Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Essay Bio Siegel - Referat



Ist der Einkauf von Bio-Produkten in Bezug auf Umwelt-/Klimaschutz und Gesundheit sinnvoll?

Bio-Siegel sind vorwiegend in vier verschiedenen Branchen zu finden: In dem Bereich der Kosmetik- und Körperpflege, der Textilien, der Reinigungsmittel und der Lebensmittel. Da die Begriffe „Bio(logisch)“ und „Öko(logisch)“ jedoch nur in der Lebensmittel Branche geschützt sind, wird zur Beantwortung der oben genannten Leitfrage nur dieser Sektor relevant sein. Bei den drei anderen Bereichen ist es aufgrund fehlender Normen und Standards nicht möglich, eine allgemeingültige Antwort zu finden.

Das in Deutschland und Europa am weitesten verbreitete Siegel ist das EU-Bio-Siegel, das 2012 eingeführt wurde und verpflichtend für alle Bioprodukte ist. Es ersetzt seitdem das deutsche staatliche Bio-Siegel, welches seit 2001 Biolebensmittel mit den gleichen Herstellungsstandards kennzeichnet. Dennoch sind häufig beide Siegel auf Produkten zu finden, da dem deutschen Siegel auch heute noch größeres Vertrauen entgegengebracht wird. Zusätzlich können Anbauverbände, die bei der Herstellung noch höhere Ansprüche besitzen, ihre eigenen Logos verwenden. Die wichtigsten und zugleich größten Verbände stellen Bioland, Naturland, Biokreis, Gäa e.V., Demeter, Ecoland und Biopark dar. Diese Verbände konzentrieren sich auf teilweise unterschiedliche Lebensmittelbereiche, ähneln sich jedoch ihren Normen.
Um die verschiedenen Herstellungsarten von Lebensmitteln voneinander trennen zu können, lohnt es sich, einen kurzen Blick auf die Leitlinien der konventionellen, der Bio-Hersteller und der Anbauverbände zu werfen. Als Repräsentant der Anbauverbände soll der Betrieb Bioland dienen.

Was die Bewirtschaftungsform angeht, liegt der Unterschied zwischen einfachen Bio-Herstellern und Anbauverbänden darin, dass bei letzterem eine Gesamtbetriebsumstellung nötig ist. Bio-Hersteller mit den EU-Standards dagegen können auch nur eine Teilumstellung durchführen und so gleichzeitig ökologisch und konventionell produzieren. Die herkömmlichen Betriebe nutzen eine konventionelle Bewirtschaftungsform. Im Gegensatz zur konventionellen Erzeugung müssen bei der Bio-Produktion mindestens 95% der Zutaten ökologischer Herkunft sein. Bei den Anbauverbänden, die noch höhere Ansprüche haben sind es 100%. Hier dürfen maximal 5% konventionelle Zutaten nur dann verwendet werden, wenn die Nichtverfügbarkeit biologischer Zutaten bewiesen werden kann. Bei den Zutaten kann es sich beispielsweise um Fleisch, Obst, Milch oder Mehl handeln. Die Verwendung von Gentechnik und gentechnisch veränderten Futter ist bei beiden Herstellungsstandards verboten, wobei die EU-Normen besagen, dass maximal 0,9% gentechnisch veränderte Organismen im Lebensmittel vorhanden sein dürfen. Nur die herkömmliche Produktion erlaubt den Einsatz von Gentechnik und den unbeschränkten Kauf von gentechnisch verändertem Futter. Beim Erwerb von Sojabohnen beispielsweise sind 80% genetisch verändert. Was den Futterkauf generell betrifft dürfen Anbauverbände höchstens 50% ökologisches Futter zukaufen, ansonsten muss das Futter biologisch selbst erzeugt werden, was bei den regulären Bio-Betrieben nicht der Fall ist.

Auch wenn an diesem Punkt die generellen Unterschiede klar sind, stellt sich immer noch die Frage, wie zuverlässig Bio-Siegel nun sind – ist Bio drin wenn Bio drauf steht?
Um jede Zutat bis zu ihrem Ursprung zurückverfolgen zu können, wird durch Offenlegen des Herkunftsortes und der Öko-Kontrollstelle mit dem Kontrollstellencode für die nötige Transparenz gesorgt. Die Kontrollstellen sind private, zertifizierte Unternehmen, die von den Länderbehörden überwacht werden und in einem mehrstufigen Verfahren dafür verantwortlich sind, jeden Akteur innerhalb einer Lieferungskette zu prüfen. Die Qualitätsgarantie entsteht demnach nicht nur durch die reguläre, amtliche Lebensmittelüberwachung. Mindestens eine angekündigte Kontrolle findet so jährlich statt, wobei bei Verdacht auf Betrug mehrere unangekündigte Tests durchgeführt werden. Geprüft werden Rezepturen, Buchführung, Protokolle, Belege, sowie die verwendeten Zusatzstoffe, Zutaten, Produktionsorte und Lager. Bestätigen diese Punkte die korrekte Einhaltung der jeweiligen Richtlinien, erhält der Betrieb eine erneuerte Bescheinigung mit der er sich bei Kunden und Zulieferern ausweisen kann. Ist dem nicht so, wird ihm die Bescheinigung entzogen, die Produkte müssen zurückgerufen und der Verantwortliche muss mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe rechnen. Bio-Produkte, die von außerhalb der EU importiert werden, müssen dieselben Standards erfüllen, die durch Gesandte der EU vor Ort überprüft werden. Bei der Zulieferung schließlich werden konventionelle und Bio-Lebensmittel voneinander getrennt transportiert, um eventuelle Vermischungen der beiden Waren zu verhindern.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Kontrollen mit äußert besonderer Sorgfalt stattfinden, um möglichen Betrug zu verhindern und für zuverlässige Bio-Qualität zu sorgen.
Nachdem nun speziell die Bio-Produkte und deren Qualitätsgarantie im Fokus standen, soll es nun um die Frage, ob Bio-Lebensmittel gesünder als konventionelle sind, gehen. Dazu sollen vier verschiedene Stoffe als Anhaltspunkte dienen.
Zu Beginn sollen die beiden Produkte anhand ihres Pestizidgehalts verglichen werden. Pestizide sind chemische Substanzen, die als synthetische Pflanzenschutzmittel verwendet werden, um Schädlinge zu bekämpfen und schnellere Erträge zu erhalten. Häufig lagern sie sich in der Pflanze ein und werden so vom Menschen aufgenommen. Bei zu hohem Konsum kann es dann zu einem schwankenden Hormonhaushalt, beeinträchtigter Fruchtbarkeit, einer Schädigung des Nervensystems oder Schwächung des Immunsystems kommen. Diese Stoffe sind in 84% der konventionellen Produkte enthalten, während nur 25% der Bio-Lebensmitteln Spuren von Pestiziden enthalten. Die Verwendung solch chemisch-synthetischer Substanzen ist bei Bio-Betrieben tabu, tauchen sie dennoch auf, ist dies auf konventionell geprägte, benachbarte Felder zurückzuführen.

Auch was den Nitratgehalt im Lebensmittel betrifft, unterscheiden sich Bio- und konventionelle Produkte. In konventioneller Landwirtschaft gelangen in Folge Verwendung
von Mineraldünger höhere Mengen an Nitrat in die Pflanze und werden dort gespeichert. Die Aufnahme solcher pflanzlicher Nahrung kann dazu führen, dass das ungefährliche Nitrat in Nitrit umgewandelt wird. Dieser Stoff wiederum kann denn Sauerstofftransport hemmen oder mit Aminen zu Nitrosaminen reagieren, die krebserregend sein können. Solche Stoffe sind bei ökologischen Betrieben verboten, sie verwenden stattdessen natürliche Düngemittel wie Klee, um für den benötigten Stickstoff für die Pflanzen im Boden zu sorgen. Darüber hinaus werden abwechselnd die Agrarfelder mit sogenannten Gründüngungspflanzen besät, um die Bodenfruchtbarkeit dauerhaft zu erhalten. Auch hier wird die Eigenschaft der Stickstoff Bindung der Pflanze zur Düngung genutzt.
Ähnlich verhält es sich mit der Verwendung von Medikamenten. Während bei Bio-Betrieben auf natürliche Medikamente gesetzt wird, wird bei der konventionellen Tierhaltung teilweise auf vorbeugende Medikamentenverabreichung gesetzt, um Krankheitsfälle zu vermeiden. Somit gelangt Antibiotika durch die Verwendung von Gülle als Dünger in die Pflanzen und letztendlich in den menschlichen Körper. Hier bildet der Organismus Resistenzen, was bei einer Erkrankung wie Lungenentzündung oder Salmonellen zu einer Unwirksamkeit des Antibiotika führt und damit lebensbedrohlich sein kann.
Der letzte Aspekt bezieht sich auf die positiven Stoffe Vitamine und Mineralien, die als essenzielle Vitalstoffe lebenswichtige für den menschlichen Organismus sind. Aufgrund einer längeren Reifezeit und langsameren Wachstum der Pflanzen bei der biologischen Landwirtschaft, besitzen sie einen höheren Vitamin- und Mineralstoffgehalt. Dieses Phänomen ist nachweisbar, jedoch fraglich, da es bisher nur im Einzelfall belegt werden konnte.
Schlussfolgernd besitzen Bio-Produkte einen eindeutigen Vorteil gegenüber konventionellen Nahrungsmitteln was umstrittene Stoffe wie Pestizide, Nitrit und Antibiotika betrifft. Bei Vitamin- und Mineralstoffgehalt dagegen lässt sich kein Unterschied feststellen.
Im letzten Abschnitt sollen die zwei unterschiedlichen Herstellungsarten in Bezug auf Umwelt- und Klimaschutz verglichen werden.
Nennenswert ist vorab, dass die Landwirtschaft für 10% der gesamten Treibhausgase, etwa 80 Millionen Tonnen pro Jahr, in der Welt verantwortlich ist. Maßgeblicher Grund dafür ist die intensive Tierhaltung sowie die Herstellung chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger. Würden weltweit alle Betriebe auf biologische Landwirtschaft umgestellt werden, könnte die Hälfte, etwa 5% der Treibhausgase eingespart werden.
Trotz dieser bedeutungsvollen Tatsache sind drei weitere Aspekte viel entscheidender. Letztendlich entscheiden immer die Wahl, der Ort und die Aufbewahrung des Lebensmittels über die Ökobilanz, mit anderen Worten die Auswirkungen des Produkts auf die Umwelt. Der Unterschied der Ökobilanz zwischen Fleisch oder Tiefkühlkost und Gemüse ist weitaus größer als der zwischen konventioneller und biologischer Ware. Die Haltung von Tieren und der hohe Energieverbrauch durch Kühllager beeinflussen die Ökobilanz viel mehr als die Herstellungsart. Genauso verhält es sich mit dem Ursprungsort des Produkts und dem damit verbundenen Transportweg.
Bezogen auf Gesundheit und Umwelt-/Klimaschutz lässt sich abschließend sagen, dass es sinnvoll ist, Bio-Produkte zu kaufen, wenn man Gutes für sich und sein Umfeld leisten möchte. Ziel biologischer Betriebe ist die Landwirtschaft in einem geschlossenen Betriebsorganismus, in dem Kenntnisse über Umwelt und Natur berücksichtigt werden. Um für zukünftige Generationen fruchtbare Böden zu erhalten, findet eine nachhaltige Bewirtschaftung statt, wodurch die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleibt. Desweiteren sorgt der weitestgehende Verzicht auf Zusatz- und Verarbeitungshilfsstoffe sowie auf Gentechnik für eine naturbelassenere Herstellung als dies bei konventioneller Erzeugung der Fall ist. Das wirkt sich positiv auf die Umwelt, aber auch auf den Käufer aus. Gefährliche oder noch unerforschte Stoffe gelangen erst gar nicht in den menschlichen Organismus. Bei Bio-Betrieben, die in der Regel kleiner als konventionelle sind, steht ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Tierhaltung und Landwirtschaft im Vordergrund.
Diese vorangegangenen Ziele führen zu einer weiteren Unterscheidung von Biologischen und Konventionellen: In den Preisen von Produkten aus ökologischer Landwirtschaft sind große Teile externer Effekte bereits mit eingerechnet. Die ökonomischen Entscheidungen von konventionellen Betrieben, auf hohe Aufwände bei der Herstellung zu verzichten, führen zu vermehrten Umweltschäden. Diese soziale Kosten, die durch Grundwasserverunreinigung, unfruchtbarer Boden, instabile Hormonsysteme oder Allergien bei Menschen entstehen, sind im Preis von konventionellen Lebensmittel nicht inbegriffen. Stattdessen werden sie indirekt durch die Verbraucher selbst bezahlt in Form von etwa Wasserrechnungen oder gesundheitlichen Problemen.




Kommentare zum Referat Essay Bio Siegel: