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Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost – Der Osten steht still, der Westen stürzt ab - Referat
Referat im Fach Politik/Wirtschaft Klasse 9
Gemeinschaftswerk Aufschwung Ost – Der Osten steht still, der Westen stürzt ab
Am Anfang aller Illusionen stand Helmut Kohl, der große Einheitskanzler. Er wollte glauben, was danach viele glaubten: Nach einer Anschubfinanzierung aus dem Westen würde der Wirtschaftsmotor Ost schon anspringen, zunächst stotternd, aber dann mit voller Drehzahl.
Warum dies so ein Erfolg werden sollte, begründete Kohl folgendermaßen:
„Und was sagt die ostdeutsche Hausfrau:“ Ich will endlich ein ordentliches Bad haben – genau wie in der Illustrierten!“ Zudem würden die Deutschen „großen Wert auf Essen und Trinken, Reisen und Autos“ legen. Woher das Geld für die neue Konsumlust kommen sollte, sagte Kohl nicht.
Im Fernsehen prophezeite er, es werde eine „breite Investitionswelle“ geben, sodass „wir in 3 bis 4 Jahren in Sachsen-Anhalt, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg eine blühende Landschaft vor uns sehen“. Wer investierten würde, erwähnte Kohl ebenfalls nicht. Die Deutschen glaubten, was sie glauben wollten und bescherten im Dezember 1990 Kohl einen großen Wahlsieg. Das Ziel von Kohls Politik war, den Lebensstandart so rasch wie möglich zu steigern. Bis zur nächsten Wahl sollte es den Leuten besser gehen, egal wie!
Ein Konzept für einen Neuaufbau der ostdeutschen Industrie hat es nie gegeben!
Und Kohl sang weiter das Lied von den blühenden Landschaften. Als 1998 Gerhard Schröder die Regierung übernahm, hörten die Ostdeutschen ein neues Versprechen:
„Die deutsche Einheit würde nun Chefsache werden, da wird man sich noch wundern“
Doch auch Schröder änderte nichts, er entschied sich schon früh die Dinge treiben zu lassen, die Sanierungsaufgabe schien ihm doch zu gewaltig. Der Kanzler machte zum Schluss lieber Weltpolitik als Einheitspolitik.
So sind seit den Jubeltagen vom Herbst 1989 16 Jahre verstrichen, in denen viel Geld floss, das aber zu wenig bewirkt hat. Es fehlt die breite Grundlage für den neu entstandenen Wohlstand. Zwar haben nun viele Ostdeutsche neue Bäder und Autos, wie von Kohl vermutet, aber bezahlen musste sie weitgehend der Westen. Jedes Jahr fließen 113 Milliarden Euro in die neuen Bundesländer.
Der Aufbau Ost beschleunigt den Absturz West, der Osten steht still – der Westen stürzt ab, weil er die Milliardentransfers aus eigener Substanz begleichen muss. Mehr als 53 Mrd. Euro von den insgesamt 1250 Mrd. Euro wurden allein 2002 in Straßen, Kanäle und Schienenwege investiert. Dieser Punkt verärgert viele Westdeutsche, da heute die Straßen in den neuen Ländern z.T. in einem besseren Zustand sind als im Westen.
Zusätzlich zu diesen direkten Leistungen des Staates investieren staatliche oder staatsnahe Unternehmen weitere Milliarden in den neuen Ländern.
Ein Beispiel dafür ist die Telekom. Mehr als 25 Mrd. € hatte diese bis Ende 1997 investiert. Über 10 Mio. km Kabel wurden verbuddelt – die Anzahl der Telefonanschlüsse stieg von knapp 2 Mio. zu DDR Zeiten auf 10 Mio. im Jahr 2003.
Wofür geht das Westgeld sonst noch drauf?
Nach der Wende gab es viele freie Flächen, die Westdeutsche günstig erwerben konnten. Die Folge war ein Bauboom, der zu einem riesigen Leerstand an Büroflächen führte. Nun steht ein Abriss-Ost-Programm zur Debatte. Über 10 % aller Quadratmeter müssten vernichtet werden- auf Staatskosten versteht sich.
Die rund 4 Mio. Rentner erhalten durchschnittlich eine höhere Rente als Westpensionäre, obwohl sie nie in die Rentenversicherung eingezahlt haben. Dies verärgert die Westpensionäre natürlich! Hier ist es die Frage der Gerechtigkeit – Mit welcher Berechtigung bekommen die Ostpensionäre mehr?
Eine Antwort auf diese Frage gibt es wohl nicht..
Für Sozialleistungen wie Sozialhilfe, Kindergeld oder Wohngeld gehen noch mal rund 120 Mrd. € drauf.
Trotzdem sind die Prognosen erschütternd:
77% der bis 25 Jährigen zwischen Ostsee und Erzgebirge würden für einen Job im Westen wegziehen.
Eine Studie Sachsen-Anhalts zeigt, dass von den einst 2,9 Mio. Einwohnern des Landes bis 2050 1,5 Mio. verschwunden sein werden. Teile des Ostens werden einfach „versteppen, verblöden und vergreisen“. Die Hoffnungslosigkeit trifft die Generation der heute 30-jährigen besonders hart. Die Wende schien ihnen vermeintlich beste Chancen zu bescheren. Sie erwarben höchste Qualifikationen und müssen nun feststellen, dass in Ostdeutschland allen Milliardentransfers zum Trotz offenbar kein Platz für sie ist. Junge Anwälte, BWLer oder Wissenschaftler jobben als Kellner oder Schreibkräfte.
Das Wachsen eines gesunden Mittelstandes erstickt im Osten so schon im Keim; die eilig zum blühen gebrachte Landschaft, die teuer sanierten Stadtviertel und die schmucken Einkaufszentren werden zu ausgehöhlten Kulissen eines absurden Schauspiels. Marken wie Benetton oder die Schuhkette Leiser haben ihre Filialen in der Haller Innenstadt längst dichtgemacht aus Mangel an kaufkräftiger Kundschaft.
Der Restelite bleibt oft nur der Rückzug ins Private, in ein Leben nach dem Motto „arm, aber glücklich im Osten statt einsam im Westen“. Doch immer mehr Familien und Freundeskreise zerbrechen – wurden Westabwanderer noch vor 5 Jahren als Verräter kritisiert, klopft man ihnen heute mit Glückwünschen auf die Schulter – Hau bloß ab hier, wenn du kannst.“
Wenn sich aber doch Firmen ansiedeln, dann in größeren Städten:
Leipzig köderte BMW und Porsche. BMW stellte bereits 1500 Menschen ein, in Zukunft sollen 5000 Menschen im Leipziger Werk arbeiten. Schwächere Regionen wurden eher sich selbst überlassen, also das Hänsel und Gretel Prinzip: „Was nicht mehr zu ernähren ist, wird im Wald ausgesetzt“.
Doch die bittere Wahrheit ist auch: scheitert der Aufbau Ost, dann wird er dauerhaft die Kraft einer der bislang größten Wirtschaftsnationen Europas schwächen.
Wenn der Osten nicht endlich voran kommt, bedeutet dies eine Gefährdung für das ganze Land!
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: chaos_strikes_back
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