeichen gefilmt und ins Internet gestellt werden.
Außerdem können wir ständig und überall über Handynetze geortet werden. Wir brauchen nur unser Handy eingeschaltet zu haben und schon teilen wir quasi aller Welt unseren Standort mit.
Aber auch jede Person selbst trägt dazu bei, dass sie ihrer Privatsphäre entledigt wird. Das geschieht beispielsweise durch die Angabe vieler privater Daten in sozialen Netzwerken wie Facebook oder wer-kennt-wen. Und Suchmaschinen ermöglichen es, all diese Angaben zu einem Gesamtbild zusammenzustellen.
Auch das Sammeln von zum Beispiel Payback-Punkten zählt dazu. Bei einer solchen Sammelkarte gibt man viele Informationen von sich preis, die gespeichert und ausgewertet werden. Und so spionieren die Firmen das Kaufverhalten ihrer Kunden aus. Oder wenn man im Internet auf Online-Shopping-Seiten surft, werden die Artikel, die man sich anschaute, gespeichert. Und beim Aufruf einer neuen Seite werden prompt diese Artikel auf der Werbeleiste angezeigt.
Weitere Beispiele für den selbstverschuldeten Privatsphärenverlust sind Meinungsumfragen und Gewinnspiele, bei denen man all seine Daten veröffentlicht.
Wer weiß was?
Google
Google weiß mehr über seine Nutzer, als es sich diese vorstellen können. Die Suchmaschine selbst speichert all unsere Suchanfragen und stellt so ein komplettes Profil des Benutzers zusammen.
Google Earth beziehungsweise Google Streetview macht jeglichen Platz auf der Erde für die ganze Welt sichtbar. Dazu zählen Häuser, Autos mitsamt ihren Kennzeichen und auch die Aufnahmen von Menschen, die vielleicht zufällig gerade über die Straße gelaufen sind, als das Bild aufgenommen wurde.
Bonuskarten / Unternehmen
Die Bonuskarten speichern, wie oben schon genannt, all die Daten unserer Einkäufe. Dazu zählen Kundennummer, Filiale, Datum, Umsatz und auch die Bezeichnungen der gekauften Artikel. Und eben durch diese Informationen können Spezialisten schließen, ob man viel Geld oder wenig Geld hat, ob man Single oder vergeben ist, ob man Kinder hat oder nicht. Und so werden ganze Profile über die Kunden erstellt, die es den Unternehmen auch erleichtern, Werbung gezielt einzusetzen und den Kunden personalisierte Werbeprospekte zuzuschicken.
In der heutigen Zeit ist es ganz legal, mit Daten zu handeln. Dieser Handel ist hinder dem Rücken der Bürger zu einem riesigen Geschäft geworden. Die Post ist einer der größten Datensammler bundesweit, über 37 Millionen Haushaltsadressen mit mehr als einer Milliarde Informationen sind bei ihr gespeichert. Die Informationsquellen dazu sind verschieden: Versandhäuser wie Neckermann oder Quelle geben Auskunft über die Kundenbonität oder Produktvorlieben. Wer das Handelsblatt oder die FAZ abonniert, hat vermutlich ein hohes Einkommen. Und wer welches Auto fährt, schließen sie aus Daten des Kraftfahrtbundesamtes. Zu jeder Person kann die Post also ein ganz individuelles Profil erstellen.
Ähnlich wie die Post gibt es so genannte Adress-Sammler, die -wie der Name schon sagt- verschiedene Adressen der Bürger sammeln. Die Informationen beziehen sie beispielsweise von Gewinnspielen, bei denen der Teilnehmer seine Adresse angibt. Und falls es ein Online-Gewinnspiel war, bei dem nur die E-Mail-Adresse benötigt wurde, schicken sie eben E-Mails an die Teilnehmer. Das sind dann zum Beispiel Angebote für die Teilnahme an einer Handy-Studie, bei der man obendrauf sogar noch ein Handy gewinnen kann. Für die Bewerbung muss man dann natürlich die Adresse angeben, aber den Teilnahme-Platz und das Handy wird man nicht gewinnen.
Weiterhin gibt es Unternehmen, die ihre Mitarbeiter förmlich ausspionieren. Ein viel thematisierter Fall war die Spionage-Affäre von Lidl. Lidl filmte seine Mitarbeiter angeblich zur Überwachung an allen Plätzen des Firmengeländes und wurde deshalb stark kritisiert. Dies war ein bedeutender Fall, bei dem sich die Angestellten zurecht in ihrer Würde verletzt fühlten.
Staat
Einerseits ist das wachsende Interesse des Staaten an privaten Informationen verständlich, da unsere Regierung dadurch versucht, kriminelle und terroristische Angriffe auf den Staat und seine Bürger abzuwehren. Dies ist der Hintergrund der Videoüberwachung und der Speicherung der Telefondaten. Auch der biometrische Reisepass ist dieser Vorsorge zuzuordnen. Durch diesen Pass versucht man, die Menschen fälschungssicher abzubilden. Sogar der Fingerabdruck wird gespeichert, um dies alles noch einmal besser zu sichern.
Soziale Netzwerke
Das Internet vergisst nie. Diesen Satz hat vermutlich jeder schon mehrmals gehört, beherzigt wird er jedoch nur von den wenigsten. Die "Social Networks" speichern alle angegebenen Daten, mit wem der Nutzer kommuniziert und auch all die Bilder, die hochgeladen werden. Und auch mit diesen Daten wird gehandelt, so kann der Anbieter die Daten verkaufen oder auch für eigene Werbezwecke nutzen.
Resultierende Gefahren
In Zeiten von kostenlosen Suchmaschinen-Diensten, sozialen Netzwerken und allen anderen Angeboten des Internets ist ja schon fast unmöglich, keine persönlichen Datenspuren zu hinterlassen. Auf den ersten Blick ist das ja auch weder ein Problem, geschweige denn ist es gefährlich. Doch wenn man genauer hinschaut, lassen sich viele kleine und große Gefahren erkennen.
Das verbreiteteste Problem ist, dass die Anonymität verloren geht. Jede Person kann durch ein paar Mausklicke private Dinge über jede andere beliebige Person erfahren.
Größere Gefahren sind zum Beispiel, dass die Daten für andere Zwecke missbraucht werden. Wenn jemand beispielsweise geheime Bankdaten einer anderen Person in Erfahrung gebracht hat, kann er damit deren Konto plündern oder eigene Rechnungen damit bezahlen.
Auch wenn jemand glaubt, nichts zu verbergen zu haben oder dass fast keine Informationen von ihm im Internet zu finden sind, ein ungutes Gefühl bleibt immer. "Die Würde des Menschen ist unantastbar", so lautet der erste Satz unseres Grundgesetzes. Und selbst wenn man die Tatsache, dass unbefugte Dritte Einblick in unsere Daten haben, außen vor lässt, hat der Bürger das berechtigte Gefühl, dass er in seiner Würde verletzt wird.
Tipps und Fazit
Angesichts der Tatsache mit dem legalen Handel der Daten bleibt dem Bürger heute kaum mehr übrig, als genau hinzuschauen, wem er seine Daten anvertraut. All seine Daten kann man gewiss nicht schützen, aber man kann auf jeden Fall sorgfältiger mit der Herausgabe der persönlichen Informationen umgehen.
Besondere Vorsicht ist eben auch im Internet geboten. Man sollte beim Surfen nie seinen ganzen Namen in Verbindung mit der Adresse angeben und auch sonst vorsichtig mit diskreten Daten über sich selbst oder Menschen aus dem Umkreis sein.
Solche persönlichen Informationen sollte man auch nie per E-Mail verschicken, denn die Mail passiert auf dem Weg etliche Server fremder Firmen und geschickte Hacker können aus diesem Mailfluss gezielt Informationen über eine bestimmte Person herausfischen.
Auch wenn man sein Profil im sozialen Netzwerk nur für Freunde geöffnet hat, sollte man sich nicht in der Annahme, dass die Daten, die man preisgibt, wirklich für immer nur seinen Freunden zur Verfügung stehen, sicher fühlen. Und allgemein sollte man sich jedes Mal besser vorher überlegen, ob das, was man ins Netz stellt, wirklich für alle Augen und Ohren bestimmt ist und ob man es später nicht vielleicht doch wieder bereuen wird. Denn man würde auch bestimmt nicht alles irgendwelchen wildfremden Menschen auf der Straße erzählen, was man da in Facebook und co veröffentlicht.
Und bei diversen Bonus-Sammelkarten sollte man auch nachdenken, ob man wirklich mitmacht, nur um -wenn überhaupt- hier und da ein paar Cent zu sparen, dafür aber Gegenzug ein komplettes Käuferprofil von sich erstellen zu lassen. Und muss man wirklich in der Einkaufspassage bei dem Gewinnspiel mitmachen, bei nur Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mai in das Kärtchen einzutragen sind?
Fazit: Vor jeder Veröffentlichung privater Daten nachdenken, ob diese Informationen die anderen Personen wirklich etwas angehen und ob die Veröffentlichung wirklich notwendig ist!
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