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Facharbeit:Inner- und zwischenartliche Beziehungen - Referat
1 Ökologie
1.1 Ökologie allgemein
Ökologie ist die Lehre von den Wechselbeziehungen zwischen den Organismen untereinander und mit ihrer unbelebten und belebten Umgebung.
Der Begriff Ökologie auf den deutschen Zoologen und Naturphilosophen Ernst Heinrich Haeckel zurück. Er war einer der führenden Verfechter der Evolutionstheorie Darwins.
Die ökologische Umgebung wird in zwei Teile untergliedert. Zum einen die unbelebte Umgebung und zum anderen die belebte Umgebung. Licht, Wärme (Sonneneinstrahlung), Zusammensetzung der Luft, Wind, Feuchtigkeit, sowie die vorhandenen Nährstoffe in der Atmosphäre, im Wasser und im Boden sind die Faktoren, die die physikalisch-chemische (unbelebte) Umgebung umfasst. Die biologische (belebte) Umgebung umfasst sowohl die Lebewesen der eigenen Art als auch diejenigen anderer Arten. Die Beziehungen sind allerdings nicht nur auf Pflanzen und Tiere beschränkt. Sie beinhalten außerdem auch Pilze, Viren, Bakterien und andere Einzeller.
Beim Studium der Organismen in ihrer Umwelt gibt es verschiedenste wissenschaftliche Ansätze. Darum bedient sich die Ökologie außer an Biologie auch an vielen anderen Wissenschaftszweigen, wie zum Beispiel Wasserkunde, Chemie und Verhaltensforschung.
Ausgehend von verschiedenen Betrachtungspunkten kann die Ökologie in mehrere Teilbereiche gegliedert werden.
Bei der Autökologie befasst sich mit dem Einzelorganismus als Ausgangspunkt. Die Ansprüche des einzelnen Organismus an seine Umwelt und die Beziehungen einer einzelnen Art zu den verschiedenen Umweltfaktoren stehen dabei im Augenmerk der Betrachtungen.
Beim zweiten Teilgebiet, der Synökologie, ist die Grundeinheit die Lebensgemeinschaft. Es wird also der gesamte Lebensraum untersucht, in dem die Bewohner auf vielfältige Art direkt oder indirekt miteinander verknüpft sind.
Die Population als Grundeinheit liegt bei der Demökologie (auch Populationsökologie genannt) vor. Schwerpunkt sind dabei die Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Individuen der gleichen Art.
Früher wurde die Ökologie zum einen in die Tierökologie und zum anderen in die Pflanzenökologie unterteilt. Aufgrund der erworbenen Kenntnis der wechselseitigen Beziehungen ist diese Trennung bedeutungslos geworden.
1.2 Ökosysteme
Um die Ökologie eines bestimmten Lebensraumes zu verstehen, ist es sinnvoll, ihn als Ökosystem zu betrachten. Dieser abstrakte Begriff wurde 1935 vom britischen Pflanzenökologen Sir Arthur George Tansley geprägt. Gemeint ist damit die Vorstellung eines jeden Lebensraumes als zusammengehöriges, mehr oder weniger geschlossenes Ganzes. Ein System ist eine Zusammenfassung voneinander abhängiger Teile, die sich in wechselseitigem Austausch befinden und als Einheit funktionieren. Mehrere Bestandteile schließen sich zu einem Ökosystem zusammen. Es besteht aus den Produzenten (grüne Pflanzen), den Konsumenten (Pflanzen- und Fleischfresser), den Destruenten (Reduzenten) beziehungsweise Zersetzern (abbauende Organismen wie Pilze und Bakterien) sowie den nichtlebenden oder abiotischen Bestandteilen, also im Wesentlichen der toten organischen und anorganischen Materie, wie zum Beispiel den im Boden und im Wasser vorhandenen Nährstoffen. Damit umfasst ein Ökosystem alle in einem bestimmten Lebensraum befindlichen Lebewesen und die sie umgebende, unbelebte Materie. Der Begriff Lebensraum kann dabei in unterschiedlichen Dimensionen ausgeprägt sein. Damit kann ein bestimmter Wald gemeint sein oder auch nur ein kleiner Teil eines Flusslaufes. Es kann alle Wälder einer bestimmten Gruppe beinhalten, aber auch nur die nähere Umgebung der Wurzel eines bestimmten Baumes betrachten.
In ein Ökosystem gelangen von außen Wasser, Sonnenenergie, Sauerstoff, Stickstoff, Kohlendioxid sowie andere Elemente und Verbindungen. Die im Ökosystem befindlichen Lebewesen entnehmen der Umwelt wiederum Nährstoffe, die Zusammensetzung von Luft und Wasser wird verändert und es wird Wärme, Wasser, Kohlendioxid und Sauerstoff aufgrund des Stoffwechsels produziert. Diese und andere Ausscheidungsprodukte können wiederum miteinander reagieren.
1.3 Ungleichgewichte
Innerhalb eines Ökosystems durchlaufen Nährstoffe einen internen Kreislauf. Dabei treten auch immer wieder Verluste auf. Diese müssen durch Neuaufnahmen ausgeglichen werden. Werden keine neuen Nährstoffe hinzugeführt, dann funktioniert das Ökosystem nicht mehr. Nährstoffaufnahmen in das Ökosystem erfolgen zum größten Teil über die Verwitterung von Gesteinen, durch Staub, der vom Wind angeweht wird und durch Niederschläge, die darin gelöste Stoffe über große Strecken transportieren können. Unterschiedliche Mengen an Nährstoffen werden von Landökosystemen durch die ständige Bewegung des Wassers ausgewaschen und in Wasserökosystemen oder tiefer liegenden Gebieten eingelagert. Beträchtliche Mengen an Nährstoffen werden dem Ökosystem durch das Fällen von Bäumen sowie Erosion und die Ernte auf Äckern entzogen. Diese müssen, soll das Ökosystem seine Form behalten und weiterleben, ersetzt werden. Geschieht dies nicht, kommt es nach und nach zu einer Verarmung, die auch Änderungen in der Zusammensetzung zur Folge hat. Aus diesem Grund müssen zum Beispiel landwirtschaftlich genutzte Flächen immer wieder gedüngt werden, um einen ständig gleich bleibenden Ertrag sichern zu können.
Das Fehlen von Nährstoffen, sprich das Nichtwiedereinführen dieser Nährstoffe, hat gravierende Folgen. Das Ökosystem verändert sich solange, bis wieder ein Gleichgewicht eingestellt ist. Sollte das allerdings nicht passieren, stirbt es gänzlich ab. Das lässt sich sehr gut an kleinen Seen und Tümpeln erkennen. Die fortschreitende Umweltverschmutzung führt zur Vergiftung des Wassers. Ist die Schadstoffkonzentration dann zu hoch, „kippt“ der See um, das heißt er stirbt ab. Ein weiteres Beispiel ist der Brandrodungsfeldbau in den Tropischen Regenwäldern. Um die Erträge zu steigern, wird dem Boden eine zu kurze Regenerationsphase gewährt, wodurch die Nährstoffkonzentration immer weiter sinkt. Das Resultat dieses Raubbaus ist letztendlich die Desertifikation dieser Landstriche.
Eines der schlimmsten Ungleichgewichte, das aber durch die stark expandierende Industrialisierung und Globalisierung immer öfter passiert, ist das Verunglücken eines Tankers, der Erdöl geladen hat. Riesige Meeresabschnitte oder Küstenstreifen werden dadurch langfristig verwüstet und vergiftet. Das Absterben von Vögeln, Fischen und anderen Organismen ist dabei die offensichtlichste Folge. Viel verheerender ist allerdings die Tatsache, dass das betroffene Biotop gravierende Langzeitschäden davon trägt.
2 Beziehungen zwischen den Lebewesen
2.1 Innerartliche Beziehungen
Bei innerartlichen (intraspezifischen) Beziehungen liegt das Augenmerk nur auf einer speziellen Spezies. Man untersucht das Verhalten der gleichen Art. Dabei werden die intraspezifischen Untersuchungen auf alle Bereiche des Lebens des Organismus ausgedehnt. Man versucht herauszufinden, wie er sich fortpflanzt, wie er sich mit seinen Artgenossen verständigt, inwiefern er Brutpflege betreibt und vieles mehr.
Zur gegenseitigen Verständigung dienen sehr oft bestimmte Signalstoffe, so genannte Pheromone. Sie werden von einem Tier produziert, um das Verhalten von Artgenossen zu beeinflussen. Es findet eine intraspezifische Wechselwirkung statt. Der innerartlichen Verständigung dienen dabei viele verschiedene Stoffe, wie zum Beispiel Alarmstoffe, Markierstoffe, Sexuallockstoffe und Spurstoffe.
Mit Hilfe von Spurstoffen kennzeichnen zum Beispiel Ameisen und Termiten ihre Wege. So ist es für Mitglieder eines bestimmten anonymen Tierverbandes möglich, den Weg zur Futtersammelstelle und zurück zum Termiten- bzw. Ameisenbau zu finden.
Um innerartliche Beziehungen zu unterteilen, hat man sie in zwei verschiedene Verbände unterteilt.
Zum einen gibt es individualisierte Tierverbände. Diese entstehen dann, wenn bei der Art eine relativ intensive Brutpflege vorhanden ist. Mit Brutpflege bezeichnet man das Verhalten der Eltern gegenüber dem Eigelege bzw. den Jungen. Bleiben die Beziehungen zwischen Eltern und Nachkommen über einen längeren Zeitraum erhalten, so ist die Ausbildung von Tierverbänden die Folge. Von einem individualisierten Tierverband spricht man, sobald sich die einzelnen Mitglieder untereinander kennen. Beispiele hierfür sind Tiere wie Hühner, Wölfe und Paviane.
Anonyme Verbände hingegen sind die Wandergemeinschaften der Zugvögel und der Wanderheuschrecken und die Schlafgemeinschaften der Krähen. In solchen Verbänden gibt es kein individuelles Erkennen. Bei staatenbildenden Insekten erkennt man Artgenossen am Geruch. Allerdings wird nur festgestellt, dass es z.B. eine Ameise ist, aber die Insekten wissen nicht welche.
Generell herrscht zwischen den Artgenossen einer Population ein Wettbewerb um biotische und abiotische Faktoren. Hauptgründe für diesen Wettbewerb sind Nahrung, Raum und Geschlechtspartner. Es besteht also eine innerartliche, eine intraspezifische Konkurrenz.
2.2 Zwischenartliche Beziehungen
Interspezifische Beziehungen beschreiben die gegenseitige Beeinflussung verschiedener Arten, wobei die Betrachtung sich nicht nur auf ähnliche Organismen bezieht (Tier-Tier), sondern auch unterschiedliche Gruppen von Lebewesen (Pflanze-Tier) untersucht werden.
Grundsätzlich stehen in einem Ökosystem alle Organismen im Wettbewerb um Raum, Nahrung, Licht und andere Umweltfaktoren. Je ähnlicher die Ansprüche der Arten an die Umwelt sind, desto ist die Konkurrenz unter ihnen. Man spricht dabei von interspezifischer Konkurrenz. Allerdings besteht in intakten Ökosystemen kaum noch aktuelle Konkurrenz, da sich die besser angepassten Arten im Laufe der Zeit durchgesetzt haben.
Die interspezifische Konkurrenz und deren Folgen lassen sich sehr gut an einem Versuch mit verschiedenen Arten des Pantoffeltierchens erklären. Pantoffeltierchen vermehren sich durch Zweiteilung. Im Experiment werden sie durch regelmäßige Zugabe von Bakterien gefüttert.
Die Paramecium-Arten (Pantoffeltierchen) Paramecium aurelia und Paramecium caudatum haben die gleichen Ansprüche an die Kulturbedingungen. Wenn man die beiden Arten isoliert hält, stellt sich nach einer bestimmten Zeit für beide Ansätze eine gleich bleibende Anzahl von Individuen pro Millimeter Kulturmedium ein.
Bei gemeinsamer Kultivierung in einem Gefäß und wenn das Nahrungsangebot unverändert bleibt, so überlebt nach 16 Tagen nur P. aurelia. Dies tritt ohne das Auftreten von Fremdorganismen oder Ausscheiden schädlicher Substanzen ein. Die Population von P. aurelia wächst einfach schneller. Dadurch frisst sie der anderen Art die Nahrung weg, wodurch das Wachstum dieser zum Erliegen kommt. Es liegt hier also eine interspezifische Konkurrenz um den Faktor Nahrung vor. Es fand ein Konkurrenzausschluss statt, da Arten mit gleichen oder sehr ähnlichen biologischen Bedingungen normalerweise nicht nebeneinander existieren können.
Bei Heranzüchtung von P. aurelia und P. bursuria in einem Kulturgefäß überleben trotz der Konkurrenz beide Populationen. Dies ist möglich, da die beiden Pantoffeltierchen-Arten ihre Umweltbedingungen unterschiedlich nutzen. Während P. aurelia sich im oberen Bereich aufhält und dort Bakterien frisst, bevorzugt P. bursuria den Bodenbereich und ernährt sich von nach unten absinkenden Bakterien. Man spricht hier vom Phänomen der Konkurrenzverminderung.
Das Prinzip der Konkurrenzverminderung ist die Grundlage des Zusammenlebens artverschiedener Organismen in einem gemeinsamen Lebensraum.
2.3 Aggression
Es gibt zwei grundlegende Formen der Aggression. Die erste besteht im Konflikt unterschiedlicher Arten und beinhaltet Beutefang, Verteidigung und Angriffsverhalten, das bei Konkurrenz um Ressourcen wie Nahrung oder Wasser auftritt. Diese Art der Aggression ist lediglich Teil des Beuteerwerbs und der Sicherung des Überlebens und beinhaltet in der Regel kein Verhalten, das man als Ärger oder Wut deuten könnte.
Viel interessanter aber ist die zweite Form, die intraspezifische Aggression. Sie ist gegen Artgenossen gerichtet und man sie bei praktisch allen Wirbeltieren beobachten. Auf welche Weise Kämpfe durchgeführt werden (bei denen es meistens um knappe Ressourcen geht), ist in den Genen der jeweiligen Spezies festgelegt. Aufgrund sehr ähnlicher Bedürfnisse von Angehörigen einer Tierart kommt es zu innerartlichen Aggressionen. Sie stehen dabei in unmittelbarer Konkurrenz um Nahrung, Geschlechtspartner und Lebensraum. Die Form des Angriffsverhaltens ist im Wesentlichen abhängig von den Risiken und möglichen Vorteilen, die sich aus aggressiven Begegnungen ergeben. Männliche Seeelefanten z.B. kämpfen um Leben und Tod, um einen Paarungspartner zu ergattern. So kann nur der Stärkere seine Gene weitergeben, was dem Prinzip der Selektion, dem alle Tiere unterliegen, entspricht. Beim amerikanischen Wapiti wird nur bis zur Aufgabe von einem der Hirsche gekämpft, da er in der nächsten Paarungssaison eine neue Chance bekommt. Innerartliche Aggression läuft meist in einer solch friedlichen Form ab und führt kaum zu nennenswerten körperlichen Schäden. Evolutionsmechanismen dienen dafür, dass die innerartliche Aggression nicht ausufert und körperliche Verletzungen möglichst nicht auftreten. Um Aggressionen im Zaum zu halten, gibt es verschiedene genetisch fixierte Bestreben. Es können Konflikte verhindert werden, indem man z.B. Reviergrenzen hat, die dann als Abgrenzung dienen. So kommt es nur manchmal vor, dass an diesen Reviergrenzen kleine Kämpfe ausgetragen werden. Eine weitere genetisch programmierte Entschärfung von Auseinandersetzungen besteht in der Ritualisierung aggressiven Verhaltens. Giftschlangen kämpfen ohne ihre Giftzähne einzusetzen und Affen rütteln an Zweigen, gestikulieren und schreien Furcht erregend. Diese Ritualkämpfe verlaufen also sozusagen gewaltfrei. Dadurch hat auch der Gewinner den Vorteil, dass er ohne Verletzungen aus der Auseinandersetzung hervorgeht. Um zu verhindern, dass Gewalt angewendet wird, haben viele Arten eindeutige Signale, um ihre Unterwerfung anzuzeigen. Echsen ducken sich, Möwen bieten dem Gegner die ungeschützte Rückseite ihres Halses dar und Hunde präsentieren ihre Kehle, um die Unterlegenheit zu signalisieren.
2.4 Revierverhalten
Revierverhalten (Territorialität) beinhaltet Verhaltensweisen, mit denen Tiere ein Gebiet gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen, außer gegen Jungtiere, verteidigen. Und sich damit Zugang zu wichtigen Ressourcen wie Nahrung, Nistplätzen oder Weibchen sichern. Zum Revierverhalten gehören Markier-, Droh- und Kampfverhalten.
Männchen konkurrieren häufig um Reviere, indem sie entweder echte Kämpfe ausfechten oder mit ritualisierten Kämpfen ihre Kräfte messen, um einen Konflikt beizulegen (siehe Aggression). Dabei werden schwächere Individuen aus einem Revier verdrängt und sind gezwungen, sich mit einem weniger vorteilhaften Gebiet zufrieden zu geben. In manchen Fällen werden auch Artgenossen des anderen Geschlechts oder sogar artfremde Tiere aus dem Revier ausgeschlossen, wenn diese als Konkurrenten auftreten. Interspezifische Territorialität tritt z.B. bei Spitzmäusen und Spechten auf.
Der Gesang der Vögel ist ebenfalls Revierverhalten. Er dient dazu, Reviere abzugrenzen und Weibchen anzulocken. Nicht nur Wirbeltiere wie Vögel und Säugetiere bilden Reviere, sondern auch einige Wirbellose, etwa manche Insekten und Krebstiere. Durch Revierverhalten können sich die kräftigsten und stärksten meist die besten Ressourcen sichern und haben dadurch einen höheren Fortpflanzungserfolg als weniger dominante Tiere.
Revierverhalten ist von der Jahreszeit und der biologischen Funktion des zu verteidigenden Reviers abhängig. Ein Forscher der Universität Zürich berichtete 2000 über die Funktion des Herbstgesangs beim Hausrotschwanz. Eine mehrjährige Untersuchung ergab, dass singende Männchen bereits im Herbst Reviere bildeten, die im Frühjahr nach der Rückkehr aus dem mediterranen Winterquartier erneut bezogen wurden.
Spanische Verhaltensforscher berichteten 2001 in der Zeitschrift Animal Behaviour, die Paarung bei Greifvögeln habe auch revieranzeigende Funktion. So paarten sich bis zu 690mal pro Brutsaison – weit öfter also, als zur Befruchtung erforderlich wäre. Die Vögel paarten sich zudem an auffälliger Stelle nahe ihrem Horst und machten dabei durch laute Rufe auf sich aufmerksam.
Wie US-amerikanische Biologen 2001 in den Proceedings of the National Academy of Science berichteten, zeigen sogar manche Raupen Revierverhalten. Nordamerikanische Raupen einer Schmetterlingsspezies aus der Familie der Sichelflügler trommeln mit dem Kopf gegen das Blatt, an dem sie gerade fressen, um andere Raupen vom Besuch des Blattes abzuhalten.
3 Bioinvasion
3.1 Bioinvasion allgemein
Eine Bioinvasion findet dann statt, wenn sich ein Lebewesen in einem Ökosystem ansiedelt, in dem es ursprünglich nicht heimisch war und das es ohne direkte oder indirekte Hilfe des Menschen nicht erreicht hätte. Diese Spezies nennt man auch invasive Spezies, Bioinvasoren oder Neobiota. Hierbei unterscheidet man fremde Pflanzen (Neophyten) und fremde Tiere (Neozoen).
Wanderungen von Lebewesen gibt es schon so lange, wie sich Organismen neue Lebensräume erschließen. Diese natürlichen Migrationen gehen in einem relativ langsamen Tempo vonstatten und stoßen dort an ihre Grenzen, wo die natürliche Hindernisse wie Gewässer, Berge, Eis, Wüste oder ähnliches nicht mehr von sich aus überwinden kann.
Vom Menschen verursachte Einschleppungen haben meist eine völlig andere Dimension. So sind die Möglichkeiten, die sich durch die moderne Schifffahrt oder den Flugverkehr ergeben immens. Die Regelmäßigkeit, mit der eine Strecke gefahren oder geflogen wird, ist viel höher als die, mit der zum Beispiel Treibholz vorkommt. Ebenfalls unvergleichbar ist die Quantität, mit der heute Menschen und Güter den Ort wechseln. Außerdem kann man die Geschwindigkeit, mit der die oft enormen Strecken zurückgelegt werden, nicht mit der eines Lebewesens vergleichen.
Aufgrund dieser Tatsachen kann man sehr gut erkennen, wie stark sich die Möglichkeit der Einschleppung von Bioinvasoren gesteigert hat. Durch die Globalisierung sind die natürlichen Barrieren wie Wasser, Gebirge oder Wüsten für invasive Spezies überwindbar geworden. Man unterscheidet grundlegend zwischen einer zufälligen Einschleppung und der beabsichtigten Einschleppung von Bioinvasoren. Die beabsichtigte Einschleppung findet statt, um Forschungen zu ermöglichen, um daraus wirtschaftlichen Gewinn zu schlagen oder wie bei der Wasserhyazinthe als Geschenk, also aus ästhetischen Gründen. Unbeabsichtigte Einschleppungen erfolgen allerdings viel häufiger. Aufgrund der Globalisierung und des weltweiten Handels werden weiteste Strecken in kurzer Zeit zurückgelegt. Somit können jederzeit Bioinvasoren auf andere Teile der Erde gelangen, obwohl es ihnen sonst unmöglich wäre. Ob am Schiffsrumpf oder in der Bananenkiste im Flugzeug, ständig werden Bioinvasoren in alle Welt getragen.
Aber nicht jede Art, die eingeschleppt wird, kann sich dauerhaft etablieren. Voraussetzung dafür ist eine stabile Population der Invasoren. Dann erst werden die invasiven Spezies zu einer ernsten Bedrohung für die Biodiversität des Habitats. Da sie in dem neuen Biotop keine natürlichen Feinde haben, können sie sich oft ungehindert ausbreiten. Viele erfolgreiche Invasoren haben einen schnelleren Generationswechsel als die ansässigen Arten. Sie können sich also nicht nur ungehindert, sondern auch schneller als die heimischen Arten vermehren. Der dadurch entstehende Konkurrenzkampf endet dann oft zu Ungunsten der nativen Spezies. Wird also die invasive Art durch ihren natürlichen Feind gestoppt, so wird sie sich ständig weiter ausbreiten. Eine weitere Gefahr für native Spezies stellen neue Krankheitserreger dar, die eingeschleppt werden, gegen die die Invasoren aber schon längst immun sind. Diese Form der Krankheitsübertragung fand zum Beispiel bei der Entdeckung Amerikas statt. Auch für die Wirtschaft können Bioinvasionen sehr schädlich sein. Weltweit ergibt sich aus der Bekämpfung von solchen Schädlingen eine Unsumme von mehreren hundert Milliarden Euro. Deshalb wurden von einer Kommission, der Species Survival Commission, folgende Ziele zur Bekämpfung von invasiven Spezies aufgestellt:
1. das Bewusstsein vergrößern, dass invasive Spezies eine große Gefahr darstellen
2. die Vermeidung von Einschleppungen invasiver Arten als Problem mit hohem Stellenwert zu fördern, das zur Bekämpfung nationale und internationale Aktionen benötigt
3. die Zahl der unbeabsichtigten Einfuhren zu minimieren und die ungenehmigte Einfuhr invasiver Spezies zu verhindern
4. die Versicherung, dass beabsichtigte Einfuhren gebietsfremder Arten, auch für wissenschaftliche Zwecke, genau auf ihre möglichen Auswirkungen auf die Biodiversität hin untersucht werden
5. die Förderung von Kampagnen und Programmen gegen invasive Arten und die Verbesserung derer Effektivität
6. die Förderung der nationalen und internationalen Rahmenbedingungen für nationale Gesetze und internationale Kooperationen zur Regulierung der Einschleppung invasiver Arten sowie deren Kontrolle
7. die Förderung notwendiger Forschungen und die Entwicklung und Veröffentlichung einer adäquaten Wissensbasis, um dem Problem invasiver Arten entgegenzuwirken
3.2 Wasserhyazinthe im Victoriasee
Die Wasserhyazinthe ist zwar schön anzusehen, in Afrika ist sie aber zur größten Bedrohung der Gewässer, vor allem des Victoriasees, geworden. Die Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) war ursprünglich in Brasilien beheimatet, ist aber mittlerweile in alle Biotope eingeschleppt worden. Sie ist eine rosettenartige Schwimmpflanze und hat circa 15 cm lange, runde, harte Blätter. Die Blattstiele sind blasenartig angeschwollen und dienen als Schwimmkörper. Wasserhyazinthen treiben entweder frei oder verwurzeln am Ufer. Somit haben sie die Möglichkeit sich über das gesamte Gewässer auszubreiten. Aufgrund ihres Baus sind sie außerdem sehr robust. Wasserhyazinthen gibt es überall auf der Welt, doch in Ostafrika entwickelten sie sich zu einer großen Plage, da man zu spät auf sie reagierte. Eichhornia crassipes wurde, so vermutet man, von belgischen Kolonialisten nach Ruanda und Burundi eingeführt. Es sollte dort als Zierpflanze in den Fischteichen der kolonialen Anwesen dienen. So passierte es, dass ihr Samen über den Kageru-Fluss in den Victoriasee gelangen konnte. Die Wasserhyazinthe setzt dem See stark zu. Erstmals wurden sie dort 1988 am ugandischen Ufer gesichtet. Das größte Problem an der Wasserhyazinthe ist die unglaublich rasante Vermehrung dieser Pflanze. Bei optimaler Temperatur, also zwischen 25°C und 27,5°C, verdoppelt sich die überwachsene Fläche in zehn bis fünfzehn Tagen.
Auf dem Victoriasee ist bei besonders günstigen Bedingungen eine Zunahme von bis zu 2000 Hektar pro Woche festzustellen (täglich circa 40 Tonnen). Das Wachstum wird durch Nährstoffe aus ungeklärten Abwässern aus Siedlungen und Landwirtschaft.
Beim Victoriasee ist Eile unbedingt erforderlich, denn nicht nur die Schifffahrt und die Wasserfassungen sind stark beeinträchtigt, es leidet auch die Fischerei sehr stark. Und eben diese Fischerei ist aber der wichtige Wirtschaftszweig für die Bewohner rund um den Victoriasee. Zum einen erschweren die Pflanzenteppiche gravierend die Arbeit und zerstören die Netze. Noch schlimmer ist allerdings, dass sie vom Wind in die weiten Buchten hineingetrieben werden, wo die Brutstätten der Fische liegen. Dadurch werden auch schon junge, nachkommende Generationen ausgelöscht. Das kompakte Grün an der Wasseroberfläche hat eine Änderung der Nährstoffzusammensetzung zur Folge und reduziert das für die Fische sehr wichtige Plankton. Überdies wird der der Sauerstoffhaushalt des Sees stark beeinträchtigt. Zum einen hält die Wasserhyazinthe das Sonnenlicht ab, was ein Absterben der Unterwasserpflanzen zur Folge hat und weiterhin werden die Organismen im See langsam erstickt. Andererseits dienen sie auch als Wirte für Schnecken, Schlangen und Moskitos, die Krankheiten wie Bilharziose und Malaria übertragen. Das zweitwichtigste Exportgut, der Victoriaseebarsch, der vor allem auch nach Europa verkauft wird und zweitwichtigste Einnahmequelle von Uganda ist, wird durch Eichhornia crassipes nun vom Aussterben bedroht. So mussten die Länder rund um den Victoriasee eine schnelle und effiziente Lösung finden, um die Schäden möglichst in Grenzen zu halten.
Eine mechanische Entfernung und Nutzung als Biogas oder Viehfutter scheitert an den riesigen Mengen und der schlechten Verdaubarkeit der Blätter.
Der Einsatz der chemischen Keule verbietet sich auch, da hierdurch auch der Tilapia (Victoriaseebarsch) und alles andere im See mitvergiftet werden würde.
Aufgrund dieser Brisanz des Problems einigten sich Kenia, Uganda und Tansania auf eine gemeinsame Schutzmaßnahme. Die Länder importierten Rüsselkäfer aus Südafrika, Australien und Westafrika und setzten sie an ihren Ufern des Victoriasees aus. Diese kleinen, 3-5 mm langen Käfer benutzen die Pflanze als Wirtin. Die erwachsenen Käfer fressen kreisrunde Löcher in die Blattoberfläche sowie in die oberen Teile des Blattstieles. In den so entstandenen Einbuchtungen legen sie die Eier. Die Larven bohren sich ins Innere des Blattstiels, wodurch eigentliche, oft miteinander verbundene Höhlen entstehen. Die Verpuppung geschieht unter Wasser, die Kokons bestehen aus Pflanzenfasern. Allein schon die Fraßlöcher führen zu einer Austrocknung der Blätter. Die zusätzliche Benutzung von Blatt- und Pflanzenstielen trifft die Pflanze ins Mark. Sie sinkt tiefer ins Wasser, fault und stirbt ab. Auf diese Methode hält man schon seit Jahren in Argentinien, Australien, Indien und den USA die Wasserhyazinthenbestände auf einem erträglichen Maß.
Seit 7 Jahren sind die Käfer nun ausgesetzt. Es zeichnet sich nun auch in Ostafrika ein Erfolg in der Bekämpfung der Wasserhyazinthe ab. Es besteht keine Gefahr, dass sich die Käfer zur Plage ausbreiten können, da sie ganz ohne die Wasserhyazinthen nicht leben können. So wird sich in absehbarer Zeit ein natürliches Gleichgewicht von Käfern und Hyazinthen einstellen und somit das Problem hoffentlich unter Kontrolle gebracht sein.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: pothead
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