Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Hammarby Sjöstad - Referat



Die Entwicklung des Projektes Hammarby Sjöstad begann 1994. Die Stadt Stockholm bewarb sich damals als Gastgeber für die Olympischen Spiele 2004. Somit plante man ein ökologisches Vorzeigeprojekt nach den Prinzipien Umweltbewusstsein und Erreichbarkeit auf einem 160 ha großen ehemaligen Hafen- und Industriegebiet. Die meisten Betriebe befanden sich damals in alten Schuppen und Baracken, die man, nachdem man keine Verwendung mehr für sie hatte, abriss. Das einzige architektonisch sehenswerte Gebäude, die Glühlampenfabrik „Lumar“ ließ man stehen. Durch die Jahrelange industrielle Nutzung war der Boden stark verunreinigt. Doch die Städte-Planer sahen darin kein allzu großes Hindernis, eher einen Ansporn gerade dieses Gebiet in ein ökologisches Vorbild zu verwandeln.

Hammarby Sjöstad – schwedisch für „die Stadt am See“ – ist derzeit eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Der Planungs- und Umsetzungs-Zeitraum begann 1994 und endet voraussichtlich 2017. Der neue Stadtteil, am südlichen innerstädtischen Rand Stockholms gelegen und bietet letztendlich Wohnraum für 24000 Menschen. Außerdem wurden rund 10000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Von den 160 ha Land werden 30 ha als öffentliche Grünflächen genutzt, zusätzlich kommen 40 ha Wasserfläche. Hier sieht man, dass sich viele moderne Europäische Städte wieder dem Wasser zuwenden. Von der Bruttogeschoßfläche (gesamt 1.440.000 m2) werden 76 % als Wohnfläche, 21 % als Gewerbefläche und 3 % als Schulen genutzt.

Ziel ist es, den CO2-Ausstoß im Vergleich zu Neubaubezirken, die Anfang der 1990er Jahre in Schweden gebaut wurden, um 50 Prozent zu senken. Man braucht dafür nicht nur die Technischen Lösungen, auch den Bewohnern von Hammarby muss umweltbewusstes Verhalten beigebracht werden. Somit werden Kurse angeboten, die nach und nach ihre Wirkung zeigen. Diese Kurse und Vorträge werden im Informationszentrum „GlashusEtt“ abgehalten, das in Bezug auf innovative nachhaltige Technologien zu einem Aushängeschild für Stockholm geworden ist. In Hammarby Sjöstad gibt es außerdem strenge Vorgaben für Gebäude, die Infrastruktur und den Verkehr. Der Stadtteil will durch ein ausgereiftes Konzept komplette energetische Selbstversorgung erreichen. Hammarby ist heute schon ein ökologisches und nachhaltiges Vorbild.

Beim Bau der Gebäude in Hammarby wurde fast ausschließlich mit ökologischen Baustoffen wie Holz, Stein, Glas und Stahl gearbeitet. Diese Stoffe sind außerdem recycelbar. Es gibt strenge Kontrollen zu Qualität der Ware, vor, nach und in der Bauzeit. Die Architektur ist neo-modern, mit großen Fenstern. Was bedeutet, dass trotz guter Isolierung viel Wärme verloren geht. Doch durch diese moderne Architektur sind die Wohnungen sehr attraktiv, für Menschen aller Altersklassen. Fast jede Wohnung hat einen Balkon und einen sehr schönen Ausblick ins Grüne oder über das Wasser. Einfamilienhäuser wurden aus Platzgründen nicht oft gebaut, denn auch deren Preise wären oft unerschwinglich gewesen. In fast jedem Gebäude sind die fortschrittlichsten Heizungs- und Sanitäranlagen eingebaut.

Ein grünes Netz durchzieht den Stadtteil und schafft Verbindungen in die Umgebung: Die beiden großen Parks sind miteinander verbunden. Der Naturpark Nacka reicht sogar bis in den Stadtteil herein. Bestehende ökologisch wertvolle Flächen bleiben erhalten und werden durch das Pflanzen zahlreicher Arten aufgewertet. Das so genannte Freiraumkonzept sieht vor, dass pro Wohnung in einem Umkreis von 300 m 25 bis 30 m2 Grünfläche, davon mindestens 15 m2 Innenhoffläche, zur Verfügung stehen. Somit hat Hammarby überdurchschnittlich viele Parks, meist direkt vor der Haustür der Bewohner, welche gerade Familien oder älteren Menschen sehr wichtig sind. Trotz dieser vielen Grünflächen leben die Menschen in dem Stadtteil in hoher Verdichtung, rund 270 Personen pro Hektar.

Die Infrastruktur ist einer der Aspekte, auf die bei der Planung am meisten Wert gelegt wurde. Sie ist deshalb so wichtig, weil inzwischen fast jeder Stadt Bewohner sehr viel Wert auf eine gut ausgereifte Infrastruktur legt. Außerdem kann damit sehr viel am Ausstoß von CO2 und anderen Schadstoffen gespart werden. Es war von Anfang an klar, dass man den Pkw-Verkehr reduzieren muss. Die Lage von Hammarby ist dafür recht geeignet, Wassernähe und Nähe zum Zentrum von Stockholm machen eigene Autos für die Bewohner nicht zwingend nötig. Das Verkehrs-Konzept sieht vor, schnelle und attraktive öffentliche Verkehrsmittel mit gut ausgebauten Radwegen zu kombinieren.

Außerdem wurde das so genannte “Car-Sharing“ (“Autoteilen“ oder “Gemeinschaftsauto“) eingeführt. Hierbei werden ein, oder mehrere
Autos organisiert, gemeinschaftlich genutzt. Das Car-Sharing ist einfacher und günstiger als eine Autovermietung, da Pkws anderer Car-Sharing Nutzer für kurze Zeiträume (wenige Stunden), spontan über das Internet oder Smartphone Apps “gebucht“ werden. Somit braucht nicht jeder ein eigenes Auto. Diese Methode wird inzwischen auch in zahlreichen anderen Städten überall auf der Welt genutzt. In Hammarby wurde auch die Stadtbahn „Tvärbanan“ gebaut. Außerdem gibt es, da der Stadtteil direkt am Wasser liegt, mehrere Fähranbindungen. Die Anzahl der Parkplätze ist sehr beschränkt, es sind nur 0,7 pro Wohneinheit verfügbar. Anfangs protestierten die Einwohner gegen Parkplatzbeschränkungen innerhalb des Viertels. Doch inzwischen nimmt die Zahl der Bewohner, die ein eigenes Auto besitzen, jedes Jahr um ein paar Prozent ab und liegt derzeit bei etwa 60 Prozent.

Die Planer von Hammarby Sjöstad haben ein besonderes Modell für Konzept für Energie, Abfall und Wasser entwickelt. Das so genannte Hammarby-Konzept. Es ist ein Öko-Kreisauf-Modell, bei dem von Anfang an die Stadt, Wasser- und Energieversorger und Abfallentsorgungsunternehmen zusammen gearbeitet haben. So ein Konzept gab es vorher in keiner anderen Stadt. Das Ziel des Modells ist, Ressourcen nachhaltig zu nutzen und somit ein ökologisches Wohnumfeld zu schaffen. Energieverbrauch und Abfallaufkommen werden so stark wie möglich verringert, Recycling wird maximiert. Normalerweise arbeiten die Beteiligten (Stadt, Wasser- und Energieversorger, Abfallentsorgungsunternehmen) in Phasen nacheinander oder nebeneinander. Aber bei diesem Modell haben alle bereits vor dem Beginn der genauen Planung ein gemeinsames Konzept erstellt. Das macht das Hammarby-Konzept so erfolgreich.

Die Umweltziele sollen vor allem durch gute Planung, Infrastruktur und Bauvorgaben erreicht werden und nicht zu sehr vom Verhalten der Bewohner abhängen. Es gibt ein automatisches Entsorgungssystem, welches die Aufgabe der Mülltrennung übernimmt. Alle brennbaren Abfälle werden über ein unterirdisches Rohrsystem in ein Heizkraftwerk geleitet. Dieses Kraftwerk verbrennt die Abfälle und gewinnt dadurch Energie und Wärme, die für den Stadtteil bereitgestellt wird. Werden die Abwässer gereinigt entsteht auch hier Wärme, welche zum Heizen der Wohnungen im kalten Schweden verwendet wird. Auf einigen Gebäuden sind Solarkollektoren angebracht und es gibt Photovoltaik-Anlagen, die ebenfalls einen Teil der benötigten Elektrizität liefern. Somit wird knapp die Hälfte der Energie innerhalb des Stadtteils gewonnen. Von energetischer Selbstversorgung kann man also noch nicht sprechen, aber Hammarby geht trotzdem mit einem sehr guten Beispiel voran.

Die Nutzung des Wassers spielte von Anfang an eine große Rolle. Der Wasserbedarf soll 100 Liter pro Tag und Kopf nicht überschreiten. 100 Liter hören sich zwar nach viel an, sind es aber ganz und gar nicht, wenn man sich den durchschnittlichen Wasserbedarf der Schweden anschaut- der liegt nämlich bei ca. 200 Litern pro Kopf und Tag. Um diesen Durchschnittswert zu halbieren werden ebenfalls Seminare für Hammarbys Einwohner angeboten. Ein weiterer Aspekt, auf den Wert gelegt wird, ist den Anteil an Schwermetallen und nicht biologisch abbaubaren Stoffen im Abwasser zu senken. Jegliche Niederschlagswässer werden schon lokal versickert beziehungsweiße in den Hammarby-See geleitet.

Alles in allem ist Hammarby Sjöstad aufgrund der bisher konsequenten Umsetzung eines der besten Beispiele für eine ökologisch orientierte, nachhaltige Stadtentwicklung.



Kommentare zum Referat Hammarby Sjöstad: