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Karikatur Kongress von Verona - Referat



Die Karikatur „A hasty sketch at Verona, or the prophecies of Napoleon unfolding” stammt vom britischen Karikaturist J. Lewis Marks (etwa 1796-1855) und wurde am 10. Februar 1823 bei S.W. Fores in London veröffentlicht. Wie der Titel schon sagt, zeigt die satirische Karikatur den Kongress von Verona, welcher vom 20. Oktober bis zum 14. Dezember 1822 stattfand. Verona war im Königreich Lombardo-Venetien, welches vom Kaisertum Österreich regiert wurde. Der Grund für die Veröffentlichung in England geht darauf zurück, dass dort eine liberale Zensur herrschte.

Zu sehen ist ein rechteckiger Tisch mit zwei Blättern darauf; eines davon ist eine Landkarte, da auf ihr das Wort „Spain“ steht. Es sind sechs Personen anwesend, vier davon sitzen am Tisch und verhandeln: sie sind die Machthaber oder Gesandten der Länder der Quadrupelallianz, also der vier Großmächte, welche Napoleon besiegt haben. Links sitzt der russische Zar Alexander I. Er blickt zu seinem Gegenüber am anderen Tischende, zum österreichischen Kaiser Franz I. Dieser ist aufgrund des goldenen Kreuzes auf seiner Brust erkennbar, welches ein Symbol der Heiligen Allianz war: eine ideologische Einigung des christlichen Europas auf Grundlage der Religion. An der vorderen Seite des Tisches befindet sich der Duke of Wellington, der als Bevollmächtigter für Großbritannien teilnahm. Er spricht die Worte „You had better not/garde a Toi“ aus. Diese Aussage ist womöglich an den Mann hinter dem Tisch gerichtet, also an den französischen Duc d'Angoulême, welcher sein Schwert zückt, aufspringt und somit seinen Stuhl umwirft. Alle vier Männer tragen eine Militäruniform ihres jeweiligen Staates.

Unter dem Tisch, vor den Füßen des Zaren, steht eine Wiege mit der Inschrift des englischen Wortes für Preußen („Prussia“). In ihrem Inneren liegt der damalige König des Landes, Friedrich Wilhelm III. Alexander I bewegt die Wiege mit seinem linken Fuß. Unter seinen Füßen befindet sich außerdem eine kleine Puppe, neben welcher das Wort „Böhmen“ steht. Es handelt sich bei der Figur also womöglich um die Darstellung einer Person aus jenem Königreich, die versucht sich aus den Fängen des Zaren zu befreien. Unter den Füßen des österreichischen Kaisers befinden sich auch zwei Figuren mit den Beschriftungen „Scicely“ und „Saxony“: der Kaiser trampelt auf ihnen herum und beachtet sie nicht. Die Figur mit der Beschriftung „Saxony“ trägt außerdem auch eine Krone, was darauf schließen lässt, dass es sich um den sächsischen König Friedrich August I handeln muss. Aus den Manteltaschen des Kaisers ragen zwei weitere Könige: der Linke ist der König von Neapel/Sizilien, namentlich König Karl Felix I von Savoyen; die Beschriftung des anderen lautet „King of Sardinia“, welcher Ferdinand I von Bourbon hieß.

Hinter dem Stuhl von Franz I ist ein Fenster zu sehen, durch welches der österreichische Außenminister Klemens Wenzel Lothar von Metternich in den Raum blickt. In der Sprechblase steht die englische Version der folgenden Aussage: „Kümmert euch um diesen Bären, er hat seinen Geist auf Blut gesetzt, und sein unersättlicher Appetit wird sowohl Osten als auch Westen überschwemmen, und er macht euch nur zu seinen Werkzeugen, einander die Kehlen zu durchschneiden, damit er euch umso leichter verschlingen kann“.

Der Kongress von Verona war die letzte der vier Konferenzen im Anschluss an den Wiener Kongress (1815), welche zur Sicherung des Friedens in Europa abgehalten wurden. Die Karte von Spanien deutet auf eines der zentralen Themen des Kongresses hin, nämlich den Beschluss
einer militärischen Intervention Frankreichs gegen die revolutionäre Bewegung in Spanien, die sogenannte spanische Frage. Der französische Außenminister François-René de Chateaubriand rechtfertigte das geplante Eingreifen damit, dass die territoriale Integrität Frankreichs in Gefahr sei. Gefährdet wurde auch die „absolutistische“ Regierung der Bourbonen, die drei Jahre lang von einer liberalen Regierung in Form von einer konstitutionellen Monarchie abgelöst wurde. Diese wird von Frankreich praktisch als Anarchie angesehen. Die Aussage des Duke of Wellington in der Karikatur lässt sich damit erklären, dass die britische Regierung und der König gegen ein Eingreifen der Pentarchie (Frankreich, Russland, Preußen, Österreich und Großbritannien) waren. Eine Intervention sei nutzlos und man würde unnötige Gefahren eingehen, an denen sich seine Majestät nicht beteiligen wolle. Großbritannien vermutete auch, dass die Franzosen nach einer erfolgreichen Übernahme der Regierung in Spanien auch die spanischen Kolonien in Amerika einnehmen würden, was wiederum der britischen Politik schaden könnte.

Währenddessen unterhalten sich auch Alexander I und Franz I. Letzterer wird womöglich von Metternich beraten, der ihn vor dem Franzosen warnt. Er bezeichnet d'Angoulême als Bären, denn er wolle mit Gewalt vorgehen. Er würde dafür sorgen, dass sich die anderen Großmächte in die Haare kommen und somit niemand Frankreich davon abbringen kann, in Spanien zu intervenieren. Franz I selbst hat in seiner Manteltasche die Figuren der beiden Könige von Neapel/Sizilien und Sardinien-Piemont, da Österreich eine Schutzmacht für sie ist. Im Veroneser Kongress wurde auch über einen vollständigen Truppenabbau Österreichs im Piemont und über eine Abrüstung in Neapel diskutiert.
Die Wiege mit Friedrich Wilhelm III zu den Füßen des Zaren deutet hingegen auf die anhaltende Freundschaft und die gegenseitige Unterstützung der beiden Regenten hin. Die beiden Länder haben außerdem nach dem Russlandfeldzug auch eine militärische Allianz gegen Frankreich geschlossen. Von den kleinen Figuren, auf denen der Kaiser und der Zar herumtrampeln, sind zwei davon möglicherweise Bewohner des deutschen Bundes. Der dritte ist der König von Sachsen, welches auch zum Bund gehörte. Dieser Bund sollte die innere Sicherheit der Mitgliedstaaten sowie die Ordnung bei internationalen Beziehungen gewährleisten. Allerdings legten Österreich und Preußen immer wieder eine gewisse politische Rivalität an den Tag, was zu inneren Spannungen und schlussendlich auch zum Ende des Bundes führte.



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