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Die Deutschkonservative Partei - Referat



Die Deutschkonservative Partei 1876-1918


1876-1914
Aus einer Sammlung unterschiedlicher konservativer Gruppierungen ging 1876 die Deutschkonservative Partei hervor. Sie war eine monarchisch gesinnte Partei und vertrat vor allem die wirtschaftlichen und politischen Interessen der preußischen Eliten. Sie erkannte die Verfassung des Deutschen Kaiserreichs an und widersetzte sich Eingriffen gegen die monarchischen Vorrechte. Ihre Forderung nach einer Stärkung der Religion war von einer strikt antisozialdemokratischen Politik begleitet. Die von Ernst von Heydebrand und der Lasa geführten Deutschkonservativen vertraten zwar vorrangig die Interessen der Agrarier, aber sie setzten sich auch für eine Stärkung des Mittelstands ein. Ihren geographischen Schwerpunkt hatten die Deutschkonservativen in den preußischen Ostprovinzen sowie in Sachsen und Mecklenburg. Begünstigt durch das preußische Dreiklassenwahlrecht, waren die Deutschkonservativen die beherrschende Kraft im Preußischen Abgeordnetenhaus. Noch stärker war ihr Einfluß im Herrenhaus. Ihre dominierende Stellung im Preußischen Abgeordnetenhaus sicherte ihnen nicht nur den Einfluß auf das Offizierskorps, die Beamtenschaft und den Klerus, sondern über den Bundesrat auch auf die Reichspolitik.

Gemeinsam mit den Freikonservativen, dem Zentrum und mit Teilen der Nationalliberalen Partei setzten die Deutschkonservativen die von Agrariern und Schwerindustriellen gewünschten Schutzzölle durch. Sie wandten sich gegen den "Kulturkampf" des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898), unterstützten ihn aber bei der Bekämpfung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Nach der Entlassung Bismarcks gingen die Deutschkonservativen in Opposition zur wirtschaftsliberalen Politik des neuen Reichskanzlers Leo von Caprivi (1831-1899). Unter dem Einfluß des antisemitischen Hofpredigers Adolf Stoecker ersetzten sie 1892 ihr altes Parteiprogramm durch das Tivoli-Programm, das sich ausdrücklich gegen den "zersetzenden jüdischen Einfluß" und gegen die Sozialdemokratie wandte. Die stärker agrarprotektionistische Politik unter Fürst Bernhard von Bülow sorgte zwar nach 1900 für eine gewisse Annäherung der Deutschkonservativen an die Reichsregierung, aber sie lehnten liberale Reformen in der Innen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik konsequent ab. Demgegenüber stimmten die Deutschkonservativen allen Militär- und Flottenvorlagen zu, der expansiven Kolonialpolitik folgten sie eher zögerlich. Konsequent widersetzten sich die um den Erhalt ihrer preußischen Machtbasis besorgten Deutschkonservativen jeder Stärkung des Reichs zu Lasten der einzelnen Bundesstaaten. Die Partei geriet immer stärker unter den Einfluß des Bundes der Landwirte (BdL) sowie des Alldeutschen Verbands. Aus der ehemals konservativen Weltanschauungspartei wurde eine reine Interessenspartei, deren Fraktionsstärke von 73 Mandaten (1893) auf 43 Mandate (1912) sank.


1914-1918
Im Ersten Weltkrieg vertraten die von Graf Kuno von Westarp (1864-1945) geführten Deutschkonservativen die illusionären Annexionsziele des Alldeutschen Verbands. Sie befürworteten den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und lehnten die Friedensresolution des Reichstags vom Juli 1917 vehement ab. Innenpolitisch widersetzten sich die Deutschkonservativen der Parlamentarisierung des Reichs und der von der Reichstagsmehrheit geforderten Abschaffung des preußischen Dreiklassenwahlrechts. Nach der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. löste sich die Deutschkonservative Partei im November 1918 auf. Ein Großteil ihrer Mitglieder wechselte in die neugegründete Deutschnationale Volkspartei (DNVP).
Die Fortschrittliche Volkspartei 1910-1918

1910-1914
Zur Fortschrittlichen Volkspartei schlossen sich 1910 die Freisinnige Volkspartei, die Freisinnige Vereinigung und die Deutsche Volkspartei zusammen. Damit entstand in Deutschland erstmals eine einheitliche Partei der linksliberalen und bürgerlich-demokratischen Kräfte. Die Partei war relativ straff organisiert und hatte kurz nach ihrer Gründung rund 130.000 Mitglieder. Zu den bekanntesten Politikern der Fortschrittlichen Volkspartei zählten Friedrich Naumann, Friedrich Payer (1847-1931) und Ludwig Quidde. Die Partei trat für Reformen zur Parlamentarisierung des Reichs, für die Beseitigung des preußischen Dreiklassenwahlrechts sowie für die Trennung von Staat und Kirche ein. Sie stand für eine wirtschaftsliberale Politik und vertrat die Interessen der Exportindustrie, des Handels, der Banken sowie des Handwerks und Gewerbes. Unter dem Einfluß Naumanns setzte sich in der Fortschrittlichen Volkspartei eine sozialreformerische Haltung durch. Mit ihrer liberal-demokratischen Ausrichtung stand die Partei in der Innen-, Wirtschafts- und Finanzpolitik in Opposition zur Reichsregierung.
Die linksliberale Partei bekämpfte die Konservativen und anfangs auch die religiös gebundene Zentrumspartei. Sie suchte die parlamentarische Zusammenarbeit mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Nationalliberalen Partei. Bei den Reichstagswahlen 1912 erhielt die von ihr nahestehenden Wirtschaftsverbänden finanziell geförderte Partei 9,7 Prozent der Stimmen.
1914-1918
Im Ersten Weltkrieg stand die Fortschrittliche Volkspartei zunächst hinter der annexionistischen Politik der Reichsleitung, kritisierte aber schon bald die "uferlosen Annexionspläne". Unter dem Vorsitz von Payer bildete die Partei mit den Sozialdemokraten, den Nationalliberalen und dem Zentrum den "Interfraktionellen Ausschuß", mit dem die Reichstagsmehrheit Reformen durchsetzen und einen "Verständigungsfrieden" erreichen wollte. Die Partei lehnte den uneingeschränkten U-Boot-Krieg ab und verabschiedete im Juli 1917 mit der SPD und dem Zentrum die Friedensresolution. Im November 1917 beteiligte sich die Fortschrittliche Volkspartei mit Payer als Vizekanzler an der Reichsregierung. Anschließend unterstützte sie die unter Reichskanzler Prinz Max von Baden eingeleiteten Reformen zur Parlamentarisierung des Reichs. Während der Novemberrevolution 1918 löste sich die Fortschrittliche Volkspartei auf und gründete mit dem linken Flügel der Nationalliberalen Partei die Deutsche Demokratischen Partei (DDP).

Die Freikonservative Partei 1866-1918
1) 1866-1914
Die Freikonservative Partei ging 1866 aus einer Abspaltung von den Altkonservativen im Preußischen Abgeordnetenhaus hervor. Im Unterschied zu den Altkonservativen unterstützte die Freikonservative Partei die Politik Otto von Bismarcks (1815-1898) und erkannte die preußischen Annexionen von 1866 an. Ein Teil der Altliberalen schloß sich den Freikonservativen an. Zu den namhaftesten Repräsentanten der Freikonservativen zählten der Rittergutsbesitzer Wilhelm von Kardorff (1828-1907) sowie der Schwerindustrielle Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg (1836-1901). Die Partei hatte bis 1906 kein festes Parteiprogramm und war ohne Parteiorganisation eine reine Honoratiorenpartei. Sie war monarchisch gesinnt und gemäßigt konservativ. Sie vertrat die Interessen von Agrariern und Industriellen und strebte ein starkes deutsches Reich unter preußischer Führung an. Sie unterstützte Bismarcks Kampf gegen die Sozialdemokratie ebenso wie seinen "Kulturkampf" gegen den Katholizismus. Die Freikonservativen wirkten vermittelnd zwischen der ebenfalls regierungsnahen Deutschkonservativen Partei und der Nationalliberalen Partei. Nach der Reichsgründung von 1871 nannten die Freikonservativen sich auch Deutsche Reichspartei. Sie stellten in Preußen zahlreiche Minister und im Reich zahlreiche Staatssekretäre. Sie traten für eine offensive Militär- und Kolonialpolitik ein und hatten enge Bindungen zum Alldeutschen Verband sowie zum Bund der Landwirte (BdL). Die Freikonservativen unterstützten die Finanzreformen des Reichskanzlers Theobald von Bethmann Hollweg, aber sie verschlossen sich allen innenpolitischen Reformvorhaben, die auf eine Parlamentarisierung zielten. Zur Änderung des preußischen Dreiklassenwahlrechts waren die Freikonservativen bereit, nicht aber zur Einführung eines allgemeinen gleichen Wahlrechts.
Bei den Reichstagswahlen fiel die Freikonservative Partei von 57 Mandaten (1878) auf 12 Mandate (1912) zurück.
2) 1914-1918
Im Ersten Weltkrieg forderten die Freikonservativen einen Siegfrieden und hatten weitreichende Annexionsziele. Seit 1916 plädierten zwar einzelne Mitglieder der Partei für Friedenssondierungen, aber die Friedensresolution vom Juli 1917 lehnten die Freikonservativen entschieden ab. Sie unterstützten die als Reaktion auf die Friedensresolution gegründete Deutsche Vaterlandspartei. Während des revolutionären Umbruchs im November 1918 löste sich die Parteiorganisation auf. Die meisten Freikonservativen traten der neugegründeten Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) bei.


Die Nationalliberale Partei 1867-1918

1870-1914
Die Nationalliberale Partei ging 1867 als eine Abspaltung aus der Deutschen Fortschrittspartei hervor und vertrat vor allem die Interessen des national eingestellten protestantischen Besitz- und Bildungsbürgertums. Die Nationalliberalen unterstützten die Gründung des Deutschen Kaiserreichs und setzten sich ebenso für einen Verfassungsstaat ein wie für den Ausbau parlamentarischer Rechte. Im Jahrzehnt nach der Reichsgründung stellte die Nationalliberale Partei die stärkste Fraktion im Reichstag. Wirtschaftspolitisch begrüßten die Nationalliberalen die Umwandlung Deutschlands in einen modernen Industriestaat. Sie unterstützten Reichskanzler Otto von Bismarck (1815-1898) bereitwillig im "Kulturkampf", folgten ihm beim "Sozialistengesetz" aber nur widerstrebend.

Die innerparteilichen Gegensätze traten mit Bismarcks Übergang zur Schutzzollpolitik 1877/78 offen hervor: Zunächst verließen die Anhänger des Schutzzolls 1879 die Fraktion. Im folgenden Jahr traten 28 führende Nationalliberale aus der Fraktion aus, weil sie die enge Bindung ihrer Parteiführer Karl Rudolf von Bennigsen (1824-1902) und Johannes (seit 1897: von) Miquel (1828-1901) an Bismarcks Politik für "rückschrittlich" hielten. Seitdem bildeten die Nationalliberalen nur noch eine Partei mittlerer Größe.

Nach der Entlassung Bismarcks 1890 entwickelten sich die Nationalliberalen zur führenden Partei der deutschen Großindustrie und der Großbanken. Sie unterstützten die offensive Ausrichtung der deutschen Militär-, Flotten- und Kolonialpolitik und hatten enge Beziehungen zum Alldeutschen Verband und dem Deutschen Flottenverein. Innenpolitisch vollzog sich in der Partei jedoch unter Ernst Bassermann und Gustav Stresemann seit der Jahrhundertwende eine langsame Öffnung zu den links von den Nationalliberalen stehenden Parteien. Mit den Jahren sank der Stimmenanteil der Nationalliberalen von 30
Prozent (1871) auf 14 Prozent (1912).

Die Nationalliberale Partei war lange eine Honoratiorenpartei ohne festgefügte Organisationsstrukturen. Nach der Jahrhundertwende wandelte sie sich langsam zu einer modernen Partei mit einem dichten Vereinsnetz.


1914-1918
Im Ersten Weltkrieg forderten die Nationalliberalen weitreichende Annexionen und unterstützten den uneingeschränkten U-Boot-Krieg. Trotz der parlamentarischen Zusammenarbeit im Interfraktionellen Ausschuß lehnten die Nationalliberalen die Friedensresolution von SPD, Zentrum und Fortschrittspartei vom Juli 1917 ab. Mit der Verschlechterung der militärischen Lage vertieften sich die innerparteilichen Gegensätze. Der linke Parteiflügel orientierte sich zur Reichstagsmehrheit und forderte innenpolitische Reformen, die zu einer Parlamentarisierung im Reich führen sollten.

Während der Novemberrevolution 1918 zerfiel die Nationalliberale Partei: Ihr rechter Flügel schloß sich der Deutschnationalen Volkspartei an, ihr linker Flügel der Deutschen Demokratischen Partei (DDP), die an Stresemann orientierte Mehrheit gründete mit ihm die Deutsche Volkspartei (DVP).


Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) 1870-1918
Die SPD 1918-1933
Die SPD 1933-1945
Die SPD 1945
Die SPD 1959
1870-1914
Der 1863 unter Ferdinand Lassalle (1825-1864) gegründete Allgemeine Deutsche Arbeiterverein sowie die 1869 unter August Bebel und Wilhelm Liebknecht gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei schlossen sich 1875 auf dem Gothaer Kongreß zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP) zusammen. Damit verfügte Deutschland im Unterschied zu anderen europäischen Ländern über eine einheitliche sozialistische Partei. Programmatisch stand die SAP in grundsätzlicher Opposition zum politischen System des Deutschen Kaiserreichs. Von Bismarck (1815-1898) zum "Reichsfeind" gestempelt, wurde die SAP durch das Gesetz "wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" 1878 verboten. Desgleichen wurden alle Organisationen der SAP, ihre Presse und die von ihr aufgebauten Gewerkschaften durch dieses "Sozialistengesetz" verboten, die Reichstagsfraktion jedoch blieb weiter bestehen. Ausnahmegesetze, polizeistaatliche Unterdrückung und Terror konnten den Aufstieg der Sozialdemokratie aber nicht verhindern. Unter dem "Sozialistengesetz" verdreifachte die Partei ihre Stimmen und erhielt 1890 bei den Reichstagswahlen mit knapp 20 Prozent erstmals die meisten der abgegebenen Stimmen. Aufgrund des Mehrheitswahlrechts, der gegen sie gerichteten Wahlbündnisse der bürgerlichen Parteien sowie der sie stark benachteiligenden Wahlkreiseinteilung erhielt sie als stimmenstärkste Partei jedoch nur 35 der 391 Mandate. Die Verfolgung unter dem "Sozialistengesetz" hinterließ in der SAP tiefe Verbitterung und machte marxistische Ideen attraktiv und populär. Nach der Nichtverlängerung des "Sozialistengesetzes" gründete sich die SAP 1890 offiziell als Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) neu.
Das 1891 verabschiedete Erfurter Programm vertrat einen dogmatischen Marxismus, gegen den die sozialreformerische Politik der Freien Gewerkschaften sich unter Personen wie Carl Legien jedoch immer stärker behauptete. Führender Theoretiker der "Revisionisten" war Eduard Bernstein. Erbittert bekämpft wurde der Revisionismus von führenden Sozialdemokraten wie August Bebel, Karl Kautsky, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin. Unbeschadet des innerparteilichen Streits um die richtige Theorie war die SPD die mit Abstand mitgliederstärkste Partei vor dem Ersten Weltkrieg und stellte 1912 erstmals auch die stärkste Reichstagsfraktion. Die SPD war vor allem die Partei protestantischer und konfessionsloser Industriearbeiter, aber sie hatte auch im Mittelstand Anhänger. Keine andere Partei unterhielt im Kaiserreich ein so dichtes Organisationsnetz von Vereinen, keine andere Partei prägte das soziokulturelle Milieu ihrer Anhänger so wie die SPD das der Arbeiterschaft. Noch vor dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich im Reichstag eine parlamentarische Zusammenarbeit zwischen der SPD und den bürgerlichen Mitte-Links-Parteien, auf regionaler Basis hatte es bereits vorher Koalitionen gegeben.


1914-1918
Nach Beginn des Ersten Weltkriegs stimmte die SPD unter dem Eindruck der nationalen Hochstimmung am 4. August 1914 im Reichstag geschlossen für die Kriegskredite zur Landesverteidigung. Allerdings hatten 14 Abgeordnete parteiintern gegen die Kredite gestimmt, sich bei der Abstimmung des Reichstags aber der Fraktionsdisziplin gebeugt. Zudem verpflichtete sich auch die SPD mit dem sogenannten Burgfrieden, für die Dauer des Krieges auf jede Auseinandersetzung mit den anderen Parteien sowie auf jegliche Agitation gegen die Reichsregierung zu verzichten.
Die schon vor dem Krieg hervorgetretenen inneren Gegensätze der Partei ließen sich nur für kurze Zeit überdecken. Die radikale Linke der Vorkriegszeit unter Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg wandte sich bereits Ende 1914 gegen die Fortsetzung des Krieges. Sie bildete ab dem 1. Januar 1916 die "Gruppe Internationale", die sich bald den Namen Spartakusbund gab. Auch der gemäßigte, aber gegen den Krieg agitierende linke Parteiflügel um Hugo Haase lehnte ab Dezember 1915 weitere Kriegskredite ab und verweigerte die Fortsetzung der Burgfriedenspolitik. 18 Abgeordnete dieser gemäßigten Linken wurden 1916 aus der SPD-Fraktion ausgeschlossen und gründeten die "Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft". Gespalten wurde die Parteiorganisation im April 1917 mit Gründung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD).

Die SPD, die sich nach der Spaltung den Namen Mehrheitssozialdemokratische Partei (MSPD) gab, setzte unter Friedrich Ebert zwar die weitere Bewilligung der Kriegskredite fort, drängte aber zugleich auf eine Friedenspolitik und innere Reformen im Reich. Sie bildete 1917 im Reichstag zusammen mit der Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) und mit dem Zentrum den "Interfraktionellen Ausschuß", der in seiner Friedensresolution vom Juli 1917 den Verzicht von Annexionen forderte. Im Oktober 1918 unterstützte die SPD die unter Reichskanzler Prinz Max von Baden eingeleitete Parlamentarisierung und stellte mit Philipp Scheidemann und Gustav Bauer erstmals zwei Staatssekretäre.
















Die Deutsche Zentrumspartei (Zentrum) 1870-1918


Das Zentrum 1918-1933
1870-1914
Im Winter 1870/71 bildete sich im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Reichstag eine katholische Fraktion, deren Ursprung auf die Nationalversammlung in der Paulskirche zurückging und die sich in Anlehnung an ihre Sitzplätze zwischen den konservativen Rechten und den liberalen Linken "Zentrum" nannte. Die Zentrumspartei wollte die Selbständigkeit der katholischen Kirche im preußisch-protestantisch dominierten Deutschen Reich bewahren und die Interessen des katholischen Bevölkerungsteils vertreten. Durch die kirchlichen Organisationen, die 1894 gegründeten christlichen Gewerkschaften sowie durch zahlreiche Zeitungen und Publikationsorgane war das Zentrum in allen sozialen Schichten verankert.
Der unmittelbar nach der Reichsgründung einsetzende Konflikt zwischen Staat und katholischer Kirche trug entscheidend zur Festigung des Zentrums bei. Bedeutendster Opponent Otto von Bismarcks (1815-1898) war im Kulturkampf der Parteiführer Ludwig Windthorst (1812-1891). Zwischen 1874 und 1914 behauptete das Zentrum immer zwischen 90 und 100 Sitze im Reichstag. Keine andere deutsche Partei hatte so konstante Wahlergebnisse.
Nach der Abkehr Bismarcks vom Kulturkampf und dem Beginn seiner Sozialpolitik verlor das Zentrum seine Rolle als Oppositionspartei und übernahm parlamentarische Mitverantwortung. Seit 1890 trat die konfessionelle Ausrichtung der Partei zugunsten eines stärker sozialpolitischen Engagements zurück. Das Zentrum unterstützte die Innen,- Außen-, Kolonial- und Flottenpolitik der Reichsleitung. Nach den Kolonialkriegen in Deutsch-Südwestafrika lehnte das Zentrum jedoch mit der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) einen Nachtragsetat zur Finanzierung der deutschen "Schutztruppe" ab und übernahm wieder die Rolle einer Oppositionspartei. Vor dem Ersten Weltkrieg gewann der süddeutsch-demokratische Flügel um Matthias Erzberger zunehmend an Einfluß.


1914-1918
Während des Ersten Weltkriegs unterstützte das Zentrum zunächst die deutsche Kriegsführung und trat für expansive Kriegsziele ein. Mit der Zeit wurde auch im Zentrum die Forderung nach einem Verständigungsfrieden mit der Entente immer lauter. Gemeinsam mit der SPD und der Fortschrittlichen Volkspartei bildete das Zentrum unter Führung von Matthias Erzberger den "Interfraktionellen Ausschuß". Der Ausschuß setzte sich für eine "Parlamentarisierung" des Deutschen Reichs ein und verabschiedete im Juli 1917 eine Resolution, in der ein Frieden ohne Annexionen gefordert wurde. Die Friedensresolution beruhte maßgeblich auf Erzbergers Initiative und fand auf dem rechten Flügel des Zentrums keine Zustimmung. Nach Kriegsende diffamierte die nationalistische Rechte die Friedensresolution als Teil des "Dolchstoßes in den Rücken des Heeres".
Von November 1917 bis September 1918 stellte das Zentrum mit Georg Graf von Hertling erstmals einen Reichskanzler, und im Kabinett des Prinzen Max von Baden war das Zentrum mit drei Staatssekretären vertreten.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Prillli



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