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Der gute Mensch von Sezuan- Epilog - Referat



Der gute Mensch von Sezuan- Der Epilog

Das epische Parabelstück „Der gute Mensch von Sezuan“ wurde von Bertholt Brecht in den Jahren 1938 bis 1940 verfasst.
Bei der zu analysierenden Textstelle handelt es sich um den Epilog, der in Gedichtsform geschrieben ist. Das Gedicht hat nur eine Strophe bestehend aus elf Paarreimen.

Die fiktive Hauptstadt von Sezuan, wird von drei Göttern aufgesucht, die wegen der zahlreichen Klagerufen zum Himmel nun den Auftrag haben, einen Menschen in dieser schlechten Welt zu finden, der gut ist und trotzdem ein menschenwürdiges Leben führt, damit die Welt nicht verändert werden muss. Diesen guten Menschen glauben sie in der armen Prostituierten Shen Te zu finden, die als einzige dazu bereit war, den Göttern ein Nachtquartier zu geben. Um ihr ein wenig unter die Arme zu greifen, zu einem menschenwürdigen Leben zu gelangen, schenken die Götter Shen Te tausend Silberdollar, mit welchen sie sich einen kleinen Tabakladen kauft. Doch Shen Tes selbstloser Charakter treibt sie in den Ruin, sie gibt anderen ohne an sich zu denken und wird dementsprechend von der Umwelt ausgenutzt. Um diesen Teufelskreis zu umgehen und der Vorraussetzung der Götter, gut zu sein und doch zu leben, gerecht zu werden, verkleidet sie sich als Shui Ta, ihren imaginären Vetter, in dessen Rolle sie es schafft, ein menschenwürdiges Leben zu führen, da nicht mehr alle von ihr erwarten, gut zu sein. Als Shen Te schwanger wird, beginnt sie letzten Endes endlich an sich zu denken und versteckt sich gänzlich hinter Shui Ta. Deswegen wird von den anderen vermutet, Shui Ta hätte Shen Te umgebracht und er bzw. sie wird vor Gericht gestellt. Hier wird alles um Shen Te aufgelöst, sie gibt vor den Richtern, den Göttern, alles zu. Die Götter nehmen nicht wahr, dass ihre Forderung nicht zu erfüllen ist und spornen Shen Te weiter zum Gut-sein an. Das Problem wird nicht gelöst; somit bleibt der Ausgang offen.
Im Epilog wird das Publikum von einem der Schauspieler aufgefordert, sich selbst einen Schluss zu suchen.

Der Schauspieler, der den Epilog vorträgt, kommentiert das vorangegangene Schauspiel und entschuldigt sich auch im Namen der anderen Beteiligten bei den Zuschauern, weil das Ende der Geschichte fehlt („Verehrtes Publikum, jetzt kein Verdruss: wir wissen wohl, das ist kein rechter Schluss“). Sogar die Schauspieler hatten sich ein anderes Ende gewünscht („Vorschwebte uns: die goldene Legende.“). Mit der „goldenen Legende“ wollten sie den Zuschauern ein abgerundetes Ende bieten, einen schönen Schluss, wenn möglich sogar ein „Happy End“, sodass das Publikum nach der Vorstellung glücklich und zufrieden mit sich und dem Theaterstück nach Hause gehen kann. Er ist der Meinung, dass dem Publikum ein Schluss vorzulegen ist, mit dem jeder zufrieden ist und den man mit sich vereinbaren kann und der die während des Schauspiels aufgeworfene Probleme löst („Den Vorhang zu und alle Fragen offen“). Sie hatten noch nicht einmal die Möglichkeit, das Stück nach ihrem Willen zu ändern, da alles schon vorgegeben und beschlossen war („Unter der Hand nahm es ein bitteres Ende.“). Es nimmt die Akteure mit, sie sind „enttäuscht“ und „betroffen“; sie fürchten, dass die Zuschauer wegen des bitteren Schlusses das Theater nicht mehr besuchen werden, was schließlich das Ende des Theaters und somit auch der Verlust der Arbeitsplätze der Darsteller bedeuten würde („Dabei sind wir doch auf Sie angewiesen…Wir sind bankrott, wenn Sie uns nicht empfehlen!“). Er unternimmt einen weiteren Versuch, sich zu entschuldigen, sich vielleicht sogar herauszureden, indem er eine Erklärung darlegt, warum der Schluss offen bleibt („ Vielleicht fiel uns vor lauter Furcht nichts ein“). Vielleicht wussten sie, dass die Geschichte mit den Forderungen der Götter keine gute Wendung nehmen konnte und ließen vor Angst vor der Reaktion des
Publikums bei einem schlechten Ende es lieber ganz weg? Die Ratlosigkeit wird klar dargestellt mit der echten Frage: „Was könnt die Lösung sein? Wir konnten keine finden, nicht einmal für Geld“. Mit den darauf folgenden rhetorischen Fragen „Soll es ein andrer Mensch sein? Oder eine andre Welt? Vielleicht nur andre Götter? Oder keine?“ liefert er den Zuschauern Ansätze, wie das Rätsel zu lösen sein könnte. Er spannt die Zuschauer in seinen Monolog ein, indem er an sie appelliert, sich selbst Gedanken zu machen. Auffällig ist, dass der Darsteller im Laufe des Stücks immer expressivere Wörter benutzt („Wir sind zerschmettert und nicht nur zum Scheine!“, „Der einzige Ausweg wär aus diesem Ungemach“) um den Ernst der Lage zu verdeutlichen. Hier kann der Zuschauer erkennen, dass der Schauspieler auf einen anderen Punkt zielt als nur auf das fehlende Ende der Geschichte. Der Zuschauer muss die Sache nun selbst in die Hand nehmen („Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss! Es muss ein guter sein, muss, muss, muss!“). Fakt ist, dass nur ein guter Mensch ein gutes Ende finden kann („Der einzige Ausweg…Auf welche Weis dem guten Menschen man zu einem guten Ende helfen kann.“), also wird dem Zuschauer keine komplett freie Wahl gestellt, für welches Ende er sich entscheiden will.

Brecht benutzt das Theater als Lehrer, er spricht durch den Schauspieler hindurch das Publikum fast direkt an und versichert ihm, dass es in seiner Macht liegt, das Problem zu lösen! Die Appellfunktion durch den ganzen Epilog hindurch erreicht den Zuschauer und regt ihn zum Denken an, auch wenn die Richtungen indirekt und versteckt vorgegeben sind, in welche Richtung die Gedanken der Zuschauer gehen sollen. Obwohl ein Kommentar üblicherweise subjektiv ist, wird der Zuhörerschaft durch die rhetorischen Fragen und die Appelle geleitet. Da Brecht überzeugender Kommunist war, versucht er mithilfe des Theaters seine politischen Ziele und Vorstellungen an den Zuschauer und somit an das Volk zu vermitteln und es zu beeinflussen. Er verfolgte die Absicht, die Gesellschaft im kommunistischen Sinn umzuwälzen. Er weiß, dass dies nur durch den Zuspruch des Volkes geschehen kann und versucht es so zu erreichen.
Brechts Idee ist sehr intelligent, das Volk durch das Theater indirekt zu lenken, kann aber auch leicht missverstanden werden. Die Lösung, die eigentlich versteckt dargelegt wird, ist vielleicht zu verpackt und verschachtelt, sodass der Großteil der Zuschauer überhaupt nicht auf dieselbe Idee wie Brecht kommt was den Lösungsweg aus den Missständen betrifft. Indirekt betreibt Brecht meiner Meinung nach Propaganda, da er auf eine Revolution aus ist, es nur nicht geradewegs ausspricht.




Dieses Referat wurde eingesandt vom User: carööö



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