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Georg Trakl-Geistliche Dämmerung - Referat
GEISTLICHE DÄMMERUNG von Georg Trakl
Still begegnet am Saum des Waldes
Ein dunkles Wild;
Am Hügel endet leise der Abendwind,
Verstummt die Klege der Amsel,
Und die sanften Flöten des Herbstes
Schweigen im Rohr.
Auf schwarzer Wolke
Befährst du trunken von Mohn
Den nächtogen Weiher,
Den Sternenhimmel,
Immer tönt der Schwester mondene Stimme
Durch die geistliche Nacht.
Interpretation:
Georg Trakl beschreibt in seinem Gedicht „Geistliche Dämmerung“ meiner Meinung nach einen Abendspaziergang im Herbst, Zitat: „Und die sanften Flöten des Herbstes“. Ich denke, dass Trakl hier nicht einen Tag beschreibt, sondern nur einen Abend, da es im Laufe des Gedichtes immer dunkler wird, was er durch Zitat: „Am Hügel endet leise der Abendwind“ und „den Sternenhimmel“ zum Ausdruck bringt. Durch diesen Sternenhimmel verdeutlicht er meiner Meinung nach, dass es immer später wird. Am Anfang des Gedichtes wird, wie schon erwähnt, der Abend dargestellt, der sich gerade über einen Hügel hinweg zieht. In der 2. Strophe wird dies weiter ausgebaut, indem die Amsel, ein Singvogel verstummt, sowie das Rohr, womit das Schilf gemeint ist. Zitat: „Verstummt die Klege der Amsel, und die sanften Flöten des Herbstes schweigen im Rohr“. Die schwarze Wolke in der 3. Strophe, sowie der nächtliche See und der Sternenhimmel in der letzten und 4.Strophe sind Metaphern dafür, dass der Abend in vollen Zügen vorhanden ist. Ich denke, dass in diesem Gedicht ein Abendspaziergang dargestellt wird, indem Trakl einen Weg zu einem Haus beschreibt, in der 1. Strophe musste das lyrische Ich entweder durch einen Wald hindurch oder an jenem vorbei. In der 3. Strophe, so nehme ich an, muss das lyrische Ich einen See mit einem Boot überqueren, Zitat: „befährst ... den nächtogenen Weiher“, auf welchen schon in der 2. Strophe hingewiesen wurde mit Zitat: „schweigen im Rohr“. Als weiteres denke ich, dass in der Nähe des Sees ein Mohnfeld sein muss, wo das lyrische Ich durchgelaufen ist oder an eben diesem genannten vorbei musste. Zitat: „befährst du trunken von Mohn den nächtogenen Weiher“. In der letzten Strophe ist das lyrische Ich nun endlich zu Hause angekommen. Es ist sehr spät und dunkel, was man an dem Sternenhimmel erkennen kann. Durch den Vers Zitat: „immer tönt der Schwester mondene Stimme“ wird beschrieben, wie die Schwester des lyrischen Ichs ihm noch etwas sagt, wie jeden Abend, danach legt sich das lyrische Ich schlafen und träumt, was durch die geistliche Nacht symbolisiert wird. Dass es immer wieder was Neues zu entdecken gibt, zeigt sich durch das Fehlen eines Reimes.
Dies war meine erste Interpretation dieses Gedichtes, aber nachdem ich mir Georg Trakls Biografie zu Rate gezogen habe, ließ diese mir eine weitere Interpretation zu.
Georg Trakl lebte von 1887 bis 1914 als Sohn einer kleinbürgerlich, kaisertreuen Familie eines Eisenwarenhändlers. Trotz seiner sorglosen Kindheit verfiel Trakl den Drogen. Durch seine Kriegserlebnisse erlebte er einen Nervenzusammenbruch und starb mit 27 Jahren an einer Überdosis Kokain. Die Gedichte des Expressionisten spiegeln seine leidvollen Erinnerungen wider.
Zieht man nun Trakls Biographie in Betracht, könnte man zu dem Schluss kommen, dass er einen Drogenrausch an einem Herbstabend beschreibt. Hierbei könnte der Wald symbolisch für die Verwirrtheit und Ausweglosigkeit während eines Drogenrausches stehen, da man sich in einem Wald sehr schnell verläuft und so zu sagen den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Doch noch hat sich das lyrische Ich nicht völlig verloren, da es immer noch am Saum des Waldes steht. Das dunkle Wild wiederum zeigt, dass es schon dunkel wird und dass das lyrische Ich nicht klar sehen kann. Man könnte noch einen Schritt weiter gehen und sagen es steht für den Abgrund der sich in greifbarer Nähe befindet. In der 1. und 2. Strophe wird durch das ruhiger werden der Tiere und der Natur verdeutlicht, dass das lyrische Ich immer mehr in seine Scheinwelt versinkt und nicht mehr alles um sich herum wahr nimmt: so hören die Vögel auf zu singen, das Schilf hört auf zu rascheln und die sanfte Musik des Herbstes verstummt, Zitat: „Verstummt die Klege der Amsel, und die sanften Flöten des Herbstes schweigen im Rohr“. In der nun folgenden 3. Strophe wird der Rausch fortgeführt, Zitat: „auf Schwarzer Wolke befährst du trunken von Mohn den nächtogenen Weiher“. Das trunken von Mohn weist direkt darauf hin, dass das lyrische Ich Drogen zu sich genommen hat, denn Mohn wächst im Herbst und aus diesem wird die bekannte Droge Morphium hergestellt. Man könnte so weit gehen zu sagen, dass das Boot für das tatsächliche Leben steht und der nächtliche Weiher den Abgrund der Drogen darstellt, da Weiher allgemein sehr tief und undurchschaubar sind. Das lyrische Ich könnte schnell das Gleichgewicht verlieren und in den Weiher bzw. den Abgrund geraten. Dies alles deutet auf eine Scheinwelt hin, indem das lyrische Ich durch den Drogenkonsum gerutscht ist. Dies wird auch in der 4. Strophe deutlich, indem nun schon der Sternenhimmel sichtbar ist, was zeigt, wie lange das lyrische Ich schon „umnachtet“ ist. Die mondene Stimme der Schwester könnte das lyrische Ich in weiter Ferne hören, während es seinen Rausch ausschläft. Zitat: „Immer tönt der Schwester mondene Stimme durch die geistliche Nacht“.
Verfolgt man nun diese 2. doch etwas extreme Interpretation des Gedichtes, so bekommt die Überschrift „Geistliche Dämmerung“ eine ganz andere Bedeutung: so könnte „geistliche“ auf den geistigen Zustand des lyrischen Ichs hinweisen, da sich ja alles in seinem Kopf abspielt. Auf diesen Zusammenhang wird auch in der 4. Strophe durch „geistliche Nacht“ hingewiesen. Die Dämmerung knüpft nun daran an, dass man durch z.B. Übermäßigen Drogenkonsum nicht mehr alles um sich herum mitbekommt und es im Kopf so zu sagen Dämmert. Da das Gedicht keinerlei Reim enthält, wird die Tragik und die Bildhaftigkeit des Drogenkonsums verdeutlicht.
Dieses Gedicht mit 4. Strophen zu je 3 Versen gefällt mir sehr gut. Aber erst nach mehrmaligem Lesen denke ich, den Inhalt langsam zu verstehen. Es war schwer eine Lesart zu finden, da dieses Gedicht mehrere Interpretationen, zum Teil sehr extreme, zulässt.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: theBasil
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