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Gedichtinterpretation „Der Bauer – An seinen Durchlauchtigen Tyrannen“ - Referat



Im Titel schon weist Gottfried August Bürger (1747-1794) auf die Konflikte zwischen den Ständen der damaligen Zeit hin. Durch den Titel „durchlauchtigen Tyrannen“ übt er Kritik, aber auch Lob an den Adel. Das 1773 veröffentlichte Gedicht reiht sich, mit dem Werk „Die Wunderbaren Reisen des Freiherrn von Münchhausen“, unter die bekanntesten Schriften Gottfried August Bürger. Mit seinen Werken prägte er die aufklärerische Epoche und die Strömung des „Sturm und Drang“.

Das Gedicht teilte er in sechs Strophen ein, welche eine regelmäßige Anzahl von je drei Versen besitzen. Anhand des fünften Verses ist das Versmaß des Trochäus deutlich zu erkennen, da hierbei die erste Silbe betont wird und eine unbetonte Silbe darauffolgt. „Dein Freund, dein Jagdhund, ungebläut“(V.5)(,xx,xx,xx,xx). Somit besitzt das Gedicht auch eine weibliche Kadenz, des Weiteren verzichtete Gottfried A. Bürger auf den Reim der einzelnen Verse. Das lyrische Subjekt ist in diesem Gedicht als „Bürger“ dargestellt, welcher die Umstände seines Lebens schildert und den Adel anklagt seine Position auszunutzen. Unter Verwendung der Wiederholung der Worte „Wer bist du, Fürst, […]“ in den Versen eins, vier und sieben wird die Kritik und die Anklage des Bauers deutlich, auch unter der Verwendung des Pronomen „du“ wird in diesen Versen die direkte Schuld und Anschuldigung des Adels an den Problemen des Bürgertums verstärkt. Durch die Unterdrückung des Bürgertums und in diesem Fall des Bauers, durch den Adel, sieht der Bauer seine Existenz und Leben bedroht. „[…] zerrollen mich dein Wagenrad, […]“ (V.2). Durch das Handeln des Fürstens wird das lyrische Subjekt metaphorisch zum Ende seines Lebens gebracht. „Wer bist du, Fürst, dass in mein Fleisch […] dein Jagdhund […] darf Klau´ und Rachen hauen“ (V.4-6). Der Bauer wird von den Schergen bzw. den Tieren des Fürsten angefallen und ohne Einspruch des Herrschers „ausgenommen“. Die Untertanen des Fürsten sind vor der Machtausnutzung und der Unterwerfung nicht ausgenommen und dem Fürsten ausgeliefert. Mit der Metapher „[…] entatmet, wie das Wild?“ (V.9) spielt Gottfried August Bürger weiter auf den Tod des Bauers durch den Fürsten an. Der Landwirt leidet unter der Unterdrückung und den Zwängen des Adels und sieht sich, seinem eigens erarbeiteten Leistungen beraubt, so kritisiert er, dass „[…] was Roß, und Hund, und du verschlingst, das Brot, du Fürst, ist mein“ (V.11-12). Der Bauer möchte für seine Arbeit entlohnt werden und ist der Überzeugung, dass er für seine Arbeit und Verdienst dies verdient. Außerdem wird durch diesen Vers die Meinung verstärkt, dass die Tiere bessere Nahrung erhalten, als das lyrische Subjekt selbst. Dies verdeutlicht die Unterdrückung und Benachteiligung durch den Adel. Im Verlauf des Gedichtes wechselt es von Beschuldigungen, zur wahren Anklage und so verwendet auch Gottfried A. Bürger des Öfteren das Pronomen „du“, um so die gewünschte Gleichberechtigung zwischen den „Standesklassen“ herzustellen und Standesschranken zwischen den „Klassen“ zu brechen.

„Du Fürst hast nicht, […] hast nicht, […] durch[ge]schwitzt. Mein, Mein ist Fleiß und Brot!“ (V. 13-15) Das lyrische Subjekt sieht sich als Person, welche die erarbeiteten Leistungen bekommen sollte und nicht der Fürst, welcher für diese Leistungen keine Arbeit aufbringen
musste. Des Weiteren stellt er hiermit die Legitimation und den Herrschaftsanspruch des Fürsten infrage. In der letzten Strophe geht das lyrische Ich in die Offensive gegenüber dem Regenten. Es übt nun direkte Kritik an der Herrschaft des Fürsten und klagt ihn des Machtmissbrauches an. „Ha! du wärst Obrigkeit von Gott?“ (V.16) Mit dieser rhetorischen Frage spielt der Bauer die Ungleichheit der Stände und nicht gerechtfertigte Legitimation des Fürsten an. Er ist nicht von Gott bestimmt, da Gott auf die Menschen achtgibt und sie für ihre Leistungen belohnt. Der Fürst hingegen nimmt den Lebensgeist. „Gott spendet Segen aus; du raubst!“ (V.17) Der letzte Vers stellt den Höhepunkt des Gedichtes da. Hier ist die Einsicht des Bürgers, dass der Fürst ein Tyrann ist und nur auf seinen Gunsten aus ist. Er spricht ihm auch alle Herrschaftsrechte ab und übt Systemkritik, da der Herrscher nicht im Sinne Gottes handelt, sondern alleine auf sich selbst orientiert ist. „Du nicht von Gott, Tyrann!“

Mit diesem Gedicht übt Gottfried August Bürger direkte Kritik an dem Adel und klagt den Adel an, seine Position willkürlichen auszunutzen. Innerhalb der Aufklärung und vielmehr in der Strömung des „Sturm und Drang“ stellte das Bürgertum die feudale Ordnung des 18. Jahrhundert infrage. Mit seiner Bezeichnung „Tyrann“ geht er offensiv gegen den Herrscher vor und bewirkt so einen „politischen Sprengstoff“, welcher durch dieses Nomen nicht gemildert wird. Er möchte mit dem Gedicht außerdem zeigen, dass auch das Bürgertum an den „einfachen Bürger“ denkt und mit ihm gegen die Herrschaftswillkür kämpft. Gottfried August Bürger setzt die bäuerlichen Ansprüche und das bäuerliche Recht in den Vordergrund.

Aus meiner Sicht ist dieses Gedicht der Thematik entsprechend gutgelungen, da die Herrschaftskritik und die Anklagen deutlich hervor kommen und ein zu derzeit brisantes Thema aufgegriffen wird. Außerdem ist es nicht üblich, dass solch eine Schrift solch eine direkte und unanfechtbare Beschuldigung aufweist.



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