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Digitale Technik für das Kino der Zukunft - Referat



Bei dem sogenannten digitalen Kino werden übliche analoge Speicherung und Verbreitung durch digitale Verfahren ersetzt. Denn immer noch funktioniert der 35 mm Film nach dem selben Prinzip wie damals bei den Gebrüdern Lumière vor 100 Jahren. Aber heutzutage werden zwar Filme noch analog gedreht, aber über 50% werden danach digitalisiert für die Nachbearbeitung am Computer. Doch jetzt soll das Zelluloid von Bits und Bites ersetzt werden. Aber von weltweit ca. 150.000 Kinosälen ist nur ein sehr geringer Teil mit spielfilmtauglichen Digitalprojektoren ausgestattet.
Der erste digitale Kinofilm (The Missing Gun) wurde am 31. Januar 2002 in China veröffentlicht. Dann folgte Indien am 18.April 2003 und danach am 22. November 2003 Singapur. Am 12. November 2004 lief in Europa das erste digitale Projekt European Docu Zone an. Es wurde in acht Ländern von 182 Kinos vertreten.
Damit man weltweit überhaupt digitales Kino herstellen kann, benötigt man die selben Standards. Die DCI (Digital Cinema Initiatives) ist dabei eines der wichtigsten Standarisierungsgremien. Es handelt sich dabei um einen Zusammenschluss von den sieben großen Hollywood-Studios Disney, Fox, MGM, Paramount, Sony, Universal und Warner Bros.. Weitere internationale Gremien sind die International Telecommunications Union (ITU-R SG 6), welche eine UN-Einrichtung ist und den HDTV-Standard erarbeitet hat, die European Digital Cinema Forum (EDCF), die aber eher eine geringe politische und wirtschaftliche Macht hat und die Society of Motion Picture and Televisions Engeneers (SMPTE DC 28), welche in den USA für die gesamte Standarisierung zuständig ist und deshalb auch international wichtig ist.
Um überhaupt mit Material arbeiten zu können, welches von unterschiedlichen Kameras gedreht worden und von verschiedenen Herstellern bearbeitet wird, muss man ein gemeinsames Datenformat besitzen.
Eine wichtige Größe, die zu standarisieren ist, ist die Bildauflösung. Ein normaler 35 mm Film hat je nach Beleuchtungsverhältnissen und Filmmaterial eine theoretische Auflösung von 8 K (8.192 * 4.096 Pixel). Die Filmauflösung wird aber (unter anderem durch das Objektiv) begrenzt. 4 K (4.096 * 2.048 Pixel) reichen real völlig aus um alle Details bis auf die Kornstruktur wiederzugeben. Doch durch verschiedene Kopierprozesse wird die Auflösung auf 2 K reduziert. Seit Jahren werden deshalb aus genau diesen genannten Gründen Kinofilme in 2-K-Auflösung eingescannt, nachbearbeitet und ausbelichtet.
Im Rundfunkbereich etablieren sich zur Zeit niedriger aufgelöste HDTV-Formate (720p=1.280*720 und 1080i=1.920*1.080), doch die DCI verlangt für das digitale Kino eine Bildauflösung von 2 bis 4 K (das ist ungefähr bis zu viermal höher als bei HDTV), aber dies ist unter andrem aus Kostengründen nicht realisierbar. So kommt man doch nur auf eine Auflösung unter dem Niveau des 35 mm Films.
Viele fragen sich auch, ob sich das digitale Kino überhaupt durchsetzen kann, da bald in jedem Wohnzimmer ein HDTV-Flachbildfernseher sein soll, der die Kinoatmosphäre ins Haus bringen soll und dies dann in besserer Qualität als im digitalen Kino zur Zeit möglich.
Neben der eben genannten Bildauflösung, die man standarisieren muss, gibt es auch den Codec (zur Verwendung von Datenkompression). Man hatte unter anderem als Standard die Wahl zwischen MPEG2, Windows Media und Motion JPEG2000.
Die Vorteile von MPEG2 sind die akzeptable Kompression und die verlässlichen, erprobten Standards.
Im Gegensatz zu MPEG2 ist der Algorithmus bei Windows Media nicht offengelegt und es ist nur unter Microsoft Windows verfügbar.
Die DCI entschied sich im Juni 2004 für den letzten der drei genannten Codecs, da dieser zahlreiche einzigartige Vorteile gegenüber den anderen hat, unter anderem die verlustfreie und verlustbehaftete Kompression, frei skalierbare Auflösung und Qualität, verschiedene Sampling-Formate (RGB, YcbCr) mit wählbaren Sampling-Frequenzen, anwendungsgerechte Kompressionsverfahren (VBR, CBR), hohe Farbentiefe, Interframe-Codierung (Frame ist unabhängig vom Vorgänger-Frame) und noch vieles mehr.
Ein weiteres wichtiges Thema beim digitalen Kino ist der Schutz vor Raubkopien. Gerade weil der Film komplett digital ist, ist die Gefahr viel größer, dass der Film irgendwann in der Wertschöpfungskette in eine illegale Tauschbörse kommt. Zur Zeit ist die Datenmenge eines digitalen Films viel zu hoch für die schnelle Verbreitung über das Internet, doch im Laufe der Zeit wird dies kein Hindernis mehr für Raubkopierer darstellen, was ein riesiges Problem für die Filmbranche ist.
Doch nicht nur die Verbreitung der Originalfilmdaten durch das Internet ist ein Problem, sondern auch das abfilmen des Films im Kinosaal. Eine Idee war, weiße und schwarze Bilder in den Film einzulagern, die die Belichtungsautomatik der Kamera stören, doch dies würde den Zuschauer zu sehr beim zusehen irritieren. Eine realistischere Idee ist das Watermarking. Dieses Konzept nennt sich Video Encoded Invisible Light Technology (VEIL). Dabei werden die im Film eingelagerten Wasserzeichen erkannt und die Kamera schaltet sich automatisch ab.
Des weiteren soll es einen neuen, durch den DCI festgelegten Kopierschutz geben, das sogenannte Digital Rights Management (DRM). Hierbei behalten die Rechteinhaber die Kontrolle über ihren Film auch nach Auslieferung an die Kinos. Dabei kann der Rechteinhaber zum Beispiel festlegen wie lang man den Film zeigt, zu welcher Uhrzeit, wo und in welcher Qualität man ihn sehen kann und vieles mehr. Ganz besonders wichtig dabei ist, dass die Weitergabe vom Kino an Dritte (beispielsweise Produktionshäuser, Werbetreibende) nur mit Einverständnis des Rechteinhabers erlaubt ist. So soll es für Nicht-Berechtigte unmöglich sein an den Film zu kommen.
Ein weiteres Hindernis neben dem Kopierschutz ist natürlich erst einmal die legale Verbreitung von den Produktionsfirmen an die Kinos. Wenn der digitale Film hergestellt worden ist, gibt es für ihn nämlich verschiedene Wege kopiert und verbreitet zu werden. Man könnte ihn auf Festplatte speichern, doch dann müsste man weiterhin den aufwendigen Kopier- und Verteilungsprozess durchlaufen und wäre für Raubkopien sehr anfällig. Um nicht mehr kopieren zu müssen, könnte man den Film per Datenleitung versenden; das wäre zumindest sicherer. Aber dafür müsste jedes Kino an so eine Datenleitung verbunden werden, was äußerst aufwendig wäre. Die letzte Möglichkeit wäre eine Satellitenverbindung mit dem der Kopierprozess entfällt und bei der man zum empfangen nur eine Telefonleitung bräuchte, doch hier besteht wieder die Gefahr, dass die Daten von Nicht-Berechtigten abgehört werden.
Die Telekom Tochter T-Systems spielt bei der digitalen Verbreitung eine wichtige Rolle. Sie hat eine komplette Service-Kette für den Vertrieb von digitalen Kinofilmen entwickelt. Sie können per Astra-Satelliten die Daten übertragen und
haben eine zentrale Serverlogistik innerhalb der Kinos und der Verleihe.
Wenn ein Film nun völlig digital hergestellt und verbreitet worden ist, muss er auf die Kinoleinwand projiziert werden. Darin besteht das nächste Problem des digitalen Kinos. Die Digitalprojektoren brauchen unter anderem eine höhere Auflösung, Farbtiefe und eine deutlich höhere Leuchtstärke, um die große Kinoleinwand ausreichend zu beleuchten. Bei den bisherigen Projektoren liegt der LCD (der die Lichtintensität kontrolliert) vor der Projektorlampe, was zu Schwierigkeiten führt. Erstens würde sich der Projektor bei hoher Leuchtstärke so stark erhitzen, dass man eine sehr geräuschvolle und aufwendige Kühlung benötigte und zweitens reicht dann die Abdunkelung wegen der geringen Dicke des LCDs nur noch für ein mattes Grau (da die minimale Helligkeit eines Pixels dadurch festgelegt wird, wie stark der LCD das Licht blocken kann).
Es konkurrieren zur Zeit die drei neueren Projektorenarten: der Digital-Light-Processing (DLP)-Projektor, der Direct Drive Image Light Amplifier (D-ILA)-Projektor und der Laser-Projektor (der zur Zeit aber eher in Planetarien als im Kino eingesetzt wird).
Der DLP-Projektor arbeitet mit dem DMD (Digital Mirror Device)-Chip, welcher mit Millionen winziger Spiegel besetzt ist, die auf einer Wippe gelagert sind Je nachdem wie ein Spiegel steht, wird das Licht einer Lampe reflektiert (entweder Pixel hell oder dunkel). Je länger der Spiegel das Licht reflektiert, desto heller ist der jeweilige Pixel. Ein Chip ist für die Grundfarben (Rot, Grün, Blau) zuständig. Die farblosen Bilder werden dann über einen Farbfilter und ein Prisma zum kompletten Bild zusammengefügt. Der Vorteil dieser Projektoren ist , dass sie sehr tiefe Schwarztöne darstellen können, da sich zwischen den kleinen Spiegeln kleine Spalten befinden, die im Bild als winzige, schwarze Stege zu sehen sind.
Im Gegensatz dazu arbeitet der D-ILA-Projektor mit einem LCD, der auch das Licht einer Lampe auf die Leinwand reflektiert. Je dunkler ein Pixel auf dem LCD ist, umso höher ist die Reflexivität. Dieser Projektor hat den Vorteil einer höheren Lichtausbeute (da der LCD keine winzigen Spalten besitzt) bei selbem Kontrast und Schwarzwert.
Die Laser-Projektoren, die mit drei Festkörper-Lasern arbeiten funktionieren ähnlich wie die Röhrenfernseher. Sie haben den Vorteil einer variablen Auflösung. Außerdem findet bei gewölbten Leinwänden kein Schärfeverlust statt, da sie keine Optik besitzen. Dafür ist der ganze Apparat extrem schwer und kostet extrem viel.
Noch existieren alle drei Varianten parallel, doch, welche sich schließlich durchsetzt, ist noch nicht abzusehen.
Das digitale Kino bringt natürlich jeder Berufsgruppe im Medienbereich ihre Vor- und Nachteile.
Vorteile der Produzenten sind die Einsparungen, da die Festplatten billiger sind als das ganze Filmmaterial. Außerdem sind digitale Korrekturen und Ergänzungen günstiger; man kann die Daten einfach und verlustfrei sichern und direkt am Set die Qualität überprüfen. Nachteile sind, dass es wegen Bandstörungen zu Bildfehlern kommen kann; ganz allgemein sind Videokameras unsolider als Filmkameras. Des weiteren muss man für die Spezialisten, welche die neuen Kameras betreuen, viel Geld ausgeben.
Kameramänner wollen die technischen Probleme und die schlechtere Qualität (geringerer Farb- und Kontrastumfang) vermeiden. Doch auf der anderen Seite bietet ihnen diese neue Technologie neue kreative Möglichkeiten bei der digitalen Nachbearbeitung.
Die Technikausstatter wie zum Beispiel Kodak, Arri, Viper, Sony, JVC und Panasonic müssen sich nun auch der neuen Herausforderung stellen. Die Frage ist nur, ob sich Investitionen für Projektoren und deren Zubehör lohnen, wenn noch nicht sicher ist, ob sich das digitale Kino durchsetzen wird.
Auch für die Filmverleihe sehen die Zeiten kritisch aus. Ohne die Filmkopien sparen sie über eine Milliarde Dollar pro Jahr ein, doch die Verleihe werden nun gar nicht mehr als Vermittler zwischen Produzent und Kino gebraucht, welche die schweren Filmkartons (30 kg und mehr) durch die Welt verschicken.
Während fast alle durch die digitale Technik sparen, müssen Kinobesitzer viel Geld investieren. Ein normaler Filmprojektor kostet 50.000 € und hält mindestens 50 Jahre. Eine digitaler Kinoprojektor kostet rund 250.000 € und ist schnell veraltet. Auf der anderen Seite werden ja die Einnahmen nicht wachsen, da sich am Konsumverhalten nichts ändert. Eine neue Einnahmequelle könnte dann unterschiedliche Werbung (individuell und passend zum Film) sein.
Da weder die Verleihe noch die Kinos sich die Umrüstung leisten können, finanzieren dies die sogenannten Intermediäre, welche dann die gesamte Technik an die Verleihe und Kinos vermieten. Eine Beispiel dafür wäre die vorhin genannte Tochterfirma von Telekom T-Systems.
Des weiteren werden in Europa die Filmemacher und Kinos von vielen staatlichen und europäischen Filmförderungen unterstützt. In den USA dagegen zählt Film nicht als kulturelles und wird daher nicht staatlich subventioniert.
Durch das digitale Kino entstehen zahlreiche neue Möglichkeiten. Zum Beispiel live Sport- und Kulturveranstaltungsübertragungen ähnlich wie am Fernseher. Man könnte Musicals, Rockkonzerte und Sportereignisse mit großem Erlebniswert einem größerem Publikum zugänglich machen.
Bis das digitale Kino sich durchsetzt wird es aber wohl noch etwas dauern, noch ist die Projektionstechnik nicht weit genug, es ist nicht alles auf den selben Standards und die Filmbranche ist noch skeptisch. Doch auf der anderen Seite erhofft man sich so große Einsparungen, dass es zur Zeit so aussieht, als ob sich das digitale Kino auf alle Fälle durchsetzen wird.





Dieses Referat wurde eingesandt vom User: mouna



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