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Friedrich Schiller - Don Carlos - Referat
Die geschichtlichen Grundlagen des Don Carlos
Schillers "Don Carlos" spielt im Spanien Philipps II. (1556-1598). Die wichtigsten Figuren sind aus der Historie, so König Philipp, seine Frau Elisabeth und sein Sohn Carlos aus erster Ehe. Schiller hat diese Personen für seine Zwecke verändert, andere hinzugefügt.
Spanien erreicht unter der Regierung Philipps II. als Großmacht eine Blütezeit. Es war die Vormacht des 16. Jahrhunderts. Philipp herrschte über Spanien, Sizilien, Mailand, Burgund, die Niederlande und die amerikanischen Kolonien (Mexiko, Peru). Zu Deutschland und Frankreich bestanden relativ freundschaftliche Beziehungen.
Philipps erste Gemahlin, Maria von Portugal, starb 1545 bei der Geburt ihres Sohnes Carlos. Als dritte Frau nahm der zweimal verwitwete Philipp 1559 Elisabeth von Valois, Tochter des französischen Königs Heinrich II. Elisabeth war zuvor aus Gründen der Staatsraison mit Carlos verlobt. Philipp führte nach damaligen Maßstäben mit Elisabeth eine glückliche Ehe, aus der zwei Töchter hervorgingen.
Carlos war ein launischer, eigenwilliger und kränkelnder Jüngling. Durch einen Treppensturz hatte er sich als Kind einen bleibenden Hirnschaden zugezogen, der immer wieder zu unkontrollierten Verhaltensweisen führte. So sah sich Philipp gezwungen, ihn von der Außenwelt streng abzuschirmen.
1568 starben Carlos und Elisabeth: Carlos am 24. Januar, Elisabeth am 3. Oktober. Beide starben eines natürlichen Todes, doch wurden Gerüchte laut, Philipp habe seinen Sohn wegen Hochverrat enthaupten lassen und Elisabeth sei aus Gram über den Tod ihres heimlichen Geliebten Carlos gestorben.
Philipp war ein despotischer Herrscher ohne Rücksicht auf die Granden, den Adel Spaniens. Spanien war streng katholisch, die Frömmigkeit fest im Volk verankert. Zur Unterdrückung des als Ketzerei geltenden Protestantismus wurde im spanischen Machtbereich die Inquisition eingesetzt. Denunziationen und Foltergeständnisse führten zum Tod auf dem Scheiterhaufen. Mit der religiös motivierten Inquisition konnten auch innenpolitische Machtinteressen durchgesetzt werden, denn politische Herrschaft galt als von Gott gegeben; Widerstand war also Ketzerei.
Der Absolutismus Spaniens zeigte sich nicht wie der spätere in Frankreich durch Prunk und Verschwendung. Frömmigkeit, Askese, moralische Enge und Strenge kennzeichneten diesen Absolutismus. Ausdruck dafür war auch das pedantisch eingehaltene Hofzeremoniell. Jedes Hofmitglied war in ein System von Vorschriften eingebunden, das ihm sogar diktierte, wie es sich in alltäglichen Angelegenheiten zu verhalten hatte.
Die protestantischen Niederlande waren durch ein starkes Bürgertum das reichste Land der spanischen Krone und brachten die meisten Steuern. Gegen die spanische Herrschaft (v.a. Inquisition und Unterdrückung) gab es eine Erhebung unter der Führung der niederländischen Adeligen Wilhelm von Oranien und Egmont von Hoorn. Philipp schickte Herzog Alba 1568 als Statthalter in die Niederlande, der den Aufstand blutig niederschlug und die Anführer hinrichten ließ.
Einziger Gegenspieler Spaniens war im 16. Jahrhundert das protestantische England unter Elisabeth I. Im Jahre 1587 entschloß sich Philipp zur Eroberung Englands. Äußere Anlaß waren die englische Unterstützung für die Niederlande und die Hinrichtung der katholischen Königin Schottlands, Maria Stuart. Philipps Flotte, die unbesiegbare Armada, wurde 1588 vor England entscheidend geschlagen, und damit begann zugleich der Niedergang Spaniens als politische Großmacht.
Interpretationslinien Exposition
1.Auftritt
- Carlos durchschaut und verachtet die Korruption und die
Methoden am Königshof (65-75)
- erste Hinweise auf Eifersucht Vater-Sohn (35-40)
2. Auftritt
- Posa fürchtet um Carlos und seine politische
Zurechnungsfähigkeit, als er dessen Gemütszustand bemerkt; er hat Angst, daß Carlos unüberlegt gegen seinen Vater vorgeht
- Posa entwickelt eine Taktik, um Carlos' Liebeskrankheit
zugunsten der Politik (Carlos soll für Flandern an die Macht [154 ff.; 160 ff.]) zu heilen
- Carlos hat Angst vor seinem Vater (307)
3. Auftritt
- Elisabeth fühlt sich als Gefangene; sie vermißt Frankreich;
ihre einzige Möglichkeit, sich gegn die Hofetikette aufzulehnen, ist ihre geistige Überlegenheit, sie "wehrt sich" durch Ironie
4.Auftritt
- Posa und Elisabeth stehen auf einer geistigen Stufe und
können sich verständigen
- Posa ist vorsichtig, gewandt und kennt die Zustände am Hof
- Elisabeth zeigt Vernunft (600), sie weiß, daß die Beziehung zu Carlos zu Ende sein muß, will einen Beleg dafür von Posa
5. Auftritt
- Carlos als kopflos Liebender glaubt nich an eine
Umentscheidung von Elisabeth
- Elisabeth verfolgt trotz ihrer Gefühle Posas Taktik, sie muß
Carlos zeigen, daß eine Liebe zwischen ihnen unmöglich ist (700 ff.)
6. Auftritt
- Elisabeth lehnt sich öffentlich gegen ihren Mann auf, der
als Tyrann beschrieben wird; Bruch mit der Etikette
7.Auftritt
- Carlos will sich nach dem Willen von Elisabeth (bzw. Posa)
für Flandern einsetzen und in die Politik gehen; Wirkung von Posas Plan
8. Auftritt
- Versteckspiel am Hof; Freundschaft Carlos-Posa nicht
öffentlich
9. Auftritt
- Carlos beschwört Posa, ihm ewige Freundschaft und Beistand
zu versprechen
- Posa sagt Carlos das "Du" zu und bittet ihn, ihn davor zu
schützen, in den Rausch der Herrschaft über alles zu verfallen
Dialog Carlos – Philipp (2/2)
Carlos erreicht, mit Philipp allein zu sprechen; gespannte Ausgangssituation
1. Carlos macht Philipp Vorwürfe; seine Gefühle sind zugleich seine Taktik (Stärke, Waffe!); er wendet sich an den Vater
Philipp reagiert "politisch" (Infant) und abweisend
Carlos kritisiert Domingo, fast Ekel; Kritik am König-Vater ("Da hör ich Ihre Höflinge")
2. Carlos sucht Entschuldigungen, Erklärungen für sein Verhalten, bittet um Versöhnung mit dem Vater; Ablehnung von Philipp
3. Philipp erklärt, unter welchen Umständen er lieben kann (nach Kampf); absolutes Unverständnis von Carlos; Entsetzen ("Fremdling" = Unmensch)
4. Philipp sagt, daß er zweifelt ; Carlos unterstellt Alba und Domingo Korruption
5. Carlos: a) erste Andeutung von Plan mit Begründung; b) Mitleid mit dem Vater als König – Rede für die Liebe, erneuter Vorwurf; BITTE
6. Argumentation für und gegen Carlos; Gespräch zwischen Vater und Sohn (Carlos bricht mit dem Vater)
7. Philipp lehnt ab; Carlos wendet sich an den König, auch der lehnt ab (gibt sich als Vater)
8. Resultat: Vater hat zugestimmt, König nicht; Carlos hätte dem Gespräch eine andere Richzung geben können, hätte er sich weiter an den Vater gewandt.
Das Verhältnis zwischen Don Carlos und der Prinzessin von Eboli (2/8)
Als sich Carlos und die Prinzessin von Eboli im Zimmer der Prinzessin treffen, ist von Anfang an klar, daß die begegnung nicht glücklich enden wird, da sie nur durch ein großes Mißverständnis zustande gekommen ist.
Während Eboli das treffen mit Carlos gespannt erwartet, ist Carlos fest der Meinung, daß er die Briefe von Elisabeth erhalten hat und also diese treffen wird. So ist es nicht verwunderlich, daß Carlos schockiert reagiert, als er Eboli sieht. Nach den üblichen höflichen Entschuldigungen versucht er, möglichst schnell das Zimmer zu verlassen, wird aber von Eboli daran gehindert (V. 1572).
Im folgenden Dialog, dessen Basis noch immer das Mißverständnis der Briefe ist, lenkt Eboli das Theme immer wieder auf die Liebe. Da Carlos auch auf das Thema eingeht – er spricht von seiner unglücklichen Liebe – glaubt Eboli, daß auch Carlos sie liebt. Sämtliche Aussagen, die Carlos über Elisabeth macht, bezieht sie auf sich. Da Eboli zur Liebe die gleiche Einstellung hat wie Elisabeth (Eboli: "Ich schenke nur einmal, aber ewig/ Vers 1786; Elisabeth: "Ich liebe nicht mehr"/ Vers 715) und sich auch sonst ihre Ansichten mit denen der Königin decken (Eboli: "Und warum leiden Prinz? bei diesem lauten Berufe zum genuß der Welt, bei allen Geschenken der verschwenderischen Natur"/ Vers 1611; Elisabeth:"Verdiente der im mutterleibe schon, mehr als wir Sterblichen zu gelten?"/ Vers 775), fällt ihr die Verwechslung nicht weiter auf.
Carlos hingegen ist froh, sich auszusprechen – auch wenn er keinen Namen nennen darf – und da er in Eboli ein Stück Elisabeth wiederfindet, ist sie ihm sympathisch und er vertraut ihr.. So merkt er zu spät, daß Eboli ihn liebt (Vers 1852).
Als die Verwechslung erkannt wird, ändert sich die Situation schlagartig. Aus der Liebe Ebolis zu Carlos wird Haß; Carlos tut die Verwechslung vorallem leid und er möchte Eboli helfen. Als er jedoch vom Brief des Königs erfährt, ändert auch er seine Einstellung und nutzt Ebolis Liebe und Vertrauen für seine Pläne aus.
Das Verhältnis zwischen Don Carlos und dem Herzog von Alba (2.Akt/ 5. Auftrtitt)
Im Gegensatz zu dem gespräch zwischen Carlos und Eboli sind bei der Begegnung von Carlos und Alba die inneren Einstellungen und vor allem das Verhältnis zwischen ihnen von vornherein klar:
Aufgrund seiner Erfahrungen, die Carlos mit dem heuchlerisch-schleimigen Verhalten Albas gemacht hat, versucht er einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Er weiß, daß eine Unterhaltung mit Alba zwecklos wäre, da der Herzog nie offen und ehrlich spricht. Für Alba hingegen ist es wichtig, mit Carlos ins gespräch zu kommen, da er die Annäherung zwischen Carlos und philipp nicht hinnehemen kann, da so sein Einfluß geschwaächt ist.
Indem Alba sich überschwenglich bei Carlos bedankt, daß aufgrund dessen "gnädigen Verwendung bei der Königs Majestät" er nach Flandern fahren darf, will er zeigen, daß Carlos mit seiner Bitte an Philipp genau das Gegenteil erreicht hat. Carlos jedoch kann Alba überzeugen, daß er Philipps Entscheidung respektiert und sogar gutheißt und nimmt Alba so jeglichen Angriffspunkt. Daraufhin provoziert Alba Carlos, indem er Elisabeth ausdrücklich als Gemahlin von Philipp und Mutter von Carlos herausstellt und außerdem auf das Verhältnis zwischen Carlos und Philipp anspielt. Zum Duell kommt es aber erst, als Alba Carlos auf den "Königssohn" reduziert und Carlos sein Temperament nicht mehr unter Kontrolle hat.
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