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Interpretation "Stachelschweine" - Referat



HA – Interpretation Stachelschweine

An kalten Wintertagen sehnen wir uns nach gegenseitiger Wärme. Nicht nur bei uns Menschen ist das so, sondern auch bei vielen Tieren. So zum Beispiel auch bei Stachelschweinen, um die es sich in der im Jahre 1851 von Arthur Schopenhauer geschrieben Parabel dreht.

Dabei ist der Text in drei Abschnitte gegliedert. Im ersten, der sich von Zeile 1 bis 8 erstreckt, wird vom Sozialverhalten der Stachelschweine an kalten Wintertagen berichtet. So drängen sie sich aufgrund des Bedürfnisses nach Wärme eng zusammen, um dann durch ihre Stacheln, mit welchen sie sich gegenseitig stechen und dabei Schmerzen verursachen sich wieder voneinander entfernen um am Ende ihr Gleichgewicht des Abstands, bei welchem sie es einigermaßen aushalten, zu finden. Im zweiten Abschnitt wird dann dieses Verhalten auf unsere menschliche Gesellschaft übertragen, dies passiert in den Zeilen 9 bis 17. Im dritten Abschnitt, der die Zeilen 18 und 19 umfasst, stellt Schopenhauer in Form eines auktorialen Erzählers einen weitere Lösung des Problems dar.

Nicht nur im dritten Abschnitt, sondern in der gesamten Parabel erzählt Schopenhauer dabei in Form eines auktorialen, also allwissenden Erzählers. Dabei steht der Erzähler stets über dem erzähltem Geschehen so auch am Anfang der Parabel: ,,Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich, an einem kaltem Wintertage recht nahe zusammen, um, durch die gegenseitige Wärme sich vor dem erfrieren zu schützen." (Zeile 1 bis 3) Weiterhin bewertet und kommentiert der Erzähler das Geschehen, zum Beispiel in Zeile 15 bis 17: ,,Vermöge derselben wird zwar das Bedürfnis gegenseitiger Erwärmung nur unvollkommen befriedigt, dafür aber der Stich der Stacheln nicht empfunden." oder zu Beginn des zweiten Abschnittes: ,,So treibt das Bedürfnis der Gesellschaft, aus der Leere und Monotonie des eigenen Innern entsprungen, die Menschen zu einander [...]" (Zeile 9 bis 10) Hier lässt sich die Bewertung durch ,,Leere und Monotonie" erkennen, da solche Ausdrücke meistens bewerten (inhaltsabhängig).
Auffällig ist, dass der gesamte Abschnitt als Metapher geschrieben ist, welche dann im zweiten Abschnitt erklärt wird. Die kalten Wintertage (Zeile 1) stehen dabei für Probleme im Sozialleben, Isolation, Ausgrenzung und langer Weile, das Bedürfnis nach Wärme (Zeile 2) ist Sinnbild für das Bedürfnis nach Liebe, Freundschaft, Geborgenheit und Nähe. Das gegenseitige Stechen (Zeile 3) soll dabei die schlechten Eigenschaften der Menschen wie zum Beispiel Hass, Neid, Intoleranz und Eifersucht deutlich machen (Zeile 10 und 11). Mit dem ,, [...] zwischen beiden Leiden hin und hergeworfen wurden [...]" (Zeile 6) ist das Suchen eines Gleichgewichts verbunden und mit ,,Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen." (Zeile 18 bis 19) ist das Alleinsein gemeint.
Gleich am Anfang der Parabel findet man eine Inversion: ,, [...] um, durch die gegenseitige Wärme, sich vor dem erfrieren zu schützen." Dabei wurde die Satzgliedstellung leicht verändert, um das ,,sich" zu betonen. Weiterhin handelt es sich in Zeile 6 um eine Hyperbel: ,, [...] zwischen beiden Leiden hin und hergeworfen wurden [...]" dabei wurden sie ja nicht wirklich hin und hergeworfen, es wurde also etwas übertrieben, man kann dies auch als eine Metapher oder einen Vergleich sehen,
da das hin und herwerfen für den ständigen Wechsel zwischen den beiden Situationen steht. Auch in Zeile 19: ,, [...] um keine Beschwerde zu geben noch zu empfangen." handelt es sich um eine Hyperbel da hier sich nicht wirklich beschwert wird sondern lediglich die sozialen Probleme der Menschen damit gemeint sind, somit ist dies gleichzeitig auch als eine Art Metapher zu bezeichnen. Außerdem findet man in der Parabel viele Hypotaxen, Sätze erstrecken sich oft sehr lang, so auch am Anfang der Parabel: ,, Eine Gesellschaft Stachelschweine drängte sich, an einem kalten Wintertage recht nahe zusammen, um, durch die gegenseitige Wärme, sich vor dem Erfrieren zu schützen." (Zeile 1 bis 3), dabei handelt es sich auch um eine Parenthese, auch diese kommen im gesamten Text vor.
Vermutlich verkürzen diese Formulierungen die Textlänge erheblich und machen ihn so ausdrucksstärker, was sicherlich auch die Absicht des Erzählers war. In Zeile 12 bis 13 liegt ein Euphemismus vor, da mit ,, [...] Höflichkeit und feine Sitte" letzenendes eine Art menschenscheu gemeint ist (man sollte Abstand voneinander halten) .
Als Darstellungsform wurde hier ein Kommentar gewählt, da hier Bewertungen und Urteile des auktorialen Erzählers vorliegen, die letztendlich auch seinen Standpunkt verraten.

Diesen kann man als negativ gegenüber zwischenmenschlicher Beziehungen betrachten da negative Worte, wie ,,Übel", ,,Leiden" oder ,,widerwärtige Eigenschaften" verwendet beziehungsweise diese noch als Hyperbel zum Ausdruck gebracht werden, was deren Ausdruck noch verstärkt. Man kann damit Schopenhauers Einstellung damit zusammenfassen, dass er das Alleinsein bevorzugt: ,, Wer jedoch viel eigene, innere Wärme hat, bleibt lieber aus der Gesellschaft weg, um keine Beschwerde zu geben, noch zu empfangen." (Zeile 18 bis 19). Dies passt auch zu seiner Biografie, er galt als Außenseiter und Alleingänger, von Frankfurter Chronisten wurde er als „verkannter Niemand“ bezeichnet. Am Ende kann ich Schopenhauers Meinung nur teilweise teilen, da es zwar schon eine Art Gleichgewicht zwischen den Menschen gibt, dieses aber bei jedem zu jedem anders ist, sonst gäbe es weder Freundschaft noch Liebe.



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