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Hiob: Mendel Singer und biblischer Hiob - Referat
Welchen Zusammenhang gibt es zwischen der biblischen Gestalt und Geschichte Hiobs Romanfigur Mendel Singer?
Bereits der Titel des Roman von Joseph Roth lässt darauf schließen, dass es zwischen der biblischen Gestalt Ijob und Mendel Singer einen Zusammenhang gibt. Es tauchen auch im laufe der Lektüre häufig paralellen zur Bibelgeschichte auf. So heißt es gleich zu Beginn der Ijob Geschichte in der Bibel ,,Dieser Mann war untadelig und rechtschaffen; er fürchtete Gott und mied das Böse'' (bezogen auf den Hauptprotagonist Ijob) und auch in Joseph Roths Roman Hiob heißt es über Mendel gleich zu Anfang ,,Er war fromm [und] gottesfürchtig (…)'' (S.5 Z.4).
Jedoch ist die Ausgangslage der beiden Protagonisten unterschiedlich. So ist der biblische Ijob sehr wohlhabend und hat ein hohes Ansehen (vgl. Die Bibel: Ijob 1/3), während die Romanfigur ein gewöhnliches Leben führt und nur wenig Geld und Erfolg hat (vgl. Hiob S.5 Z.7ff. & Z.24f).
Trotzdem haben beide Figuren feste Rituale die sie Gott zu ehren einhalten. Ijob bringt regelmäßig Brandopfer dar um Gott nicht zu verärgern (vgl. Die Bibel: Ijob 1/5) und Mendel Singer betet täglich zu festen Zeiten zu Gott (vgl. Hiob S.5 Z.28 & S.6 Z.1-5). Im Verlauf beider Geschichten wiederfährt den Figuren schlimmes. In der Bibel schließt Gott eine Wette mit Satan ab und erlaubt diesem, Ijob seinen ganzen Besitz sowie Familie und Gesunheit zu nehmen um Ijobs Glauben auf die Probe zu stellen. Dadurch verliert Ijob vom einen auf den anderen Moment alles was ihm lieb ist und wird krank. Auch Mendel Singer verliert durch Schicksalschläge alles was ihm etwas bedeutet, jedoch geschieht dies nicht von jetzt auf gleich und Mendel selber bleibt gesund. Auffällig ist auch das beiden Charakteren Freunde zu Seite stehen. Während es jedoch in der Bibel zu einer hitzigen Diskussion zwischen Ijob und seinen Freunden kommt, versuchen Mendels Freunde Mendel zu helfen. Im Gespräch zwischen Hauptprotagonist und Freunden wird jedoch in beiden Texten der Vergeltungsglaube angesprochen, wenn in Hiob auch weniger direkt als in der biblischen Ijob Geschichte. Beide Figuren stellen sich die Frage nach dem ,,Warum''. So sagt Mendel Singer einmal:,, Ich habe Mendel Singer gestraft; wofür straft er, Gott? Warum nicht Lemmel, den Fleischer? Warum straft er nicht Skowronnek? Warum straft er nicht Menkes? Nur Mendel straft er!'' (S.118 Z.3ff.) und auch Ijob fragt sich: ,,Ich sage zu Gott: Sprich mich nicht schuldig, laß mich wissen, warum du mich befehdest'' (vgl. Die Bibel: Ijob 10/2). Beide Charaktere sehen die Schuld nicht in ihren Taten.
Die Schuldfrage wird jedoch in beiden Geschichten unterschiedlich beantwortet, während Mendel Singer die Schuld klar bei Gott sieht und sagt: ,,Gott ist grausam, und je mehr man ihm gehorcht, desto strenger geht er mit uns um. (…). Nur die Schwachen vernichtet er gerne. (…). Befolgst du die Gesetze, so sagt er, du habe sie nur zu deinem Vorteil befolgt.'' (Hiob S.119 Z.23-31) sieht Ijob die Schuld weniger bei Gott. Sein Verhalten spiegelt mehr seine Ratlosigkeit dar. Ijob versteht nicht warum Gott ihn bestraft, macht ihm jedoch keine Vorwürfe sondern möchte eine Antworte und fordert Gott herraus. „Gäbe es doch einen, der mich hören wollte! Was ich gesagt habe, kann ich unterschreiben. Gott, der Gewaltige, soll Antwort geben! Er zeige mir die Klageschrift des Gegners!“ (Die Bibel: Ijob 31/35) die Schuldfrage wird in diesem Text nicht direkt beantwortet, es wird lediglich gesagt, dass der Plan Gottes für Menschen undurchschaubar wäre. Dementsprechend verändert sich die Beziehung zu Gott bei Ijob und Mendel unterschiedlich. Mendel schwört Gott ab (vgl. S.127 Z.20). Er hört auf zu beten und lässt sich seine Anwesenheit beim Gebet bezahlen (Hiob : vgl. S.123 Z.21ff) und versucht Gott zu ärgern indem er beispielsweise anfängt Schweinefleisch zu essen (S.123 Z.25ff.). Da Ijob die Schuld nicht bei Gott sieht schwört er Gott nicht ab und lästert diesen auch nicht (vgl: Die Bibel: Ijob 1/22). Trotzdem lässt sich erkennen, das Ijob wütent auf Gott zu scheinen sei, wodurch die Beziehung zwische Ijob und Gott leidtet (vgl. Die Bibel: Ijob 10/1-22).
Desweiteren geschieht in beiden Geschichte am Ende ein Wunder. Mendel Singer findet seinen totgeglaubten Sohn Menochim wieder. Dessen Auftauchen beschert Mendel unglaubliche Freude. Menochim hat nicht nur die gute Nahrichte, dass Mendel Singers Sohn Jonas wahrscheinlich noch lebt, sondern hat auch eine Menge Geld für Mendel und verspricht ihm Mirjam zu helfen. Zudem scheint sich der Wunsch zurück in die Heimat zu fahren zu erfüllen. Dieses unverhoffte Wunder lässt Mendel auch zurück zu Gott finden (Hiob vgl. S.151 Z.18-21 und S.156 Z.15). Auch Ijob erlebt am Ende der Geschichte ein Wunder, denn Gott sprach zu ihm und vermehrte seinen Reichtum auf das doppelte was Ijob zu Beginn er Geschichte besaß, den Ijob bestand die Probe.
Neben diesen eher indirekten Bezügen des Romans auf die biblische Ijobsgeschichte findet man im Roman auch direkte Bezüge zum Bibeltext. So erinnern Mendels Freunde Mendel an die Geschichte des biblischen Ijob und sagen das es Mendel wie diesem erginge (vlg. Hiob S.120 Z.1-5) .
Man kann also ganz deutlich erkennen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem biblischen Text Ijob und dem Roman Hiob gibt. Dieser Zusammenhang lässt sich nicht nur an dem Titel und den direkten Bezügen zum Buch Ijob und der Ijobsgeschichte erkennen, sondern lässt sich auch aus dem Inhalt der Lektüre erschließen.
Die Zeilenangaben basieren auf der Lektürenausgabe von EinFach Deutsch: Hiob / Joseph Roth
ISBN: 978-3-14-022555-7
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