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Gitarre - 2.Version - Referat



Musikreferat über die Zupfinstrumente speziell über die Gitarre


Allgemeines über die Zupfinstrumente:


Die Kategorie der gezupften Saiteninstrumente hat mit Ausnahme der Gruppe der von der
Systematik ``Brettzithern`` geheißenen Typen sowie der Harfen und Leiern im Ganzen
Komplex der so genannten Lauteninstrumente manche Züge mit den Arten gemein, die der Familie der gestrichenen Saiteninstrumente angehören.
Anders hingegen verhält es sich mit den Zitherarten, mit Leiern und Harfen; eine Zwischenstellung nehmen die eigentlichen Lauten ein. Bei der Verschiedenheit all dieser erwähnten Zupfinstrumente spielen Herkunft und Geschichte eine entscheidende Rolle.
Mit Ausnahme von Sister und Gitarre haben die Zupfinstrumente die für die Mehrzahl der Streichinstrumente typischen Zargen nicht, sondern entweder - wie die Lauten und Mandolinen - Spanbauch oder - wie z.B. die Harfen - einen eigenen Resonanz-Korpus.
Am seltsamsten bei allem ist aber die verschiedentlich auftauchende Gleichheit des Namensursprungs, wie z.B. bei Cithara, das ebenso bei der Sister wie bei der Zither, der Gitarre wie bei der mittelalterlichen Harfe begegnet, ohne dass die Instrumente miteinander etwas zu tun haben.




Die Gitarre:

1. Ein Instrument mit ``vielen Gesichtern``

Will man sich über die Gitarre und ihre Geschichte Klarheit verschaffen, muss man sich zunächst damit befassen, welches Instrument man als ``Gitarre`` verstanden wissen möchte. Heute ist für einen Jazz-Musiker eine Gitarre etwas anderes als für den Liebhaber ``klassischer`` Gitarrenmusik, in der Folk-Musik werden andere Gitarren benutzt als in der Rock-Szene. Dabei beziehen sich die Unterschiede zwischen den verschieden Typen auf fast alle Details von Bau und Spielweise. Weder ist die Form der Instrumente einheitlich noch die Zahl der Saiten – weder die Art der Tonerzeugung noch Tonumfang, Saitenmaterial oder Spieltechnik. Sicher: Es handelt sich bei allen möglichen Formen von Gitarren immer um gezupfte Saiteninstrumente, doch das ist als charakterisierendes Merkmal nicht ausreichend. Es wird nämlich von der Gitarre mit anderen Instrumenten wie Mandoline, Laute, Zither oder Ukulele, um nur ein paar zu nennen, geteilt. Freilich gibt es entwicklungsgeschichtliche Übereinstimmungen zwischen mehreren der genannten Instrumente, sie betreffen aber nur Details; im Gegenteil kann man mehr oder weniger eigene Entwicklungen für jedes einzelne dieser Instrumente nachweisen. Verschiedentlich sind in der Vergangenheit Gitarre und Laute gleichgesetzt worden, zwei Instrumente, die zwar in ihrer Bauweise eine ganze Reihe von Details gemeinsam haben, die aber unterschiedliche Positionen im Musikleben eingenommen und sich verschieden entwickelt haben.



2. Ursprünge der Europäischen Gitarre:


Im 15. und vor allem im 16. Jahrhundert ist auf Bilddokumenten, in Texten und durch in Handschriften und Notendrucken überlieferte Musik die Gitarre in unterschiedlichen Formen eindeutig definiert. Man kann Aussagen treffen über ihre Spieltechnik, über instrumentenbauliche Details und über die Stellung der Instrumente in der jeweiligen Gesellschaft. Das Quellenmaterial reicht aus, eine fast lückenlose und fundierte Geschichte der Gitarre zu schreiben.
Will man feststellen, wie alt die Gitarre ist, wird man immer wieder die gleichen Abbildungen heranziehen, die in fast allen Gitarrenbüchern veröffentlicht sind und die von einem Autor mit beinahe unbekümmerter Entschiedenheit als Bildnisse von Gitarren bezeichnet werden – von anderen vorsichtig als Belege für die Verwendung von Saiten- oder Zupfinstrumenten.


Hethitische und Babylonische Ursprünge:

Die am weitesten zurückreichenden genealogischen Versuche berufen sich auf einige Quellen hethitischer und babylonischer Abstammung. Das Relief von Höyük (Folie), entstand wahrscheinlich zwischen 1400 und 1300 vor Christus, also vor über 3000 Jahren.


Ägypten als Ursprungsland der Gitarre ?

Es ist nicht auszuschließen, dass die hethitisch-babylonischen Instrumente und diejenigen, Die wir in Ägypten vorfinden, einen genealogischen Zusammenhang haben. Nachdem nämlich aus Wandmalereien, bildhauerischen und Reliefdarstellungen eine recht rege und kultivierte Benutzung von Saiteninstrumenten in Ägypten belegt ist, tauchen die Spießlauten erst gegen 1600 bzw. 1500 vor Christus Geburt auf, also nachdem die Hethiter in das ägyptische Reich eingedrungen waren.
Wir schreiben Jahreszahlen zwischen 300 vor und 300 nach Christus, haben also rund eintausend Jahre übersprungen, tausend Jahre, in denen sich offenbar nichts Wesentliches ereignet hat, was die Entwicklung unseres Instruments angeht. Tausend Jahre, das ist der Zeitraum vom Mittelalter bis heute, von den im Dunkel liegenden Ursprüngen der Gitarre. Für die Zeit finden sich keine weiteren Belege für Hals-Instrumente, ganz, als hätte die bisherige Entwicklung ein jähes Ende gefunden. Das Corpus ist nicht mehr aus einem natürlichen Hohlkörper gefertigt, sondern aus einem Holzstück geschnitzt; der Resonanzkörper ist nicht mit einem Fell verschlossen, sondern durch eine Holzdecke, wir haben einen flachen Boden und eine flache Decke, einen langen Hals und Zargen und – jetzt kommt etwas kaum Erklärliches – sie ist an den Seiten eingeflankt (Folie). Diese Einflankung ist es, die uns zu einer Bemerkung veranlasst. Aber ist die koptische Laute wirklich eine Vorläuferin der Gitarre? So augenscheinlich die Verwandtschaft der koptischen Kerblauten mit unserer Gitarre auch zu sein scheint, es gibt zur gleichen Zeit Instrumentenabbildungen, die Details viel größere Ähnlichkeit zu ihr aufweisen. Der Blick muss hierfür nach Griechenland gewandt werden.


Die Gitarre im klassischen Griechenland

Die Kythara der Griechen war ein Leier-Instrument; gemeinsam mit der Gitarre hatte sie die Art der Klangerzeugung: auch sie wurde gezupft. Der Name Kythara stand dabei nicht nur für ein spezielles Instrument, sondern er war eine Art Sammelbegriff, der für die eigentliche Kythara und ihre Schwester, die Phorminx, Geltung besaß. Dies alles sind relativ komplizierte Sachverhalte; eines jedoch steht fest: die Gitarre hat mit der Kythara wenig gemeinsam.
Das Problem besteht aber darin, folgerichtige Beziehungen nachzuweisen. Sicher die koptischen Kerblauten und die griechischen Instrumente, entstanden, wenn man von einer Abweichung von vielleicht ein- bis zweihundert Jahren absieht, fast gleichzeitig.



3.Die Entwicklung der Gitarre im europäischen Mittelalter

Wieder wird ein immenser zeitlicher Sprung getan – von den Jahrhunderten um die Zeitenwende ins Mittelalter, nämlich ins 13. bis 14. Jahrhundert. Wieder sind rund tausend Jahre vergangen.


Spanien – das Geburtsland der Gitarre ?

Wie sich noch herausstellen wird, ist Spanien das Land, in dem sich die eigentliche Entwicklung der Gitarre konzentrierte. Im Jahre 711 wurden die Westgoten von den Mauren vernichtend geschlagen und so eroberten die zum Teil Spanien. Die Frage stellt sich nun, ob die Gitarre ein Instrument war, das wir der maurischen Herrschaft in Spanien zu verdanken haben. Wurde auch sie, wie die Laute, importiert? Um diese Frage zu klären, müssten entweder Instrumenten-Abbildungen gefunden und analysiert werden, die unser Instrument vor der maurischen Invasion in Spanien zeigen, oder man verlässt sich auf die Aussage der Literatur der Zeit.





Die Guitarra – ein Instrument der Mauren ?

Auf jeden Fall ist es bemerkenswert, dass die neueste Literatur der Frage nach Ursprung und Entstehung von Gitarre und Vihuela ausweicht und dass immer wieder auf die noch zu unternehmenden intensiveren Forschungen hingewiesen wird. Eines sollte, obwohl auch hier eine letztendlich schlüssige Beweisführung vorläufig aussteht, aber doch festgehalten werden: Vihuela und Gitarre sind zwar miteinander verwandte Instrumente, aber die Begriffe Synonyme kann nicht geteilt werden. Die Vihuela war eine Schöpfung spanischer Instrumentenmacher des 15. Jahrhunderts und hatte verschiedene Paten. Die Guitarra, ein schon
damals in sehr viel geringerem Ansehen, hingegen ist älter. Ob sie wie die Laute von den Mauren mitgebracht wurde, kann beim heutigen Stand der Forschung nicht entschieden werden – sicher ist aber wohl, dass die Gitarre nicht ursprünglich in Europa entstanden ist wie die Vihuela oder Viola.




4.Gitarreninstrumente im 16. Jahrhundert


Die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert wird in der Geschichtsschreibung traditionell als die Zeit einer grundsätzlichen Umwälzung angesehen. Es war eine Zeit der großen Entdeckungen und Erfindungen.


Vihuela und Guitarra

Was immer wieder in Schriften ausgedrückt worden ist, dass nämlich die Vihuela größer war als die Guitarra, ist immer dahingehend missverstanden worden, dass man die Vihuela als großes Instrument betrachtete. Vielleicht wäre die Formulierung, die Guitarra sei kleiner gewesen als die Vihuela, weniger verfänglich gewesen.
Nicht nur in den schriftlichen Dokumenten vor 1500 hat es Vihuela und Guitarra nebeneinander gegeben, auch in der gut dokumentierten Zeit nach Erfindung der Buchdruck-Kunst wurde zwischen beiden Instrumenten säuberlich unterschieden.
Zwar sehen sich Vihuela und Guitarra im 16. Jahrhundert sehr ähnlich, schon wenn wir ins 15. und 14. Jahrhundert zurückgehen, stellt sich jedoch die Entwicklung anders dar.


Ausgang einer Entwicklung ?

Zum ersten Mal haben wir es im 16. Jahrhundert mit einem Instrument zu tun, dass Gitarre genannt und auch eigenständig als Gitarre beschrieben wurde.



5. Die fünfte Saite

Wie man an der deutschen Lautentabulatur sehen kann, ist die Laute zur Zeit der Erfindung und Entwicklung dieser spezifischen Nationsform fünfchörig gewesen.
Die Laute mit sechs Chören war also das, was in Spanien die Vihuela comun war, die sechschörige Vihuela. Bei beiden Instrumenten hat es aber auch schon siebenchörige Varianten gegeben. Die Gitarre dagegen war und blieb zunähst vierchörig, und das nicht nur, weil man offenbar kein Bedürfnis sah, den Tonumfang zu erweitern. Die fünfchörige Gitarre folgte also der Tradition der vierchörigen und nicht der Vihuela, indem sie erstens eine einzelne obere Saite hatte und zweitens die Chöre vier und fünf oktaviert waren. Die ``neue Stimmung`` der vierchörigen Gitarre war Quarte – Terz – Quarte. Somit spricht die Erweiterung auch unseren Vorstellungen, denn wenn man davon ausgeht, dass der oberste Chor der älteren Gitarre so hoch gestimmt wurde, wie es das Saitenmaterial zuließ. Die Diskussion, wo die fünfte Saite hinzugekommen ist, geht auf ein Zitat zurück.
Beim Erweitern der Gitarre können dann logische Argumente zu der korrekten Zählweise geführt haben. Man darf nicht vergessen, dass die vierchörige Gitarre ein Volksinstrument war. Gegen Ende des Jahrhunderts war die Gitarre längst traditionswürdig geworden, und Vihuela war zwischenzeitlich außer Gebrauch gekommen. Es war also auch nicht mehr sinnvoll, die Stimmung der Gitarre von derjenigen der Vihuela abzuleiten. Was wir auf jeden Fall festhalten können ist, dass die Gitarre gegen Ende des 16. Jahrhunderts fünfchörig geworden ist.



6.Fünfchörig – Sechschörig – Sechssaitig


Die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte für die Gitarre die große Wandlung. Die Gitarre bekam nicht nur sehr bald einen sechsten Chor; die Chörigkeit der Besaitung wurde auch überflüssig, denn das neue Saitenmaterial war nicht nur von geringerer Dicke, es war im Klang auch wesentlich obertonreicher. Das Instrument wurde außerdem lauter.



7.Die Gitarre im 19. Jahrhundert

Die Geschichte der Gitarre im 19. Jahrhundert beginnt, so jedenfalls scheint es, mit einer historischen Anlehnung an Instrumente des klassischen Altertums. Die Lira-Gitarre sollte nicht Wegweiser für weitere Entwicklungen werden. Sie war eher eine flüchtige Erscheinung in der Geschichte der Gitarre als ein ernstzunehmender Typus.
Die grundsätzliche Veränderung im Gitarrenbau bestand hauptsächlich darin, dass die Chörigkeit ja aufgegeben und Einzelsaiten eingeführt wurden. Dieser Wandel hatte zur Folge, dass sich hauptsächlich die Anschlagtechnik der rechten Spielhand ändern musste, die Greifhand war nur unwesentlich betroffen. Die Veränderung der Anschlagtechnik war dafür aber wesentlich, und aus ihr ergaben sich Veränderungen der Sitzposition und der Instrumentenhaltung.
Bis um die Mitte des 19. Jahrhunderts waren die großen Gitarristen ihrer Zeit verstorben: Giuliani (1829), Sor (1839), Carulli (1841), Aguado (1849), Carcassi (1853) und Diabelli (1858). Es erhebt sich die Frage, ob die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts wirklich wieder einen Niedergang der Gitarre und des Interesses am Instrument mit sich gebracht hat. Die Gitarre wurde vorübergehend gänzlich unpopulär. In Deutschland, wo die Gitarre erst seit wenigen Jahren gespielt wurde und wo sie, mit Wien und Paris verglichen, nur ein abwartendes und vorsichtiges Wohlwollen genoss, verschwand sie fast ganz. In Russland, wo die Gitarre durch Tourneen der reisenden Virtuosen der ersten Hälfte des Jahrhunderts bekannt geworden war, bildete sich etwas wie eine eigenständige Gitarrenkultur heraus, die ihren Niederschlag in der Entwicklung eine siebensaitigen Gitarre in der Stimmung fand.




8. Das 20. Jahrhundert


Ein Volksinstrument – das ist die Gitarre seit der Zeit nach der letzten Jahrhundertwende. Volkstümlich war sie allerdings nicht aufgrund des ``künstlerischen`` Gitarrenspiels, sondern durch Liedbegleitung und Liedpflege in der Jugendbewegung.
Mit der Etablierung der Gitarre an bundesdeutschen Musikhochschulen wurde vor allem dem Bedürfnis nach mehr qualifizierten Gitarrenlehrern entsprochen. Immer mehr Kinder an den Jugendmusikschulen wollten (oder sollten) Gitarre lernen. Immer mehr Kinder die Gitarre spielen, schufen aber auch einen Markt nicht nur für Gitarrenlehrer, sondern auch für Instrumentenhersteller oder –Importeure, für Musikverlage und Zubehörlieferanten.
Als Sprungbrett für Gitarrenkarieren erwiesen sich vor allem die internationalen Musikwettbewerbe und besonders die auf die Gitarre spezialisierten - allen voran der ``Concours International de Guitare``, der, von Robert J. Vidal begründet, seit 1959 in Paris ausgetragen wird. Aber auch andere Wettbewerbe waren und sind, wenn auch nicht gleichbedeutend, so aber doch von einiger Wichtigkeit.



9. Nachwort


Viele Fragen aus der Geschichte der Gitarre sind bisher nicht behandelt worden und haben sich als nicht gelöst herausgestellt. Dazu zählen unter anderem die Geschichte von Vihuela und Guitarra vor 1500 aber auch eine Vielzahl von Details aus dem 19. Jahrhundert.
Die Gitarre ist – so ``neu`` sie auch in ihrer heutigen Form ist – ein historisches Instrument mit traditionellem Repertoire. Entdeckungen im Fundus dieses musikalischen Materials waren immer wieder zu verzeichnen, und einige davon waren spektakulär.

Quellenmaterial: 1. Handbuch der Musikinstrumentenkunde von Bosse Musik Paperback
2. Die Gitarre von Peter Päffgen





























Dieses Referat wurde eingesandt vom User: mischa



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