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Die Räuber - Referat
Friedrich Schiller: „Die Räuber“ – Ein Durchblick
Einleitung:
„Er selbst muss augenblicklich seine nächtlichen Labyrinthe durchwandern, er muss sich in Empfindungen hineinzwingen, unter deren Widernatürlichkeit sich seine Seele sträubt.
Sehr geehrte Frau Professor, liebe Mitschüler und Innen! Mit diesen und anderen Worten seiner Vorrede will uns Friedrich Schiller auf sein Werk „Die Räuber“ vorbereiten. Er will damit sagen, dass jeder Mensch sich seinen nächtlichen Labyrinthen also seinen schlechten Seiten bewusst werden muss. Weiters schreibt Schiller, dass man mit Vorurteilen sein Drama „Die Räuber“ nicht verstehen kann.
Somit sind wir auch schon den ersten Punkt unserer Präsentation genannt: Das Drama. Danach folgt….
1. Drama
„Die Räuber“ ist ein klassisches deutsches Drama. Dieses leitet sich vom griechischen Drama ab. Die drei wesentlichen Punkte des griechischen Dramas sind:
• Der Affekt
• Die Entscheidung
• Das Schicksal
Die Affekthandlung eines leidenschaftlichen Charakters zerstört die Ordnung. Weiters ist es im griechischen Drama so, dass jede Entscheidung eine Schuld mit sich zieht. Und der letzte Punkt besagt, dass die Tat des Helden vom Schicksal vorherbestimmt ist.
Im letzten Punkt liegt auch gleichzeitig der wesentliche Unterschied zwischen dem klassischen deutschen Drama und dem Griechischen. Schiller war zutiefst überzeugt, dass der Mensch zur freien sittlichen Entscheidung fähig ist.
Der Bau des klassischen Dramas teilt sich in fünf Abschnitte, entsprechend den fünf Akten. Wir wollen euch diesen Aufbau anhand des Schauspiels „Die Räuber“ erklären
a. Die Einleitung macht mit der Situation und den wichtigen Figuren bekannt. Meistens wir über die Hauptfigur zwar gesprochen, sie erscheint aber noch nicht.
Wenn ihr euch an den 1. Akt der Räuber zurück erinnert, seht ihr, dass es in diesem Falle genauso ist. Franz und sein Vater sprechen zwar über Karl, dieser ist jedoch nicht anwesend. Weiters leitet Franz mit Hilfe einer Intrige den Vater-Sohn-Konflikt ein.
b. Darauf folgt die steigende Handlung.
c. Im 3. Akt spitzt sich das Geschehen zu und erreicht seinen dramatischen Höhepunkt, der zugleich Wendepunkt ist.
d. Danach kommt es zu einem Handlungsabfall. Dieser zeigt die Folgen der Tat und die Ausweglosigkeit der Situation des Helden auf.
e. Im letzten Akt ereignet sich die Katastrophe. Der tragische Held sühnt seine Tat mit dem Tod.
Wie ihr wisst, erdrosselt sich Franz, der alte Moor stirbt endgültig, Karl bringt seine Geliebte Amalia um und stellt sich am Ende der Justiz.
Wie euch bestimmt aufgefallen ist, haben wir nur den 1. und letzten Akt der Räuber inhaltlich erwähnt. Der Grund dafür ist, dass der junge Schiller nicht viel von Regeln hielt. Seid ihr auch der Meinung, dass man den jungen Schiller mit der heutigen Jugend vergleichen könnte? Er wollt ebenfalls um jeden Preis schockieren, nur die Mittel zum Zweck waren anders. Heute sind es Kleidung und Musik, damals waren es Verstöße gegen die Aufbauregeln des Dramas.
Beispielsweise ist der Spannungsaufbau nicht symmetrisch: Es gibt bereits von Beginn des 3. Aktes an eine fallende Handlung und was noch auffällig ist, dass der 3. Akt nur 2. Szenen hat.
Weiters hat das Stück zwei Haupthandlungen und dazu noch kleinere Nebenhandlungen. Aber zu den verschiedenen Handlungen wollen wir euch später informieren.
Nun kommen wir zu der Vorrede, die wir bereits in der Einleitung erwähnt haben.
2. Die Vorrede
In der Vorrede möchte uns Friedrich Schiller sein Werk „Die Räuber“ näher bringen. Es geht vor allem um Tugenden und Laster. Da wir uns bereits schon ausgiebig mit Tugenden und Laster beschäftigt haben, geben wir nur einen kurzen Einblick. Bei Tugenden unterscheidet man zwischen theologischen und Kardinaltugenden. Die 3 theologischen Tugenden sind Glaube, Hoffnung und Liebe. Unter Kardinalstugenden versteht man Tapferkeit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit und Klugheit.
Im Gegensatz zu den Tugenden stehen bekanntermaßen die Laster. Laut Schiller gibt es keinen Menschen der ohne Laster, also vollkommen ist. Einige Laster sind zB Neid, Wolllust, Zorn, Geiz, Trägheit…. Weiters führt Schiller in seiner Vorrede den Pöbel an. Der Pöbel ist kurzsichtig, kleingeistisch und boshaft. Er fällt gleich sein Urteil ohne die Hintergründe wissen zu wollen. Aus diesem Grund werden solche Menschen Schillers Werk „Die Räuber“ nie verstehen.
3. Quellen und Anregungen:
Schillers Hauptquelle war wahrscheinlich die Erzählung „Zur Geschichte des menschlichen Herzens“ von Christian Schubart. Diese Erzählung handelt ebenfalls um ein ungleiches Brüderpaar Carl und Wilhelm. Wilhelm spinnt wie Franz eine Intrige, um an das väterliche Vermögen zu kommen. Doch im Gegensatz zu den Räubern rettet Carl seinen Vater und verzeiht sogar seinem mörderischen Bruder.
Weiter Werke wie „Die Zwillinge“ von Maximilian Klinger, „Julius von Tarent“ von Johann A. Leisewitz haben auch das Motiv der ungleichen Brüder.
Als Modell für die Figur von Karl dient der Räuber „Roque“ in Miguel de Cervantes „Don Quixote“.
Das waren die Quellen und Anregungen, die Friedrich Schiller dienten, um sein Werk zu schreiben. Doch zu den „räubern“ existieren mehrere Fassungen um genau zu sagen 5 verschiedene.
4. Die einzelnen Fassungen
1790 beendete Schiller das Manuskript der Räuber. Zuvor erschien 1781 eine gemilderte Fassung mit dem Titel „Die Räuber. Ein Schauspiel“. Diese gilt heute als die maßgebende Fassung, weil Schiller seine Absichten darin noch ohne Rücksicht auf Zensur und Publikumsgeschmack verwirklichte. 1782 erschienen 2 abgeänderte Fassungen, die weit von Schillers eigentlichen Absichten entfernt waren.
Doch noch im selben Jahr erscheint eine Neuauflage „Die Räuber. Ein Trauerspiel“, in der er zu seinen Ursprüngen zurückkehrt.
5. Die Charaktere
Vier Hauptfiguren tragen die Handlung: der alte Moor, seine beiden Söhne Karl und Franz und Amalia die Geliebte Karls. Wie ihr hier auf dieser Abbildung sehen könnt steht im Zentrum aller Karl Moor. Weiters fällt auf, dass die Personen in 2 unterschiedlichen Räumen handeln: Auf der einen Seite steht die Welt des Grafen Moor, auf der anderen die Welt der Räuber. Und Karl ist wie man unschwer erkennen kann die Verbindung zwischen den beiden Räumen.
Nun wollen wir die Hauptcharaktere genauer betrachten. Lasst uns mit Karl Moor beginnen.
a. Karl Moor:
Karl wäre ein wahrer Sturm-und-Drang-Held, wenn er so wäre, wie Schiller ihn in seiner Selbstrezension selbst gedeutet hat: Der große Mann der einen unersättlichen Durst nach Verbesserung hat und eine rastlose Tätigkeit des Geistes.
Wenn man Karl aber näher betrachtet ist Schiller im Unrecht. Karl handelt nicht im praktischen Leben sondern in einer erfundenen Wirklichkeit. Sein Kampf richtet sich nicht gegen die Staatsform der Monarchie und nicht gegen die Kirche an sich, sondern höchstens gegen ihre erbärmlichen Vertreter.
Karls Sehnsucht geht zurück in die goldenen Zeiten, in denen Herrscher gerecht waren und in der Vollkommenheit und Glückseligkeit herrschen.
Kann man nun durch diese Schlussfolgerung Karl als Terrorist bezeichnen – Karl Moor ein Terrorist des 18. Jahrhunderts?
Er versucht die Welt mit Gewalt zu verändern, damit sie seinen Vorstellungen entspricht. Doch Karl erkennt seinen Irrweg, er muss am Ende einsehen, dass Gewalt nicht der richtige Weg ist. Und genau diese Einsicht unterscheidet ihn grundsätzlich von den meisten modernen Terroristen.
Als nächstes wollen wir euch Franz Moor, Karls Bruder vorstellen.
b. Franz Moor
c. Franz sieht Karl immer als eine ferne Bedrohung an. Aber alle seine Handlungen sind Aktionen und keine Reaktionen auf Karl. Das einigende Band für die beiden ist nur ihr Vater.
Selbst Schiller fragt sich in seiner Rezension warum Franz so böse ist. Schiller hat dieses Porträt von Franz Moor gewählt, um dem Zuschauer die innere Wirtschaft des Lasters besonders deutlich zu machen. Wir sind der Meinung, dass er eifersüchtig auf Karl ist. Dieser ist der Erstgeborene und hat somit Anspruch auf das Erbe. Schiller hat mit Franz eine moderne Gestalt geschaffen: Einen Nihilisten, einen Leugner aller Werte. Franz fühlt sich benachteiligt, nicht nur vom Vater sonder von der Welt als ganzes. Deshalb versucht er auch mit Hilfe seines Verstandes die Materie geistig zu erfassen, mit einem Wort die Welt zu beherrschen.
d. Maximilan Moor
e. Wie vorher schon erwähnt ist das einzige Band, das die beiden ungleichen Brüder verbindet der Vater, Maximilian Moor. Schiller beschreibt ihn als unmöglich, leichtgläubig und klagend. Beide haben unterschiedliche Gefühle für ihn und umgekehrt. Unserer Meinung nach trägt der Moor eine Teilschuld an der Bosheit von Franz. Der alte Moor liebt Karl mehr und macht daraus kein Geheimnis. Er hat bereits Pläne für Karl geschmiedet. Er sieht ihn als großen gerechten Herrscher, doch wo steht Franz?
Als der Alte am Ende erfährt, dass Karl Hauptmann ist, trifft ihn das sehr tief. Wie ihr wisst stirbt er auch bald darauf.
Doch ansonsten ist Maximilian Moor in die Räuber eher nebensächlich.
f. Amalia
g. Zum Schluss kommen wir zu Amalia. Sie wird von beiden Brüdern geliebt. Und Franz lässt keinen Versuch aus sie zu verführen. Doch ihr Wille stark. Amalia steht zu Karl und sie widersetzt sich den Schachzügen von Franz. Sogar als er der voraussichtlich Thronerbe ist, bleibt sie Karl treu. Damit ist Amalia eigentlich die tugendhafteste Figur in den Räubern. Sie lässt sich nicht durch Reichtum und Macht beeindrucken, sondern glaubt an ihre Liebe zu Karl.
Dies waren die unserer Meinung nach wichtigsten Figuren in die Räuber. Nun kommen wir zur Interpretation des Stückes
6. Interpretation
Literatur kann man auf verschiedene Arten interpretieren:
a. formal-ästhetisch:
Eine rein formal-ästhetische Interpretation versucht alles aus der Form, der Art der Gestaltung des Stoffs zu deuten. Diese Art wäre bei den Räubern viel zu oberflächlich und würde viele Aspekte unberücksichtigt lassen.
b. zeitbezogen:
Bei der zeitbezogenen Interpretation werden die gesellschaftlichen Zustände untersucht, in denen das Stück geschrieben wurde.
Die Verhältnisse in denen der junge Schiller aufgewachsen ist, haben einen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung und den Ablauf der Räuber gehabt. Auf die Entstehungszeit wollen wir jedoch nicht näher eingehen, da ihr bereits einiges darüber im vorigen Referat hören konntet.
c. inhaltlich-philosophisch:
Man kann den Schwerpunkt bei der Interpretation der Räuber allerdings auf die theologisch-philosophischen Problem legen. Denn nicht zufällig ist das Stück auch eine Auseinandersetzung mit zwei unterschiedlichen Weltanschauungen und mit Religion und Moral.
Zuerst widmen wir uns der Frage: Sind die Räuber ein Freiheitsdrama? Im weiteren Sinne Ja. Die Räuber sind von der Thematik her keine Einzelerschienung. Räuber-Romane waren zu dieser Zeit massenhaft verbreitet, man kannte zB Robin Hood und der edle Räuber war eine Lieblingsfigur dieser Zeit. In ihm waren die Wünsche der Menschen verkörpert, die Sehnsucht des Bürgers nach Abenteuern, Heldentum und einer gerechten Welt. Er war ein Individualist, kämpfte gegen Tyrannen und half den Armen, mit einem Wort: er war ganz und gar „Freiheit“. Und so fanden viele ihre heimlichen Wünsche in Karl Moor verkörpert und empfanden deshalb die Räuber als ein Freiheitsdrama.
Schiller bezieht in den Räubern auch politische Stellung. Wenn ihr euch zurückerinnert an die Auseinandersetzung von Karl mit dem Pater im 2. Akt, 3. Szene, Seite 75. Karl nennt dem Pater die Motive seines Handelns, nämlich die Säuberung des Landes von
korrupten Ministern, von dem scheinheiligen Christen und von den Heuchlern der Nächstenliebe. Nun würde sich die Frage, ob Karl ein Terrorist ist wieder aufdrängen, diese haben wir aber schon bei der Personencharakteristik erläutert.
Nun kommen wir zu der Doppeltragödie von den beiden ungleichen Brüdern.
Das Stück beginnt ganz traditionell als Familiendrama. Dessen Aufgabe es ist den Zuschauer zu rühren und ihm eine Vorstellung von Tugend und wahrer Menschlichkeit zu vermitteln. Gegen die übliche Familienidylle aber setzt Schiller den Intriganten, der von Grund auf böse ist. Es entwickelt sich eine Doppeltragödie von 2 Menschen, deren Schicksal sich unabhängig von einander entwickelt.
Wie schon gesagt sind Franz Handlungen Aktionen und keine Reaktionen und genauso handelt auch Karl. Doch beide haben gemeinsam, dass sie sich gegen das Prinzip der Vaterautorität erheben und beide scheitern daran. Karl scheitert weil seine Räuberbande aus richtigen Kriminellen besteht, die nur auf eigenen Vorteil aus sind und vor nichts zurückschrecken. Der Grund für Franz Scheitern ist, dass seine Menschenverachtung keine Basis für eine Herrschaft sein kann.
Schiller stellt damit klar, dass Gesetze nicht durch Gesetzlosigkeit verändert werden können und eine Vernunft ohne Moral und ohne Herz in den Abgrund führt.
Soviel zur Interpretation des Stücks „Die Räuber“. Jetzt bringen wir euch einige Merkmale der sprachlichen Form anhand von Textbeispielen näher.
7. Die sprachliche Form
Im Grunde unterscheidet man 2 Stilarten, nämlich den Kraftstil und den sentimentalen Stil der Empfindsamkeit, weiters ist der Einsatz von den Stilmitteln zu erkennen, die wir bereits im vorigen Jahr untersucht haben.
a. dramatischer Kraftstil des Sturms und Drang
 maßlos, explosiv, wild laut zB Seite 19/4–13
 großer Bilderreichtum  Metaphern
oft gewaltig übertrieben  Hyperbeln zB Seite 19/19–21
 Kraftausdrücke, aus Medizin und Sexualität zB Seite 61/5–15
 Ausrufe, Flüche, Schreie, Seufzen, Stöhnen zB Seite 23/7–9
b. lyrischer sentimentaler Stil der Empfindsamkeit
 blumig, musikalisch, lyrisch zB Seite 111/7–17 +
Lied Seite 112/15–23
 zahlreiche biblische Anklänge zB Seite 136/6–13
 gefühlvoll zB Seite 41/1–7
Schluss:
Somit sind wir auch schon am Ende unserer Präsentation angelangt. Ihr wisst nun das 2Die Räuber2 ein klassisches deutsches Drama ist. Den Aufbau des Dramas findet ihr auf eurem Handout wieder.
Ebenfalls sind euch jetzt die Hauptfiguren Karl, Franz, Maximilian Moor und Amalia ein Begriff. Weiters sind die 3 verschiedenen Interpretationsarten auf dem Handout angeführt.
Wir haben versucht euch einen Durchblick über Friedrich Schillers Schauspiel „Die Räuber“ zu verschaffen. Wir hoffen ihr versteht jetzt sowohl das Handeln von Karl als auch das von Franz Moor. Schillers Aufforderung, nicht allem mit Vorurteilen gegenüber zutreten, sondern die Beweggründe für Taten zu hinterfragen, sollten wir unserer Meinung nach befolgen. Damit würde sich das Weltverständnis für Taten, die anfangs absurd und brutal erscheinen, stark verbessern.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: FunnyMilkaMausi
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