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Mahatma Gandhi - 2.Version - Referat



Mahatma Gandhi in Südafrkia
Gandhis erste Kundgebung

Gandhi war sehr empört darüber, wie die Einwohner Südafrikas, besonders die Buren, mit den dort lebenden Indern umsprangen, dass er trotz aller Warnungen Dada Abdullahs mit Tyeb Sheth Kontakt aufnahm, um eine Versammlung mit den Indern Südafrikas zu organisieren.
Ein Termin für die Versammlung wurde festgelegt und Tyeb Sheth begann, in seinem Freundeskreis, dafür zu werben.
Da die Entscheidung getroffen war, begann Gandhi doch etwas unsicher zu werden. Er war nie ein großer Redner gewesen. Bei einer Gerichtsverhandlung in Indien ist ihm sogar einmal die Stimme weggeblieben. Er musste sich also besonders gut auf diesen Abend vorbereiten.
Dann war der Abend des großen Treffens gekommen.
Die mohammedanischen Kaufleute waren der Meinung, dass Gandhi keine Ahnung vom Geschäftsleben hatte. Doch Gandhi sprach bei aller Kritik mit so viel Wohlwollen in der Stimme, dass seine Zuschauer ihr Unbehagen vergaßen und weiter seinen Ausführungen lauschten. Vielleicht, dachten sie sich, hat er gar nicht so unrecht, wenn er sagte, die Inder sollten den ersten Schritt wagen, um geachtete Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Und ganz sicher Recht hatte er mit dem Vorschlag, sich künftig regelmäßig zu treffen, um zu besprechen, wie man die täglichen Konflikte mit den Behörden lösen könnte.

Seine erste Kampagne

In Durban wollte Dada Abdullah noch einmal ein großes Abschiedsessen für Gandhi veranstalten, bevor er mit dem Schiff wieder in seine Heimat zurückreisen würde. Nach dem köstlichen Essen lass Gandhi Zeitung. In einem Artikel war davon die Rede, dass künftig den Indern das Wahlrecht abgesprochen werden solle.
Aus diesem Grund entschied sich Gandhi noch länger in Südafrika zu bleiben, die Inder brauchten ihn hier.
Noch am selben Abend begann er zu arbeiten. Die zeigte drängte. Bereits am 3.Juli 1894 wollte das Parlament dieses neue Gesetz verabschieden. Bis dahin mussten möglichst viele Inder die Petition unterschrieben haben. Gandhi entschied sich für ein Schneeballsystem, wonach jeder der Anwesenden so viele seiner Freunde ansprechen sollte wie möglich, die ihrerseits ihre Freunde zur Unterschrift drängen sollten. Bereits nach drei Tagen konnte er dem Parlament die ersten 500 Unterschriften vorlegen.
Doch die Parlamentarier zeigten sich nicht beeindruckt. Wie auch zu erwarten war, verabschiedeten sie am 3.Juli das neue Gesetz. Doch wie alle Gesetze in der Kronkolonie musste auch dieses erst von der Königin in London unterzeichnet werden, bevor es in Kraft treten konnte. Kamen genug Unterschriften zusammen, würde die Königin das Gesetz nicht unterzeichnen, davon war Gandhi überzeugt.
Der täglich wachsende Stapel unterschriebener Listen führte deutlich genug vor Augen, dass die Aktion ein großer Erfolg zu werden versprach. In der Tat, schon zwei Wochen nach der Parlamentsitzung konnte Gandhi dem Gouverneur von Natal 10000 Unterschriften zur Weiterleitung nach London übergeben.
Gandhi war der Meinung, dass man eine Institution für die Rechte der Inder brauchte. Ein Komitee oder eine Organisation, welche wiederum auch dem einzelnen mehr Selbstvertrauen geben konnte.
Am 22.August 1894 gründete Gandhi den "Natal Indian Congress" (NIC), eine Organisation, die nicht nur der Verständigung von Indern mit den Europäern dienen sollte, sondern auch innerhalb der indischen Gemeinschaft eine wichtige Aufgabe übernehmen konnte. Mit Hilfe des NIC hoffte Gandhi, die alte indische Kultur wiederzubeleben und für seine Landsleute eine Möglichkeit zu schaffen, sich in politischen, sozialen und moralischen Fragen fortzubilden.
Ein gewaltiges Vorhaben. Doch es schien so, als ob die Inder nur darauf gewartet hätten, dass eine solche Organisation geschaffen wurde. Innerhalb von nur einem Monat traten den NIC 300 Inder aus allen sozialen Schichten und aus den verschiedensten Religionen bei.
Am 13. Mai 1896 war es dann soweit. Die Wahlgesetze wurden, trotz aller Proteste der Inder, trotz Petitionen und Tausenden von Unterschriften, fast unverändert eingeführt.
Gandhi und der NIC hatten ibre erste schwere Niederlage erlitten.

Kampf gegen die Registrierunsgesetze

Mit Billigung der Königin wurden künftig Inder nur noch unter strengen Auflagen ins Land gelassen. Und es soll ein Meldegesetz erlassen werden, das den Indern den Entschluss erleichtern soll, wieder in ihre Heimat zurückzukehren.
Die Buren waren nicht begeistert über das neue Gesetz. Sie hätten lieber gehört, dass man das "asiatische Krebsgeschwür" ausrotten wird. Sie hofften, dass Botha, auch ein Bure, die Wahl gewinnen würde, denn er würde, ohne mit der Wimper zu zucken, reinen Tisch machen.
Gandhi hatte natürlich schon einen Plan das zu verhindern. Er ließ eine Versammlung ein berufen und erklärte denn Indern, dass er mit einigen Freunden nach London fahren will, um dort persönlich mit Lord Elgin sprechen und ihn überzeugen, dass ein solches Gesetz unwürdig für ein Land wie England ist.
Gandhi hat sich auf der Versammlung optimistischer ausgedrückt, als ihm zumute war. In Wirklichkeit glaubte er keineswegs daran, dass seine Reise nach England ein Erfolg werden würde.
Doch zum Erstaunen aller stieß die kleine Delegation in London auf allgemeines Wohlwollen. Manche Kabinettsminister schienen gar eben so empört über die Pläne zum Meldegesetz wie die Inder selbst.
Die Inder begannen schon an einen Erfolg ihrer Mission zu glauben.
Doch kam ihre Freude zu früh. Noch während ihrer Rückfahrt erfuhren die Mitglieder der Delegation, dass Transvaal mit Billigung der Briten eine neue Regierung erhalten sollte: Ab 1.Januar 1907 würde das Land wieder unter der Verwaltung der Buren stehen. Premierminister würde General Botha werden, Innenminister der General Jan Christian Smuts. Beide waren bekannt dafür, dass sie mit allen Mitteln eine Lösung des Problems anstrebten, wie man die Inder nach Hause schicken konnte.
Drei Monate nach der Regierungsübernahme, im März 1907, wurde das Meldegesetz unverändert vom Parlament in Transvaal verabschiedet. Überall flammten nun Protestkundgebungen auf und es kam zu Streiks. Die Inder schienen entschlossen sich der Registrierung zu widersetzen.
Am 1.Juli trat das Gesetz in Kraft. Innerhalb eines Monats sollten alle Inder registriert sein. Es gab aber nur wenige, die sich in die Registrierungsbüros verirrten, welche die Regierung überall im Lande eröffnet hatte. Überall im Land tauchten Flugblätter und in der Nacht heimlich geklebte Plakate auf, in denen zum Widerstand gegen das Gesetz aufgerufen wurde.
Dann gab es die ersten Verhaftungen. Gandhi war nun voll damit beansprucht die Inhaftierten zu verteidigen.
Im August wurde schließlich von der Regierung die Frist für die Registrierung verlängert. Als neuer Stichtag wurde der 30. November angekündigt. In der Zwischenzeit, so rechnete Smuts, würde man diese Starrköpfe schon so weit einschüchtern, dass sie freiwillig in die Büros kommen würden. Doch da hatte er sich getäuscht. Von den 13000 Indern in Transvaal hatten bis dahin erst 511 einen Meldeschein abgeholt.
Nun reagierte Smuts mit Härte. 37 Inder waren die ersten Opfer, die er in einem Prozess in der Stadt Volksrust verurteilen ließ.
Und am 10. Januar des folgenden Jahres musste auch Gandhi in der Rolle eines Angeklagten den Gerichtssaal betreten. Seine wiederholten Aufrufe, sich der Registrierung zu widersetzten, brachten ihm eine Gefängnisstrafe von zwei Monaten ein. Ende des Monats Januar war die Zahl der Verurteilten Inder auf über 150 angewachsen.
Der Gefängnisaufenthalt hatte auf Gandhi allerdings eine andere Wirkung, als Smuts erhofft hatte. Gandhi hatte dort Zeit und Ruhe, die letzten Monate noch einmal zu überdenken und eine Strategie für die kommenden zu entwickeln. Zu seinem Glück fiel ihm ein Essay des Amerikaners Henry D. Thoreau mit dem langen Titel „Über die Pflicht zum zivilen Ungehorsam gegen den Staat“ in die Hände. Ziviler Ungehorsam, das war das Kampfmittel, nach dem Gandhi immer gesucht hatte: der Kampf gegen die Ungerechtigkeit, indem man offen Gesetze übertrat, eine Strafe dafür nicht nur riskierte, sondern sie auch verbüßte. Ein solcher Widerstand war aktiv und trotzdem gewaltfrei, er entsprach außerdem der Ethik, die ihn die Bhagavadgita gelehrt hatte.
Gandhi suchte nach einem Begriff, der diese Widerstandsform möglichst umfassend beschrieb. Er initiierte ein Preisausschreiben. Unter den vielen Einsendungen wählte er schließlich das Wort „Satyagraha“. „Satyagraha“ wurde nun der Kampfbegriff, unter dem Gandhi nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis den Widerstand fortsetze. Doch viele Inder begriffen nicht die Taktik, die Gandhi nun verfolgte.
Zum Entsetzen nicht weniger schlug er nach seiner Entlassung General Smuts einen Kompromiss vor. Sollte die Regierung das Gesetz der zwangsweisen Registrierung zurücknehmen, so schrieb der Rechtsanwalt, dann wollte er, Gandhi, dafür eintreten, dass die Inder sich freiwillig registrieren ließen.
Bereits zwei Tage später stimmte Smuts dem Kompromiss zu. Als Zeichen des guten Willens wurden nun auch die anderen Gefangenen freigelassen.
Gandhi fuhr nach Johannesburg und berief sofort eine Versammlung aller Inder auf dem Gelände der Moschee ein. Über 1000 Leute kamen, um zu hören, was der populäre Rechtsanwalt ihnen zu sagen hatte.
Doch eine Gruppe Pathanen war nicht begeistert darüber, was er ihnen zu sagen hatte und schimpften ihn einen Verräter.
Gandhi war bestürzt. Er hatte mit solchen Angriffen gerechnet, doch nun, da er sich ihnen ausgesetzt sah, trafen sie ihn doch sehr.
Lange diskutierten die Inder an diesem Abend noch die unerwartete Wendung, die Gandhi vollzogen hatte. Doch die meisten hatten ein so großes Vertrauen zu dem Mann gewonnen, dass sie sich entschlossen seinem Beispiel zu folgen. Auch wenn Mir Alam, der Sprecher der Pathanen, immer noch behauptete, er sei von den Buren gekauft worden.
Als sich Gandhi am nächsten Morgen auf den Weg zum Registrierungsbüro machte, waren nur wenige seiner Freunde gekommen. Hinter ihnen, immer in gleicher Entfernung, gingen acht riesenhafte Pathanen, unter ihnen Mir Alam.
Plötzlich begannen die Pathanen zu laufen. Als Gandhi endlich vor dem Registrierungsbüro stand, hatten seine Gegner vor dem Eingang schon Stellung bezogen.
Gandhi blieb stehen. Da löste sich aus der Gruppe der Pathanen Mir Alam, einen dicken Stock in den Händen. Ohne Hast ging er auf Gandhi zu, bis er dicht vor ihm stand. Dann begann er mit mächtigen Hieben auf den wehrlosen Rechtsanwalt einzuschlagen.
Erst als die Europäer herbeiliefen, ließen die Pathanen von ihrem Opfer ab und rannten davon.
Eilig wurde er in das nahegelegene Haus eines Arztes gebracht.
Doch bevor Gandhi sich untersuchen lassen wollte, wollte er sich noch registrieren lassen.
Erst als die Haushälterin des Arztes mit dem Beamten zurück war und dieser Gandhi die Fingerabdrücke abgenommen hatte, ließ sich der Verletzte untersuchen und behandeln.
Gandhis Unbeugsamkeit hatte eine enorme Wirkung. Bis Ende Mai, dem offiziellen Stichtag für die freiwillige Registrierung, folgten über 8000 Inder Gandhis Beispiel.
Doch General Smuts hielt sich nicht an die Vereinbarung, die er mit Gandhi abgeschlossen hatte. 8000 von 13000 Indern, das war ihm zu wenig. Er wollte die vollständige Erfassung der indischen Minderheit.
Doch bald sollte Herr Smuts erfahren, dass Gandhis Bereitschaft zu einem Kompromiss keineswegs von Schwäche diktiert gewesen war. Im Gegenteil.

Aufbau der Phoenix-Farm

Vor dem Burenkrieg hatten sich die Inder frei im Land bewegen können. Und nun, kaum war der Krieg vorbei, benötigte man eine Genehmigung, wollte man von Natal nach Transvaal, reisen. Sogar eine eigene Behörde hatten die Briten für diesen Zweck eingerichtet, das sogenannte „Asiatic Department“.
Das besiegte Transvaal war nun also britische Kronkolonie. Viel Geld musste in das zerstörte Land gepumpt werden, wollte man es vor dem Ruin bewahren: Die Buren mussten wieder angesiedelt, die zerstörten Höfe wieder aufgebaut und das Vieh ersetzt werden. Für die sozialen Belange der Inder blieb da nichts übrig. Ihre Rechte wurden nun auch unter den Briten immer weiter eingeschränkt. Hilfe war nicht zu erwarten, auch nicht vom „Asiatic Department“, das eigentlich die Asiaten schützen sollte.
Gandhi spürte, dass er nun mehr denn je gebraucht wurde. Also ließ er sich beim höchsten Gerichtshof in Transvaal als Rechtsanwalt eintragen.
Gandhi wollte in der Nähe der Stadt Durban eine Farm gründen, auf der man mit Freunden zusammenleben konnte, die man mit einfacher körperlicher Arbeit bewirtschaften und wo man in der Freizeit die „Indian Opinion“ drucken konnte. Dadurch konnte er gleichzeitig seinem Leben einen neuen Sinn geben und das Erscheinen dieser überaus wichtigen Zeitung sichern.
Die Mitarbeiter der „Opinion“ stimmten diesen Plänen begeistert zu. Energisch ging man an die Arbeit. Das verwilderte Gelände musste kultiviert werden, Hütten wurden errichtet. Es brauchte über ein Jahr angestrengter Arbeit, bis endlich die erste Zeitung in der kleinen Siedlung erscheinen konnte. Sie bestand nur aus einem Blatt. Und war mit der Hand gedruckt worden, weil ausgerechnet in dieser Nacht der Motor der Druckerpresse ausgefallen war. Die Zeitung sollte nun regelmäßig erscheinen, Woche für Woche. Das weiterleben der „Indian Opinion“ war damit gesichert. Grundlage war dafür die wirtschaftliche Gesundheit des ganzen Anwesens, das nach einem nahegelegenen Dorf „Phoenix-Farm“ genannt wurde. Mit einer unglaublichen Energie hatten die Männer in kürzester Zeit erreicht, dass die Farm sich selbst trug und sogar einen kleinen Gewinn abwarf.

Satyagraha

Satyagraha ist ohne den Glauben der Hindus nicht zu verstehen, der in einigen Punkten sehr vom Christentum abweicht. Das christliche Gebot der Nächstenliebe etwa verbietet nicht, das Fleisch getöteter Tiere zu essen. Für einen Hindu ist dieses völlig anders. Er glaubt an die Seelenwanderung und sieht in den Körpern von Tieren die Seelen unglücklicher Geschöpfe gefangen. Deshalb würde ein Hindu nie Fleisch essen, denn es könnte das Fleisch eines Wesens sein, das in seinem vorherigen Leben ein Mensch gewesen war.
Dies muss man wissen, will man die Bedeutung des indischen Wortes für Nächstenliebe (Ahimsa) begreifen. Ahimsa ist für einen Hindu die allumfassende Liebe zu jeglichem Geschöpf und zugleich die absolute Gewaltlosigkeit. Ein Brahmane, der das Ideal des Ahimsa anstrebt, wird sogar den Weg verlassen, wenn er Ameisen auf ihm entdeckt, aus Furcht, eines dieser Insekten zu verletzten oder gar zu zertreten.
Gewaltlosigkeit und Feigheit sind entgegengesetzte Begriffe. Gewaltlosigkeit ist die größte Tugend, Feigheit das größte Laster. Gewaltlosigkeit entspringt der Liebe, Feigheit dem Hass. Gewaltlosigkeit ist immer bereit, leiden hinzunehmen, Feigheit würde es stets anderen zufügen.
Gandhi wandte sich also gegen eine Gewaltfreiheit, die nur in der Position des schwächeren geübt wurde. Die Gewaltfreiheit des Schwachen, so fürchtete er, würde bei einem Sieg in die Gewalt des Starken umschlagen. Deshalb unterschied er auch genau zwischen dem sogenannten passiven Widerstand und Satyagraha:
Während beim passiven Widerstand Raum ist für den Waffengebrauch, wenn sich nämlich eine passende Gelegenheit dafür bietet, ist in der Satyagraha solche Gewaltanwendung selbst unter den günstigsten Umständen verboten.
Diese Gedanken klingen zunächst einmal sehr fremd. Denn ist es nicht natürlich, sich an seinem Gegner zu rächen, der einen gedemütigt hat? Vielleicht doch nicht, wenn man bedenkt, dass das Bedürfnis nach Macht oder Rache immer etwas mit Schwäche zu tun hat. Ein Mensch, der innerlich stark ist, braucht keine Macht über andere Menschen auszuüben.
Satyagraha bedeutet folgendes:
Satya = Wahrheit
Und agraha = Kraft
Zusammengesetzt bedeutet es etwa:
„Die Kraft, die aus der Suche nach Wahrheit, Liebe und Gewaltfreiheit geboren ist.“

Verbrennung der Meldescheine

Das Ultimatum lief am 16. August 1908 um 16Uhr aus. Schon früh hatten sich an diesem Tag die Menschen auf dem Gelände der Hamidia-Moschee in Johannesburg versammelt. Man wartete gespannt, welche Entscheidung die Regierung fällen würde.
In der Ecke des Platzes, nahe bei der Mauer, stand auf einem kleinen Podest ein riesiger, eiserner Kochkessel mit vier Beinen. In ihm sollte das Feuer brennen, in dem die Anwesenden ihre Meldescheine verbrennen wollten, wenn das Parlament das Gesetz verabschieden sollte.
Gandhi und seine Helfer zwängten sich durch die Menge und sammelten die Meldescheine ein. Sorgsam wurden sie zu dem Kessel gebracht. Jeder der Anwesenden sollte die Möglichkeit erhalten, seinen Schein wieder zurückzubekommen.
Nun galt es zu warten. Eine ungeheure Spannung lag über dem Platz. Dann ein allgemeines und erwartungsvolles Aufstöhnen. Ein Bote kam eilig mit dem Fahrrad die Straße heruntergefahren und schwenkte einen Brief. Die Nachricht der Regierung. In diesem Brief stand, dass das Gesetz beschlossen wurde. Nun, nach dieser Entscheidung der Regierung, würde man die verhassten Meldescheine verbrennen können.
Unter lautem Jubel wurde nun Benzin auf die Scheine gegossen, dann loderte das Feuer hoch auf. 2000 Meldescheine verbrannten unter den immer lauter werdenden Freuderufen der Inder.
Die Versammlung in Johannesburg war ein Signal. Weitere derartige Veranstaltungen fanden statt und bald waren nahezu alle Registrierungspapiere der Inder in den Flammen verglüht. Doch dann begann der härtere Teil der Auseinandersetzung. Gandhi und seine Vertrauten, die sich nun „Satyagrahis“ nannten, beschlossen, bewusst gegen die Gesetze zu verstoßen, welche sie als diskriminierend für die Inder empfanden. Da war zum Beispiel das Einwanderungsgesetz. Es war unmittelbar mit dem Registrierungsgesetz verbunden und legte fest, dass nur noch die Inder die Grenze nach Transvaal überschreiten durften, die ihre Registrierungspapiere mit sich führten.
Wollte man General Smuts reizen, so musste man dafür sorgen, dass Inder die Grenze illegal überschritten. In kleinen Grüppchen machten sich die Satyagrahis auf den Weg. Ohne Papiere reisten sie nach Natal, kehrten kurz hinter der Grenze um und gingen über die Grenze wieder nach Transvaal zurück. Dort ließen sie sich willig verhaften und nach kurzen Gerichtsverfahren, in denen Gandhi als ihr Anwalt immer wieder die Ungerechtigkeit der Grenze anprangerte, für drei Monate ins Gefängnis werfen.
Immer mehr Inder stießen zu dem ursprünglich kleinen Häuflein. In immer größerem Maß wurde der illegale Grenzübertritt organisiert. Die Gefängnisse füllten sich, die Bewegung kam auf Touren.
Am 7. Oktober 1908 wurde auch Gandhi verhaftet, als er ohne Papiere die Grenze nach Natal überschreiten wollte. Die Strafe war, verglichen mit der manch einer seiner Kampfgefährten, gering: Gandhi wurde nur zu zwei Monaten Haft verurteilt, allerdings verbunden mit schwerer Zwangsarbeit.
Gandhis Verurteilung löste eine wahre Völkerwanderung aus. Scharenweise ließen die Inder sich nun verhaften. Dabei kam es zu erstaunlichen Szenen. Gandhi erinnerte sich später besonders an einen Mann namens Imman Saheb, einen reichen Händler, der es gewohnt war, sich mit äußerstem Luxus zu umgeben. Dieser Imman Saheb, der kaum jemals in seinem Leben körperliche Arbeit hatte leisten müssen, schloss sich der Satyagraha – Bewegung an, ließ sich wie all die anderen festnehmen und überstand klaglos eine dreimonatige Haft unter härtesten Bedingungen.
Wie konnte die Regierung auf eine solch entschlossene Haltung reagieren? Wie viele Inder würden sie noch in die bereits überfüllten Gefängnisse stecken können? Außerdem begann die Weltpresse auf die Vorgänge in Südafrika aufmerksam zu werden, beißende Kommentare erschienen. General Smuts verfiel auf einen Ausweg.
Neben der Gefängnisstrafe gab es noch eine andere Möglichkeit der Bestrafung: die Inder des Landes zu verweisen. Die Gefangenen sollten auf ein Schiff gebracht werden, das zurück nach Indien fuhr.
Der Plan wurde in die Tat umgesetzt, die Deportationen begannen. Bald lag das erste Schiff zum Auslaufen bereit im Hafen von Durban.
Damit hatte die Regierung einen Hebel gefunden, den Protest zu brechen.
Die Satyagrahis erkannten, was diese Maßnahmen für ihre Landsleute bedeuten würde, aber die Bewegung hatte zu wenig Geld, um wenigstens die größte Not der Deportierten lindern zu können. So blieb ihnen nichts übrig, als wenigstens einen aus dem engeren Kreis mit nach Indien zu schicken, damit dieser vielleicht dort bei Sympathisanten um Unterstützung werben konnte.
Trotz dieser Geste blieb die Deportation ein Schreckgespenst, das mehr Inder vom offenen Widerstand abhielt, als es die harten Haftbedingungen vermocht hatten.
Zunehmend bröckelte die Widerstandsbewegung auseinander. Mutlosigkeit machte sich breit, aber Gandhi ließ nicht locker. Er überprüfte die Gesetze von Transvaal, bis er zweifelsfrei nachweisen konnte, dass die Ausweisung nach Indien sogar nach dem Gesetz der Buren illegal war. Dann entfesselte er mit allen legalen Mitteln eine Kampagne gegen die Deportation. Und wieder war es die ausländische Presse, welche die Regierung zum Einlenken zwang. Die Menschentransporte nach Indien wurden eingestellt.
Trotzdem hatte Smuts zunächst gesiegt. Der Schock über die Deportationen war so tief gewesen, dass die meisten Inder von der Bewegung abgefallen waren und nur die härtesten Satyagraha – Kämpfer zurückgeblieben waren.

Die Tolstoi-Farm

Der Kampf schien aussichtslos. Das Grüppchen der Satyagraha – Kämpfer war immer kleiner geworden, denn die meisten waren entweder deportiert worden oder saßen in den Gefängnissen. Das schlimmste jedoch war, dass immer mehr Inder Gandhi die Unterstützung entzogen. Unter diesen Bedingungen konnte er kaum erwarten, als Sieger aus dem Konflikt mit der Regierung hervorzugehen.
Die Situation schien verfahren. Da bot sich für Gandhi unerwartet die Möglichkeit, wieder die Initiative zu ergreifen. Schon lange hatte es die Gerüchte gegeben, dass sich die südafrikanischen Kolonien zu einem Bundesstaat zusammenschließen könnten. Nun, im Juli 1909, sollten diese Pläne auf einer großen Konferenz in London besprochen werden. Hier war eine Gelegenheit, die Rechte der Inder bei Vertretern der britischen Regierung nachdrücklich zu vertreten.
Gemeinsam mit dem
Kaufmann Hajee Habib bestieg Gandhi am 21. Juni ein Schiff, das sie nach England bringen sollte.
Die Reise aber wurde zu einer Enttäuschung. Zwar gelang es den beiden Indern, mit den wichtigsten Vertretern der Regierung von England und Transvaal ins Gespräch zu kommen, aber Gandhi merkte schnell, dass keine entscheidenden Zugeständnisse zu erwarten waren. Über den Unterhändler Lord Ampthill ließ Ministerpräsident Botha mitteilen, dass er zwar in einigen Fragen zu Verhandlungen bereit wäre, keinesfalls aber in bezug auf die Einwanderungs – und Meldegesetze. Lord Ampthill schloss seine Mitteilungen, indem er sagte, dass mehr Forderungen nur zu Schwierigkeiten für sich und der Gemeinschaft werden können. Gandhi und Hajee Habib sollten erstmal über ihre Entscheidung nachdenken und sie dann Ampthill mitteilen.
Hajee Habib entschied sich dafür das Angebot anzunehmen, da er nicht wollte, dass die Gemeinschaft noch mehr leidet. Die Seite, die Hajee Habib vertrat, stellt die Mehrheit der Gemeinschaft und den Hauptanteil des Reichtums.
Ohne Zögern übersetzte Gandhi die Worte seines Begleiters, doch er fügte noch hinzu, dass sein Kollege zwar Recht habe, wenn er sagt, dass er den zahlenmäßig und finanziell stärkeren Teil vertritt, aber er selber spreche für die Minderheit, für die, die arm sind, für die Arbeiter auf den Plantagen oder in den Bergwerken. Sie seien zwar in der Minderheit, aber sie sind entschlossen, bis zum Tod zu kämpfen.
Der Mann, der die Krise überwinden half, gehörte nicht zur indischen Gemeinde. Dr. Hermann Kallenbach war ein großer, massiger Mann, mit breitem Gesicht und schweren, abgearbeiteten Händen, denen man kaum ansah, wie leicht und genau sie den Zeichenstift führen konnten. In Deutschland aufgewachsen, hatte der Architekt sich durch sein außerordentliches Können sehr schnell ein Vermögen verdient. Kallenbach bewunderte Gandhi schon seit Jahren und im Laufe der Zeit hatten sich die beiden Männer angefreundet. Kallenbach hatte bald begonnen Gandhis Arbeit zu unterstützten, wo immer es ihm möglich war. Als er von den Sorgen der Satyagrahis hörte, war in ihm ein Entschluss gereift. Unauffällig hatte er sich auf der Suche nach geeigneten Land gemacht. Ihm, den Europäer, konnten die Behörden den Ankauf nicht verwehren.
Am 30. Mai 1910 konnte er schließlich seinem Freund Gandhi stolz den Grund und Boden zeigen, den er wenige Tage zuvor erstanden hatte. 21 Meilen von Johannesburg entfernt, erstreckte sich das Gelände über eine Fläche von 5000 Morgen. Ein eigener Brunnen war vorhanden und die vom Vorbesitzer gepflanzten Orangen-, Aprikosen- und Pflaumenbäume waren gerade im besten Alter.
Kallenbach wollte, dass Gandhi die Farm zu einer Zufluchtstätte für die Satyagrahis machte. Er selber wollte auch auf die Farm ziehen. Gandhi stimmte schließlich zu und nannte sie Tolstoi-Farm, nach dem adligen Russen Tolstoi, der alles aufgegeben hat, um wie ein einfacher Bauer zu leben.
Mit Feuereifer machte man sich an den Aufbau der Farm. Europäische Handwerker brachten den Indern bei wie sie mit Mörtel, Stein und Kelle umzugehen hatten und bald standen die von Kallenbach entworfenen Häuser.
Die ersten Familien konnten einziehen. Wie Gandhi angekündigt hatte gab er seine Tätigkeit als Rechtsanwalt auf, holte seine Familie von der Phoenix-Farm nach und zog mit ihr in eins der neuerrichteten Häuser.
Unter seiner Leitung wurde das Farmleben organisiert. Jeder Bewohner musste mit anpacken.
Gandhi hat später selbst die Lebensbedingungen auf der Tolstoi-Farm als äußerst hart bezeichnet, härter als in einem Gefängnis. Aber der Traum aller, hier eine Oase der Selbstversorgung zu schaffen, von der aus man den Kampf gegen die Botha-Regierung wieder aufnehmen konnte, ließ sie diese Härten überstehen.

Gandhi in Indien
Massaker von Amritsar

Am 13. April 1919 begannen sich in der indischen Stadt Amritsar schon früh die Menschen zusammenzurotten. Überall öffneten sich Türen, strömten Männer, Frauen und Kinder aus den Häusern und begaben sich zum Jalianwallah Bagh. Hier war einer der öffentlichen Versammlungsplätze der Stadt, ein großer Hof, von hohen Mauern umschlossen, in den man nur durch wenige Türen gelangen konnte. Wie der Wind war gestern die Nachricht von Haus zu Haus gegangen, dass man sich heute hier einfinden wollte, um gegen die schändlichen Rowlatt-Gesetze zu protestieren. Trotz strengsten Versammlungsverbotes.
Die Rowlatt-Gesetze, benannt nach ihren Urheber, dem britischen Richter Sir Sidney Rowlatt, bedeuteten Kriegsrecht für Indien: Richter konnten nun in politischen Prozessen ohne die Kontrolle von Geschworenen urteilen, Verdächtige durften ohne Prozess eingesperrt werden. Und verdächtig konnte jeder sein.
Nahezu 2000 Menschen mochten es gewesen sein, die sich innerhalb der hohen Mauern befanden, als der entsetzte Schrei ertönte: „Soldaten!"
Die Menschen drängten zurück. Etwa 100 Inder, in englischen Uniformen und unter dem Kommando eines Briten, hatten Aufstellung bezogen. Die Ausgänge waren versperrt. Das Unfassbare geschah! Unaufhörlich peitschten die Schüsse. Nicht etwa über die Köpfe der Menge hinweg, nein, die Soldaten hatten ausdrücklich den Befehl, scharf zu schießen. Zehn entsetzliche Minuten dauerte das Massaker. Dann hatten die Soldaten mit etwa 1600 Kugeln 400 Versammlungsteilnehmer getötet. 1200 wälzten sich verletzt am Boden. Die Soldaten bekamen das Zeichen zum Rückzug. Die Verletzten wurden ihrem Schicksal überlassen.

„Non-Cooperation“-Kampagne

Das Motto war einfach: Non-Cooperation. Keine Zusammenarbeit. Überall im Land ging es von Mund zu Mund, prangte von eilig an Bäume und Telegrafenmasten geheftete Plakaten und Flugblättern, stand in allen Zeitungen: Boykottiert die Engländer, wo ihr könnt! Boykottiert die Schulen, die Verwaltungen, die Gerichte! Boykottiert die englischen Waren! Boykottiert das Tuch, das sie uns teuer verkaufen, nachdem sie uns die Baumwolle billig abgekauft haben. Stellt wieder selbst eure Textilien her! Spinnräder gibt es noch genug im Land.
Dann brannten die ersten Scheiterhaufen. Stundenlang hatten die Menschen Kleidung herbeigeschleppt. Gute Kleidung, aus englischen Tuch. Einer nach dem anderen war an den großen Haufen in der Mitte des Platzes herangetreten und hatte seine Kleidungstücke hinaufgeworfen. Benzin wurde ausgegossen, dann schoß die Flamme zum Himmel und verzehrte die englischen Waren. Die Menschen jubelten. Sie trugen nun Kleidung aus grobem, selbstgemachtem Stoff, Kleidung, die sie selbst hergestellt hatten, deren Produktion keine englischen Tuchfabrikaten bereichert hatte.
Und inmitten der Menge stand wieder dieser kleine Mann, inzwischen mit einer schmucklosen Brille aus einem runden Drahtgestell und bekleidet nur mit einem Dhoti aus selbstgewebtem Stoff. Der Dhoti war einfach nur ein Lendentuch, Kleidung der Ärmsten der Armen. Gandhi hatte geschworen es fortan als einziges Kleidungsstück zu tragen.
Während das Feuer emporloderte, fühlte Gandhi eine Hand, die sich von hinten auf seine Schulter gelegt hatte. Überrascht drehte er sich um. Hinter ihm stand ein großer, blonder Mann. Er sah jung aus, sehr jung. Er bat um ein Gespräch mit ihm. Der junge Mann hieß Parker und arbeitete für eine Nachrichtenagentur.
Die Kampagne breitete sich aus wie ein Steppenbrand.
Der Ruf nach Unabhängigkeit wurde immer lauter und war nicht mehr zu überhören.
Die Briten begannen unruhig zu werden, eine Krisensitzung folgte der anderen. Wahllose Verhaftungen begannen. Aber wie Gandhi vorausgesehen hatte, ließ sich dadurch nicht lösen.
Der Sieg, so schien es, war greifbar nah.
Doch es kam zu Gewalttätigkeiten. In einer Provinz im Norden Indiens wurden Polizisten, die einige Demonstranten misshandelt hatten, von der aufgebrachten Menge in die hölzerne Polizeiwache getrieben. Die Tür wurde verbarrikadiert, dann wurde das Holz aus eilig herbeigeschleppten Kanistern Benzin getränkt, eine Fackel loderte auf und binnen kürzester Zeit stand das Haus in Flammen.
Gandhi war erschüttert. Seine Mitkämpfer hatten sich wieder als unreif für den Satyagraha-Kampf erwiesen. Er brach die Kampagne ab und legte sich selbst, wie angekündigt, ein fünftägiges Sühnefasten auf.
Als sich die Inder Gandhis Aufruf beugten und die Kampagne einstellten, reagierten die Briten prompt. Nun konnte man das Haupt der Bewegung unschädlich machen. Gandhi wurde verhaftet und in einem aufsehenerregenden Prozess wegen Aufwieglung angeklagt.
Gandhi verlangte von Anfang an des Prozess die Höchststrafe.
Schließlich wurde er zu sechs Jahren Haft verurteilt.

Gandhis Entrinnen vor dem Tod

Der Chirurg des Zentralgefängnisses in Poona wurde mitten in der Nacht von zwei Wärtern, die draußen im strömenden Regen standen, geweckt.
Gandhi ging es gar nicht gut, er musste noch in dieser Nacht operiert werden, sonst würde er sterben.
Und falls er sterben sollte, würde Poona brennen!
Der Arzt lief zurück in sein Schlafzimmer, schlüpfte in die Kleidung und griff nach seiner Instrumententasche, dann folgte er den beiden Wärtern.
Als sie den massiven Bau erreicht hatten, eilte der Arzt sofort zur Zelle Gandhis. Kein Zweifel, der musste sofort operiert werden. Drei Schwestern wurden herbeigeholt, dann brachte man Gandhi in das notdürftig zum Operationssaal hergerichtete Arztzimmer.
Die Operation begann. Der Chirurg arbeitete in fieberhafter Eile.
Plötzlich schrak er zusammen. Unmittelbar neben dem Gefängnis musste ein Blitz niedergegangen sein. Für Sekunden war der kleine Raum taghell erleuchtet, danach folgte ein ohrenbetäubendes Donnern. Und dann: ein kurzes Flackern und schließlich die völlige Dunkelheit. Eilig wurde eine Taschenlampe geholt und im Schein des kleinen Lichtkegels arbeitete der Arzt verbissen weiter. Doch die Batterien der Lampe waren fast verbraucht. Zunächst unmerklich, dann immer rascher wurde das Licht schwächer.
Doch sie hatten keine anderen Lampen mehr, außer einer Stallaterne und da der Arzt nicht wollte, dass Gandhi stirbt ließ er die Stallaterne holen.
Mit entschlossen und geübten Griffen vernähte er die Wunde und legte den Verband an. Die Operation war, so schien es, geglückt.
Gandhi ging es sehr schlecht, nach dieser dramatischen Operation. Sein Gesundheitszustand war so angegriffen, dass es die Behörden für sinnvoll hielten, ihn vorzeitig aus der Haft zu entlassen. Mochte er in Freiheit sterben, einen Märtyrer konnten die Briten im Moment nicht brauchen.
Am 5. Januar 1924 konnte Gandhi, gestützt auf zwei Pfleger, das Gefängnis in Poona verlassen.

Die Sprinnrad-Kampagne

Gandhi war der Meinung, dass die moderne Zivilisation der Engländer ihnen mehr Schaden als Nutzen bringt. Man muss sich selbst entwickeln. Aus den Dörfern heraus. Von dort aus wird die Rettung für Indien kommen. Deshalb will Gandhi in die Dörfer gehen und mit den Leuten sprechen. Er möchte sie in der Verwendung des Spinnrads unterweisen und ihnen dort Rat geben, wo er es vermag. In den folgenden Monaten bereiste Gandhi das Land. Ob mit Bahn, Auto, Boot oder zu Fuß, er kam in die entlegensten Dörfer, um für sein Spinnrad zu werben. Er hatte ein Gelübde abgelegt, täglich eine genau festgelegte Zeit auf seinem kleinen Spinnrad zu spinnen und er hielt sein Gelübde, gleichgültig ob er sich bei einer Audienz, auf Konferenzen in einem fahrenden Zug befand.
Auch die Kongreßmitglieder forderte er immer wieder auf, selbstgesponnendes Garn zu tragen. Das Spinnrad machte er zum Symbol der indischen Unabhängigkeit und der nationalen Einheit. Sogar in der Flagge des Kongresses tauchte das Spinnrad auf. Es war ein Zeichen, das die einfachen Leute verstanden. Es verband sie mit der großen Politik, der sie früher so fern gestanden hatten.
Sechs Jahre sollte die Kampagne dauern, lediglich unterbrochen durch ein „Jahr des Schweigens“, in dem er sich ganz in seinen Ashram bei Ahmedabad zurückzog.

Der Salzmarsch

Der Salzmarsch bzw. die „Salz-Satyagraha“ von 1930 war eine Kampagne Mahatma Gandhis, die das Salzmonopol der Briten brechen sollte und letztlich zur Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien führte. Der Salzmarsch war die spektakulärste Kampagne, die Gandhi während seines Kampfes um Unabhängigkeit initiierte. Gandhi verlangte, dass die Salzsteuer abgeschafft würde. Die Salzsteuer hatte sich zu einer der gewinnbringendsten Einnahmequellen der Kolonialverwaltung entwickelt. Aber auch zu einer schweren Last für die Ärmsten der Armen. In einem Brief rechnete Gandhi Lord Irwin vor, dass ein indischer Arbeiter drei Tage zu arbeiten hatte, nur um die Steuer aufzubringen. Aus diesem Grund wollte Gandhi am 11. März mit einem Marsch zur Südküste beginnen, um dort das Salzmonopol zu brechen. Gandhi wurde in einem Brief freundlich, aber bestimmt mitgeteilt, dass man bedauerlicherweise nicht auf seine Wünsche eingehen könnte. Gandhi hatte wohl nichts anderes erwartet. Ungerührt von all dem bereitete er sich auf den 11. März vor. Er informierte die Presse von seinem Vorhaben, lud Korrespondenten ausländischer Zeitungen ein und sammelte schließlich eine kleine Schar Anhänger um sich, die ihn auf dem langen Marsch begleiten sollten. Gandhi hatte ein großes Gespür für politische Stimmungen, deshalb hatte Gandhi ein Thema gewählt, das jeden Menschen im Land anging. Die Salzsteuer betraf jeden, vor allem jedoch die Armen.
Die Salzsteuer abzuschaffen, wäre der Regierung möglich gewesen, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Dass sie es nicht tat, zeigte, wie wenig man sich in London um die Wünsche der Inder scherte.
Wie sehr Gandhi den Nerv des Landes getroffen hatte, zeigte sich am 11. März. Zehntausende hatten sich in Ahmedabad versammelt. Reporter und Journalisten aus aller Welt fuhren vor und kämpften um die besten Plätze in den Rundfunk- und Telegrafiestationen. Der Abmarsch geriet unversehens zu einem grandiosen Schauspiel, das in alle Welt übermittelt wurde. Und dann Gandhi selbst. Er wirkte fast übersinnlich, in seinem weißen Dhoti, wie ein Prophet, der sein Volk in die Freiheit führen würde.
Als der Marsch begann warfen sich die Menschen links und rechts vom Weg vor ihm nieder, bestreuten die staubige Straße mit Blumen, benetzten sie mit Wasser und küssten, wann immer möglich, seine Füße.
Lord Irwin ging davon aus, dass sich nach einigen Tagen die Begeisterung der Massen wieder legen würde, dich Irwin täuschte sich. Je länger der Marsch dauerte, desto knisternder wurde die Spannung über dem Land.
Nach 24 Tagen hatten sie die 385km zwischen Ahmedabad und dem kleinen Dorf Dandi an der Küste des Arabischen Meeres hinter sich gebracht. Am Abend des 5. April 1930 erreichte Gandhi an der Spitze seiner zu einer Demonstration angewachsene Gruppe den Strand. Lauter Jubel brach aus. Man war am Ziel.. 6000 waren es, die auf die symbolische Handlung warteten, mit der Gandhi das Salzgesetz brechen würde. Er bückte sich schließlich und hob eine Handvoll der natürlichen Salzablagerungen am Strand auf. Dann zeigte er sie stumm der Menge. Eine schlichte Geste und sie löste die größte Massenbewegung aus, die Indien bis dahin erlebt hatte. Aus dem ganzen Land pilgerten die Menschen zum Meer, um dort Salz zu gewinnen, das für sie auf einmal kostbarer geworden war als Gold.
Lord Irwin konnte nun nicht mehr tatenlos zusehen. Am 5. Mai ließ er das Lager Gandhis durch Polizei umstellen und den alten Mann im Schutz der Dunkelheit in das nächste Gefängnis von Poona bringen. Wie würde Indien am nächsten Morgen reagieren? Es war, als hätte Lord Irwin in ein Wespennest gestochen. Kaum hatten die Zeitungen die Nachricht von Gandhis Verhaftung gebracht, brach ein landesweiter Streik aus, der alles bisher Dagewesene weit übertraf. Die Fabriken standen still, Schulen wurden geschlossen und wer einkaufen wollte stand vergeblich vor den Geschäften, deren Besitzer sich an dem Streik angeschlossen hatten.
In London fanden pausenlos Krisensitzungen statt, auf denen die neuesten Meldungen aus Indien analysiert wurden. Sollte man nachgeben? Nein. Abwarten, war die allgemeine Ansicht.
Dann kam der 29. Mai 1930. Eine lange Kette von Menschen bewegte sich nördlich der Stadt Bombay auf das Salzbergwerk Dharasana zu. Ihr Ziel hatten sie zuvor angekündigt. In einer Satyagraha-Aktion wollten sie das Bergwerk gewaltfrei besetzten. An ihrer Spitze gingen die Dichterin Sarojni Naidu und der zweite Sohn Gandhis, Manilal. 2500 Menschen umfasste der Zug. Alle Demonstranten waren mit weißen Mützen und Dhotis bekleidet, es war ein eindrucksvolles Bild.
Das Bergwerk wurde von 400 indischen Polizisten geschützt.
320 Verletzte und zwei Tote kostete die Aktion am Salzbergwerk.
Ein weltweiter Proteststurm ohnegleichen entstand, der die Freilassung Gandhis und die Anerkennung seiner Forderungen von der britischen Regierung forderte.
Lord Irwin kapitulierte.
Im Jahr 1931 ließ er Gandhi bedingungslos frei.
Und im März 1931 erhielt Gandhi die Zustimmung zum Verkauf des „indischen Salzes“.

„Quit-India“-Kampagne

Mit 1500 Satyagrahis hatte Gandhi die Kampagne begonnen. Sie waren durch die Städte und auf die Dörfer gezogen und hatten dort den gewaltfreien Widerstand gepredigt.
Die Engländer reagierten zuerst verstört, dann gereizt. Während sie in Europa in dem schweren Krieg verwickelt waren, durften sie in Indien nicht dulden, dass man ihnen die Gefolgschaft und damit die lebensnotwendige Unterstützung aufkündigte. Sie mussten deshalb die Antikriegspropaganda mit allen Mitteln zu unterdrücken versuchen.
Greiftrupps wurden losgeschickt, um die Satyagraha-Kämpfer abzufangen und in die Gefängnisse zu bringen. Doch seltsam: Je mehr Anhänger verhaftet wurden, desto mehr schienen an ihre Stelle zu treten.
Nach nicht einmal vier Monaten waren über 200000 Leute verhaftet und wegen Überschreitung des Redeverbotes zu durchschnittlich 12 Wochen Haft verurteilt.
Aber was half es? Mit ungebrochener Energie wurde diese Kampagne weitergeführt.
Solange England nicht bereit war auf seine Ansprüche in Indien völlig zu verzichten, solange würde es keine Verträge geben. „Quit-India“ lautete das Motto der Resolution, die unter Mitwirkung Gandhis im Kongress erstellt und am 8. August 1941 den Engländern übergeben wurde.
Am 9. August, nur einen Tag nach Bekanntwerden der Resolution, ließ Churchill (Premierminister) eine insgeheim schon längst vorbereitete Polizeiaktion anlaufen und die gesamte Kongressführung verhaften. Auch Gandhi wurde verhaftet. Allerdings hatte man bei ihm ein besonderes Gefängnis vorgesehen: Zusammen mit seiner Frau wurde er in den scharf bewachten Aga-Khan-Palast von Poona gebracht. Gandhi protestierte, er wollte das Los seiner Gefährten teilen. Doch die Engländer wussten, dass nur mit völliger Isolation der Gefährlichkeit dieses Mannes zu begegnen war.
Er war zur Hilflosigkeit verdammt, während draußen eine Verhaftungswelle nach der anderen durch das Land ging. Seine Stimme erreichte die Inder nicht mehr.
In Indien aber brach nun der Aufstand los.
Nur zwei Monate nach dem Ausbruch des Aufstandes hatten 900 Menschen auf den Straßen ihr Leben gelassen. 60000 Inder saßen unter härtesten Bedingungen in den Gefängnissen.

Mahatma Gandhis Tod

Eigentlich hätte Gandhi zufrieden sein müssen, denn er hatte das bekommen, was er wollte: die Unabhängigkeit Indiens! Doch er war es nicht. Denn es gab immer mehr Aufstände zwischen Moslems und Hindus.
Also fing Gandhi an zu fasten, wenn es sein musste auch bis zu seinem Tode. Doch es zeigte sich, wie sehr der Mahatma zu Idol geworden war. Moslems und Hindus gelobten Versöhnung.
Doch Gandhi ahnte nicht, dass er sich mit diesem letzten und verzweifelten Fasten erbitterte Todfeinde geschaffen hatte. Orthodoxe Moslems sahen in ihm immer noch einen starken und unberechenbaren Feinds Pakistans. Die fanatischen Hindus dagegen verziehen ihm nicht, dass er für einen Frieden mit den Moslems Partei ergriff. Ihr Ideal war ein reiner Hindustaat, der nur durch die Vertreibung der Moslems entstehen konnte und sie ahnten, dass Gandhi sich diesem Ideal widersetzten würde, solange er lebte.
Am 30. Januar, als Gandhi auf dem Weg zu seiner abendlichen Andacht war, bahnte sich ein Mann mit den Ellenbogen einen Weg durch die wartende Menge. Vor Gandhi angekommen, fiel er vor dem Greis auf die Knie, der, gestützt auf zwei Begleiterinnen, abwartend stehenblieb. Blitzschnell riss der kniende Mann eine Pistole aus seiner Kleidung, drei Schüsse krachten, dann sank der Mahatma getroffen zu Boden.
Mit den Worten „He Ram“ (O Gott) auf den Lippen starb er in mitten seiner Anhänger.

Warum ist Gandhi ein Vorbild?

Mahatma Gandhi kämpfte ohne Gewalt für die Unabhängigkeit Indiens. Er setzte zahlreiche Proteste, Demonstrationen und Ähnliches in Bewegung und riskierte immer wieder, dass ihm gegenüber Gewalt angewendet wurde oder dass er ins Gefängnis kam. Heute würde das niemand mehr tun, jeder denkt nur an sich und sein eigenes Wohlergehen.
Er musste viele Male ins Gefängnis, doch auch während seiner Haft arbeitete er an neuen Kampagnen oder Strategien.
Gandhi war immer für Liebe und Vergeben, er hielt nichts von Rache und dachte nie daran sich mit Gewalt zu rächen. Er behandelte alle Menschen gleich, so holte er stets bei einem Essen mit einem Politiker oder einem reichen Mann dessen Diener oder Fahrer mit an den Tisch. Er war der Meinung, dass Menschlichkeit das Allerwichtigste ist.
Gandhi äußerte sich auch sehr deutlich zu den weltpolitischen Fragen seiner Zeit. In einem Bir4ef an Adolf Hitler, auf den er keine Antwort erhielt, bat Gandhi um die Wahrung des Weltfriedens.
Ich finde Gandhi als Menschen total faszinierend. Ich kann nur Albert Einsteins Kommentar über Gandhi zustimmen: „Künftige Generationen werden kaum glauben, dass einer wie er in Fleisch und Blut auf dieser Erde gewandelt ist!“
Und es stimmt. Als ich das erste mal über Gandhi etwas gelesen hatte dachte ich nur: „Und so jemanden kam es wirklich?“ Ich finde man sollte viel mehr im Unterricht über Gandhi lernen, weil ich fürchte, dass viele noch nicht mal seinen Namen irgendwo gehört haben.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Liba



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