Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Erschließung des Gedichtes: "Abendgang" - Referat



A: Der Autor des Gedichtes „Abendgang“, August Stramm, stammt aus dem kleinbürgerlichen Milieu. Nach seinem Abitur und seinem Studium wurde er Postinspektor. Sein Leben war geprägt von dem zeittypischen Konflikt zwischen bürgerlichen Wertvorstellungen und dem Ausbruch der expressionistischen Kunst. Er begann erst sehr spät mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit und veröffentlicht erst ab seinem vierzigsten Lebensjahr seine Werke in der Zeitschrift „Der Sturm“. August Sturm gilt als einer der Hauptvertreter des Frühexpressionismus, der den Schritt zur Abstraktion wagte. Das typisch expressionistische Gedicht „Abendgang“ entstand ungefähr 1915 in seinem „Du. Liebesgedicht“ – Zyklus, welchen er kurz vor seinem Tod an der Ostfront verfasst hat.

B_I: Betrachtet man zunächst den äußeren Aufbau des Gedichtes, so fällt auf, dass das Gedicht aus einer einzigen Strophe besteht. Es sind keine Verse erkennbar. Auch hat der Autor ganz und gar auf Metrum und Reimschema verzichtet, was wiederum typische Kennzeichen für die Unmittelbarkeit des Expressionismus sind. Sehr auffallend sind die drei Einwortzeilen in den Versen 6, 9 und 15, die markante Einschnittstellen in dem Gedicht darstellen.

B_II.3: Beim Lesen des Gedichtes fällt auf, dass sich in den Versen 3-5 eine Anhäufung von Anaphern (vgl. „Schein sticht scharf […] uns!“) und a-Lauten (vgl. „Hände bangen blass um krampfes Grauen.“) befindet. Diese sehr dramatische Stimmung, die dadurch erzielt wird, steigern die Erwartungen des Lesers auf den weiteren Handlungsverlauf des Gedichtes. Der zweite Sinnabschnitt, der an diese Stilmittel anknüpft, steht antithetisch zu den anderen Sinnabschnitten. Während der erste und der letzte Sinnabschnitt von der Beziehung eines Paares handelt, ist der zweite Sinnabschnitt ein universeller Exkurs, der die Vereinigung von Himmel und Erde beschreibt, was letztendlich auch zu der Wiedervereinigung des Paares führt. Nicht nur diese Antithese verwirrt den Leser, auch die vielen Neologismen, wie z.B. der Titel „Abendgang“, „schmiege Nacht“ (V. 1), „die schlafe Erde armt den nackten Himmel“ (V. 11) und „deine Lippen dünsten“ (V. 13) und die vielen Personifikationen, wie z.B. „die Hände bangen“ (V. 3), „die Pappel […] hebt die Erde“ (V 8-10), oder „der Himmel küsst“ (V. 14) führen dazu, dass der Leser dieser experimentellen Lyrik oftmals sehr verwirrt wird. Die vielen Interpretationsmöglichkeiten dieser Neologismen ermöglichen dem Leser eine Auslegung des Gedichtes in unzähligen Varianten. Wie auch die beiden anderen Stilmittel trägt der Hakenstil dazu bei, dass der Inhalt und der Sinn des Gedichtes für den Leser auf den ersten Blick verborgen bleiben.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: mirimausi



Kommentare zum Referat Erschließung des Gedichtes: "Abendgang":