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Macht und Ohnmacht - Referat



Macht und Ohnmacht

•Potestas bedeutet neben Macht auch Kraft oder Wirkung oder Gewalt

• These: Je nach Zusammenhang bekommt der Begriff „Macht" eine andere Bedeutung. Analog der lateinischen Sprache, die potestas mit deutenden Attributen versieht, ist auch die Gestaltung von Macht je nach Umfeld unterschiedlich.

Definitionen von Macht;
1.lat. potestas - Kraft, Wirkung, Gewalt dt. mögen, können, vermögen - über Möglichkeit zum Handeln verfügen
2.Amerikanerin Elisabeth Moss Kanter: „Macht als die Fähigkeit zu handeln”.
3.Robert Dahl: „A hat Macht über B in dem Maß, wie er B dazu bringen kann, etwas zu tun, was B sonst nicht getan hätte“
4.Soziologe Max Weber:
Macht ist „die Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht”, oder auch die „Möglichkeit, den eigenen Willen dem Verhalten anderer aufzuzwingen”.
•Macht wird hier verstanden als Chance oder Potential.
•Macht gibt es nur in Beziehungen zu anderen.
•Macht wird hier bestimmt als Macht über andere: Mein Wille setzt sich durch, auch wenn der andere dem widerstrebt.
•Dabei bleibt zunächst offen, wie dies geschieht und worauf diese Macht beruht.

Die Acht Quellen der Macht:
1.Die Macht der Materie: körperliche Stärke, Werkzeuge, Waffen, Besitz (Land und Produktionsmittel), Geld, Kinder gebären können Insignien:
Muskelpakete, Kinderschar, sichtbare Waffen, Militärparaden, Luxus, Pomp
(Macht der Sozialkompetenz: aus Persönlichkeit / natürlicher Autorität heraus)

2.Die Macht der Herkunft: Ahnen, Urväter, Urmütter, Sippe, Stamm, Volk (z.B. Migranten)
Insignien:
klingende Namen, Siegelringe, Ahnenbilder, Erbstücke, Adelstitel, Reisepässe, Fahnen, Nationalhymnen

3.Die Macht der Mehrheit: „Ihr seid zwar stärker, aber wir sind mehr”, „Gemeinsam sind wir stark” Kristallisationspunkt, Fokus, gemeinsames Ziel nötig -> formieren, organisieren demokratische Systeme Insignien:
Zugehörigkeitssymbole – Abzeichen, besondere Kennzeichen der Kleidung, Grußformeln, Parolen, Demonstrationen, Abstimmungsergebnisse

4.Die Macht des Wissens: "Wissen ist Macht"
Verfügbarkeit von Informationen (Informationsfluss steuern) und Statistiken, Erkenntnisse, Allgemeinbildung, praktische Erfahrungen, Fertigkeiten, Fachkompetenz, individuelles Können und damit verbundener Ruf Persönlichkeitsebene: strategisches Denken, Zielorientierung, Vernunft, Sachverstand
in Informationsgesellschaft immer wichtiger
Insignien:
akademische Titel und Würden, Nobel- und andere Preise, Listen von Veröffentlichungen, Ehrungen und Medienpräsenz

5.Die Macht der Gefühle: Privatleben:
Liebesentzug, Beleidigtsein, Wutausbrüche, Weinkrämpfe, jammern, klagen, Vorwürfe machen, hilflos sein, sich als schwach darstellen, Verführung, Ausnützen von Sehnsüchten und sexuellen Abhängigkeiten
Berufsleben. Organisationen, Unternehmen:,
an Mitleid / Loyalität / Ehrgefühl appellieren, Angst / Scham mobilisieren
positiv: Lob, Zuwendung, Vertrauensbeweise
negativ: Tadel, unsachliche Angriffe, Demütigungen, Abwertungen
Insignien:
Ehering (Liebe ist gebunden), betonte Zurschaustellung sexueller Reize (Make-up, Minirock, Dekolleté)

6.Die Macht der Funktion:, Politiker, Manager, Beamte, Priester, Polizisten, Lehrer, Richter, Vorarbeiter,...
-> „von Amts wegen” dazu befugt, Anordnungen zu treffen
Funktion temporär begrenzt, Wirkungsbereich genau definiert
Vermischung von Funktionsmacht und Person problematisch -> in Macht der Herkunft verwandeln (Visitenkarten „a.D.”)
Insignien:
Amtsbezeichnungen, Dienstgrade, Titel, Uniformen, Berufskleidung, Türschilder, Dienstwagen

7.Die Macht der Kontakte: sog. „Vitamin B” — Anleihe bei der Macht, die andere haben; Gegengeschäft Vertraute, Informanten, Netzwerke, Seilschaften, Clubs, Bünde, Vereine, Logen Frauen haben im Berufsleben noch Nachholbedarf
Privatleben: „bessere Kreise”, gute Partie, Nachbarn, Freunde
Insignien:
wenn überhaupt: dezente Abzeichen der Verbindung, Vereinsrituale, geheime Namen, Codeworte

8.Die Macht der Überzeugung: „Wahrheit” einer Gemeinschaft eines Individuums:
Wertesysteme, Norme, Gesetze einer Gesellschaft (Rechtssystem), Glaubensbekenntnisse der Religionen, herrschende Paradigmen der Wissenschaft "Privatreligion" jedes Einzelnen — eigene Werte und „letzte Wahrheiten”, die absolute Gültigkeit besitzen
Kommunikation: bei Diskussionen oft sehr plötzlicher und subtiler Wechsel von Macht des Wissens zur Macht der Überzeugung
Insignien:
besonders prunkvoll und auffällig möglich
Kopfschmuck, Schärpen, Ritualgegenstände bei geistigen und weltlichen Würdenträgern, Abzeichen, Schmuckanhänger bei Privatpersonen

Eine gängige sozialpsychologische Typologie unterscheidet:
Macht aufgrund von
1.Belohnung
2.Bestrafung
3.Legitimation oder Anerkennung (z.B. auf der Basis sozial akzeptierter Normen, Werte und Verfahren; aufgrund von Leistung und Erfolg, persönlichen physischen, psychischen Fähigkeiten; sozialem Ansehen, Position und institutionellen Kompetenzen)
4.Identifikation (jemand will einer Person oder Gruppe gleich oder ähnlich sein)
5.reale/zugeschriebene Sachkenntnis und Argumentationsfähigkeit („die Macht der guten Argumente")
6.Zugang zu und Verfügung über Information, Kommunikationsmittel und Netzwerke.

Beruht Macht auf den Ressourcen (3) bis (5), so spricht man von Autorität.

Macht hat nicht nur eine objektive, sondern auch eine subjektive Seite.
Macht wird wesentlich begründet und reproduziert
1.durch die Art, wie wir darüber denken;
2.wie wir uns fühlen, wie wir sie erfahren, früher als Kinder und Jugendliche, heute als Erwachsene, Vorgesetzte oder Nachgeordnete;
3. wie wir unsere Erfahrungen von Macht und Ohnmacht psychisch und biografisch verarbeiten; und schließlich
4.welche Einstellungen wir entwickeln, welche Verhaltensweisen wir in einem lebenslangen Sozialisationsprozess einüben, ob wir uns z.B. stark an Autoritäten orientieren, dem Muster „erlernter Hilflosigkeit” folgen oder aber im psychoanalytischen Sinne Ich-Stärke und Produktivität
entwickeln und selbst bestimmt handeln.
Macht erhält man durch die Gruppe bzw. die Organisation. — Wo die Macht, da die
Verantwortung. — Ohne Macht keine Autorität. — Tabus schützen die Mächtigen.


1.Klassisch hierarchische Führungsphilosophie -4 Axiome: Entscheidungszentralisation: der jeweils Höhere hat Recht
Wahrheitszentralisation: Informationen hat nur die zentrale Macht Weisheitszentralisation: wenn zwei streiten, entscheidet der Vorgesetzte Machtzentralisation: die Unteren sind von ihrem Chef abhängig
2.Konsensuelle Führunqs- und Orqanisationsphilosophie – im Auftrag von Gruppen
Ohnmacht
„ohne Macht sein”
braucht im Erleben das Gegenüber von Macht -> Wechselspiel Macht / Ohnmacht bedingen und ergänzen sich, ständiger Austauschprozess
Macht / Ohnmacht erst in Beziehungen zu anderen Menschen sichtbar
Wertequadrat von Friedemann Schulz von Thun
Jede Kompetenz hat negative und konstruktive Ausprägungen
Kompetenz negativ -> „des Guten zuviel” (vgl. Selbstdurchsetzung)
Macht im Ursprung: Wille zum Gestalten.
zuviel: Handeln ohne Verantwortung, Gestalten ohne Sachbezug
-> negatives, überzogenes Bild von Macht.
Gegenpol zum Gestalten: Wert des „Zulassens” – jedes Gestalten braucht ein zulassendes Gegenüber, das sich auf etwas einlässt
zulassen nicht bewusst entschieden, Gleichgültigkeit
-> Gefühl und Erleben von Ohnmacht.
Ursprung von Macht oder Ohnmacht ist weder negativ noch positiv
Balance gestalterischer und zulassender Kompetenzen wichtig und notwendig -3 sonst können beide Stärken zu Schwächen werden
Reflektierter Umgang mit den Themen Macht und Ohnmacht notwendig
-> vermeiden können, dass Macht im schlechtesten Sinne ausgeübt wird bzw. dass Menschen sich ohnmächtig fühlen.
Umgang mit Macht und Ohnmacht
Viktor E. Frankl — Biografie „...trotzdem Ja zum Leben sagen”: Erfahrungen vom KZ Situation sehr genau analysieren — Grenzen akzeptieren — Handlungsspielräume erkennen (Blick auf die Dinge lenken, die man ändern kann)







Zehn Thesen zur inneren Dynamik von Macht und Ohnmacht

1.Innerhalb und jenseits des Rechts und der Strukturen: In persönlichen Beziehungen hat jeder nur soviel Macht, wie ich ihm gebe.
2.Unsere Bewertung bestimmt wesentlich das Gewicht der Macht und das Ansehen der (Ohn-)Mächtigen.
3.In sozialen Beziehungen gründet sich eine Übermacht, der ich mich angeblich fügen muss, in Wirklichkeit oft auf freiwillige Anerkennung und die Macht der Gewohnheit.
4.Die Überwindung von Ohnmacht beginnt in unserem Kopf: unser Denken, wir selbst machen uns abhängig und hindern uns daran, stärker zu sein.
 Ich will es vor allem mir, nicht mehr so sehr anderen recht machen.
 Ich will mit mir einig sein und mich selbst achten. Ich bin nicht mehr so sehr auf
die Anerkennung durch den Chef bedacht. Ich will nicht mehr unbedingt von
allen akzeptiert („geliebt") sein.
 Ich setze Grenzen und wehre mich.
 Ich traue mich, etwas zu sagen, den Mund aufzumachen, zu widersprechen, Kritik zu üben. Vielleicht ist es sogar etwas, was alle anderen auch denken (oder schon längst gedacht haben); aber bisher hat sich keiner getraut, es offen auszusprechen. Ich beschreibe ein Unrecht, ohne Aggression gegen andere, ohne es oder sie zu bewerten, ohne jemanden in die Defensive zu treiben.
Das kann auch heißen: Ich habe die Kraft und den Mut, das Übliche und Ge wohnte in Frage zu stellen, „das Alte” loszulassen und vielleicht sogar zu gehen, um wieder mein eigener Herr zu werden.
5.Wir denken viel zu häufig negativ und einschränkend; wir sehen zu wenig die Chancen der Veränderung.
6.Jede Veränderung beginnt in uns selbst. Gefühle, Willen und Vernunft sind der Motor für die Überwindung von Ohnmacht.
7.Jede Veränderung beginnt im eigenen Verantwortungsbereich.
8.Wir unterschätzen oft die Macht von aktiven, innovativen Minderheiten, die Macht der Solidarität und des Mutes an der Basis.
9.Produktiv ist ein Verständnis von Macht, das nicht nach Herrschaft über andere strebt, sondern mit anderen zusammen für gemeinsame Interessen und das Wohl möglichst vieler eintritt. So lassen sich auf demokratische Weise eigene Interessen und Solidarität miteinander verbinden.
10.Die Überwindung von Ohnmacht braucht Wissen, Geduld und Vertrauen.

Vielleicht ist es aber oft auch nur möglich, Ohnmacht auszuhalten und anzunehmen als Teil einer Lebensrealität, die sich gleichwohl nicht darin erschöpft.


Drei, vielleicht provokante Thesen:
•Macht und Ohnmacht sind weder positiv noch negativ zu betrachten. Sie sind Faktoren unseres Lebens. Entscheidend ist der bewusste Umgang mit ihnen. Wer diesen Umgang scheut, gefährdet sich und sein Unternehmen.
•Nur mit einem bewussten Umgang kann ich Handlungsspielräume erkennen und für mich gestalten.
•Handlungsspielräume gewinne ich nur durch Entscheidung. Entscheide ich mein Handeln nicht — wird für mich entschieden.





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