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Hamlet - Ein Fall für den Psychater - Referat



Hamlet - Ein Fall für den Psychiater
Keine andere Figur der Literatur hat die Dichter und Denker vor rund 400 Jahren so massiv zum Denken und Diskutieren angeregt, sowie ihre Meinungen gespalten wie Hamlet, Protagonist in der gleichnamigen Tragödie von Wilhelm Shakespeare. Die Bezeichnungen der Hauptfigur reichen von „meuchelnder Schwächling“ (Otto Ludwig) und „willensschwacher Melancholiker“ (Levin Schückling) bis hin zu „schönes, reines, edles und höchstmoralisches Wesen“ (J.W. Goethe) und „Genie“ (Friedrich Schlegel). Auch heute fragen sich noch Psychiater und Psychotherapeuten, Literaturbegeisterte und Abiturienten: Ist Hamlet wirklich verrückt geworden oder spielt er den Irrsinn lediglich vor? Und was hindert ihn daran Rache auszuüben? Sind Leute, welche Geister sehen und mit ihnen sprechen, nicht alle total durchgeknallt?!

Hamlet ist in jeder Szene gegenwärtig, ohne wirklich zu handeln. An dem tragischen Mord seines Vaters, den früheren Königs Dänemark, und seiner Geliebten Ophelia sowie der Rache Laertes trägt er keine Schuld. Vielmehr wird Hamlet in die Handlung verstrickt, welche hauptsächlich von Nebencharakteren angetrieben wird. Trotzdem kann er weiterhin klare Gedanken fassen und ahnt die Beseitigungsversuche des neuen König, welcher gleichzeitig sein Onkel ist, Claudius, ebenso wie das falsche Spiel das von seinen Freunden Güldenstern und Rosenkranz getrieben wird. Hamlet handelt nicht aus Trauer und Zorn heraus. Er hinterfragt stets die Moral und verschont aus diesen Grund auch den betenden Claudius. Die langen Monologe des Prinzens bieten Aufschluss über sein wahres Wesen und zeigen die unendlich vielen Fragen, welche sich die Hauptfigur stellt. Der Protagonist lebt zudem im ständigen Zwiespalt. Die Gegensätze Ruhelosigkeit und unspontanes, überlegtes Handeln vereinen sich in dem Wesen Hamlets und lassen ihn „willensschwach“ sowie verwirrt erscheinen. Während Romeo beim Anblick seiner totglaubten Julia nach Gefühl und Herz handelt und sich das Leben nimmt, würde Prinz Hamlet mit großer Wahrscheinlichkeit zuerst eine Pro-und Contra Liste aufstellen. Ist Selbstmord moralisch vereinbar? Sollte ich einen Abschiedsbrief schreiben? Habe ich zum Sterben überhaupt das richtige an?

Letzen Endes bringt nicht das gesalbte Schwert Leartes den Protagonisten um, sondern seine Unentschlossenheit. Hamlet hätte schon im 3. Akt den Tod seines Vater rächen können und den betenden Claudius umbringen. Trotzdem hat man als Leser das Gefühl, dass Hamlet mit Akt zu Akt entschlossener wird den Mörder umzubringen. Hätte er sonst Polonius erstochen? Nein, denn dazu gäbe es keinen Grund.

Mit seiner innerlichen Hin-und Hergerissenheit würde der junge Däne selbst den gelassensten Seelenklempner zur Weißglut gebracht. Hamlet spielt in Shakespeares Werk den Wahnsinn zu gut vor und zeigt dafür nur selten seine wahren Gefühle. Diese würde er auch vor keinen Psychiater der Welt zeigen, sondern nur einem wahren Freund. Und diesen hat er in Horatio gefunden.




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