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Geschichten aus dem Wiener Wald - Referat



Ödön von Horváth
Ödön Josef von Horváth wurde am 9. Dezember 1901 in Fiume, demheutige Rijeka geboren.
Nun möchte ich euch das Leben Ödöns in seinen eigenen Worten wiedergeben.

„Sie fragen mich nach meiner Heimat, ich antworte: ich wurde in Fiume geboren, bin in Belgrad, Budapest, Pressburg, Wien und München aufgewachsen und habe einen ungarischen Pass – aber: „Heimat“? Kenn ich nicht. Ich bin eine typisch alt-österreichisch-ungarische Mischung: magyarisch, kroatisch, deutsch, tschechisch – mein Name ist magyarisch, meine Muttersprache ist deutsch.“
Über seine Kindheit erzählt er:
„Während meiner Schulzeit wechselte ich viermal die Unterrichtssprache und besuchte fast jede Klasse in einer anderen Stadt. Das Ergebnis war, dass ich keine Sprache ganz beherrschte. Als ich das erste Mal nach Deutschland kam, konnte ich keine Zeitung lesen, da ich keine gotischen Buchstaben kannte, obwohl meine Muttersprache die deutsche ist. Erst mit 14 Jahren schrieb ich den ersten deutschen Satz.“

Trotz dieser Ausgangssituation schuf er viele bekannte Werke wie zum Beispiel:
• Jugend ohne Gott
• Glaube Liebe Hoffnung
• Italienische Nacht
• Etc.
Starke Depressionen, Unzufriedenheit mit seinen Arbeiten und finanzielle Probleme hindern Horváth an der Vollendung seiner Pläne.
Am 1. Juni 1938 fand eine Besprechung über die Verfilmung seines Buches „Jugend ohne Gott“ in Paris statt. Gegen 19:30 wird er von einem herabstürzenden erschlagen. In seiner Tasche soll man auf einer Zigarettenschachtel folgende Zeilen gefunden haben:
„Und die Leute werden sagen
In fernen blauen Tagen
Wird es einmal recht
Was falsch ist und was echt
Was falsch ist, wird verkommen
Obwohl es heut regiert.
Was echt ist, das soll kommen-
Obwohl es heut krepiert“


Das Stück spielt in einer Straße im 8. Bezirk von Wien, in der Zeit um 1930.

Ort und Zeit
Das Volksstück Geschichten aus dem Wiener Wald spielt hauptsächlich in der Wachau in einem Häuschen am Fuße einer Burgruine, wo Alfreds Mutter und Großmutter wohnen Ein weiterer Schauplatz ist eine stille Straße im 8. Bezirke von Wien. In dieser Straße betreibt der „Zauberkönig“ Leopold die Puppenklinik und Spielwarenhandlung „zum Zauberkönig“, außerdem befindet sich dort die, von Oskar betriebene, Fleischerei und die Tabak-Trafik der Kanzleiobersekretärswitwe Valerie.

Der Titel ist eine Anlehnung an den Walzer Geschichten aus dem Wienerwald von Johann Strauß.

Horváths Stück, geschrieben Ende der 20-er Jahre in der Zeit katastrophaler Arbeitslosigkeit und der Weltwirtschaftskrise, ist ein Schlüsselwerk des modernen Dramas. Es wurde von Erich Kästner „ein Wiener Volksstück gegen das Wiener Volksstück“ genannt. Knapp und kurz demaskiert Horváth das Klischee von der "Wiener Gemütlichkeit" und stellt unter Verwendung ihrer bekannten Klischees auf grausame Weise deren Verlogenheit zur Schau.
Die Uraufführung fand am 2. November 1931 am Deutschen Theater in Berlin statt

Für die Personenaufstellung habe ich mir der Bilder der Schauspieler des Landestheaters Linz bedient, die auch bei der richtigen Vorstellung der „Geschichten aus dem Wiener Wald“ die jeweiligen Rollen spielen. Auf diese Art und Weise bekommt ihr ein Bild zur Person, vielleicht hilf euch dies der Handlung besser zu folgen

Wichtige Personen:
Marianne : Sie ist spielt die Hauptrolle und gleichzeitig die leidende Heldin, deren Emanzipationsversuche immer wieder scheiterten. Marianne ist die Tochter des autoritären Spielwarenhändlers Leopold, der ihr eine Berufsausbildung verbietet während des Stückes erlebt sie einen sozialen Abstieg. Sie ist eine Frau die schon in der damaligen, von Männern regierten Welt, versucht sich durchzusetzen, was ihr jedoch nicht richtig gelingen mag.
Zauberkönig: repräsentiert den autoritären Vater und Haustyrannen. Seine Frau Irene starb an Brustkrebs
Alfred: ist ein junger Mann, der es nicht schafft, sich selbst eine Existenz aufzubauen. Er lebt vom Geld seiner um viele Jahre ältere Freundin Valerie und erweist sich als feig und verantwortungslos.
Oskar Ihm gehört die Fleischhauerei direkt neben der Puppenklinik des Zauberkönigs. Er ist also Mariannes Nachbar, langjähriger Freund und Verlobter. Der Fleischhauer Oskar ist der Prototyp des spießigen Kleinbürgers. Sein sentimental-brutales Wesen und seine Veranlagung zum Sadomasochismus zeigen sich einerseits durch die brutale Behandlung, die er seiner Verlobten zukommen lässt, andererseits durch das Schwelgen in Selbstmitleid. Alle diese Eigenschaften sind typische Bestandteile der kleinbürgerlichen Mentalität.
Die Großmutter Alfreds: Sie ist frei vom Zwang sich verstellen zu müssen und zeigt ihre Bösartigkeit direkt, was zur Folge hat, dass es in ihrer Umgebung meist zu Auseinandersetzungen kommt
.
Alle anderen Personen des Stücks sind keine ausgeprägten Charaktere, sondern eher feststehende Typen.

Valerie (Witwe und Trafikantin): ist eine gutmütige ältere Dame, die sich ausnutzen läßt.

Der Rittmeister repräsentiert die zerfallene Donaumonarchie, also die gute alte Zeit. Vorbild für diesen Charakter ist Ödön von Horvaths Onkel.
Der Student Erich ist ein Hinweis auf das Aufkommen des Nationalsozialismus.
Er ist ein Neffe des Zauberkönigs aus Kassel.

Inhalt

Marianne, das "liebe Mädel" aus der Vorstadt wächst in einer patriarchalischen Umgebung auf. Ihr Vater, der Besitzer des Spielwaren- und Scherzartikelgeschäftes „Zum Zauberkönig“, erwartet, dass sie ihm wie eine Dienstmagd gehorcht und den Mann heiratet, den er aus wirtschaftlichen Gründen für sie ausgesucht hat. Der Auserwählte ist der biedere Metzger Oskar von nebenan. Sie versucht, der Bevormundung durch ihren Vater und somit auch der ungewollten Heirat zu entgehen.
Die Verlobung soll bei einem Picknick am Ufer der Donau erfolgen.
Valerie bringt ihren um viele Jahre jüngeren Geliebten Alfred mit, der seine Stelle bei einer Bank aufgegeben hat und sich nun von Valerie aushalten lässt. Alfred und Marianne kommen ins Gespräch und sie erzählt ihm von ihrer Beziehung zu Oskar. Schon acht Jahre sind sie zusammen, aber wirklich verliebt sei sie nicht. Während der Feier gelingt es Alfred, sich die rührend hilflose und unerfahrene Marianne gewogen zu machen, während Valerie sich mit dem norddeutschen Studenten, Erich, tröstet.
+Als der Zauberkönig seine Tochter bei einem heimlichen Kuss mit Alfred ertappt, bekennt Marianne sich mutig zu ihrer neuen Beziehung: "Gott hat mir im letzten Augenblick diesen Mann zugeführt!" Marianne gibt Oskar den Verlobungsring zurück und weigert sich ihn zu heiraten. Sie will bei Alfred bleiben.
Ein Jahr vergeht. Inzwischen ist Marianne, die von ihrem Vater verstoßen wurde, zu Alfred in eine schäbige Behausung gezogen. Außerdem haben sie inzwischen einen kleinen Sohn mit Namen Leopold –bekommen. Bereits jetzt machen sich finanzielle Nöte bemerkbar und beide leben todunglücklich vor sich hin. Auch die anfänglichen Liebeleien hatten ein Ende. Alfred will das Kind loswerden, deshalb bringt er es zu seiner Großmutter, die mit Alfreds Mutter in der Wachau wohnt.
Um von der Geliebten freizukommen beschafft Alfred
ihr eine Arbeit im „Maxim“, einem zwielichtigen Nachtlokal. Nach der Trennung der beiden muss Marianne alleine für ihren Lebensunterhalt aufkommen.
In Not und Elend vollzieht Marianne einen sozialen und moralischen Abstieg, der sie zuletzt in die Prostitution treibt.

Oskar liebt Marianne immer noch, er würde sie auch heiraten, gäbe es nicht das Kind.
Alfred stattet seiner Mutter und seiner Großmutter einen Besuch ab. Die geizige Großmutter, die das Geld zurückverlangt, das sie Alfred geborgt hat, wird auf einmal sehr spendabel und bietet ihm Geld, wenn er Marianne verlässt. Sie redet auf Alfred ein, dass er sich endlich von Marianne trennen solle, da er etwas Besseres verdiene.

Während eines feucht-fröhlichen Abends beim Heurigen werden der Zauberkönig, Valerie, Oskar, ein Rittmeister, sowie einer seiner Freund vom Regen überrascht. Sie beschließen ins „Maxim“ zu gehen. Auf der Bühne tanzen nackte Mädchen. Auf einer goldenen Kugel steht das Glück auf einem Bein. Das Glück ist ebenfalls eine unbekleidete Frau und heißt Marianne. Als Marianne ihren Vater und ihre Freunde im Publikum erkennt, erschrickt sie und fällt von der Kugel.
Der Zauberkönig erniedrigt seine Tochter. Aus Not bestiehlt sie einen Gast und kommt in Untersuchungshaft.

Nach ihrer Entlassung, auf dem tiefsten Punkt ihrer Erniedrigung angelangt, kehrt sie verzweifelt ins Elternhaus zurück. Ihr Vater, der inzwischen einsichtig geworden ist, verzeiht ihr, und Oskar will Marianne nun endlich - auch mit ihrem Kind - heiraten. Alfred kehrt zu seiner Valerie zurück. Ein glückliches Ende scheint sich anzubahnen, als alle in die Wachau zu Alfreds Großmutter reisen. Marianne muss erfahren, dass ihr Kind durch die Schuld der Großmutter gestorben ist. Sie will Alfred von seiner Last befreien und träumt von einer erfolgreichen Zukunft ihres Enkels.

Der Liebe Oskars ist nun nicht mehr zu entkommen… und so heiratet sie den Fleischhauer. Während Marianne von Oskar geküsst wird, spielt die Großmutter auf ihrer Zither "Geschichten aus dem Wienerwald" von Johann Strauß.

Leseprobe mit verteilten Rollen: Draußen in der Wachau

Deutung
Dieses Stück handelt von der Unzulänglichkeit und Herzensträgheit des egoistischen Menschen.
Am Schluss ist eigentlich alles wieder so wie zu Beginn. Das unterstreicht Ödön von Horváth durch den ringförmigen Aufbau des Stücks, das in der Wachau beginnt und dort auch endet.


Horváth zeigt, dass die "Wiener Gemütlichkeit", nur eine Fassade ist, hinter der sich Exzesse der Gemeinheit und Bösartigkeit abspielen. Außerdem demaskiert er die Kleinbürgermentalität und deren Fassade als trügerische Idylle: Zitat von Erich Kästner:

"Er übernahm die aus Filmen, Operetten und Dramen bekannten pensionierten Rittmeister, die süßen Mädel, die nichtsnutzigen Hallodri, die familiensüchtigen Kleinbürger; er übernahm den Plüsch, aber er klopfte ihn aus, dass die Motten aufflogen und die zerfressenen Stellen sichtbar wurden. Er zeigte die Vorder- und die Kehrseite der überkommenen Wiener Welt. Er ließ diese Leute ihre Lieder singen, ihren plauschenden Dialekt sprechen, ihre Heurigenlokale trunken durchwandern und zeigte darüber hinaus die Faulheit, die Bosheit, die verlogene Frömmigkeit, die Giftigkeit und die Beschränktheit, die hinter und in jenen marktgängigen Eigenschaften stecken.„

Sprache und Stilistik
Horváths Figuren verwenden das "Bildungsjargon“, das ihre Unkenntnis, ja Dummheit verbergen soll. Die Figuren haben etwas beängstigend Animalisches, sie fürchten sich wie die Tiere, beißen, um nicht selbst gebissen zu werden, und zerstören in blinder Verzweiflung.
Immer wieder kommen in den Regieanweisungen von Horvath bekannte Musikstücke zum Vorschein. Dadurch erhält das Stück manchmal eine fast kitschige Note. So wird aber auch deutlich, dass diese gemütliche Wiener Welt nicht real ist: In Wirklichkeit spielt sich eine Tragödie nach der anderen ab. Der Alltag wird von Verlogenheit, gespielter Höflichkeit und Scheinheiligkeit bestimmt. Es geht um die Bestie der Wiener Seele.

Die Dummheit als Gefühl der Unendlichkeit
Dem Stück vorangestellt ist der Satz „Nichts gibt so sehr das Gefühl der Unendlichkeit als wie die Dummheit.“
Horváth entlarvt die Dummheit, die sich in Wien oft hinter charmantem Verhalten versteckt. Die Personen des Stückes sind Kleinbürger und Spießer, die in der Zeit der großen Wirtschaftskrise und Verarmung leben. Die Menschen verstecken sich hinter einer Fassade und leben in einer „heilen Welt“, die sich allerdings nur als Scheinwelt entpuppt. Sie wollen die Realität nicht sehen.

„Ich habe nur zwei Dinge, gegen die ich schreibe, das ist die Dummheit und die Lüge. Und zwei, wofür ich eintrete, das ist die Vernunft und die Aufrichtigkeit."
Horváths Blick war erbarmungslos, weil er die Menschen in ihrer Einfalt zeigte, in ihrer Härte und Grausamkeit, in ihrem Bemühen, anderen weh zu tun, nicht aus Gemeinheit, sondern aus Dummheit.
Ödön von Horváth versuchte mit diesem Stück die Gleichgültigkeit und leichte Beeinflussbarkeit der Wiener Gesellschaft der Zwischenkriegszeit zu zeigen. Viele nichtssagende Dialoge spiegeln die gespielte Höflichkeit dieser Generation wider.

Reaktionen auf das Stück
Die österreichische Erstaufführung am 1. Dezember 1948 am Volkstheater geriet zu einem der größten Theaterskandale in Österreich.
Heinz Hilpert inszenierte das Stück des 31-jährigen Horváth als eine Provokation gegen Gemüt und Verlogenheit der Kleinbürger – die Kritiker jubelten, die Nazis wüteten. Wie berichtet wird, hat das Publikum bei den Aufführungen der Geschichten
sowohl brüllend gelacht als erschüttert geschwiegen, ob seine Stücke Tragödien oder Komödien
sind, mochte der Dichter oft selbst nicht entscheiden

„Der Widerstand eines Teils des Publikums gegen meine Stücke beruht wohl darauf, dass dieser Teil sich in den Personen auf der Bühne selbst erkennt … und zwar in ihrem mehr oder weniger bewussten privaten alltäglichen Gefühlsleben.“

Mit einem letzten Zitat möchte ich mein Referat beenden.
„Diese Erregung ist mir persönlich ziemlich schleierhaft“, schreibt er, „man wirft mir oft vor, ich sei zu derb, zu ekelhaft, zu unheimlich, zu zynisch und was es dergleichen noch an schönen Worten gibt. - Man übersieht dabei, dass ich doch kein anderes Bestreben habe, als die Welt so zu schildern, wie sie leider ist …“.




Dieses Referat wurde eingesandt vom User: freak_on_a_leash123



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