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Interpretation des Werkes ‚Die Familie Selicke’ - Referat



Gliederung:

Die Familie Selicke (Arno Holz u. Johannes Schlaf)

A) Wiedergabe des Inhalts in moderner Form
B) Charakterisierung des Werkes „Die Familie Selicke“
I.) Kurze Vorstellung der beiden Autoren
II.) Personenkonstellation und genauere Beschreibung des Inhalts
1. Darstellung der Haupt- und Nebenpersonen
2. Genaue Erklärung des Inhaltes
3. Hintergründe über die verschiedenen Charaktere
III.) Sprache und Rhetorische Figuren im Werk
1. Sprache
a) Sprache als Mittel der Charakterisierung der Personen
b) Sprache als Mittel der Charakterisierung des Zustands einer Person
2. Rhetorische Figuren
a) Verniedlichung
b) Wiederholung des Wortes „Ach“
IV.) Kennzeichen des Naturalismus im Werk
1. Dialekt
2. Aufgreifen von „Tabu-Themen“
a) Alkoholismus
b) Pfarrer ohne Glaube an Gott
c) Soziales Elend
d) Tod
e) Selbstmordgedanken
3. Lange, ausführliche Erklärungen (Sekundenstil)
V.) Intention des Autors
1. Kritik an der Kirche
a) Einsetzung eines atheistischen Pfarrers
b) Fehlender Glaube selbst bei Kirchenmitgliedern
c) Unglaubwürdigkeit der Kirche
2. Aufdecken der Folgen des Alkoholmissbrauchs
a) Hr. Selicke als Muster für viele Alkoholsüchtigen
b) Fehlender Vater für die Kinder
c) Finanzielle Probleme
d) Gewalt an Familienmitgliedern
3. Aufzeigen der gesellschaftlichen Missstände der damaligen Zeit
a) Familie Selicke als Modell für viele Familien mit mangelnder Grundversorgung
b) Betonung der Missstände in der Stadt
C) Behandlung der Frage ‚Ist das Werk heute noch modern?’

"Stell dir einmal vor, du hast eine kleine Schwester, die du gaaaanz lieb hast. Sie war die beste Schwester, die du dir je vorstellen konntest, weil sie immer für alle Familienmitglieder da war...Und sie hat euch auch immer schön auf Trapp gehalten.
Ihr wolltet zusammen in den Urlaub zu euren Großeltern auf das Land fahren. Das hat sie immer besonders gemocht, und dann hat sie dich auch noch gefragt, ob du mit ihr spielen gehen willst nächst Woche und du hast auch noch zugesagt. Ach du hast dich doch so viel mit ihr beschäftigt.
Doch jetzt, Doch jetzt seit ihr ganz alleine –ganz alleine! Der Vater ist eh immer betrunken und deine Mutter liebt ihn schon lange nicht mehr. Ach ihr vermisst sie doch so!Sie war immer dein Sonnenschein. Sie war so ein fröhlicher Mensch!
Eigentlich wolltest du ja fort von hier aus der großen Stadt. Mit deinem Freund wolltest du aufs Land zeihen. Doch das kannst du jetzt unmöglich tun?! Du kannst doch nicht einfach deine Familie alleine lassen mit all dem Schmerz –Nein das kannst du nicht!!!
Dein Freund, ja er musste ohne dich gehen. Ach deine ganze Welt bricht doch zusammen…
Betrunkener Vater, kein Freund mehr, keine Schwester!!! Ja, du hörst noch ganz genau ihre letzten Worte in deinen Ohren. Dreh das Licht heller, es ist so dunkel hier, dreh das Licht heller!.....Und dann lag sie da, so reglos…“

Ihr werdet euch jetzt vielleicht ein bisschen über den Text wundern, aber ich bin sicher, würde jetzt Johannes Schlaf unter euch sitzen, er würde sich melden und sagen: „Ja sag mal, das klingt doch ganz genau wie mein Werk ‚Die Familie Selicke’, das ich im Jahr 1890 mit Arno Holz geschrieben habe. Doch den kann ich eh nicht mehr leiden. Der hat nicht mal studiert“
Und ganz Recht hätte. Das ist nämlich genau der Inhalt des Werkes ‚Die Familie Selicke’, das ich euch heute vorstellen werde.
Es geht also um eine Familie, die ihre jüngst Tochter verliert und daran verzweifelt.
Herr Kopelke spielt dabei die Rolle des Arztes, der es versucht, das kleine Linchen noch zu retten. Kopelke ist allerdings kein echter Arzt. Er ist nur ein guter Schüler gewesen, der damals gerne studieren wollte. Da seine Familie allerdings in finanziellen Problemen steckte, musste er den Beruf des Schusters erlernen. Der Vater, Herr Selicke, leidet unter der Alkoholsucht, weshalb auch in der Familie Selicke selbst Armut herrscht. Seine Tochter, Toni, arbeitet, um ein bisschen Geld ins Haus zu bringen. Sie ist der Meinung, sich voll und ganz für ihre Familie opfern zu müssen. Das ist auch der Grund, weshalb sie dann ihren Freund verlässt, der Arbeit auf dem Land gefunden hat und dort hin ziehen will. Gustav Wendt ist Pastor, glaubt allerdings nicht an Gott, sondern übt den Beruf nur aus finanziellen Gründen. Tonis Geschwister Albert und Walter sind noch beide in der Lehrzeit.
Die Mutter versinkt nach dem Tod ihrer Tochter in Selbstmitleid und hat sogar Selbstmordgedanken.

Die Sprache allein beschreibt schon die Personen oder ihren Zustand. Bei Herrn Kopelke merkt man bereits am Anfang des Werkes, dass er kein echter Arzt sein kann und Linchens Leben niemals retten kann. Er spricht schließlich sehr starken Dialekt.
„Na, Lin’ken? Kennste mir noch? Ach Jotteken, die Ärmken! Nich wah? Det – watt doch mal, Kind, ‚n Oogenblickchen! – Det … tut doch nich weh?...Na, sehst!! Ick sag ja! Det…det isallens man auswendig! Det’s janich so schlimm! Uf de Woche kannste all dreist widder ufstehn!“ (Die Fam. Selicke S.10, Z.30ff, Reclam)
Dialekt steht heute
wie früher noch für Dummheit, und gebildete Menschen sprechen ihn nicht. Daran zeigt sich bereits am Anfang, dass Kopelke nicht sehr gut gebildet ist.
Auch zeigt sich der Zustand der Personen durch die Sprache, wie man es bei Herrn Kopelke sieht. Er kommt betrunken nach Hause und beschimpft seine Tochter Toni.
„Ae! Red nich!...das heißt: Kommst wieder so spät, he?...Ja, ja, mein Töchterchen!...Dein Vater darf sich wohl nich mal’n Töppchen gönn’n?...Was?!...Ae, geh weg! Du altes, dummes Frauenzimmer!...Ja! Ich möchte mal sehn…wenn euer Vater…nich wär!… Weißte mein’ Tochter?...Mir geht viel im Koppe rum! Ich sorg mich – euretwegen!...Ja,ja! Wenn ich dich so sehe!...Wie sind andre Mädchen in deinem Alter?-„(S.45, Z.14ff, Reclam)
Der Vater redet hier also völlig sinnlose, abgehackte Sätze. Er beschimpft seine unschuldige Tochter, woran man seinen betrunkenen Zustand erkennen kann. Er ist nicht mehr ganz bei Sinnen.

Das Werk ist ein typisch naturalistisches Werk. Das sieht man an einigen Merkmalen. Zuerst fällt der Dialekt auf. Typisch für den Naturalismus ist es, dass die Menschen so sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.
Außerdem sprechen die Autoren hier Tabu-Themen an: der Tod eines Kindes, eine finanzielle Notlage, Alkoholsucht und ein ungläubiger Pfarrer sind die Themen, die in dem Werk behandelt werden.
Besonders auffällig ist aber der Sekundenstil, der bereits auf der ersten Seite angewendet wird. Sekundenstil bedeutet, dass etwas relativ unwichtiges exakt und viel zu genau beschrieben wird. Hier ist eine genaue Beschreibung der Wohnung der Familie Selicke.
„Es ist mäßig groß und sehr bescheiden eingerichtet. Im Vordergrunde rechts führt eine Tür in den Korridor, im Vordergrunde links eine in das Zimmer Wendts. Etwas weiter hinter dieser Küchentür mit Glasfenstern und Zwirngardinen. Die Rückwand nimmt ein altes, schwerfälliges, goldgeblumtes Sofa ein, über welchem zwischen zwei Gipsstatuen ‚Schiller und Goethe’ der bekannte Kaulbacher Stahlstich ‚Lotte Brot schneidend’ hängt. Darunter, im Halbkranze, symmetrisch angeordnet, eine Anzahl photographischer Familienporträs. Vor dem Sofa ein ovaler Tisch, auf welchem zwischen allerhand Kaffeegeschirr eine brennende weiße Gaslampe mit grünem Schirm steht. Rechts von ihm ein Fenster, links eine kleine Tapetentür, die in eine Kammer führt. Außerdem noch, zwischen den beiden Türen an der linken Seitenwand, ein Tischchen mit einem Kanarienvogel, über welchem ein Regulator tickt, und, hinten an der rechten Seitenwand, ein Bett, dessen Kopfende […] durch einen Wandschirm verdeckt wird […]“ (S.5, Z.1ff, Reclam)
Diese Beschreibung geht noch ein ganzes Stück länger. Hier wir also die Wohnung übermäßig genau beschrieben, was eigentlich für die Handlung völlig irrelevant ist.

Jetzt stellt sich aber die Frage, warum die Autoren ein solches Werk schreiben. Wer schreibt schon gerne über den Tod eines Kindes oder über Alkoholsucht?
Ich denke die beiden Autoren wollen hier kritisieren. Sie kritisieren Missstände in der Gesellschaft, wie hier die finanzielle Not. Sie kritisieren den Alkoholmissbrauch und auch die Kirche zweifeln sie an. Schließlich schreiben sie über einen ungläubigen Pfarrer. Wenn selbst die Pfarrer nicht mehr an Gott glauben, wie glaubwürdig ist die Kirche dann noch?

Die letzte Frage die ich heute noch behandeln werde ist „Wie modern ist das Werk heute noch?“ Es stammt aus dem Jahr 1890, ist es dann für heute unwichtig?
Nein, das ist es auf keinen Fall! Schließlich gibt es heute wie früher Alkoholmissbrauch, der auch heutzutage für viele Menschen ein Problem darstellt.
Außerdem ist auch heute der Mensch noch vergänglich. Das heißt es kann jedem von uns eines Tages passieren, dass wir an einem scheinbar ganz normalen Tag in den Armen unseres besten Freundes weinend liegen und ihm sagen :
„Stell die einmal vor, ich hatte eine Schwester, die ich gaaaanz lieb hatte. Wir wollten zusammen zu unseren Großeltern auf des Land fahren um dort Urlaub zu machen. Und dann hat sie mich auch noch gefragt, ob ich nächste Woche mit ihr spielen gehen werde und ich hab zugesagt. Ach ich hab mich doch so viel mit ihr beschäftigt!...“

Und damit wäre ich wieder am Anfang

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Conga



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