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Interpretation zu Goethes „Willkommen und Abschied“ - Referat



Gedichtinterpretation von „Willkommen und Abschied“ von Goethe

Dass Liebe sowohl schön, als auch schmerzhaft sein kann ist keine Erkenntnis der modernen Welt. Auch zu Zeiten Johann Wolfgang Goethes hatten die Menschen mit dem Schmerz der Liebe zu kämpfen, auch wenn die Scheidungsrate bei weitem nicht so hoch lag, wie zur heutigen Zeit.
Mit dem Glück und Schmerz der Liebe hat Goethe sich in seinem Gedicht „Willkommen und Abschied“ von 1775 auseinandergesetzt. Es handelt von einem lyrischen Ich, das in einem Rückblick sein Treffen mit dem Du schildert, wobei das Du zwar direkt angesprochen wird, der Leser aber keine Auskunft über die innere Handlung des Du bekommt. Der vierhebige Jambus verleiht dem Gedicht Lebendigkeit und von den aussagekräftigen Adjektiven, unterstützt durch die zahlreichen Substantive, erhält das Gedicht seine Stimmung.
Die ersten beiden Strophen stehen mit ihrer düsteren Schilderung des Rittes des lyrischen Ich zum Du in der äußeren Handlung im Widerspruch zu den anderen beiden, welche das Glück der Liebe in der inneren Handlung beschreiben.
Die erste Strophe des Gedichts handelt von Ritt des lyrischen Ich durch den Wald, welcher düster beschreiben wird (V.7f.). Der erste Teil der zweiten Strophe schließt sich der ersten in Stimmung an „Die Nacht schuf tausend Ungeheuer“ (V.13), wechselt aber im zweiten Teil, welcher von Vers 14 bis Vers 16 geht in eine heiter-erwartungsvolle Stimmung, die die Vorfreude des lyrischen Ich auf das Treffen mit dem Du verdeutlicht „Doch frisch und fröhlich war mein Mut:“ (V.14).
Die dritte Strophe schildert das Zusammentreffen des lyrischen Ich mit dem Du und ist von einer positiven Stimmung dominiert, da das lyrische Ich von seiner Liebe zum Du und von der Freude über das Treffens erfüllt ist „Und jeder Atemzug für dich.“ (V.20).
Die vierte Strophe zeigt widersprüchliche Gefühle des lyrischen Ich auf, zum einen die Trauer über den Abschied, welche auch beim Du vorherrscht „Und sahst mir nach mit nassem Blick:“ (V.30), zum anderen die Freude über das Treffen und der gegenseitige Lieben „Und doch, welch Glück, geliebt zu werden! / Und Lieben, Götter, welch ein Glück!“ (V.31f.). Diese Freude überweigt beim lyrischen Ich und es ist, trotz der schwierigen Umstände, froh über seine Liebe zum Du und, dass das Du diese Gefühle auch erweitert.
Der Ritt des lyrischen Ich ist ausführlich und düster geschildert, doch es lässt sich auch erkennen, dass das lyrische Ich, da es von der Vorfreude auf das Treffen mit dem Du erfüllt ist, diese Schauerlichkeit des nächtlichen Waldes nicht als Bedrohung, wahrnimmt, sondern ihr wenig Beachtung schenkt. Nicht nur durch diese Schilderung, sondern auch, dadurch, dass am Ende des Gedichts deutlich gemacht wird, dass die Freude des lyrisch Ich über das Treffen mit dem Du, trotz Abschied, überwiegt, kann man erkennen, dass Goethe einen „Sieg“ der Liebe verdeutlichen will.
Das Gedicht ist ein Rückblick des lyrischen Ich in dem es von seinem Treffen mit dem Du erzählt und seine Gefühle für dieses dabei deutlich werden. Jedoch gibt es keine Auskunft über die Gedanken und Gefühle des Du.
Das Gedicht „Willkommen und Abschied“ ist ein Rückblick des lyrischen Ich, was man an der Zeit, dem Präteritum; erkennen kann, wie zum Beispiel „war“ (V.2) oder „sah“ (V.17). In diesem Rückblick reitet das lyrische Ich zum Du, nähert sich ihm so nicht nur in der äußeren Handlung, wie in Vers 17 „Dich sah ich“, sondern auch in der inneren Handlung, da das lyrische Ich von seiner Liebe zum Du erfüllt ist „Ganz war mein Herz an deiner Seite“ (V.19). Das lyrische Ich beschreibt das Du zwar mit Worten, die seine Liebe für es ausdrücken, wie in Vers 22 „Umgab das liebliche Gesicht“ und spricht das Du direkt an „In deinen Küssen welche Wonne!“ (V.27), doch gibt es keine Auskunft über die innere Handlung des Du. Einzige Ausnahme bildet die Schilderung der Trauer des Du, als das lyrischen Ich davonreitet „In deinen Augen welcher Schmerz! / Ich ging, du standest und sahst zu Erden / Und sahst mir nach mit nassem Blick:“ (V.28-30).
Das lyrisch Ich schildert zu Beginn des Gedichts nur seinen Ritt, ohne auf das Du einzugehen nährt sich diesem aber im Laufe des Gedichts emotional an, was man daran erkennen kann, dass es das Du beschreibt und dieses direkt anspricht. Deutlich wird aber auch dass die beiden Liebenden sich in der Trennung am nächsten sind, zu erkennen daran, dass nur im Moment des Abschieds die Gefühle des Du beschreiben werden. Damit wird zum Ausdruck gebracht, dass erst die Trennung dem lyrischen Ich deutlich macht, wie wichtig ihm das Du ist.
Durch den
vierhebigen Jambus im Gedicht wird das Fortschreiten der Handlung verdeutlicht, zudem verleiht dieser dem Gedicht eine schnelle, Spannung erweckende und heitere Stimmung und spiegelt den Hufschlag des Pferdes des lyrischen Ich wieder.
Das Gedicht beinhaltet einen durchgängig vierhebingen Jambus, hier an dem ersten Vers des Gedichtes verdeutlicht, wobei jeweils die betonten Silben unterstrichen sind: „Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde“. Da die Betonung bei einem Jambus auf die zweite Silbe fällt wirkt er Spannung erweckend und heiter. Außerdem wird, da er regelmäßig ist, der Hufschlag des Pferdes durch das „Unbetont-Betont-Unbetont-Betont“ hervorgehoben. Auch die fortlaufende Handlung gewinnt nicht nur an Spannung sondern wirkt durch den Jambus lebendiger und aktiver.
Goethe setzt in seinem Gedicht den Jambus gezielt als Spannungsheber ein und verleiht diesem so Lebendigkeit. Das Metrum ist auf die fortlaufende Handlung des Gedichts abgestimmt.
Adjektive, welche in diesem Gedicht verwendet werden, sind sehr aussagekräftig und beschreiben die Stimmung anschaulich. Die zahlreich vertretenen Substantive lassen die drei Motive Körper, Naturerscheinung und Gefühle erkennen.
Wie auch die Stimmung ändern sich die Adjektive je nach Strophe, in denen sie vorkommen. So rufen sie in Strophe eins und zwei eine unheimliche aber auch erwartungsvolle Stimmung hervor, zum Beispiel „kläglich“ (V.10) oder „schauerlich“ (V.12) im Gegensatz zu „frisch“ oder „fröhlich“ (beide V.14). Ebenfalls eindrucksvoll sind die, welche in der dritten und vierten Strophe vorkommen, wie „süßen“ (V.18) oder „liebliche“ (V.22), die die Liebe des lyrischen Ich zum Du und seine Freude über das Treffen betonen.
Die Substantive, welche zum Motiv Naturerscheinung gehören, wie „Erde“ (V.3), „Nacht“ (V.4) oder „Gesträuche“ (V.7) kommen fast ausschließlich in den Strophen eins und zwei vor, treten also zusammen mit der düsteren Stimmung auf, wogegen die Substantive des Motives Körper sich über das ganze Gedicht verteilen, trotzdem aber hauptsächlich in Zusammenhang mit der positiven Stimmung auftreten. Die zum Motiv Gefühl gehörenden Substantive treten nur in Verbindung mit der positiven Stimmung auf, da sie alle von positiven Gefühlen handeln, wie „Mut“ (V.14) oder „Glück“ (V.31). Auch zu erkennen ist, dass sich der Motivbereiche Körper stellenweise mit dem Bereich Gefühl vermischt. Am auffälligsten ist das „Herz“ (V.19) als Körperteil und Symbol der Liebe.
Goethe hat eindrucksvolle Adjektive für sein Gedicht gewählt, welche die Stimmung des Gedichts an den einzelnen Stellen gut veranschaulichen. Außerdem ist zu beobachten, dass die zum Motiv Naturerscheinung gehörenden Substantive hauptsächlich in Verbindung mit der düsteren Stimmung des Waldritts vorkommen, wogegen die der Motive Körper und Gefühl meist in Verbindung mit der positiven Stimmung vorkommen.
Johann Wolfgang Goethe zeigt durch sein Gedicht „Willkommen und Abschied“, dass die Liebe, trotz schwieriger Bedingungen; die Oberhand behält und selbst die Schauerlichkeit eines nächtlichen Waldes sie nicht beeinträchtigen kann. Auch benötigt es manchmal eine Trennung oder einen Abschied, um sich seiner intensiven Gefühle wirklich klar zu werden.
Sowohl Metrum als auch Adjektive sind der fortlaufenden Handlung und der teils schaurigen, teils positiven Stimmung in seinem Gedicht angepasst und heben diese hervor.
Goethe verwendet die Stielmittel gezielt, sodass sie wichtige Dinge, wie Stimmung oder Inhalt, im Gedicht hervorgehoben und betont werden. Zum Beispiel der vierhebige Jambus, welcher den Hufschlag des Pferdes des lyrischen Ich verdeutlicht. Da die Stielmitte so gezielt und gekonnt eingesetzt sind, finde ich, dass man sich leicht in die Stimmung des Gedichts hineinversetzten kann.
In Goethes Gedicht sind die beiden Liebenden unfreiwillig voneinander getrennt, was in der heutigen mobilen Gesellschaft ebenfalls auf viele Beziehungen zu trifft. Durch die steigende Arbeitsplatzmobilität wird dieses Problem immer relevanter. Dadurch gewinnt die in Goethes Gedicht beschrieben Situation stetig an Aktualität.




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