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„Gefunden“ von Goethe - Referat
Das Gedicht „Gefunden“ von Johann Wolfgang von Goethe entstand 1813. Es handelt sich bei diesem Gedicht um eine einfache Ballade. Auf den ersten Blick ist es ein Naturgedicht, aber es kann auch als Liebesgedicht an seine Frau Christiane Vulpius verstanden werden. Im Juli 1788 lernte Goethe seine spätere Ehefrau Christiane in einem Weimarer Park kennen, eine junge Frau von niedrigem Stand, die in einer Blumenfabrik arbeitete und auch als das „Blumenmädchen“ bezeichnet wurde. Entstanden ist das Gedicht in der Epoche Weimarer Klassik (1786 – 1832). Es beschreibt das lyrische Ich, das durch die Natur streift und ein wunderschönes Blümchen findet. Anstatt es einfach zu pflücken und damit zu zerstören, gräbt das lyrische Ich es mit Wurzeln aus, trägt es nach Hause und pflanzt es in seinen Garten, wo es für immer weiterwachsen und blühen kann. Die Beschreibung im Gedicht regt die Fantasie an und entwirft ein ideales Bild der Natur. Mit der Blume kann etwas persönlich sehr Wertvolles gemeint sein, das nicht zerstört, sondern gepflegt werden will.
InhaltsangabeDas lyrische Ich geht im Wald spazieren, ohne ein besonderes Vorhaben und findet ein Blümchen, von dessen Schönheit es begeistert ist. Die Harmonie des Waldspaziergangs geht über in Aufregung und Begeisterung über das schöne Blümchen, das das lyrische Ich im Schatten findet. Als das lyrische Ich die Blume pflücken will, beginnt diese zu sprechen und erklärt, dass sie welken und vergehen würde, wenn sie gebrochen wird. Anstatt das Blümlein einfach abzureißen gräbt das lyrische Ich sie samt Wurzeln aus, trägt sie nach Hause und pflanzt sie in den Garten am Haus, wo das Blümchen weiterwachsen und gedeihen kann.
GedichtanalyseDas Gedicht „Gefunden“ ist in 5 Strophen mit je 4 Versen und 4 Verszeilen gegliedert. Das Reimschema ist ein unterbrochener Kreuzreim und das Versmaß (Metrum) wird durch einen zweihebigen Jambus mit abwechselnd weiblicher und gereimter, männlicher Kadenz gebildet. Die Zeitform ist das Präteritum, außer in der letzten Strophe, in der das Präsens verwendet wird.
Rhetorische Stilmittel sind im Gedicht ebenfalls von großer Bedeutung. Die Anapher „und“, sowie der Vergleich des Blümchens „wie Sterne blickend“, „wie Äuglein schön“ verstärken die Einprägsamkeit, die Alliteration „am hübschen Haus“ betont die Harmonie. Auffallend sind die Personifikation des Blümchens, das plötzlich wie ein Mensch sprechen kann, mit der rhetorischen Frage „soll ich zum Welken gebrochen sein?“ und die Anwendung des Diminutivs bei Blümlein, Äuglein, Würzlein. Der Metapher von Blümchen und Stern und die Personifikation unterstreichen die Bildhaftigkeit der dargestellten Naturszene.
Gedichtinterpretation, AnsätzeGoethe lernte 1788 seine spätere Ehefrau Christiane Vulpius in einem Weimarer Park kennen und es wird gesagt, dass Goethe dieses Gedicht seiner Ehefrau zum 25. Jahrestag ihres Kennenlernens geschrieben hat. Das Blümlein im Gedicht kann sehr gut mit Christiane verglichen werden, es möchte nicht einfach nur gepflückt werden und dann vergehen, sondern beim Haus eingepflanzt werden, um weiter wachsen zu können. Christiane sollte also nicht nur eine kurze, stürmische Liebesaffäre sein, sondern in einer dauerhaften Verbindung mit Goethe leben.
Die kurzen Verse und die Einfachheit der Sprache betonen die Unbeschwertheit, mit der das lyrische Ich durch den Wald spaziert, ohne bestimmtes Ziel, hat sozusagen die Suche nach dem Nichts als sein Ziel erklärt. Wobei das „Ich“ am Strophenanfang betont wird und man eine persönliche Aussage erwartet. Das Leben im Einklang mit der Natur ist in der Klassik ein häufiges Motiv. In der zweiten Strophe ändert sich die Grundstimmung, die Beschaulichkeit und wechselt in freudige Aufregung, ja sogar Begeisterung. Ein Blümchen, im Schatten und meist kaum beachtet, wird vom lyrischen Ich gefunden. Mit der dichterischen Überhöhung durch die Metaphern, die das Blümlein beschreiben, wird der Kontrast zwischen dem Dunkel im Schatten, aus dem das Blümchen ans helle Licht geholt wird, betont. Das vorschnelle Verlangen, das Blümchen einfach zu brechen, würde Vergänglichkeit bedeuten. Dann wird das Blümchen mit all seinen Wurzeln behutsam ausgegraben und aus dem Schatten im Wald in den stillen Garten gepflanzt, so kann sich das lyrische Ich auch in Zukunft an dem Blümchen erfreuen, das weiterwächst und immer wieder blüht. All dies könnte der Hinweis auf den Vergleich vom Blümchen mit einer Frau sein. Die Blumenbinderin Christiane entwickelt ihren Status von der Geliebten (Blümchen in der Natur) zur Ehefrau Goethes (kultivierte Blume im Garten beim Haus). Verfolgt man den Gedanken weiter, so kann der Vers „soll ich zum Welken gebrochen sein?“ auch bedeuten, soll das Herz einer Frau gebrochen werden? „Welken“ ist dann vergleichbar mit Trauer oder sogar Tod.
Das personifizierte Blümchen, das spricht, kann auch dafür stehen, dass Dinge mit Respekt behandelt werden sollen bezieht man es auf Menschen, so soll der Schwächere nicht ausgenutzt und fallengelassen werden. Auch dieser Gedankengang passt sehr gut in die Epoche der Klassik, die eine langsame, überlegte Weiterentwicklung des Staates, einem spontanen, gewaltsamen Umsturz vorzog.
Das Motiv für das Gedicht könnte der Verdruss über die vom Krieg geprägte Zeit während der Französischen Revolution sein und der Wunsch, sich von der Realität abzuwenden und in eine Fantasiewelt zu begeben, in der nur das Wahre und Schöne zählt- ebenso passend zur Epoche der Klassik.
Vergleicht man das Gedicht „Heidenröslein“, das Goethe 1771 geschrieben hat mit dem Gedicht „Gefunden“ aus dem Jahr 1813, so beschreibt das lyrische Ich zwar in beiden Gedichten die Eroberung einer jungen Frau. Allerdings handelt es sich in dem Gedicht „Heidenröslein“ ganz im Gegensatz zu „Gefunden“ um ein egoistisches, lyrisches Ich und einer einseitigen Liebe. Die Metapher für das Heideröslein ist wohl ein sehr junges Mädchen, das zu unfreiwillig zu einer Liebesbeziehung gezwungen wird. Dieses Gedicht ist eindeutig der Epoche Sturm und Drang zuzuordnen im Gegensatz zu „Gefunden“, das während der Weimarer Klassik entstand.
Häufige Fragen:Worum geht es in dem Gedicht „Gefunden“ von Goethe?- Das lyrische Ich spaziert ohne jedes Ziel durch den Wald und findet im Schatten ein wunderschönes Blümchen. Zuerst möchte das lyrische Ich die Blume spontan einfach pflücken, doch das Blümchen sagt ihm, dass es dann verwelken würde. Deshalb gräbt das lyrische Ich das Blümlein aus und pflanzt es sorgsam in seinen Garten am Haus.
Wer war der berühmte deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe?- Goethe wurde 28. August 1749 in Frankfurt am Main geboren. 1765 studierte er Rechtswissenschaften und 1775 folgte er dem Ruf Herzog Karl August nach Weimar und wurde Minister für Finanz- und Heerwesen, zusätzlich leitete er das Weimarer Theater. Nebenbei betrieb Goethe auch Naturforschungen und veröffentlichte seine Ergebnisse. Im Jahr 1782 wurde Goethe in den Adelsstand erhoben. Auf Grund einer Identitätskrise reiste er überstürzt nach Italien. Christiane Vulpius lernt Goethe 1788 kennen, ihre Hochzeit fand aber erst 1806 statt. Die Freundschaft zu Friedrich Schiller prägte Goethe nachhaltig. Die beiden Dichter verfassten auch gemeinsame Werke zum Beispiel die „Xenien“. Am 22. März 1832 starb Goethe in Weimar.
Welcher Epoche kann das Gedicht „Gefunden“ zugeordnet werden?- Das Gedicht ist 1813 entstanden und fällt zeitlich, aber auch inhaltlich in die Epoche der Weimarer Klassik.
Welche Stilmittel wurden in dem Gedicht verwendet?- Anapher: „wie Sterne blinkend, wie Äuglein schön“
Rhetorische Frage: „soll ich zum Welken gebrochen sein?“
Metapher: „Sterne blinkend … Äuglein schön“
Inversion: „im Schatten sah ich“ „zum Garten trug ichs“
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