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Die Leiden des jungen Werther - Literatur als Rettung? - Referat
-Literatur die Werther liest, drückt seine aktuelle Stimmung aus:
→ Homer
→ Klopstock
→ Ossian
→ Lessing
sind seine bevorzugte Lektüre
Homer
-Wenn er gut gestimmt ist, liest er Homers Odyssee. Ihn verehrt er als Dichter des idyllischen und ursprünglichen Lebens, nach dieser Welt sehnt er sich.
-Er favorisiert das homerische Weltbild – aus gutem Grund: Homers Welt gilt ihm als Gegenentwurf zur bürgerlichen Gesellschaft. Homers Dichtung hilft ihm, zumindest über einen gewissen Zeitraum, reale Mängel zu kompensieren.
-Anfangs lässt sich sagen, dass Homer in Werthers Leben eine sehr große Rolle einnimmt. So schreibt er im Brief vom 13. Mai 1771: „ich bitte dich um Gottes Willen, lass sie mir vom Halse“, was sich in diesem Fall auf die anderen Bücher Werthers bezieht.
-Mit der Geschichte „Die Odyssee“, von Homer, reflektiert Werther seinen gegenwärtigen (Gefühls)zustand, er vergleicht ihn also mit einer Art Irrfahrt. Zu diesem Zeitpunkt befindet sich Werther aber noch in der Situation, die sich vor der Fahrt abspielt, er befindet sich also in einem Zustand der Freude und der Herrlichkeit, denn er genießt zur Zeit die Natur und die Liebe zu Lotte.
-Da Werther den Homer als „Wiegengesang“ bezeichnet, kann man daraus schließen, dass er eine beruhigende Wirkung auf Werther habe, der oft sein „empörtes Blut zu Ruhe“ gebracht habe (13. Mai 1771). Ebenfalls lässt sich erkennen, dass die Natur selbiges bei ihm bewirkt. Somit ergänzt „die Odyssee“ die ländliche Frühlingsidylle.
-Zu guter letzt lassen sich Penelope, die Frau von Odysseus, aus der Geschichte „Die Odyssee“ mit Lotte vergleichen. Während Odysseus nämlich auf Irrfahrten ist und schon viele, außer Penelope, die Hoffnung aufgegeben haben, wird Penelope von vielen Männern umworben, die alle ihr Gemahl werden wollen. Im Gegensatz zur Erwartung nimmt Werther nicht die Rolle des Odysseus, sondern die, der Umwerbenden ein. Denn wie auch die, die Penelopes Herz begehren, es aber nicht erhalten, kann auch Werther Lottes Herz nicht erobern. Der Grund dafür ist bei Penelope Odysseus und bei Lotte Albert der ständig im Hinterkopf und somit im Vordergrund bleibt.
-Verwendet für Homer häufig das Wort „herrlich“ → Ansonsten nur für Lotte
-Liest Homer vorwiegend wenn er alleine ist.
-Die Odyssee ist für ihn so elementar, daß er sie immer dabeihaben will, z.B. auch auf Spaziergängen, deshalb wünscht er sich eine Ausgabe im Taschenformat (28. August 1771, S.46 Z.5).
Ossian
-Während Werther zuerst nur Homer liest, wird später Ossian zu seinem Favorit("Ossian hat in meinem Herzen Homer verdrängt" 12.10.1772/S.70, Z.27). So werden die Gefühle Werthers zunächst besser von Homer beschrieben, doch als er dann die melancholischen Werke Ossians liest, kann er sich mit diesem Werk besser identifizieren, da eine Änderung seiner Lebenseinstellung stattgefunden hat:
→ Ahnt, dass er Lotte nicht erreichen kann
-Doch scheint Werther nicht zu bemerken, wie seine schon vorhandene Melancholie durch Ossian immer mehr gefördert wird. → In Ossians Gesänge spiegelt sich Werthers Todessehnsucht wieder.
-Der Bezug zwischen Ossians Werken und Werthers eigenem Leben wird besonders deutlich, als Werther Lotte einen Auszug aus Ossians Gesängen vorliest(20.12.72/S.92-97). Ossian beschreibt hier vor allem die Leidensgeschichte eines Liebespaares(S.96f), deren Glück durch eine dritte Person zerstört wird. Als der Höchstpunkt der Melancholie erreicht wird, der Tod der zwei Liebenden(S.97, Z.23-25), bricht Lotte in Tränen aus. Davon gerührt, bricht auch Werther in Tränen aus(S.97, Z.40-42). Die beiden erkennen hier, daß sie sich mit dieser Geschichte identifizieren können("Sie fühlten ihr eigenes Elend in dem Schicksale der Edlen, fühlten es zusammen und ihre Tränen vereinigten sie" S.98, Z.2-4).
-So kommt es auch schließlich zur Umarmung der beiden("Er schlang seine Arme um sie her, preßte sie an seine Brust und deckte ihre zitternden, stammelnden Lippen mit wütenden Küssen." S.98, Z.24-26). Hieraus geht hervor, daß die Initiative der Umarmung und des Küssens von Werther ausgeht, sie blockt jedoch ab(S.98, Z.26-28), er kann aber trotzdem seine "Lücke" in seinem Herzen schließen, sein einziges Ziel erreichen und zwar sie zu umarmen("Ich denke oft, wenn du sie nur ein Mal, nur ein Mal an dieses Herz drücken könntest, diese ganze Lücke würde ausgefüllt sein."S.71, Z.20-22).
-Ossians Gesänge führen hier zu eine Emotionsausbruch der beiden. Dieser Ausbruch läßt Werther seine eigene Verlorenheit erkennen. So wird zwar sein größter Traum war, doch gleichzeitig wird auch hier das Schicksal des Werther bestimmt.
-Nach dem Gefühlsausbrauch küsst er Lotte → Sie trennt sich, Literatur dient dieses mal nicht als Schuztschild.
-Die Gesänge Ossians sind eine Reihe angeblicher gälischer Heldenmythen, welche Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden sind. Sie handeln von den Schicksalen ausgewählter Helden und beinhalten gigantische Schlachten und Rettungen von Königreichen.
Und schon hier werden Parallelen zu “Die Leiden des jungen Werther” deutlich. Denn auch in dem Roman fungiert der leicht narzisstische Werther als Held, der sich selbst für großartiger und bedeutsamer als Andere hält. Doch nicht nur Parallelen zum Protagonisten sind erkennbar, auch die ausgeschmückte Beschreibung seiner Gefühle und deren Bezug auf die Natur in dem Roman spielen eine wichtige Rolle.
Die ausführlichen Naturbeschreibungen stellen einen Spiegel der Gefühle Werthers und auch der Gefühle der Helden in den Gesängen Ossians dar.
Oftmals werden innere Aufgewühltheit und Unruhe thematisiert und dann folglich als Sturm oder Gewitter verbildlicht (beispielsweise Ballnachtà aufgewühlt durch die neue Bekanntschaft).
Düstere, dramatische Stellen in den Gesängen spielen häufig in der Nacht. Am Tag hingegen erscheint die Welt in einem neuen Licht und all die Sorgen vom Abend scheinen vergessen. In diesen frischen Stunden passiert nichts Tragisches oder Düsteres. Es herrscht der Tag, eine kleine Pause.
Im Roman ist das ganz ähnlich. Zwischenzeitlich hat man immer wieder Hoffnung:
Beispielsweise als er meint, er müsste weg, Lotte verlassen, da es sowieso hoffnungslos ist.
Aber wie auch in den Gesängen kommt irgendwann der Abend und mit ihm die gedankenlosen Stunden.
Häufig wird in den Gesängen auch die Trauer um einen Helden ausgedrückt, die Trauer der Zurückgebliebenen, der Einsamen. Auch Werther ist einsam, so steigert er sich in seine unerfüllbare Liebe zu Lotte hinein.
-Auch die Scheinwelt, von welcher die Heldensagen berichten, könnte als eine Parallele zu “die Leiden des jungen Werther” betrachtet werden, da Werther sich in eine Idylle verliebt, die es nie geben kann.
Klopstock
Nicht nur Werther ist ein Anhänger der “Aufklärung der Empfindsamkeit” in seinen Briefen, sondern auch Klopstock.
Klopstock ist einer der ersten während der Zeit der Aufklärung gewesen, welcher nicht den “Gebrauch seines eigenen Verstandes” an die Menschen vermitteln wollte, sondern den “Gebrauch seiner eigenen Gefühle”. Er war zwar der Ansicht, dass man sich von großen und machtvollen Institutionen wie Kirche und König lösen sollte, aber nicht dadurch, dass man seinen eigenen Verstand benutzt, sondern dadurch, dass man auf seine Gefühle und Empfindsamkeiten hört.
Und genau hier sieht man, dass Werther ein Anhänger Klopstocks war, denn Werther handelt immer nach seinen Gefühlen, egal ob er damit anderen Leuten Schaden zufügt.
Desweiteren kann man auch feststellen, dass Goethe ein Anhänger der Überzeugung Klopstocks war, denn Klopstock war einer der Wegbereiter für die “Sturm und Drang- Bewegung”, in der Goethe in der heutigen Zeit als einer der wichtigsten Schriftsteller dieser Zeit zählt.Alles in allem kann man sagen, dass Klopstock eine wichtige Rolle in dem Roman “Die Leiden des jungen Werther” spielen, sowohl in der Handlung, als auch in der Art des Schreibens und Denkens.
Allgemein
-Werther verliebt sich auf dem Ball in Lotte, Klopstocks Ode „Die Frühlingsfeier“ dient Beiden als Mittel, um ihre leidenschaftlichen Gefühle platonisch zu artikulieren. (16.Juni 1771)
→Er ist nun nicht mehr nur angezogen von ihrem Aussehen, sondern auch von ihrer literarischen Empfindsamkeit.
-Zwischen beide schiebt sich die Literatur und sublimiert die körperliche Leidenschaft.
-Am 17. Mai trifft Werther einen jungen Akademiker, den er zunächst für fleißig hält und ihm fundiertes Wissen zuspricht. Der junge Akademiker erzählt Werther, daß er viele Werke der bedeutendsten Künstler des 18. Jahrhunderts gelesen habe. Trotzdem wendet sich Werther von ihm ab, denn seiner Meinung nach ist es nicht nur notwendig die literarischen Werke zu besitzen und zu lesen, sondern auch ihre Inhalte zu analysieren, auf sich wirken lassen und im Alltag umzusetzen. Da der junge Akademiker die Texte nur ließt und nicht danach handelt hält er ihn für nicht klüger als Andere und "ließ das gut sein." (S.9;Z.42f)
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