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Don Karlos - Referat



10.12.2008
Szenenanalyse „Don Karlos“ V,3

Es handelt sich bei diesem Gespräch um den 3. Auftritt des 5. Aktes der dramatischen Tragödie "Don Karlos", welche 1783 bis 1787 von Friedrich Schiller verfasst wurde und somit Elemente der Aufklärung, der Weimarer Klassik und des Sturm und Drangs widerspiegelt. Das Gespräch stellt einen reflektierenden Dialog in einem Zimmer des königlichen Palasts, in dem der Prinz von Spanien gefangen gehalten wird, zwischen Karlos und dem Marquis von Posa dar, in dem der Marquis Karlos über die Intrigen am Hofe sowie über seine eigenen Motive und Ziele seines Handelns, nämlich alleinig der Befreiung Flanderns, aufklärt.
Der Gesprächssituation gehen folgende Umstände voraus: Der spanische Prinz Karlos offenbart seinem Freund dem Marquis seine Liebe zur eigenen Mutter, die niemals am Hofe geduldet werden würde, wobei der Marquis die Rettung Flanderns als sein Ziel darstellt. Im Verlaufe des Dramas versuchen beide diese Ziele zu erreichen. Posa vertraut sich dem König Spaniens an, der den Verdacht hegt, dass Karlos und Elisabeth, seine Frau, ein Verhältnis hätten. Indem er dem König Briefe aus Karlos Brieftasche zeigt, versucht er seine Unschuld zu beweisen, treibt jedoch ein gefährliches Doppelspiel, indem er Karlos der politischen Agitation zugunsten der Niederlande bezichtigt, wodurch er schließlich einen Haftbefehl gegen Karlos erwirkt. Karlos wird somit in die Zelle geführt und das Verhältnis der beiden Gesprächspartner scheint sich zu spalten. Posa, der nur noch einen Ausweg sieht, seine politischen Ziele zu verwirklichen, ist nun gewillt die Schuld auf sich zu nehmen, indem er einen verdächtigen Brief zu den Niederlanden schickt, der in als Verhältnis mit Elisabeth und als politischer Gegner Philipps darstellt. Im folgenden Gespräch will der Marquis nun die scheinbar zerbrochene Freundschaft zwischen ihm und Karlos wiederherstellen, indem er Karlos über seine eigenen Absichten und Motive aufklärt und ihm die gegenwärtige Situation schildert.
Roderich von Posa beginnt das Gespräch mit elliptischen Ausrufen wie "Es hat gewirkt. Es hat. Es ist gelungen." (Z.4591), wodurch er aktiv seine Freude über seinen Plan ausdrückt. Karlos, der nicht weiß, was genau der Marquis meint, reagiert nur fragend. Posa schildert seinem Freund emphatisch, dass dieser frei sei. Er erwähnt: "Ich habe es ja mit allem, allem, was mir teuer war, erkauft" (Z.4598), wodurch er auf die von ihm genutzten unmoralischen Mittel, wie die Verhaftung seines Freundes oder die Morddrohung an die Prinzessin von Eboli anspielt, die seinen nach Freiheit strebenden Charakter sehr paradox erscheinen lassen. Die Repetitio "mit allem, allem" (Z.4598) verdeutlicht die Bedeutung dieses Umstandes. Karlos Frage "Welche plötzliche Veränderung in deinen Zügen?" (Z. 4602) weist hingegen auf die Entwicklung des Marquis während des Dramas hin, und zeigt, dass dieser nicht derselbe unfehlbare Malteserritter ist, von dem am Anfang des Dramas die Rede war. Mit der plötzlichen Aussage "Wir müssen Abschied nehmen, Karl" (Z.4605) des Marquis findet ein Einschnitt, ein Wendepunkt statt. Die anfänglich Freude über Karlos Befreiung weicht der Erkenntnis des eigenen bevorstehenden Todes und lässt so eine Antithetik der Emotionen entstehen. Mit dieser Konzentration auf die Emotionen und auf das Menschliche der Figuren, was unter anderem Folge des von Schiller genutztem Blankverses ist, wird eine Rührung des Publikums bewirkt.
Mit strenger Sprechweise erklärt der Marquis hyperbolisch: "Du verlierst mich, Karl, [...] auf ewig" (Z.4611). Im seinem folgenden Sprechteil will Roderich von Posa dem Prinzen beichten, was der Sinn seines Handelns war, möglicherweise um sich vor seinem Tod frei von Schuld zu fühlen. Er gesteht, dass er selbst der Vertraute des Königs war, und dass er selbst "[d]as Komplott, dass [Karlos] den Untergang bereitete" (Z.4629 f.) regierte. Die Begründung seines Handelns zeigt sich deutlich in den Zeilen 4633 bis 4634: "-und so ward ich dein Feind, dir kräftiger zu dienen", wobei dass wiederholte Nachfragen nach Karlos Aufmerksamkeit Posas Unsicherheit widerspiegelt. Karlos schnelle, elliptische und als Wiederholung dargestellte Antwort "Ich höre. Weiter. Weiter" (Z.4635) erhöht die Lesegeschwindigkeit und somit die Dramatik. Des Weiteren erklärt der Marquis von Posa, er habe "gefehlt" (Z.4645), denn seine Handlungen, unter die auch sein Plan fällt, Karlos gefangen zu nehmen, um seine eigentliche Ambition – nämlich unter allen Umständen den flandrischen Provinzen zu helfen – nicht zu gefährden, waren irreversibel und "auf [einer] Freundschaft Ewigkeit gegründet" (Z.4647), wodurch er sein falsches Handeln eingesteht und um Verzeihung von Karlos bittet. Die nach dieser Zeile folgende Regieanweisung "Karlos geht aus seiner Versteinerung in lebhafte Bewegung über" zeigt einen Wendepunkt in Karlos Gemüt an und zeigt seine mögliches Verständnis für den Marquis. Posa erklärt weiter, er habe Karlos aus Ebolis Armen gerissen, die er mit "eines Teufels Arme" (Z.4661) vergleicht und so einen religiösen Bezug zwischen der fanatischen Inquisition, die des Marquis großer Gegner ist, und zwischen der Prinzessin Eboli herstellt, um sie als größtmögliche Gefahr für Karlos darzustellen. Karlos emotionale Reaktion und Parenthese in Posas Schilderung lautet: "Nein! Nein! [...] Du irrest dich" (Z.4668 f.), was seine starke Beziehung zur Prinzessin von Eboli betont, die er immer als Vertraute ansah, und die er sogar gegen die Meinung seines Freundes, dem Marquis, verteidigt. Der Marquis fährt nun noch emotionaler und dramatischer fort, indem er
sogar in Zeile 4676 bis 4684 seine Gedanken, mit denen er Karlos seine Idee schildern will dem König selbst als schuldig zu erscheinen um Zeit zu geben nach Brabant zu flüchten, wortwörtlich zitiert, um Karlos Gelegenheit zu geben, sich besser in seine Situation hinein versetzten zu können, was die Bedeutung von Karlos Verständnis für ihn betont. Er sagt zu seiner Verteidigung "Nichts - Nichts - kein Ausweg - keine Hilfe" (Z.4671), wessen elliptischer Satzbau und Repetitio die Dramatik steigert, den Marquis jedoch auch als sehr unsicher und verzweifelt charakterisiert. Vertieft in seine Rede gibt der Marquis Karlos seinen Plan preis, den er mit dem Gedanken entwickelte seinen Freund als unschuldig darzustellen: Er schrieb in einem Brief nach Brabant, von dem er wusste, dass er von der königlichen Post abgefangen und gelesen werden würde, dass er selbst die Königin geliebt und nur Vertrauter des Monarchen wurde, um sich seiner Frau zu nähern. So will der Marquis erreichen, dass nicht sein Freund sondern er selbst verdächtigt und bestraft wird. Als Posa nun zum Ende der Nacherzählung seiner Taten gelangt, reagiert Karlos folgendermaßen: "Gott! So bin ich verloren!" (Z.4703). Posas Reaktion "Du? Warum Du?" (Z.4704) zeigt, dass er mit einer anderen Reaktion von Karlos gerechnet hat, nämlich mit der Anerkennung und Bewunderung seiner Selbstopferung, was ihm Elisabeth schon in IV, 21 als Ziel seiner Taten zugeschrieben hat. Karlos erklärt seine Reaktion jedoch folgendermaßen: „Diesen ungeheueren Betrug kann dir mein Vater nicht vergeben“ (Z.4705 f.). Die Dramatik des Gesprächs nimmt im Folgenden zu: Karlos will fort, der Marquis sagt: "Du rasest; bleib zurück" (Z.4709), worauf Karlos wiederholend antwortet: "Weg! Weg!" (Z.4710). Um die Situation zu entschärfen, appelliert der Marquis an den freundschaftlichen Eid, den Karlos und der Marquis in Kinderjahren schlossen, um ihn daran zu erinnern, dass nicht so "eilig, so gewissenhaft" (Z.4716) gehandelt habe. Sein Ziel wird erreicht: Karlos "bleibt gerührt" (Regieanweisung nach Z.4717). der Malteserritter nutzt die Gelegenheit und offenbart seinem Freund eine Art "Testament": "Rette dich für Flandern! Das Königreich ist dein Beruf. Für dich zu sterben war der meinige" (Z.4717-4719). diese als Chiasmus aufgebaute Aussage des Marquis betont, dass sein Ziel nicht die Rettung Karlos allein ist, sondern nur diese in Verbindung mit der Rettung von Flandern. Indem er die Aussagen geschickt verbindet, setzt er die Rettung Flanderns verbindlich als Karlos Ziel fest, das so von ihm als Gegenleistung zu seiner Selbstopferung dargestellt wird. Karlos hingegen versucht dies abzuwenden, und sagt es gebe noch Hoffnung, indem er in Zeile 4727 den Plan offenbart an seines Vaters Menschlichkeit zu appellieren, um beide zu retten. Dies spiegelt wieder, dass König Philipp tatsächlich als menschlicher Charakter beschrieben wird, und somit in das Schema der Tragödie Schillers passt, die als einen Grundsatz die Rührung des Publikums durch die Darstellung der Menschlichkeit ansieht. Der Schuss der daraufhin jedoch fällt zerstört die Hoffnung in Karlos, da mit diesem Wendepunkt die Grundlage für die spätere Katastrophe insofern gegeben ist, als dass Karlos nun seinem Vater, der des Mordes an dem Marquis schuldig ist, nicht mehr verzeihen kann. Der im Sterben liegende Marquis von Posa kennt sogar im Angesicht des Todes nur noch ein Ziel: mit "brechender Stimme" sagt dieser: "Denk auf deine Rettung - Hörst du? - auf deine Rettung" (Z.4733 f.).
Die Szene ist von großer Bedeutung für das Drama, da es die Grundlage für das Zerwürfnis von Karlos und seinem Vater und somit für die Katastrophe bildet, sowie in diesem Gespräch, ganz nach dem Schema von G. Freytag die Intrigen für den Protagonisten aufgelöst werden. Diese Entwicklung zur Aufklärung der Intrigen durch den Marquis lässt ihn abermals als Despot der Aufklärung erscheinen, der seine politischen Ziele zwar nicht einmal mit den unedelsten Mitteln erreichen konnte, jedoch im Stande war seinem Freund Karlos mit aufklärender Funktion zu dienen, was auch seinen größeren Sprechanteil in der Szene erklärt. Damit spricht Schiller indirekt auch die Definition von Aufklärung an, nämlich eben diese als Mittel zur Klarstellung von dem, was noch im Verborgenen lag, was in diesem Falle die Intrigen am Hofe und die Motive des Marquis waren. Mit der Benutzung von Wörtern wie "Natur" (Z.4672) stellt Schiller außerdem Bezüge zu Gedanken der Aufklärung wie denen von John Locke her, der diese als Grundlage von Freiheit und Aufklärung festsetzte.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Dirty-Harry



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